Nebelträume -  Claudia J. Schulze,  Anke Hartmann

Nebelträume (eBook)

Band 3
eBook Download: EPUB
2019 | 5. Auflage
160 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-0520-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Im dritten Band der "Lukas-Reihe" geht es um Nebelträume. Eine schwarze Katze und eine Eule spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Eulen schätzen Geschwätzigkeit zu keinem Zeitpunkt.

Dr. Claudia J. Schulze, Studium der Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Literaturwissenschaften und Journalismus in Karlsruhe, Freiburg, Konstanz und Zürich. Weiterbildung in Klinischer Psychologie, Trauerbegleitung, Bibliotherapie und Kunsttherapie. Arbeitet in eigener Praxis und als Schriftstellerin.

Kapitel 1 -
Kai und Räuber


Ebenso froh wie Lukas über die Wiederkehr Mias war, war auch Kai, als er endlich seinen geliebten alten Schäferhund „Räuber“ wiederhatte. Räuber begrüßte ihn so stürmisch, dass Kai beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. „Hey, gehst du mit mir joggen?“ wollte er von Räuber wissen? Das brauchte er Räuber allerdings kein zweites Mal fragen. Sobald Kai sich die Turnschuhe anzog stand Räuber wie immer aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd neben ihm und konnte es kaum abwarten bis es losging. Kai war ein schneller Läufer und schon immer der sportlichste Junge der ganzen Klasse gewesen. Lukas rannte zwar auch nicht gerade schlecht, aber das Training mit Räuber war doch etwas ganz Anderes – gewesen. Zu seinem großen Entsetzen bemerkte Kai, dass Räuber beim heutigen Lauf die Luft ausging, und dass der so ausdauernde Hund, der immer vor ihm gelaufen war nun zurückfiel, immer langsamer und erschöpfter wurde. Kai setzte sich auf den Waldboden und wartete darauf, dass Räuber wieder zu ihm aufschließen würde. Schließlich kam er angetrottet und setzte sich ebenfalls. Kai sah ihn sich genau an um zu sehen, ob es etwas gab das auf eine Krankheit von Räuber hinweisen könnte. Wenn jetzt nur Lukas da wäre. Der kannte sich mit so etwas viel besser aus. Nun blieb ihm allerdings nichts anderes übrig als selbst hinzuschauen. Räuber sah eigentlich aus wie immer, nur, dass das Fell in seinem Gesicht mit einem Mal auffällig grau und stumpf aussah. Kai erschrak denn es würde ihm mit einem Schlag bewusst, dass Räuber alt geworden war, dass er schwächer wurde, und dass er nicht für immer mit ihm durch den Wald würde rennen können. „Das macht doch nichts Räuber“, sprach er auf ihn ein wie um ihn zu trösten. Im Grunde wollte er sich allerdings auch selbst ein wenig trösten. „Wir brauchen nicht zu rennen weißt du? Wir können auch ganz gemütlich miteinander spazieren gehen.“ Räuber blickte ihn aus seinen dunklen Augen treuherzig an und Kai, der einen Kloß im Hals verspürte, versuchte sich mühsam zu beruhigen, was gar nicht so leicht war. Dann dachte er an Agathe, an Annie und den Eintrag in ihrem Tagebuch. Agathes Tochter war schon viele Jahre tot, doch es gab, über sie, eine Erinnerung an seine Mutter als Kind. Kai tröstete dieser Gedanke. Er spürte in diesem Moment, wie alles irgendwie ineinander überging, alles ineinanderfloss. Und das half ihm auch ein wenig an dem Tag an dem er bemerkte, wie es tatsächlich um seinen Hund Räuber stand. Er sammelte sich noch ein wenig. Schließlich stand er auf und lief langsam los. Räuber folgte ihm. „Es hat echt auch Vorteile langsam zu gehen“ wiederholte Kai seinen tapferen Versuch sich und Räuber zu trösten. „Man sieht viel mehr von der Umwelt“. Räuber sah ihn wieder an mit seinem mittlerweile so grauem Gesicht und wedelte glücklich mit dem Schwanz. „Ich werde immer mit dir in den Wald gehen, Räuber“, versprach er ihm noch. „Und wenn ich dich tragen muss.“ Kai meinte das genauso wie er es sagte. Niemals hätte er seinen Hund im Stich gelassen. Er erinnerte sich an die Nacht, an dem er und Lukas Räuber aus der Waldhütte des alten Simon entführt hatten, weil sein Vorbesitzer ihn schlecht behandelte. Seither gab es für Kai keinen Tag ohne seinen „Räuber“ – von der kurzen Zeit in Holland einmal ganz abgesehen. Ruhig und gemächlich liefen die beiden den Weg gemeinsam zurück nachhause. Da es tatsächlich ab und an Vorteile hat langsam zu gehen sahen sie eine ganz be-sondere Eule. Es war natürlich Luna. Und ein Tag an dem man Luna sah konnte wahrlich niemals, niemals ein schlechter Tag sein, so wie es nie eine schlechte Nacht sein konnte. Etwas Ähnliches dachte wiederum Lukas in den Nächten, in denen Gerda oder Kieran um sein Haus flogen. Das war gut so, denn Kai standen noch ganz andere Herausforderungen bevor. Der Abschied von Räuber und von Maxime war abzusehen. Beide waren alt. Doch Klopfer, sein Hase war es nicht. Und doch war es Klopfer, der ihn als erstes verlassen sollte. Anders als vermutet, und für Kai besonders schmerzhaft. Das alles hing mit Regina zusammen, einem Mädchen das sich alles nahm was es wollte. Ganz unabhängig davon, ob die Dinge ihr gehörten oder nicht. Und so kam der Tag, an dem sie Kais Hasen stahl. Nach weniger als drei Minuten war das Schloss offen. Der Hase zappelte auf ihrem Arm, und Regina nahm ihn mit in die Schule. Sie ging nicht in Kais Klasse, so dass die anderen Kinder nicht wissen konnten, dass es der Hase von Kai war. Sie zeigte ihn überall herum. Dann, in der Pause, ging sie nach draußen und ließ ihn einfach laufen. Er verschwand in den Wald und wurde niemals wieder gesehen. Regina wusste nicht warum sie das getan hatte. Warum sie den Hasen nicht wenigstens zurückgebracht hatte. Sie konnte sich selbst oft nicht verstehen. Natürlich kam es heraus, die Sache mit ihr und dem Hasen. Kai war untröstlich. Man sah es ihm nicht an, doch liebte er Tiere über alles. Die ganze Schulklasse, auch die Parallelklasse, der Hausmeister und alle Lehrer, sogar die Direktorin, halfen mit den Hasen zu suchen. Umsonst. Er wurde trotz allergrößter Bemühungen nicht mehr wieder gefunden. Ich weiß beim besten Willen nicht warum, doch Mia ging tatsächlich beinahe jeden Tag in den Wald, um nach Kais Hasen zu suchen. So als hoffte sie wirklich und inständig, dass Regina zurückkäme, wenn nur erst der Hase wieder da sein würde. Ein wenig hatte sie wohl auch den Verdacht, dass Regina nicht nur Kais Hasen sondern auch Fuchs gestohlen haben könnte. Doch es war nur ein kleiner, winziger und gänzlich unbewiesener Verdacht. Insgeheim hielt sie Fuchs nämlich für zu schlau, um Regina auf den Leim zu gehen. Nur sicher war sie sich eben nicht. So oft Mia aber auch suchte: Weder der Hase noch Regina kehrten zurück. Und es war Kai, der behauptete, dass sie erst an dem Tag zurückkommen würden, an dem sieben Raben mit vereinten Kräften nach den beiden riefen. Und dies würde man noch im Umkreis von vielen, vielen Kilometern deutlich hören.

