Land of Stories: Das magische Land - Eine düstere Warnung (eBook)
544 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0330-4 (ISBN)
Chris Colfer ist Schauspieler und Autor. Bekannt wurde er durch die Serie »Glee«, für die er unter anderem mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Alle »Land of Stories«-Bände sind auf der »New York Times«-Bestsellerliste erschienen und begeistern ebenso wie seine Kinderbuchserie »Tale of Magic« weltweit unzählige Fans. Mit »Roswell Johnson« startet Chris Colfer nun ein neues Abenteuer der Extraklasse.
Chris Colfer ist Schauspieler und Autor. Bekannt wurde er durch die Serie »Glee«, für die er unter anderem mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Alle »Land of Stories«-Bände sind auf der »New York Times«-Bestsellerliste erschienen und begeistern ebenso wie seine Kinderbuchserie »Tale of Magic« weltweit unzählige Fans. Mit »Roswell Johnson« startet Chris Colfer nun ein neues Abenteuer der Extraklasse. Brandon Dorman wurde in Washington im Westen der USA geboren und zeichnet bereits seit seiner Kindheit Drachen, Piraten und Fabelwesen. Das hat sich nach seinem Kunst- und Designstudium nicht geändert. Als freier Illustrator und Autor erschafft er überbordend phantasievolle Bilderwelten für Groß und Klein. Fabienne Pfeiffer, geboren 1990, studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur in Frankfurt am Main. Seit 2016 übersetzt sie alles vom Bilderbuch bis zum Jugendroman aus dem Englischen, darunter Werke von Chris Colfer (Land of Stories) und Kelly Oram (Cinder & Ella), Ben Brooks und Lynette Noni sowie Sach- und Mitmachbücher für junge Leser*innen.
Prolog Gäste der Grande Armée
Die ungewöhnlich dunklen Blätter und Borken der Bäume waren des Nachts beinahe unmöglich zu erkennen und ließen keinen Zweifel darüber, weshalb man die Gegend seit fernen Zeiten »Schwarzwald« nannte. Obwohl ein heller Mond hinter den Wolken hervorlugte wie ein schüchternes Kind, konnte niemand mit Gewissheit sagen, was sich im Dickicht verbarg.
Eine Kühle hielt sich in der Luft, als hätte jemand einen Schleier über die Baumkronen gebreitet. Es handelte sich um einen entlegenen, altehrwürdigen Wald; seine Wurzeln hatten sich tief in das Erdreich gegraben, während die Äste hoch in den Himmel ragten. Wäre der schmale Pfad, der sich durch das Gelände schlängelte, nicht gewesen, hätte man glauben können, alles sei völlig unberührt und noch nie einem Menschen unter die Augen gekommen.
Ein dunkler Wagen, gezogenen von vier starken Pferden, stob durch den Wald. Die beiden schwingenden Laternen erleuchteten den Weg und gaben ihm den Anschein eines riesigen Wesens mit glühenden Augen. Zwei französische Soldaten aus Napoleons Grande Armée ritten nebenher. Schwarze Umhänge verhüllten ihre farbenprächtigen Uniformen und ermöglichten es ihnen, unerkannt zu reisen – denn die Welt sollte nie erfahren, in welcher Mission sie in dieser Nacht unterwegs waren.
Schon bald bremste der Wagen am Ufer des Rheins, in gefährlicher Nähe zur Grenze des beständig wachsenden Französischen Kaiserreichs. Dort entstand soeben ein großes Lager, Dutzende beiger Zelte wurden von unzähligen französischen Soldaten aufgeschlagen.
Auch die Reiter hatten angehalten. Sie stiegen von ihren Pferden, öffneten die Türen der Kutsche und zerrten zwei Männer heraus. Beiden hatte man die Hände hinter dem Rücken gefesselt und schwarze Säcke über die Köpfe gestülpt. Sie ächzten und brüllten unverständliche Worte – denn geknebelt waren sie ebenfalls.
Die Soldaten trieben sie vor sich her zur Mitte des Lagers und stießen sie in das größte Zelt. Selbst mit verdeckten Gesichtern merkten die Gefangenen, wie hell es dort war, und spürten einen weichen Teppich unter ihren Füßen. Die Soldaten drückten sie auf zwei hölzerne Stühle im hinteren Teil des Zeltes.
»J’ai amené les frères«, hörten die beiden einen ihrer Häscher sagen.
