Overwatch - Die Heldin von Numbani (eBook)
320 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0339-7 (ISBN)
Nicky Drayden ist eine Systemanalytikerin, die sich mit dem Schreiben von Büchern beschäftigt, wenn sie nicht gerade zu tief im Code vergraben ist. Sie wohnt in Austin, Texas, wo es völlig normal ist, seltsam zu sein - wenn es nicht sogar erforderlich ist, um dort freiwillig zu leben.
Nicky Drayden ist eine Systemanalytikerin, die sich mit dem Schreiben von Büchern beschäftigt, wenn sie nicht gerade zu tief im Code vergraben ist. Sie wohnt in Austin, Texas, wo es völlig normal ist, seltsam zu sein – wenn es nicht sogar erforderlich ist, um dort freiwillig zu leben.
Kapitel 1
Warmes goldfarbenes Licht fiel durch das Fenster in Efis Werkstatt und erfüllte sie mit einem Hoffnungsschimmer … Sie hoffte, dass ihr neuer Roboter diesmal funktionierte und sie nicht vor ihren Freunden blamierte – wie schon so oft.
Efi beobachtete die sechsbeinige Spinne, die über die hölzerne Tischplatte rannte. Sie bestand aus pechschwarzem Metall und verfügte über die fortschrittlichste künstliche Intelligenz, die sich Efi mit ihrem Einfallsreichtum und Taschengeld leisten konnte. Sie hielt den Atem an, als sich der Roboter der Tischkante näherte. Er würde die Welt revolutionieren, davon war Efi überzeugt, aber im Augenblick stand er vor einem großen Problem.
Plopp.
Der Roboter stürzte von der Tischkante und kam auf dem Boden auf. Dann stolperte er wie benommen herum und schwankte mal hierhin und mal dorthin. Endlich machte es den Anschein, als hätte er sich wieder gefangen, und er tat einige zuversichtliche Schritte … nur um direkt gegen den nicht verschnürten Turnschuh von Efis bestem Freund Naade zu prallen.
Naade runzelte die Stirn und hob den Roboter hoch, der wie eine aufgeregte Krabbe mit den Beinen in der Luft herumzappelte. »Ist nicht wirklich clever, was?«, fragte er.
»Noch nicht«, antwortete Efi und nahm ihm den Roboter vorsichtig ab. »Aber bald, und dann werden sich alle darum reißen.«
Die Freeware zur Verarbeitung der Raumwahrnehmung, die sie heruntergeladen hatte, wies einige erhebliche Bugs auf. Selbstverständlich konnte sie diese problemlos beheben, aber das würde einige Zeit dauern, und schon jetzt warteten einhundertfünfzig Kunden auf ihre Bestellungen. In der Ecke ihrer Werkstatt pingte ihr Laptop und verkündete einen weiteren Verkauf. Efi zuckte zusammen.
Jetzt sind es schon einhunderteinundfünfzig Kunden …
Nur um das klarzustellen: Efi war wirklich dankbar, dass ihr Roboterprototyp auf Hollagram derart großes Interesse erregte: 1023 Likes, 850 Claps und 332 Shares. Aber irgendwann zwischen der ersten Bestellannahme und der Herstellung der ersten Einheit war ihr bewusstgeworden, dass ihr die Sache über den Kopf wuchs. Wie immer hatte Efi große Träume und nicht genug Hände, um diese zu schaffen. Sie hatte gehofft, dass Naade und Hassana – die seit dem unglückseligen Zwischenfall auf der Wissenschaftsmesse vor ein paar Jahren ihre besten Freunde waren – ihr freiwillig unter die Arme greifen würden, sobald sie erkannten, wie revolutionär der Roboter sein würde, doch bisher verlief die Demonstration nicht gerade gut.
