Madita 2. Madita und Pims (eBook)
216 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-96052-126-6 (ISBN)
Astrid Lindgren (1907?-?2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die 'wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten' (DIE ZEIT) wurde u.?a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. lon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden 'Astrid Lindgren-Gedächtnispreis' nominiert.
Astrid Lindgren (1907 – 2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die "wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten" (DIE ZEIT) wurde u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. lon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden "Astrid Lindgren-Gedächtnispreis" nominiert.
Madita spürt das Leben in sich
Madita wacht an diesem Morgen auf und weiß sofort, dass heute kein gewöhnlicher Tag ist. Heute ist ein besonderer, ein lustiger Tag und solche gibt es nicht oft. Walpurgisnacht ist heute und abends wird draußen auf der Jahrmarktwiese das Maifeuer angezündet. Außerdem soll Madita neue Sandalen bekommen und in die Schule braucht sie auch nicht zu gehen. So ein Tag sollte im Kalender eigentlich mit roten Buchstaben stehen, findet Madita.
In der Birke vor dem Fenster tirilieren die Stare, in ihrer Lieblingsecke am Kachelofen sitzt Lisabet und hämmert Nägel in ein Holzscheit, im Badezimmer pfeift und rumort Papa, an der Kinderzimmertür kratzt Sasso und möchte hinein und unten in der Küche mahlt Alva Kaffee, sodass man es bis hier oben hört – wen wundert es da, dass man in so einem Haus wach wird? Und wer will denn schon schlafen? Madita nicht! Sie möchte wach sein und das Leben in sich spüren. Genau wie Onkel Nilsson.
»Ich spüre das Leben in mir«, sagt Onkel Nilsson hin und wieder. Und dann ist er froh und munter. Ist er aber trübsinnig, spürt er das Leben in sich kein bisschen!
So ist es auch mit mir, denkt Madita. Gerade jetzt spürt sie das Leben in sich, dass es nur so prickelt, und mit einem Satz ist sie aus dem Bett.
»Du bist verdreht, Madita«, sagt Lisabet. »Du schläfst und schläfst, und dabei hämmere ich. Du würdest ja nicht mal hören, wenn ein …« Lisabet überlegt, was Eindruck machen könnte. »… wenn ein Kannibale käme«, sagt sie, nachdem sie zu Ende überlegt hat.
Auf Birkenlund ist Lisabet immer als Erste wach. Madita aber soll sich richtig ausschlafen, weil sie ausnahmsweise mal nicht zur Schule muss, hat Mama gesagt. Lisabet darf sie also nicht wecken, das hat Mama auch gesagt.
Aber von Hämmern hat sie nichts gesagt und darum tut Lisabet es.
Madita macht Sasso die Tür auf. Er wirbelt wie ein wildes kleines Knäuel herein und will spielen. Lisabet wirft den Hammer weg und kugelt mit ihm auf dem Fußboden herum. Sasso spürt das Leben wohl alle Tage in sich, so sieht es jedenfalls aus.
»Glaub ja nicht, dass man einen Kannibalen hören kann«, erklärt Madita ihrer Schwester, die erst fünf Jahre alt ist und noch nicht allzu viel begreift. »Mucksmäuschenstill kommt er durch den Dschungel geschlichen und da geht gerade ein Missionar und – haps! – schlägt der Kannibale die Zähne in ihn, noch ehe der auch nur einen Knacks gehört hat.«
Lisabet schaudert. Entsetzlich, so was mit einem armen Missionar zu machen, der doch überhaupt nichts Böses getan hat.
»Dieser Kannibale kommt bestimmt nie in den Himmel«, meint Lisabet.
»Nee, nie im Leben, verlass dich drauf!«, versichert Madita.
Lisabet nickt zufrieden. Aber dann denkt sie nach.
»Doch, tut er doch, der Schuft«, sagt sie schließlich.
»Tut was?«, fragt Madita.
»Kommt in den Himmel. Ja, denn er hat den Missionar im Bauch, und der Missionar muss in den Himmel kommen, ist doch klar.«
Das sieht Madita ein, und sie sind sich darin einig, dass es fies von dem Kannibalen ist, sich so hinterlistig in den Himmel zu schummeln.