»Merci, Capitaine«, entgegnete eine andere Stimme unmittelbar vor ihnen. »Le général sera bientôt là.«
Man zog den Gefangenen die Säcke vom Kopf und entfernte die Knebel. Sobald sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, erkannten sie einen großen, muskulösen Mann. Er stand hinter einem massiven Holzschreibtisch. Seine Haltung drückte Autorität aus, und seine Miene war alles andere als freundlich.
»Hallo, Brüder Grimm«, sagte er mit starkem Akzent. »Ich bin Colonel Philippe Baton. Wie nett, dass ihr euch heute Abend zu uns gesellt.«
Wilhelm und Jacob Grimm starrten zu dem Oberst hinauf. Sie waren verschrammt und von blauen Flecken übersät, ihre Kleider zerrissen – offenkundig hatten sie unterwegs nach Kräften Widerstand geleistet.
»Hatten wir denn eine Wahl?«, fragte Jacob und spuckte Blut auf den Teppich.
»Ich nehme an, mit Capitaine De Lange und Lieutenant Rembert habt ihr euch bereits bekannt gemacht«, sagte Colonel Baton und wies auf die beiden Soldaten, die die Brüder hereingebracht hatten.
»Bekannt gemacht würde ich es nicht nennen«, meinte Wilhelm.
»Wir haben es auf die höfliche Art versucht, Colonel, aber die beiden wollten nicht kooperieren«, ließ Capitaine De Lange seinen Vorgesetzten wissen.
»Da mussten wir unsere Einladung ein wenig deutlicher vermitteln«, fügte Lieutenant Rembert hinzu.
Die Brüder blickten sich währenddessen im Zelt um. Dafür, dass es gerade erst aufgestellt worden war, beeindruckte die tadellose Einrichtung: In einer der Ecken tickte eine Standuhr, zwei blankpolierte Armleuchter brannten zu beiden Seiten des Hintereingangs, und eine große Landkarte Europas, auf der winzige französische Flaggen die eroberten Gebiete markierten, lag ausgebreitet auf dem wuchtigen Schreibtisch.
»Was wollt Ihr von uns?«, fragte Jacob und kämpfte dabei gegen die Seile an, die seine Hände zusammenbanden.
»Wenn Ihr uns tot sehen wolltet, hättet Ihr uns schließlich gewiss längst umgebracht«, bemerkte Wilhelm und zerrte seinerseits an den Fesseln.
Ihre Ruppigkeit verdüsterte das Gesicht des Obersts noch weiter. »General Marquis hat nach eurer Anwesenheit heute Abend verlangt – nicht um euch zu schaden, sondern um eure Hilfe zu erbitten«, sagte Colonel Baton. »An eurer Stelle würde ich mir allerdings einen anderen Tonfall zulegen, damit er sich nicht anders besinnt.«
Die Brüder Grimm tauschten nervöse Blicke. General Jacques du Marquis war einer der gefürchtetsten Generäle der gesamten Grande Armée des Französischen Kaiserreichs. Allein sein Name schickte ihnen bereits eine Gänsehaut über den Rücken – doch was um alles in der Welt konnte er mit ihnen vorhaben?
Ein aufdringlicher Moschusduft erfüllte mit einem Mal das Zelt. Den Brüdern Grimm entging nicht, dass auch die Soldaten ihn rochen und sich umgehend versteiften.
»Tss, tss, tss, Colonel«, erklang eine dünne Stimme von draußen. »Behandelt man so etwa Gäste?«
Wer auch immer dort stehen mochte, hatte zweifellos die gesamte Unterhaltung mit angehört.
General Marquis betrat das Zelt. Der plötzliche Luftstoß ließ die Flammen in den Armleuchtern aufflackern, und die strenge, moschusartige Note seines Eau de Cologne durchwaberte noch penetranter das Zeltinnere.
»General Jacques du Marquis?«, fragte Jacob.
Für einen Mann mit solch einschüchterndem Ruf war sein Erscheinungsbild ein wenig enttäuschend: Er war recht kurz geraten, mit großen grauen Augen und gewaltigen Händen. Auf seinem Kopf saß ein imposanter runder Hut, der breiter war als seine Schultern, und an seine Uniform hatte er mehrere Ehrenplaketten geheftet. Nun nahm er den Hut ab und legte ihn auf die Schreibtischplatte; darunter zum Vorschein kam eine spiegelnde Glatze. Der General ließ sich zwanglos in den großen, gepolsterten Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und faltete die Hände über seinem Bauch.
»Capitaine De Lange, Lieutenant Rembert, bitte bindet unsere Besucher los«, wies General Marquis die beiden Franzosen an. »Bloß weil wir in feindseligen Zeiten leben, müssen wir noch lange nicht ungastlich sein.«
Der Hauptmann und sein Leutnant taten wie befohlen. Ein wohlwollendes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Generals, doch die Brüder Grimm ließen sich nicht täuschen – in seinen Augen lag keinerlei Mitgefühl.