Das klang zwar völlig unwahrscheinlich, doch aus reiner Neugier schon achteten die Kinder nun stärker auf die Raben als sie das bisher getan hatten. Allein das hat noch nie jemandem geschadet. Die Raben haben es nämlich zu jeder Zeit verdient, dass man auf sie achtet. Und an einem der Tage, an denen Mia im Wald nach dem Hasen suchte, sah sie etwas Rotes in der Ferne aufblitzen. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Denn zwar sah es aus wie Fuchs – was schön war, da es doch immerhin bedeutete, dass er noch am Leben war. Doch andererseits konnte sie noch immer nicht verstehen warum er sie einfach so vergessen hatte. Vergessen, nun ja, das war wohl andererseits auch nicht das richtige Wort. Sie musste an die Mäuse denken, die wohl Fuchs dort heimlich als Geschenk für sie hinterlegt hatte. Doch offenbar wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wenigstens nicht direkt. Bei Kais Hasen war das etwas Anderes. Wenn der einst entführte Hase nicht mehr allein nach Hause zurückfand, so konnte ihm das wohl niemand ernsthaft vorwerfen. Ein Hase hatte sicherlich anderes vor, so ganz allein im Wald. Doch Fuchs war so klug, und mit Leichtigkeit hätte er zurückkehren können – falls er es gewollt hätte. Die traurige Tatsache, dass er das offenbar nicht wollte, war etwas, über das Mia häufig nachdenken musste. Nur eine wirkliche Antwort fand sie nie. Zum Glück gab es Lukas, dachte sie. Bei ihm konnte sie einfach nur da sein. Sprechen musste sie nicht viel. Jedenfalls nicht, wenn ihr nicht danach war. Und das war gut so. Bei einem ihrer Versuche „Fuchs“ zu finden, war Mia zu Kais Versteck vorgedrungen, eine Höhle beim alten Felsen. Gepasst hat es ihm nicht. Doch dann, Mia erreichte offenbar jedes Herz, nahm er sie mit zu Agathe. Sie mit ihr zu teilen war wohl der größte Freundschaftsbeweis überhaupt.

Auch zu Lukas fand Kai seinen Weg. Häufig genug dachte sich Mia, dass Regina Kais Freude irgendwie, zusammen mit dem Hasen, ganz einfach gestohlen haben musste. Zugegeben: Mit Kais Freude war es zwar seit langem nicht mehr so gut bestellt – doch der Hase hatte ihn wenigstens davon abgehalten auch noch komplett trübsinnig zu werden. Nun war er weg, der Hase – und mit ihm Kais Freude. Sie dachte ein wenig hin und her, und dann, plötzlich, hatte sie eine Idee. Das war der Tag, an dem sie begann an ihren Zauberbüchern zu schreiben.

Mia wollte einfach unbedingt etwas haben, mit dem sie Kai, und auch sich selbst, aufmuntern konnte.

Sofort sprach sie am Telefon mit Lukas darüber. „Gute Idee“, fand dieser. „Und. Hör mal, Mia, Katze fühlt sich in letzter Zeit so allein. Willst du nicht mal nach ihr sehen?“ „Katze“ gehörte Lukas, und sie hatte keinen anderen Namen als „Katze“.

Mia verstand sofort, dass Lukas sie mit ihr trösten wollte. Natürlich ging das nicht. Andererseits würde sie vielleicht tatsächlich demnächst bei ihr vorbeischauen. Lukas...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7481-0520-7 / 3748105207
ISBN-13 978-3-7481-0520-6 / 9783748105206
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die ewigen Leben der Clara Hart

von Louise Finch

eBook Download (2024)
Beltz (Verlag)
14,99