Astrid Lindgrens Märchen -  Astrid Lindgren

Astrid Lindgrens Märchen (eBook)

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2019 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-96052-130-3 (ISBN)
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Zauberhaft und geheimnisvoll ist Astrid Lindgrens Märchenwelt. Petra und Peter, zwei Kinder so groß wie Puppen, tauchen plötzlich in der Schule auf. Eine Elfe fliegt ins Kinderzimmer von Lena und der Junge Göran erlebt Abenteuer im Land der Dämmerung. Der Erzählband enthält 15 der schönsten Märchen der weltberühmten schwedischen Schriftstellerin, darunter die Geschichten von Nils Karlsson-Däumling, der Puppe Mirabell und dem Drachen mit den roten Augen. Mit vielen farbigen Illustrationen von Ilon Wikland. Enthält die Märchen: Rupp Rüpel, das grausigste Gespenst aus Smaland Die Prinzessin, die nicht spielen wollte Im Land der Dämmerung Kuckuck Lustig Die Elfe mit dem Taschentuch Junker Nils von Eka Die Schafe aus Kapela Im Wald sind keine Räuber Nils Karlsson-Däumling Sonnenau Die Puppe Mirabell Allerliebste Schwester Peter und Petra Klingt meine Linde Der Drache mit den roten Augen

Astrid Lindgren (1907?-?2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die 'wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten' (DIE ZEIT) wurde u.?a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ilon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden 'Astrid Lindgren-Gedächtnispreis' nominiert.

Astrid Lindgren (1907 – 2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die "wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten" (DIE ZEIT) wurde u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ilon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden "Astrid Lindgren-Gedächtnispreis" nominiert.

Rupp Rüpel, das grausigste Gespenst aus Småland


Es ist gut, eine Großmutter zu haben, besonders eine, die Spukgeschichten erzählen kann. Und so eine hatten wir, mein Bruder und ich.

Großmutter wohnte in einem kleinen Haus ganz am Ende eines Bergrückens, der nur aus Geröll bestand. Ich weiß nicht, was spannender war, dieser Geröllhang oder Großmutters Spukgeschichten. Eins steht jedenfalls fest, es machte Spaß, Großmutter zu besuchen, und wir taten es oft, mein Bruder und ich. Dabei war es ein mächtig weiter Weg dorthin. Es ging über Wiesen und durch kleine Wälder und über Anhöhen mit Kiefern, bis wir endlich das Großmutterhäuschen in einer Mulde am Berghang liegen sahen. Und dort in der kleinen Küche saß Großmutter, die so lieb war und so wunderbar erzählen konnte.

Es dauerte auch nicht lange, und wir bettelten wie immer: »Großmutter, erzähl doch mal von Rupp Rüpel!« Und dann tat Großmutter es. Ungefähr so fing sie an:

»In dem Dorf, wo ich geboren bin, gab es vor vielen Hundert Jahren einen Knecht. Rupp Rüpel hieß er.«

»Aber warst du denn damals schon auf der Welt?«, fragte ich.

Großmutter schnaubte ungeduldig durch die Nase.

»Hab ich das etwa gesagt? Ich doch nicht, du Dummerchen! Aber meine Großmutter, die konnte von ihm erzählen, sodass es mich dummes kleines Ding, das ich damals war, richtig gruselte.«

»Dann hat also deine Großmutter Rupp Rüpel gesehen?«, fragte mein Bruder.

»Nein, hat sie nicht. Aber ihre Großmutter hat ihn wohl gesehen, soviel ich weiß. Jedenfalls hat sie von ihm erzählt, als meine Großmutter noch klein war.«

»Und jetzt bist du an der Reihe, Großmutter«, sagte ich. »Also wie war das?«

»Ja, dieser Rupp Rüpel, das war ein wilder Kerl, der dauernd irgendwas ausheckte und nichts als dummes Zeug im Kopf hatte«, erzählte Großmutter. »Und das, obwohl der Knecht beim Pfarrer war und sich weiß Gott hätte anständiger benehmen müssen. Einer, den dieser Rupp Rüpel nicht ausstehen konnte, war der Küster. Der war ihm ein Dorn im Auge.«

»Der Küster, das war doch der, der sonntags in der Kirche immer die Orgel spielte, nicht?«, sagte mein Bruder, nur um Großmutter zu zeigen, dass wir im Bilde waren.

