Nur mal schnell das Lama klauen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 2. Auflage
192 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43588-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nur mal schnell das Lama klauen -  Knut Krüger
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Drama mit dem Lama Wie aufregend: Zoe und ihre beiden besten Kumpel Finn und Henry dürfen bei einem Kinofilm mitwirken - zusammen mit Norbert, dem Mammut, und Fred, dem Faultier. Als sie mitten in den Dreharbeiten sind, taucht plötzlich ein kleines Lama auf. Zoe ist entzückt, doch das Filmteam ist wenig begeistert. Das Lamababy sieht zwar unglaublich niedlich aus, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Die Lösung: Das Tier soll in den Zoo. Damit kann und will sich Zoe nicht abfinden. Kurzerhand türmt sie mit dem kleinen Lama nach Italien ...

Knut Krüger lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer mit seiner Familie in München. >Nur mal schnell das Mammut retten< war sein erster Erfolgstitel für dtv junior.

Knut Krüger lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer mit seiner Familie in München. ›Nur mal schnell das Mammut retten‹ war sein erster Erfolgstitel für dtv junior.

Klappe, die erste


Mit lautem Klacken wird die Filmklappe zugeschlagen.

Es ist mucksmäuschenstill.

»Ton ab!«

»Kamera läuft!«

»Und bitte!«

Die Regisseurin nickt uns aufmunternd zu.

Wir sitzen an einem Küchentisch und spielen Scrabble. Das heißt, eigentlich sitzen wir in einem Filmstudio, in dem man eine Küche nachgebaut hat. Und natürlich spielen wir auch nicht richtig Scrabble, sondern wir tun nur so.

Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Während Finn im Scheinwerferlicht das Wort »Fressbär« legt, konzentriere ich mich voll und ganz auf meinen ersten Satz als Schauspielerin. Gestern habe ich diesen Satz ewig vor dem Spiegel geübt, doch jetzt kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich ihn aussprechen wollte.

»Boah, ist das heiß hier!«, rufe ich viel zu laut, wische mir demonstrativ über die Stirn und will zum Küchenfenster laufen, um es aufzureißen. Doch leider springe ich so hektisch auf, dass mein Stuhl nach hinten kippt und mit lautem Krachen auf dem Boden landet.

Ich zucke zusammen.

Die Regisseurin ruft: »Aus!«

Verdammt.

Ich stelle den Stuhl wieder auf und beiße mir auf die Lippen.

»Kein Problem, Zoe. Wir drehen das gleich noch mal.«

Caroline, so heißt unsere Regisseurin, macht eine lässige Handbewegung, als würde sie sich etwas über die Schulter werfen. »Alles auf Anfang«, sagt sie.

Die Filmklappe wird neu beschriftet.

»Szene eins, die zweite«, ruft der Regieassistent.

Klack.

»Ton ab!«

»Kamera läuft!«

»Und bitte«, wiederholt Caroline.

Ich sehe an Finns Händen, dass auch er tierisch nervös ist. Mit zittrigen Fingern legt er ein F, dann ein R, gefolgt von einem E.

Henry hat die leichteste Aufgabe von uns. Er muss so tun, als würde er seinem Mammut einen stolzen Blick zuwerfen. Richtig angucken kann er es nicht, denn da steht nicht Norbert, sondern bloß sein Trinknapf. Marcel hat uns erklärt, dass in jeder Szene erst mal nur ein einziges Tier dabei sein soll, damit kein Chaos entsteht.

Gleich wird Fred seinen großen Auftritt haben und zu uns durchs Fenster klettern, so wie er sich in den Sommerferien bei Finn durchs Küchenfenster geschwungen hat.

Und so wie damals muss natürlich jemand das Fenster aufmachen, damit er zu uns hereinkommen kann. Schließlich ist Fred ein Faultier und kein Geist, der durch eine Glasscheibe schweben könnte.

»Boah, ist das heiß hier«, sage ich etwas zu leise und schiebe vorsichtig den Stuhl zurück. Zum Glück bleibt er stehen. Puh. Dann fällt mir ein, dass ich ja aufspringen sollte, und ich mache einen albernen kleinen Hopser.

»Aus!«, ruft Caroline.

Ich drehe mich schuldbewusst zu ihr um.

»Das war jetzt etwas zu langsam, oder?«, frage ich kleinlaut.