»Aber wart’s nur ab, wenn der liebe Gott dahinterkommt, was er gemacht hat«, sagt Madita drohend.
»Ja, ätsch Pustekuchen, dann wird er rausgeschmissen«, sagt Lisabet. Und damit haben sie genug von dem Kannibalen. An so einem Tag wie heute haben sie wirklich an anderes zu denken.
Als Madita und Lisabet in die Küche kommen, ist Papa fast fertig mit dem Frühstück.
»Wo ist Mama?«, fragt Madita als Erstes.
»Im Bett«, sagt Papa.
»Hat sie Kopfweh?«, fragt Madita beunruhigt.
Heute darf Mama auf keinen Fall Kopfweh haben, denn sonst ist es für Madita aus mit allem Spaß. Außerdem muss Mama ja mit ihr Sandalen kaufen gehen. Heute darf ihr der Kopf einfach nicht wehtun. »I wo«, sagt Papa. »Sie ist nur liegen geblieben, weil sie sich selber leidtut.«
Madita seufzt erleichtert auf. Mama tut sich manchmal leid, aber das geht schnell wieder vorbei.
Alva steht am Herd und rührt den Milchbrei und jetzt guckt sie vorwurfsvoll zu Papa rüber. »Der Herr Redakteur weiß sehr gut, dass einem morgens mal mulmig sein kann.«
Das gibt Papa zu. Er möchte keinesfalls, dass Mama irgendwann mulmig zumute ist, und als die Mädchen ihren Milchbrei aufgegessen haben, nimmt er sie mit rauf ins Schlafzimmer. Vor der Tür bleiben sie stehen.
»Nun wollen wir mal sehen«, sagt Papa und dann singt er, was er immer singt, wenn Mama sich selber leidtut:
»Warum so grantig und vergnatzt?
Was tat ich dir denn an, mein Schatz?«
Im Schlafzimmer liegt Mama blass und mit traurigen Augen. Als die drei reinkommen, zieht sie sich die Bettdecke über den Kopf. Sie mag sie wohl nicht sehen. Madita möchte am liebsten zu ihr hinstürzen und sie umarmen, aber sie weiß nicht, ob sie es wagen darf.
»Also eben hab ich gesungen …
Warum so grantig und vergnatzt?
Was tat ich dir denn an, mein Schatz?«,
singt Papa wieder sanft und zärtlich.
Da schlägt Mama die Bettdecke zurück und lacht.
»Ja, und ob du mir was angetan hast! Was, weißt du nur allzu gut. Außerdem bin ich nicht grantig, mir ist einfach übel, das ist alles.«
»Armer Schatz«, sagt Papa, »dann tust du mir leid, du brauchst es also nicht selber zu tun.«
»Danke, das ist lieb von dir«, sagt Mama. Und jetzt ist das Traurige aus ihren Augen verschwunden und auch Maditas Besorgnis verschwindet – bis ihr die Sandalen einfallen. Was ist, wenn Mama nun nicht mit ihr Sandalen kaufen geht, weil ihr übel ist?
Und da hat sie richtig geraten. Mama möchte heute nicht einkaufen gehen.
»Das kann Alva machen«, sagt sie. »Sie nimmt dich mit, wenn sie zum Markt geht.«
»Ich will auch mit zum Markt«, sagt Lisabet.
Mama winkt matt mit der Hand. »Ja, geh nur!«
Ihr scheint es nur recht zu sein, wenn sie allesamt verschwinden.
»Und ich«, sagt Papa, »ich gehe jetzt zu meiner Zeitung und kämpfe weiter für Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit für alle Menschen. Und ein bisschen auch für unser täglich Brot.«
Madita und Lisabet begleiten ihn bis zur Gartenpforte. Dort bleiben sie stehen und gucken ihm nach. Er geht so gerade und schwenkt seinen Stock, und bevor er um die Straßenecke biegt, zieht er den Hut und winkt ihnen damit zu.
Der Frühling ist in diesem Jahr zeitig gekommen. Überall auf Birkenlund blühen schon Narzissen und Tulpen und die Birken rund um das rote Haus haben zarte hellgrüne Blätter. Madita holt tief Luft – findet Lisabet nicht auch, dass der Frühling die schönste Jahreszeit ist?