»Ich möchte auf jeden Fall einen«, sagte Hassana mit breitem Grinsen im Gesicht. »Ein sechsbeiniger Roboter, der richtig gut von Tischen fallen kann, wäre wirklich toll.«
»Ha, ha, sehr witzig«, erwiderte Efi, stellte den Roboter zurück auf die Werkbank und hielt ihn mit den Händen von der Kante fern. Der Roboter mochte unbeholfen sein, doch sie war felsenfest davon überzeugt, ihre Freunde mit dem, was sie ihnen als Nächstes zeigen wollte, beeindrucken zu können. Efi drückte einen silbernen Knopf auf dem Rücken der Spinne, und eine lebensgroße holografische Projektion von Naade im Schneidersitz flackerte über der Tischplatte auf. Sie sah den echten Naade blinzelnd an.
»Wow!«, rief Naade und betrachtete das Hologramm von allen Seiten – von den nicht zueinanderpassenden Socken, die unter den Hosenbeinen der Schuluniform hervorlugten, bis hin zu der Narbe auf der Stirn, die er von dem verlorenen Kampf gegen das Parkverbotsschild vor dem Kọfị Aromo zurückbehalten hatte. »Du hast recht. So einen Roboter wird jeder haben wollen.«
»Vergiss es. Ich will keinen«, widersprach Hassana. »Ein Naade reicht mir völlig. Wenn ich allerdings den einen gegen den anderen austauschen könnte …«
Naade streckte Hassana die Zunge raus, aber sie tat so, als würde sie es nicht bemerken, fuhr stattdessen mit einer Hand durch die Projektion und ließ die Finger hindurchgleiten, als würde es sich um holografische Fingerfarbe handeln. Das Bild löste sich an den Stellen auf, an denen sie es berührte, und danach setzten sich die Pixel wieder zusammen. Das Naade-Hologramm drehte den Kopf und lächelte sie an. Hassana erschauderte.
»Nichts und niemand wird ausgetauscht«, teilte Efi ihren besten Freunden mit. »Und ich baue natürlich keine Armee aus Naades. Der Roboter heißt Junie, was die Kurzform von ›Juniorassistent‹ ist, und er soll in gesellschaftlichen und beruflichen Situationen als Double zum Einsatz kommen. Wenn man beispielsweise nicht zu einer Besprechung erscheinen kann, schickt man seinen Junie, der Videoaufnahmen macht und alles aufzeichnet.«
»Das heißt, ich könnte in Geschichte schlafen, und er würde für mich mitschreiben?«, fragte Naade mit weit aufgerissenen Augen.
Efi runzelte die Stirn. Das war in der Tat möglich, aber Naade schien dieser Gedanke viel zu gut zu gefallen. »Das soll dir nicht dabei helfen, im Unterricht nicht aufpassen zu müssen«, erklärte Efi kopfschüttelnd. »Bitte sag meinem Freund, warum es wichtig ist, immer gut aufzupassen, Naade-Junior.«
Das Holobild nickte und flackerte, als es die Audioaufnahmen des Stimmtests abrief, die Efi zuvor aufgenommen hatte. Dann machte es den Mund auf, um etwas zu sagen, aber es kam nur ein verwirrender Mix aus Englisch, Yoruba, Kauderwelsch, Französisch und möglicherweise Kantonesisch heraus, und das Hologramm wedelte dabei wild mit den Armen.
»Hör auf damit, Naade!«, befahl Efi verzweifelt, aber sobald sie sich ein wenig beruhigt hatte, fiel ihr ein, dass sie mit einer KI und nicht mit ihrem Freund sprach. »Prozess anhalten, Naade-Junior!«
Der Junie beruhigte sich lautlos, ging flackernd aus und hinterließ nichts als einige Staubkörnchen, die in der Luft tanzten.
»Oh ja, das ist eindeutig eine Verbesserung zu Naades üblichem Geschrei«, stellte Hassana fest und lachte.
Naade jedoch entging nicht, wie sehr sich Efi ärgerte, er legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ich weiß nicht viel über das Programmieren von Robotern oder über KIs, aber ich weiß, dass keiner beim ersten Versuch alles richtig macht«, sagte er leise.