»Ja«, sagte Großmutter, »und manchmal spielte er auch nachts. Also auf der Orgel in der Kirche, zu der er ja den Schlüssel hatte, und darum konnte er kommen und gehen, wann er wollte. Und Musik liebte dieser Küster über alles, egal, ob es Tag war oder Nacht. An einem kalten Herbstabend tauchte in Rupp Rüpels sündigem Schädel der Gedanke auf, dem Küster jetzt einen ordentlichen Schrecken einzujagen.«

»Was tat er denn?«, fragte mein Bruder, obwohl er es genauso gut wusste wie ich.

»Dieser Schurke hatte sich mit weißen Laken als Gespenst verkleidet und sich dazu eine Maske aufgesetzt, eine Fratze, die irgendwie leuchtete. Und so schlich er sich in die Kirche. Und da sitzt nun der arme Küster in aller Seelenruhe und spielt so himmlisch schön. Plötzlich hört er im Gotteshaus ein fürchterliches Gebrüll, und vorne vor dem Altar steht ein Scheusal, eine grässliche Spukgestalt. Kein Wunder, dass der Küster entsetzt aufschrie und auf den Ausgang zustürzte, so schnell ihn die Beine nur trugen. Doch hinter ihm her rannte das Gespenst und jagte ihn durch die ganze Kirche. Der Küster lief um sein Leben und konnte sich gerade noch im letzten Augenblick durch die Tür retten. Aber hinter ihm kam das Gespenst, es wollte auch raus. Ja, Rupp Rüpel wollte auch raus, denn allein in der Kirche zu bleiben, traute er sich nicht. Er hatte nämlich selber Angst vor Gespenstern! Aber da traf ihn die Strafe. Gerade als er sich durch das Kirchentor zwängt, spürt er, wie ihn jemand von hinten zu packen kriegt, und da gefror ihm vor Schreck das Blut in den Adern. Denn wer sonst konnte ihm beim Schlafittchen packen, wenn nicht ein Gespenst oder womöglich gar der Herrgott selber, der ihn für das bestrafen wollte, was er dem Küster angetan hatte, obendrein noch in Gottes eigenem Haus.

Der nächste Tag war ein Sonntag, und als die Dorfbewohner mit dem Pfarrer und dem Küster an der Spitze zur Kirche kamen, da fanden sie Rupp Rüpel kalt und steif vor der Kirchentür liegen. Aber es war weder ein Gespenst noch der Herrgott im Himmel, der seine Hand nach Rupp Rüpel ausgestreckt hatte, es war die schwere Kirchentür gewesen. Sie war hinter ihm zugeschlagen und hatte sein Gespensterlaken festgeklemmt, sodass er nicht mehr loskam.«

»War er tot?«, fragte ich, obwohl ich wusste, wie es war. »Nein, tot war er nicht«, sagte Großmutter. »Aber lebendig war er auch nicht mehr, o nein! Denn das Blut war ihm ja in den Adern zu Eis gefroren, und es taute nie wieder auf. Und auf diese Weise wurde Rupp Rüpel zu einem Gespenst. So ergeht es dem, der im Gotteshaus Unfug treibt! Weder der Pfarrer noch die Gemeinde wussten, was sie mit ihm machen sollten. Begraben konnten sie ihn ja nicht, wenn er nicht richtig tot war. Darum hoben sie ihn einfach auf und lehnten ihn, so stocksteif, wie er war, an die Kirchenmauer. Und da stand er dann. »Wie lange denn?«, fragte mein Bruder, obwohl wir es schon so oft gehört hatten.

»Hundert Jahre lang«, sagte Großmutter. »Noch lange nachdem der Küster schon tot und begraben war und der Pfarrer ebenfalls, stand Rupp Rüpel da und spukte, dass die Leute vor lauter Entsetzen weite Umwege machten. Keiner wollte in seine Nähe kommen.«

»Aber wie war das noch mit der Magd des Pfarrers?«, fragte mein Bruder, und ich kriegte eine Gänsehaut, denn jetzt fing es erst richtig an.

»Damals wohnte im Pfarrhof schon lange ein neuer Pfarrer«, sagte Großmutter. »Und er hatte eine Magd, die sich vor nichts auf der Welt fürchtete, nicht vor Gespenstern und Teufeln und nicht vor Unholden oder sonstigem Höllenpack.

Nun wurde an einem Herbstabend im Pfarrhof ein Fest gefeiert. Es waren viele junge Leute da und darunter ein richtiger Tollkopf. der wissen wollte, ob sich die Magd denn wirklich vor gar nichts fürchtete. ›Wenn du tatsächlich so mutig bist, dann kannst du ja mal zur Kirche raufgehen und Rupp Rüpel herholen. Tust du das, kriegst du fünf Kronen für einen Kleiderstoff von mir‹, sagte er, denn er war ein reicher Pinkel. Die Magd lachte nur und sagte, diesen Kleiderstoff habe sie schon so gut wie in der Tasche.