»Ja, ein bisschen«, gibt sie mir schmunzelnd recht. »Außerdem hast du vergessen, dir über die Stirn zu wischen.«

»Ach ja, die Stirn«, antworte ich lachend und komme mir wie der größte Depp vor. Ein Schweißtropfen kitzelt mich an der Nasenspitze. Ich wische ihn hastig weg.

»Ist doch auch wirklich ziemlich heiß hier mit all den Scheinwerfern, findest du nicht?«, sagt Caroline.

Ich lege den Kopf in den Nacken, blinzele nervös ins Scheinwerferlicht und nicke wie ein Schaf. Mein Herz wummert so laut, dass es im ganzen Studio zu hören sein müsste.

Tief durchatmen, Zoe.

Sekunden später sind alle wieder startklar.

»Szene eins, die dritte«, ruft der Regieassistent.

Klack.

»Ton ab!«

»Kamera läuft!«

»Und bitte«, sagt Caroline zum dritten Mal.

Finn legt seine Buchstaben, Henry guckt stolz zu seinem nicht vorhandenen Mammut rüber und ich habe den nächsten Schweißausbruch.

»Boah, ist das heiß hier!«, quake ich mit belegter Stimme und habe total vergessen, in welcher Reihenfolge ich was tun soll. Zuerst den Stuhl wegschieben und dann aufspringen oder zuerst aufspringen und dann den Stuhl wegschieben? Oder beides gleichzeitig?

Ich stoße mich mit den Füßen vom Boden ab, knalle mit den Knien gegen die Tischkante und stolpere zum Fenster. Immerhin ist der Stuhl stehen geblieben. Da fällt mir ein, dass ich schon wieder was Wichtiges vergessen habe, also reiße ich mit der rechten Hand das Fenster auf und wische mir mit dem linken Handrücken über die Stirn. Sie ist schweißnass.

Auf Gummibeinen schaukele ich zum Tisch zurück und quetsche mich wieder auf meinen Stuhl, der halb unter dem Tisch steht. Das Blut pocht in meinen Ohren. Ich bin fix und fertig. Wer hätte gedacht, dass Schauspielern so anstrengend ist.

Doch anscheinend habe ich keinen größeren Fehler gemacht, denn als ich Caroline einen verstohlenen Blick zuwerfe, klatscht sie mir lautlos Beifall und nickt mir zufrieden zu. Außerdem unterbricht sie nicht, sondern lässt die Szene weiterlaufen.

Die Blätter in dem künstlichen Baum, der vor dem Fenster steht, geraten in Bewegung. Freds großer Auftritt ist gekommen.

Wir haben lange mit ihm geübt und ihm jedes Mal eine Ladung Schokopops in seinen gierigen Rachen geworfen, wenn er alles richtig gemacht hat. Natürlich wollen wir nicht, dass er so fett wird wie Egon, aber Schokopops liebt er nun mal über alles. Und Fred ist wirklich ein außerordentlich gelehriges Faultier und wird seine Aufgabe bestimmt mit Bravour meistern.

Der Regieassistent schiebt Fred von hinten ein bisschen näher an das Fenster heran und gibt ihm einen Klaps auf den Rücken. Das ist sozusagen Freds Einsatzeichen.

Und da ist er auch schon. Lässig hängt er an einem Ast, während er sich mit der anderen Hand am Fensterrahmen festhält. So baumelt er für einen Moment in der Luft und lächelt selbstbewusst in die Kamera.

Ehrlich gesagt lächelt Fred immer, da seine Mundwinkel nun mal nach oben gebogen sind. Aber wer sich mit Faultieren nicht so gut auskennt wie wir, der denkt bestimmt, dass Fred hier sein Showtalent unter Beweis stellt.

Henry ist dran: »Was … was ist das?«, fragt er und greift sich mit beiden Händen an den Kopf.

»Vie … vielleicht ein … Fressbär«, stottert Finn und lässt den Mund offen stehen, damit man sieht, dass er total von den Socken ist.

Caroline streckt ihnen ihren gehobenen Daumen entgegen, was mir einen klitzekleinen Stich versetzt. Aber die beiden hatten es auch wirklich leicht. Ich meine, einen läppischen Satz im Sitzen hätte ich bestimmt auch fehlerfrei über die Lippen gekriegt. Aber Boah, ist das heiß hier! rufen, Schweiß abwischen, aufspringen, Stuhl wegschieben und Fenster aufreißen – da kann man schon mal durcheinanderkommen.