»Ist doch klar«, sagt Lisabet. Doch dann entdeckt sie Gosan, die sich auf der Küchentreppe sonnt, und Lisabet möchte sie ein bisschen streicheln. Zu spät versucht die Katze zu entwischen. Lisabet packt sie und setzt sich mit ihr auf die Treppe. Sträuben hilft nichts, das weiß Gosan, und darum legt sie sich auf Lisabets Schoß zur Ruhe und fängt an zu schnurren.
»Ich muss nur mal schnell zu Abbe rüber und ihn was fragen«, sagt Madita, und im Nu ist sie über Nilssons Zaun geklettert.
Auf der Schaukel unter dem großen Apfelbaum sitzt Onkel Nilsson, raucht eine Zigarre und ruht sich aus. Sich ausruhen, das tut er recht oft. Man kann sich ja nicht ständig für Weib und Kind abrackern, behauptet er. Nicht von früh bis spät. Mal muss man sich auch ausruhen, und dass er das gerade jetzt tut, kann Madita sehen.
»Schau einer an, da haben wir ja Birkenlunds kleine Maditt«, ruft Onkel Nilsson, als er sie entdeckt. »Was verschafft mir das Vergnügen eines so frühzeitigen Besuchs?«
Madita kann sich nie daran gewöhnen, dass Onkel Nilsson so komisch redet. Sie weiß dann nicht, was sie antworten soll. Und komische Namen gibt er den Leuten auch. Wenn er sich richtig fein ausdrücken will, nennt er Madita Stolz-Jungfrau von Birkenlund, Alva hat er Birkenlunds Engel getauft und Lisabet Birkenlunds Pims. Warum, weiß kein Mensch. Mama heißt bei ihm Holde Herrin auf Birkenlund und Papa der Feine-Leute-Sozialist. Für Tante Nilsson hat er alle möglichen Namen. Du Herzenstrost und Lilie darf sie heißen, wenn er vergnügt ist, aber Erzdrache, wenn er verärgert und griesgrämig ist, und Schusselsuse, wenn sie seiner Meinung nach alles durcheinanderbringt und nicht alles so gut wie er versteht und begreift. Und wenn Onkel Nilsson vom kleinen lieben Ochsenkater redet, dann meint er damit Abbe. Sonst aber nennt er ihn nur »mein Sohn«, und wenn er das sagt, klingt es wie was besonders Feines.
»Ist Abbe da?«, fragt Madita.
»Gewisslich ist mein Sohn da«, versichert Onkel Nilsson. »Seit fünf Uhr in der Früh widmet er sich mit Lust und Liebe dem Backen von Zuckerkringeln, und seine Mutter steht bereits auf dem Markt und verkauft davon, was das Zeug hält. Und hier sitze ich ganz allein und spickuliere, und da erfreut es das Herz, Besuch zu erhalten.«
Doch Madita ist ja nicht wegen Onkel Nilsson hergekommen, sie möchte in die Küche zu Abbe, aber sein Vater lässt sie nicht so schnell entwischen.
»Hast du meine Blütenpracht gesehen, Madittchen, hast du die gesehen?«, fragt er und zeigt mit der Zigarre auf zwei winzige Tulpen, die aus dem Gras hervorlugen. »Herrgott, wie ich das Leben in mir spüre, wenn der Lenz naht.«
»Mir geht’s genauso«, versichert Madita, aber jetzt muss sie einfach zu Abbe, auch wenn Onkel Nilsson auf seiner Schaukel das Leben noch so stark in sich spürt.
Als Madita in die Küche kommt, steht Abbe wie üblich am...
Erscheint lt. Verlag | 16.5.2019 |
---|---|
Reihe/Serie | Madita | Madita |
Illustrationen | Ilon Wikland |
Übersetzer | Anna-Liese Kornitzky |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abbe • Abenteuer • Armut • Astrid Lindgren • Ball • Birkenlund • Einfälle • Familie • Freundschaft • Geschwister • große Schwester • Kinderliteratur • Klassiker • Läuse • Lisabet • Madita • Tanzen gehen • Temperament |
ISBN-10 | 3-96052-126-X / 396052126X |
ISBN-13 | 978-3-96052-126-6 / 9783960521266 |
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