Kalle Blomquist 3. Eva-Lotta und Rasmus -  Astrid Lindgren

Kalle Blomquist 3. Eva-Lotta und Rasmus (eBook)

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2019 | 1. Auflage
192 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-86274-465-7 (ISBN)
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Kalle Blomquist, der Meisterdetektiv, kommt jedem Verbrechen auf die Spur! Und schon steckt er wieder mitten in einem neuen Fall: Der kleine Rasmus und sein Vater, ein berühmter Erfinder, werden entführt, und Kalle und seine Freunde Anders und Eva-Lotta sind Zeugen. Eva-Lotta gerät sogar selbst in die Fänge der Entführer! Ob es Kalle Blomquist gelingen wird, sie zu befreien? Von Kalle Blomquist gibt es noch mehr spannende Abenteuer: 'Kalle Blomquist - Meisterdetektiv' und 'Kalle Blomquist lebt gefährlich'. In Kürze als E-Book erhältlich

Astrid Lindgren (1907?-?2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die 'wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten' (DIE ZEIT) wurde u.?a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Astrid Lindgren (1907 – 2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die "wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten" (DIE ZEIT) wurde u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

1. Kapitel


»Kalle! Anders! Eva-Lotta! Seid ihr da?«

Sixten sah zum Bäckereiboden hinauf und wartete, ob jemand von den Weißen Rosen den Kopf aus der Luke stecken und auf seinen Ruf antworten würde.

»Darf man fragen, warum ihr nicht da seid?«, schrie Jonte, als sich im Hauptquartier der Weißen nichts regte.

»Seid ihr wirklich nicht da?« Sixten fragte noch einmal ziemlich ungläubig.

In der Bodenluke wurde Kalle Blomquists heller Haarschopf sichtbar. »Nee, wir sind nicht hier«, versicherte er ernst. »Wir tun nur so.«

Die feine Ironie dieser Sätze war an Sixten verschwendet. »Was macht ihr?«, wollte er wissen.

»Ja, was meinst du?«, fragte Kalle. »Glaubst du, wir spielen Vater, Mutter, Kind?«

»Euch ist doch alles zuzutrauen«, entgegnete Sixten. »Sind Anders und Eva-Lotta auch da?« Zwei Köpfe tauchten neben Kalles oben in der Bodenluke auf.

»Nee, wir sind auch nicht hier«, sagte Eva-Lotta. »Was wollt ihr übrigens, ihr Roten?«

»Ach, euch nur ein bisschen auf den Kopf klopfen«, sagte Sixten zärtlich.

»Und endlich wissen, was mit dem Großmummrich werden soll«, ergänzte Benka.

»Oder sollen etwa die ganzen Sommerferien draufgehen, ehe ihr euch entscheiden könnt?«, fragte Jonte. »Habt ihr ihn nun versteckt oder nicht?«

Anders rutschte schnell am Seil hinab, dem Seil, das die Weißen Rosen benutzten, um rasch von ihrem Dachboden-Hauptquartier auf die Erde zu kommen.

»Klar, dass wir den Großmummrich versteckt haben«, sagte er. Er ging auf den Chef der Roten Rosen zu, sah ihm ernst in die Augen und sprach, jedes Wort betonend:

»Schwarz und weiß der Vogel, baut ein Nest, nicht weit von öder Burg. Sucht heute Nacht!«

»Läusepudel!«, war das Einzige, was der Rote Chef auf diese Mahnung erwiderte. Aber er nahm seine Getreuen sofort mit an einen geschützten Platz hinter den Johannisbeersträuchern, um sich mit ihnen zu beraten, was es mit »Schwarz und weiß der Vogel« auf sich haben könnte.

»Bah, das ist natürlich ’ne Elster«, rief Jonte. »Der Großmummrich liegt in einem Elsternnest! Das kann sich doch ein Säugling an zehn Fingern ausrechnen.«

»Ja, ja, kleiner Jonte, das kann sich ein Säugling ausrechnen«, rief Eva-Lotta vom Bäckereiboden herunter. »Sogar ein so kleiner, winziger Säugling wie du kann sich das ausrechnen. Jetzt freust du dich aber, was, kleiner Jonte?«

»Kann ich nicht schnell mal Urlaub haben und sie verprügeln, Chef?«, fragte Jonte.

Doch Sixten hielt den Großmummrich für das Wichtigste auf der Welt – Jonte musste auf seine Strafexpedition verzichten.

»… nicht weit von öder Burg. Damit kann nur die Schlossruine gemeint sein«, flüsterte Benka vorsichtig, damit Eva-Lotta nichts hören konnte.

»In einem Elsternnest nahe bei der Schlossruine«, sagte Sixten zufrieden. »Kommt, wir hauen ab.«

Die Gartentür des Bäckermeisters flog hinter den drei Rittern der Roten Rose mit einem solchen Knall zu, dass Eva-Lottas Katze auf der Veranda erschrocken aus ihrem Vormittagsschlaf hochfuhr. Bäckermeister Lisander steckte sein gutmütiges Gesicht aus dem Fenster und rief seiner Tochter zu: »Na, Eva-Lotta, wie lange, glaubst du, wird es noch dauern, bis ihr die Bäckerei umgeworfen habt?«

»Ihr?« Eva-Lotta war sehr erstaunt. »Können wir was dafür, wenn die Roten das Grundstück wie eine Herde Bisonochsen verlassen? Wir knallen nicht so mit der Tür.«

»Wer’s glaubt«, sagte der Bäckermeister und hielt den Weißen Rosen, die nicht mit Gartentüren knallten, ein Backblech mit verlockenden Kopenhagenern hin.

Einen Augenblick später rasten die drei Weißen Rosen zum Gartentor hinaus und schlugen es mit einem Knall zu, dass die Blumen auf den Rabatten in der Nähe mit einem wehmütigen Seufzer ihre letzten welken Blätter zu Boden fallen ließen. Der Bäckermeister seufzte auch. »Bisonochsen« hatte Eva-Lotta doch wohl gesagt!

An einem friedlichen Sommerabend vor zwei Jahren war der Krieg zwischen den Weißen und den Roten Rosen ausgebrochen. Er tobte nun schon im dritten Jahr, und keine der Krieg führenden Parteien zeigte Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil! Anders sprach sehr oft vom Dreißigjährigen Krieg als einem nachahmenswerten Beispiel.

»Wenn die früher so lange durchhalten konnten«, beteuerte er voller Enthusiasmus, »können wir noch viel länger.«

Eva-Lotta sah die Sache nüchterner. »Stell dir vor, wenn du als dicker alter Kerl mit vierzig auf der Suche nach dem Großmummrich durch die Gräben kriechst. Die Gören der ganzen Stadt werden aus dem Kichern nicht herauskommen.«

Das war ein unangenehmer Gedanke. Ausgelacht und – schlimmer noch – vierzig Jahre alt zu werden, während es gleichzeitig Glückliche gab, die nicht mehr als dreizehn, vierzehn waren! Anders empfand einen ausgesprochenen Widerwillen gegen diese Kinder, die einmal Spielplätze, Verstecke und Kriege zwischen Rosen übernehmen würden und außerdem die Unverschämtheit hätten, über ihn zu lachen. Über ihn, den Chef der Weißen Rosen aus vergangenen großen Tagen, als diese Rotznasen noch nicht einmal geboren waren.

Anders war bekümmert. Eva-Lottas Worte hatten ihn erkennen lassen, dass das Leben kurz war und dass es darauf ankam zu spielen, solange man das konnte.

»Auf jeden Fall wird niemand so viel Spaß haben wie wir«, tröstete Kalle seinen Chef. »Den echten Krieg zwischen den Weißen und Roten Rosen wird es nie mehr geben! Davon können die kleinen Pökse nur träumen.«

Eva-Lotta war derselben Meinung. Nichts konnte sich mit dem Krieg der Rosen messen. Selbst wenn sie einmal so bedauernswerte Vierzigjährige wurden, wie sie eben prophezeit hatte, würden sie sich doch an ihre herrlichen Sommerspiele erinnern, an das wundervolle Gefühl, wie man an Sommerabenden mit nackten Füßen über das weiche Gras der Prärie lief, wie das Wasser des Baches einem warm und freundlich zwischen den Zehen perlte, wenn man über Eva-Lottas Steg platschte, auf dem Weg zu einer entscheidenden Auseinandersetzung, oder wie die Sonne durch die offenen Luken so lange in den Bäckereiboden schien, bis sogar die Holzbalken nach Sommer rochen. Ja, der Krieg der Rosen war zweifellos ein Spiel, das für ewige Zeiten mit Sommerferien, milden Winden und hellem Sonnenschein verknüpft war. Herbstdunkel und Winterkälte brachten unwillkürlich Waffenruhe in den Kampf um den Großmummrich. Sobald die Schule begann, wurden die Feindseligkeiten eingestellt, und der Krieg flackerte nicht eher wieder auf, als bis die Kastanien in der Hauptstraße wieder in voller Blüte standen und die Frühjahrszeugnisse von kritischen Elternaugen geprüft worden waren.

Jetzt aber war Sommer, und der Rosenkrieg blühte mit den echten Rosen im Garten des Bäckermeisters um die Wette.

Wachtmeister Björk, der die Kleine Straße entlangschlenderte, wusste, was im Gange war, als er zuerst die Roten den Weg zur Schlossruine stürmen sah und einige Minuten später die Weißen in sausender Fahrt in dieselbe Richtung an ihm vorbeirasten.

Eva-Lotta konnte gerade noch »Hej, Onkel Björk!« rufen, bevor ihr heller Haarschopf hinter der nächsten Ecke verschwand. Wachtmeister Björk lächelte vor sich hin. Dieser Großmummrich – mit wie wenig Kinder doch Spaß haben konnten! Der Großmummrich war ja nur ein Stein, nichts mehr als ein seltsam geformter kleiner Stein, und doch reichte er aus, den Krieg der Rosen in Gang zu halten. Ja, ja, es war oft sehr wenig nötig, um einen Krieg zu entfesseln. Wachtmeister Björk seufzte, als er daran dachte, wie wenig tatsächlich dazu nötig war. Dann ging er mit bedächtigen Schritten über die Brücke, um sich ein Auto anzusehen, das auf der anderen Seite des Flusses falsch parkte. Auf halbem Weg blieb er stehen und starrte philosophierend ins Wasser, das langsam unter dem Brückenbogen hervorrieselte. Da kam eine alte Zeitung mit der Strömung angesegelt. Sie schaukelte sacht auf den Wellen. Die großen Buchstaben ihrer Schlagzeile verkündeten, was gestern oder vorgestern oder vor einer Woche neu gewesen war. Björk las sie zerstreut.

UNZERSTÖRBARES LEICHTMETALL

REVOLUTION IN DER KRIEGSINDUSTRIE

Schwedischer Wissenschaftler löst ein Problem, das die

Wissenschaft der ganzen Welt beschäftigt hat

Wieder seufzte Wachtmeister Björk. Wie schön wäre es, wenn die Menschheit sich auf den Kampf um Großmummriche beschränken würde. Dann hätte man eine Kriegsindustrie gar nicht nötig! Jetzt aber musste er sich um das falsch geparkte Auto kümmern.

»In der Eberesche hinter der Schlossruine werden sie zuerst suchen«, versicherte Kalle und machte bei diesem Gedanken einen munteren Hüpfer.

»Bestimmt«, sagte Eva-Lotta. »Ein größeres Elsternnest als da gibt es nicht.«

»Deshalb habe ich dort auch eine kleine Mitteilung für die Rötlichen hingelegt«, sagte Anders. »Und wenn sie die gelesen haben, werden sie schön sauer sein. Ich glaube, wir können hier haltmachen und ihren Überfall abwarten.«

Auf einer Anhöhe vor ihnen reckte die alte Schlossruine ihre geborstenen Mauern in den blassblauen Sommerhimmel. Einsam lag sie dort, eine hässliche alte Burg, seit Jahrhunderten der Verlassenheit und dem Verfall anheimgegeben. Tief unter sich hatte sie die anderen Bauten der Stadt. Nur das eine oder andere Haus war gleichsam zögernd den Berg hinaufgeklettert und hatte sich der Großen, Gewaltigen oben auf der Höhe genähert.

Als letzter Posten stand auf halbem Weg zur Ruine eine altertümliche Villa, fast versteckt hinter einer üppigen...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2019
Reihe/Serie Kalle Blomquist
Mitarbeit Cover Design: Jutta Bauer
Übersetzer Karl Kurt Peters
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Astrid Lindgren • Detektiv • Entführer • Entführung • Großmummrich • Industriespionage • Kalle Blomquist • Kidnapping • Kinderliteratur • Klassiker • Kleinköping • Krieg der Rose • Krimi • Räubersprache • Spion • Weiße Rose
ISBN-10 3-86274-465-5 / 3862744655
ISBN-13 978-3-86274-465-7 / 9783862744657
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