»Wieso habt Ihr uns hierhergebracht?«, fragte Wilhelm. »Wir stellen weder für Euch noch für das Französische Kaiserreich eine Bedrohung dar.«
»Wir sind Gelehrte und Schriftsteller! An uns könnt Ihr Euch nicht bereichern«, ergänzte Jacob.
Der General gab ein amüsiertes Glucksen von sich und hielt sich im nächsten Moment entschuldigend eine Hand vor den Mund.
»Das ist eine nette kleine Geschichte, aber ich weiß es besser«, sagte er. »Wisst ihr, ich beobachte euch bereits eine Weile, Brüder Grimm, und mir ist klar, dass in euch – ebenso wie in all euren Märchen – mehr steckt, als man auf den ersten Blick denken könnte. Donnez-moi le livre!«
Der General schnippte mit den Fingern, und Colonel Baton reichte ihm ein dickes Buch aus einer Schreibtischschublade. Er ließ es geräuschvoll vor dem General auf die Tischplatte fallen, und dieser fing an, durch die Seiten zu blättern. Die Brüder Grimm erkannten das Buch auf der Stelle – es war ihr eigenes.
»Kommt euch das vertraut vor?«, fragte General Marquis.
»Das ist eine Ausgabe unserer Kinder- und Hausmärchen«, antwortete Wilhelm.
»Oui«, bestätigte der General, ohne von dem Band aufzusehen. »Ich bin ein großer Bewunderer von euch, Brüder Grimm. Eure Geschichten sind so phantasievoll, so merveilleuses – woher nehmt ihr nur all diese Ideen?«
Die Brüder Grimm warfen einander verhaltene Blicke zu; sie waren noch immer nicht sicher, was der General im Schilde führte.
»Das sind bloß Märchen«, sagte Jacob. »Ein paar haben wir uns selbst ausgedacht, aber bei den meisten handelt es sich schlicht um Volksmärchen, die seit Generationen mündlich weitergegeben werden.«
General Marquis nickte beim Zuhören bedächtig. »Aber weitergegeben von wem?«, fragte er und schlug das Geschichtenbuch zu. Sein freundliches Lächeln wich, und die grauen Augen schossen zwischen den Brüdern hin und her.
Weder Wilhelm noch Jacob wussten, auf welche Antwort der General aus war. »Von Familien, bestimmten Gruppen, Kindern und deren Eltern, von –«
»Feen?«, unterbrach ihn der General in völlig ernstem Ton. Kein einziger Muskel zuckte in seinem Gesicht.
Im Zelt wurde es totenstill. Nach einem unbehaglichen langen Moment absoluter Lautlosigkeit spähte Wilhelm zu Jacob hinüber, und beide zwangen sich zu einem Lachen, um die Unterstellung herunterzuspielen.
»Feen?«, wiederholte Wilhelm. »Ihr glaubt, Feen haben uns diese Geschichten eingegeben?«
»Feen gibt es nicht, General«, sagte Jacob.
General Marquis’ linkes Auge begann heftig zu zucken, was die Brüder stutzen ließ. Der General schloss die Augen und massierte langsam sein Gesicht, bis die Krämpfe...
Erscheint lt. Verlag | 29.1.2020 |
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Reihe/Serie | Land of Stories |
»Land of Stories«-Serie | »Land of Stories«-Serie |
Illustrationen | Brandon Dorman |
Übersetzer | Fabienne Pfeiffer |
Zusatzinfo | 34 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuergeschichten ab 10 • action • Action Abenteuer • Aschenputtel • Bestseller-Autor • böse Königin • Böse Wolf • Brüder Grimm • Buch für Jungs ab 10 • Buch für Mädchen ab 10 • Buchgeschenk • Cinderella • Disney • DISNEY GESCHICHTEN • Dornröschen • Fantasy • Fantasy Abenteuer Buch • Fantasy Kinderbücher • Fantasy-Roman • Fee • Geschenk für 10 Jährige • Hans Christian Andersen • Kinderbuchreihe • Kinderbuchserie • Magie • Märchen • Märchen&Sagen • Märchenbuch • Märchen Kinderbuch • Märchen und Sagen • Moderne Märchen • Neuschwanstein • New York Times Bestseller • Rapunzel • Rotkäppchen • Rufus Beck • Schneewittchen • Zauberei |
ISBN-10 | 3-7336-0330-3 / 3733603303 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0330-4 / 9783733603304 |
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