Und sie raus in die dunkle Nacht und rauf zur Kirche. Da nahm sie Rupp Rüpel auf den Rücken und trug ihn zum Pfarrhof. Geradewegs in den großen Esssaal trug sie ihn, und da warf sie ihn auf die Dielen, dass es nur so krachte. Wie ein Rauschen ging es durch den Saal, denn so ein mutiges Mädchen hatte noch keiner je gesehen. Und der Bursche, der sie losgeschickt hatte, kramte auch sofort fünf Kronen für einen Kleiderstoff hervor. ›So, und jetzt kannst du Rupp Rüpel wieder zurückbringen‹, sagte er. Tja, das hatte er sich so gedacht! ›Wir haben nur abgemacht, dass ich ihn herhole‹, sagte die Magd. ›Zurückbringen kannst du ihn selber.‹

Aber das wagte der Bursche natürlich nicht. Also musste er der Magd noch einmal fünf Kronen geben, damit sie es tat, mit weniger gab sie sich nicht zufrieden.

Und dann stiefelte dieses mutige Mädchen wieder in die Dunkelheit hinaus. Mit Rupp Rüpel auf dem Rücken kletterte sie den Kirchhügel bergan, und Angst hatte sie auch jetzt nicht. Kaum aber war sie bei der Kirche angekommen, da kriegte Rupp Rüpel sie zu packen.«

Als Großmutter das sagte, gefror auch uns das Blut in den Adern. »Da kriegte Rupp Rüpel sie zu packen« – dass es so furchtbare Worte überhaupt geben konnte!

»Und dann krallte er ihr seine kalten Gespensterfinger um den Hals, das hat er doch gemacht, nicht?«, fragte mein Bruder, so als hätte er es noch nie gehört.

»Genau das machte er«, sagte Großmutter. »Denn er wollte die Magd zwingen, ihn zum Grab des Küsters zu tragen, damit er ihn um Verzeihung dafür bitten konnte, dass er ihn so fürchterlich erschreckt hatte, vor so etwa hundert Jahren. Und die Magd musste gehorchen, denn das muss man, wenn einem Gespensterhände die Kehle zuschnüren, sonst nimmt es ein schlimmes Ende. Sie schleppte Rupp Rüpel also zum Grab des Küsters, und dort bat er den Küster mit seiner grausigen Gespensterstimme um Verzeihung«, sagte Großmutter.

»Und da kam aus dem Grab eine andere hohle Gespensterstimme, es war die des Küsters, und die antwortete: ›Ich verzeihe dir, wenn Gott dir verzeiht.‹ Im selben Augenblick fiel Rupp Rüpel zusammen und war nur noch ein Häuflein Asche. Aber die Magd vom Pfarrhof war von da an nicht mehr ganz richtig im Kopf«, sagte Großmutter.

»Na, kein Wunder«, sagte mein Bruder.

In Großmutters Häuschen gab es nur ein Zimmer und die Küche, aber darüber war noch ein kleiner Dachboden. Dort oben verwahrte Großmutter alle möglichen seltsamen Dinge, und fast immer, wenn wir bei ihr waren, kramte sie irgendwas hervor, das sie uns schenkte. Auch jetzt, nachdem wir Rupp Rüpels Geschichte zu Ende gehört hatten, verschwand sie nach oben. Eine Weile später kam sie mit einer alten Gitarre zurück, die sie meinem Bruder schenkte, und ich kriegte einen dicken Band gebundener Zeitschriften mit vielen Bildern. Als ich ihn anhob, spürte ich, wie schwer er war. Aber Großmutter stopfte ihn in einen Sack und band ihn mir mit einem Strick auf dem Rücken fest. Wirklich eine gute Idee, denn jetzt war es keine Kunst mehr, ihn zu tragen!

»Aber jetzt müsst ihr euch beeilen, damit ihr zu Hause seid, bevor es dunkel wird«, sagte Großmutter. Und da machten wir, dass wir wegkamen; denn es war November und wurde...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2019
Illustrationen Ilon Wikland
Übersetzer Senta Kapoun, Anna-Liese Kornitzky, Karl Kurt Peters
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Astrid Lindgren • Däumling • Einschlafen • Elfe • Kinderliteratur • Klassiker • Kurze Geschichten • Märchen • Prinzessin • Puppe • Traumwelt • Vorlesen • Zaubervogel
ISBN-10 3-96052-130-8 / 3960521308
ISBN-13 978-3-96052-130-3 / 9783960521303
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