Wir hatten mit Fred geübt, dass er sich vom Fenster zum Kühlschrank rüberhangelt, von dort auf den Tisch krabbelt und sich an der Lampe hochzieht, die darüber hängt. Das ist nämlich der Höhepunkt der Szene. Fred soll an der Lampe hin und her schaukeln und über das ganze Gesicht strahlen.

Was ein Kinderspiel für ihn sein dürfte. Fred schaukelt für sein Leben gern und das mit dem Strahlen erledigen seine Mundwinkel von allein.

Fred steht jetzt breitbeinig auf dem Fensterrahmen, streckt seinen Kugelbauch nach vorne und füllt das ganze Fenster aus. Seine braunen Augen glitzern verschmitzt, wie immer, wenn er was im Schilde führt.

Bitte reiß dich zusammen, flehe ich im Stillen. Hier wird nicht die große Fred-Show, sondern ein Spielfilm gedreht. Wenn du jetzt irgendeinen Blödsinn machst, dann müssen wir alles noch mal von vorne …

Aber zu spät. Fred stößt einen gellenden Pfiff aus, geht in die Hocke, holt mit beiden Armen Schwung und springt mit den Vorderkrallen voraus auf Finns Schoß.

Finn plumpst vor Schreck fast vom Stuhl, als Fred auf seinen Oberschenkeln landet. Immerhin ist Fred so geschickt, dass sich seine Krallen nicht in die Beine seines Herrchens bohren. Sogar Finns Jeans bleibt heil.

»Mann, Fred, was soll denn das?«, blafft er sein Faultier an.

»Aus!«, ruft Caroline, und zum ersten Mal schickt sie einen kleinen Seufzer hinterher.

Fred guckt Finn so aufmerksam an wie ein Hund, der gerade ein Stöckchen apportiert hat. Dann verkündet er mit seiner hohlen Stimme, die direkt aus seinem Bauch zu kommen scheint: »Ein Meter … sechzig.«

»Ein Meter sechzig?«, wundert sich Caroline.

»Oje.« Henry stützt seinen Kopf in beide Hände. »Vielleicht hätten wir ihn gestern nicht mit zum Schulsportfest nehmen sollen.«

»Und warum nicht?«, erkundigt sie sich interessiert und setzt sich zu uns an den Tisch.

Ich glaube, Caroline ist die geduldigste Regisseurin der Welt.

»Zwanzig Minuten Pause!«, ruft sie durch das Studio. »Ich muss mit den Hauptdarstellern was besprechen.«

Hauptdarsteller, wie das klingt, denke ich stolz und nehme mir vor, mich in Zukunft noch besser zu konzentrieren.

»Weil Fred ständig neue Wörter aufschnappt«, erklärt Finn, legt seine Hände um Freds Schultern und wirft ihm einen halb strengen, halb stolzen Blick zu.

Fred spitzt den Mund, als wolle er ihm ein Küsschen geben.

»Und die neuen Wörter, die übt er dann so lange, bis er sie fehlerfrei aussprechen kann«, erkläre ich weiter und weiß in diesem Moment genau, warum Fred auf Finns Schoß gehüpft ist und ein Meter sechzig gesagt hat.

»Wir haben sogar eine Liste, da kommen alle Wörter drauf, die er beherrscht«, ergänzt Henry.

»Ton … ab … und … bitte«, raunt Fred, der jetzt richtig in Quassellaune ist.

»Die kommen dann wohl auch...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2019
Reihe/Serie Nur mal schnell-Serie
Nur mal schnell-Serie
Illustrationen Verena Körting
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Erstleser • Familie • Familienbuch • Faultier • Fred das Faultier • Freundschaft • Italien • Kinderabenteuer • Kinderbuch • Kinderbuch Neuerscheinung 2021 • Kinderroman • Lama • Lamababy • Mammut • Norbert das Mammut • Reise • Reise durch Italien • Retten • Scheidung • Selberlesen • Tierbuch • Tiere • Tierfreundschaft • Tiergeschichte • Tierrettung • Vater • Vatersuche • Vorlesen • Zweitleser
ISBN-10 3-423-43588-7 / 3423435887
ISBN-13 978-3-423-43588-8 / 9783423435888
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich