Die Helikopterbande und das Raubtier aus China -  Christina Erbertz

Die Helikopterbande und das Raubtier aus China (eBook)

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2019 | 1. Auflage
157 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-75794-4 (ISBN)
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Fenja träumt davon, im Helikopter ihres Vaters mitzufliegen. 'Zu gefährlich!', findet ihre Mutter. 'Ungerecht!', denkt Fenja, auf dem Boden ist es mindestens genauso gefährlich. Vor allem seit ein wildes Tier in den Wäldern gesichtet wurde. Wenn Fliegen schon verboten ist, will sie wenigstens mit ihrem Freund Aspi rausfinden, was es mit diesem Raubtier auf sich hat. Ein rasantes Abenteuer bahnt sich an - Gewitter und Helikopter-Rettungsaktion inklusive ... Manchmal muss man die Dinge eben selber in die Hand zu nehmen! Mit witzigen Illustrationen von Claudia Weikert.

Christina Erbertz studierte Anglistik in Bochum und Drehbuchschreiben an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Sie konzipierte und schrieb zahlreiche Fernsehserien für Kinder (u.a. Löwenzahn, Beutolomäus, Hexe Lilli). Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr bereits die Kinderbücher 'Freddy und der Wurm', 'Der Ursuppenprinz', 'Die Helikopterbande und das Raubtier aus China' sowie der Jugendroman 'Drei (fast) perfekte Wochen', der mit dem Hans-Im-Glück-Preis ausgezeichnet wurde. Mehr Infos unter: https://christina-erbertz.de/

KAPITEL 2


Unsere erste Begegnung mit MM


Am Donnerstag haben Aspi und ich zum ersten Mal Chinesischunterricht. Dabei kennt meine Familie niemanden aus China. Aspis auch nicht. Aber sein Vater meint, Chinesisch ist die Sprache der Zukunft und man muss früh damit anfangen, sie zu lernen. Unsere Eltern haben uns dann zusammen bei der neuen Friedenauer Chinesischschule angemeldet. Irgendwie finde ich das merkwürdig: Wir dürfen nicht alleine aus Friedenau raus, sollen aber später unbedingt nach China. So was können sich nur Erwachsene ausdenken.

Wir drücken die Klingel der »Ersten Friedenauer Chinesischschule«, die sich ganz oben in einem prunkvollen Altbau befindet. Weil keiner öffnet, werfen Aspi und ich uns versuchsweise gegen die schwere Holztür. Meistens sind die Haustüren ja verschlossen, aber diese hier springt auf. Wir schleppen uns trotz der Affenhitze die Treppen nach oben. Ausgerechnet heute steht die Luft wie im Hochsommer und alle reden darüber, dass es viel zu heiß ist für Mitte Mai.

Oben macht natürlich keiner auf. Keuchend und nass geschwitzt lassen Aspi und ich uns vor der Tür auf den Boden fallen und quetschen uns nebeneinander auf die kratzige Fußmatte. Da sitzen wir und warten. Zum Glück wohnen wir ganz in der Nähe. Wenn hier keiner auftaucht, gehen wir eben zu Aspi oder mir.

»Du wippst«, sagt mein bester Freund mit seiner sanften, rauen Stimme und zeigt auf meine Knie. Ich höre mit dem Wippen auf, weil es Aspi nervös macht, und lockere mein Top, um Luft an meinen Rücken zu lassen. Hier oben kommt es mir noch heißer vor als draußen!

»Mathe schon gemacht, Aspi?«, frage ich.

»Ja.«

»Ich nicht.«

»Dann musst du Mathe noch machen.«

»Volltreffer, Aspi!« Ich schaue auf meine Uhr. »Es ist schon sechs Minuten nach drei.«

»Er kommt zu spät«, kombiniert Aspi.

»Wieso er? Könnte doch auch eine sie sein.«

»Nein.«

Aspi zeigt auf einen Glasrahmen an der Tür, in dem ein Papier mit chinesischen Schriftzeichen steckt. Natürlich können wir nichts davon lesen, aber ein Name steht auf Deutsch: »Mirko Mutert«. Wahrscheinlich ist das ein Zertifikat. Damit man weiß, das ist eine richtige, eine echte Chinesischschule.

»Und ich war mir sicher, das ist eine Frau und eine Chinesin.«

»Warum warst du dir sicher?«, fragt Aspi interessiert.

»Na ja, sicher …«, wiegele ich schnell ab. »Ich meine, ich habe mir das bloß so vorgestellt.«

»Verstehe ich nicht, Fenja.«

Zum Glück hören wir in diesem Moment, wie sich unten noch jemand gegen die Eingangstür wirft. Zackige Schritte sind im Treppenhaus zu hören. Dann steht ein Mädchen vor uns. Sie ist blond, klein und dünn, wirkt aber angriffslustig wie eine Wildkatze.

»Willst du auch zu Chinesisch?«, frage ich sie.

»Wohin sonst?« Sie glotzt mich an, als wäre ich dümmer als die Fußmatte, auf der wir sitzen. »Ich bin Zoe.« Sie wirft ihren starren, blonden Fischgrätenzopf zurück.

»Fenja«, stelle ich mich vor.

»Asss … Wwww … Wilhelm«, stottert Aspi.

Verwundert sehe ich zu meinem besten Freund hinüber.

»Was intendiert ihr mit dem Chinesischunterricht?«, fragt Zoe weiter, als wolle sie uns verhören.

»Wie meinst du das?«, frage ich zurück.