»Das weiß ich auch.« Efi schniefte. Sie hatte in einem Alter mit dem Bau von Robotern angefangen, in dem andere Kinder noch mit Buchstabenwürfeln spielen. Solche Bugs waren völlig normal. Sie rechnete immer mit einem oder zwei Fehlern. Was sie jedoch nicht erwartet hatte, war diese absolute Katastrophe. »Es ist nur so, dass ich schon so viele Bestellungen habe, und alle freuen sich darauf, ihren Junie zu bekommen. Ich habe meine ganze Freizeit in der Werkstatt verbracht und versucht, diesen Roboter zu perfektionieren.«
»Wie können wir dir helfen?«, fragte Hassana und zog sich einen Metallstuhl vor die Werkbank. »Du weißt doch, dass du dich auf uns verlassen kannst.«
Efis Laune besserte sich schlagartig. Sie konnte auf ihre Freunde zählen. Man überstand keine drei Stunden zusammen auf dem Boden der Schulbücherei aufgrund eines Gravitonstrahls mit Fehlfunktion, ohne Freunde fürs Leben zu werden. »Okay. Wenn du dich um die Montage der Beine am Chassis kümmern könntest, wäre das super.« Efi deutete auf zwei Kisten auf der Werkbank, die voller Roboterteile waren. »Du musst ein bisschen löten und die Schaltkreise anpassen, aber ich habe etwas, das dir dabei helfen kann.«
Dann drehte sich Efi zu dem riesigen holografischen Monitor an der Wand um und rief ein Video auf.
»Oh! Ein Film? Spielt Kam Kalu mit?«, fragte Naade und versuchte, die machohafte, lässige Art eines seiner Lieblings-Nollywood-Actionhelden nachzumachen. Was in die Hose ging. Und zwar gewaltig.
»Eigentlich ist es eher eine Art Anleitungsvideo, in dem die Farben und Enden der Kabel beschrieben werden und wie man die Kalibrierung am effizientesten …« Efi schenkte ihren Freunden ein beschämtes Lächeln. »Vermutlich wäre es einfacher, wenn ihr euch das Video einfach anseht. Macht es euch auch wirklich nichts aus, mir zu helfen?«
»Verbringt nicht jeder seinen Freitagabend mit dem Bau von Robotern?«, erwiderte Naade und hielt sich ein gegabeltes Kabel wie einen gezwirbelten Schnurrbart unter die Nase.
»Genau. Wie schwer kann das schon sein?«, meinte Hassana. Dann deutete sie mit einer Lötpistole auf einen Haufen Servomotoren und machte »piu, piu, piu«.
»Ähm …« Efi zuckte zusammen. »Du hältst sie falsch rum.« Sie drehte die Lötpistole und legte den Schalter um, woraufhin ein blassblaues Licht erschien.
Naade musste so heftig lachen, dass er fast vom Stuhl fiel. »Du hättest dir beinahe die Augenbrauen zusammengelötet«, sagte er zu Hassana. »Ha, stell dir nur vor, du hättest Montag in der Schule allen erzählen müssen, dass du den Isaac gemacht hast!«
»Ich hab eben einen Fehler gemacht«, erwiderte Hassana. »Wieso vergleichst du mich deswegen mit Isaac?«
»Weil er sich die Handfläche an die Stirn geklebt hat und so rumlaufen musste! Das war echt legendär!«
Efi hielt das Video an. »Wovon redet ihr beide da eigentlich?«, fragte sie.
»Ach, das war gar nichts«, antwortete Hassana. »Nur ein kleiner Zwischenfall heute im Wissenschaftslabor.«
»Ein kleiner Zwischenfall?«, wiederholte Naade und wedelte wild mit den Armen herum, so wie es Naade-Junior zuvor auch getan hatte. Zumindest diesen Teil hatte Efi richtig hinbekommen. »Das war das unglaublichste, dämlichste, lächerlichste, großartigste Wissenschaftslabordesaster aller …« Naade schnappte...
Erscheint lt. Verlag | 29.7.2020 |
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Übersetzer | Kerstin Fricke |
Zusatzinfo | 44 s/w Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Blizzard • gamescom • Künstliche Intelligenz • Team-Shooter • Videospiel |
ISBN-10 | 3-7336-0339-7 / 3733603397 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0339-7 / 9783733603397 |
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