»Na, warum wollt ihr zwei Chinesisch lernen?«

»Wollen, pfff«, schnaube ich. »Wir müssen!«

»Falsche Replik«, gibt Zoe zurück. »Ihr dürft! Chinesisch ist eine Weltsprache. Wenn wir dieses Idiom beherrschen, haben wir es später besser als unsere Eltern. Bildung ist alles! Bildung macht den Unterschied!«

Mich packt die Lust, ihr zu widersprechen, zumindest bei dem, was ich verstanden habe.

»Also, unsere Eltern haben es eigentlich ganz gut.«

»Das freut mich für euch«, meint Zoe. »Meine Mutter hartzt.«

»Gewinnt sie das Harz in den Bäumen?«, hakt Aspi neugierig nach. »Oder verarbeitet sie es?«

»Auf welchem Planeten lebt ihr?«, fragt Zoe, funkelt dabei aber komischerweise nur mich wütend an. »Hartzen heißt arbeitssuchend zu sein und Geld vom Staat zu bekommen!«

Darauf fällt Aspi und mir erst mal nichts ein. Von einer Mutter, die hartzt, haben wir noch nie gehört.

Da geht unten die Haustür auf und schnelle Schritte nähern sich.

»Entschuldigt bitte!«, ruft eine tiefe Stimme dann von dem Stockwerk unter uns. Ein braun gebrannter Typ springt in Jeans, T-Shirt und Sneakers die letzten Stufen hoch. Er ist jünger als unsere Eltern, hat viele Lachfalten und große, blaue Augen, die fast so schön sind wie die von Aspi.

»Hallo, ich bin Mirko Mutert, euer Chinesischlehrer«, stellt er sich atemlos vor. »Bin ich sehr viel zu spät?«

»Das kann man wohl sagen!«, schnauzt Zoe ihn an.

»Warum sagst du es dann nicht?«, fragt Aspi.

»Äh … was denn?«, gibt Zoe verwirrt zurück.

»Acht Minuten zu spät«, erklärt Aspi ihr freundlich.

»Ja, tut mir leid, ich musste noch Reispapier besorgen«, entschuldigt sich Mirko Mutert. »Und diese Ministraßen hier in Friedenau … Wer soll da durchkommen?«

»Sollen wir jetzt Mitleid mit Ihnen haben?«, motzt Zoe. »Immerhin zahle ich ein horrendes Honorar für die Stunde!«

Herr Mutert wischt sich den Schweiß von der Stirn.

»Du kriegst Rabatt«, meint er grinsend.

Wir betreten einen großen Raum, in dem alte, glänzende Holzstühle an drei genauso alten Tischen stehen. Die Möbel erinnern mich an die gemütliche Wohnung von meinem Opa Nobby. Die Wände sind in einem schönen Hellgelb gestrichen und überall hängen Poster mit bunten Häusern oder chinesischen Schriftzeichen.

»Setzt euch doch.«

Unser Lehrer öffnet ein Fenster und sofort strömt viel zu warme Luft hinein. Auf seinem Handrücken fällt mir eine rote Wunde auf, die mich an einen Zahnabdruck erinnert.

Aspi und ich setzen uns an einen Tisch, Zoe an einen anderen. Mirko Mutert, ich nenne ihn für mich MM, wirft seinen Rucksack in eine Ecke und stellt sich vor uns hin.

»Sayonara«, begrüßt er uns.

»Sayonara«, antworten Aspi und ich brav.

»Sayonara ist Japanisch!«, wirft Zoe schrill ein.

»Exakt«, grinst Herr Mutert. »Ich wollte nur eure Vorkenntnisse testen. Besitzt jemand Vorkenntnisse?«

Wir schütteln die Köpfe.

Plötzlich fängt MM an zu singen. Auf Chinesisch natürlich. Danach sollen wir Zeile für Zeile nachsingen, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen.

»Und nicht drüber nachdenken, was ihr singt.« Unser Lehrer trällert die nächste Zeile: »Sinjasupenjai …«

So hört es sich für mich zumindest an.

Zoe bricht immer wieder ab, aber Aspi und ich singen ohne Pause, auch wenn wir bestimmt bei jedem Wort danebenliegen. Die dritte Wiederholung klingt schon etwas chinesischer, auch bei Zoe. Was wir da wohl singen?

Danach stellen wir uns vor, mit Namen und Alter, dabei sind wir sowieso alle gleich alt. Herr Mutert legt dann jedem ein Chinesischbuch auf den Tisch. Jetzt geht die Paukerei doch los, denke ich. Auf der ersten Seite des Buches ist ein großes chinesisches Schriftzeichen zu sehen.

»Versucht’s mal abzumalen«, sagt MM. »Das entspannt.«

Er stellt jedem ein Glas mit schwarzer Tinte hin und legt einen buschigen, weichen Pinsel dazu. Außerdem verteilt er grobkörnige, gelbliche Blätter.

»Das ist das Reispapier«, erklärt uns Herr Mutert.

Wir legen los, nur Aspi knabbert vorher an dem Reispapier. Es scheint nicht zu schmecken. MM tippt auf seinem Smartphone herum und kurz darauf wabert chinesische Musik durch den Raum in unsere Ohren. Ich entspanne mich wie sonst nur, wenn ich mit Aspi durch Friedenau laufe.

Mein bester Kumpel ist total versunken.

Zoe seufzt schwer.

»Harten Tag gehabt?«, erkundigt sich Herr Mutert bei ihr.

Sie nickt.

»Was war denn?«, hakt MM freundlich nach.

Zoe zuckt mit den Achseln, ohne unseren Lehrer anzusehen. Neugierig schiele ich auf Aspis Blatt: Sein...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-75794-8 / 3407757948
ISBN-13 978-3-407-75794-4 / 9783407757944
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