Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon (eBook)
304 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-24884-0 (ISBN)
Willkommen zurück in Eragons Welt!
Es ist ein Jahr her, dass Eragon aus Alagaësia aufgebrochen ist auf der Suche nach dem geeigneten Ort, um eine neue Generation Drachenreiter auszubilden. Jetzt kämpft er mit unendlich vielen Aufgaben: Er muss einen riesigen Drachenhorst bauen, Dracheneier bewachen und mit kriegerischen Urgals, stolzen Elfen und eigensinnigen Zwergen zurechtkommen. Doch da eröffnen ihm eine Vision der Eldunarí, unerwartete Besucher und eine spannende Legende der Urgals neue Perspektiven.
Dieser Band enthält drei neue Geschichten aus Alagaësia und führt Eragon an den Beginn eines neuen Abenteuers. Außerdem enthüllt das Buch Auszüge aus der Biografie der unvergesslichen Kräuterhexe und Weissagerin Angela ... geschrieben von Angela Paolini, der Schwester des Autors, die ihn zu dieser Figur inspiriert hat.
Illustriert mit vier neuen Originalzeichnungen des Autors.
Alle Bände der »World of Eragon«:
Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter (Band 1)
Eragon - Der Auftrag des Ältesten (Band 2)
Eragon - Die Weisheit des Feuer (Band 3)
Eragon - Das Erbe der Macht (Band 4)
Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon (Kurzgeschichten, Band 1)
Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
Christopher Paolini hat nie eine öffentliche Schule besucht, sondern wurde von seiner Mutter zu Hause unterrichtet. Als Jugendlicher entdeckt er die Welt der Bücher. Hingerissen verschlingt er J. R. R. Tolkien, Raymond Feist, die nordischen Heldensagen - und erschafft mit 15 Jahren eine ganz eigene, komplexe Fantasy-Welt: Alagaësia. »Eragon« erscheint zunächst im Selbstverlag der Eltern und avanciert durch Mundpropaganda zum heimlichen Bestseller. Durch den Schriftsteller Carl Hiaasen auf das Buch aufmerksam gemacht, veröffentlicht Random House USA im September 2003 die Buchhandelsausgabe, die seitdem alle Rekorde bricht. Heute ist Christopher Paolinis Drachenreitersaga ein echter Klassiker und begeistert immer wieder neue Leser. Er lebt mit seiner Familie in Paradise Valley, Montana.
I.
Der Berg Arngor
Der Tag war nicht gut gelaufen.
Eragon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck Brombeermet. Süße Wärme breitete sich in seiner Kehle aus und mit ihr kamen Erinnerungen an Sommernachmittage im Palancar-Tal, ans Beerenpflücken …
Heimweh überfiel ihn.
Der Met war das einzig Positive an dem Treffen mit Hruthmund, dem Gesandten der Zwerge, gewesen. Ein Geschenk, um die Bande freundschaftlicher Verbundenheit zwischen Zwergen und Reitern zu stärken. So hatte Hruthmund es jedenfalls ausgedrückt.
Eragon schnaubte. Eine schöne Freundschaft. In Wahrheit hatte er mit Hruthmund die ganze Zeit nur darüber diskutiert, wann die Zwerge endlich die versprochenen Vorräte liefern würden. Hruthmund schien zu glauben, dass es mehr als ausreichend war, alle drei bis vier Monate etwas zu liefern. Das war lächerlich, wenn man bedachte, dass die Zwerge näher an der Akademie lebten als irgendeins der anderen Völker. Selbst Nasuada hatte es geschafft, weit aus dem Westen – vom anderen Ende der Wüste Hadarac – monatlich Waren zu liefern.
Ich werde mich mit Orik treffen müssen, um die Angelegenheit mit ihm selbst zu klären. Noch ein weiterer Punkt auf einer scheinbar endlosen Liste von Aufgaben, die auf ihn warteten.
Eragon sah die Berge von Schriftrollen, Büchern, Landkarten und losen Pergamenten, die den Schreibtisch vor ihm bedeckten und allesamt seine Aufmerksamkeit forderten. Er seufzte, denn er fand den bloßen Gedanken daran deprimierend.
Er richtete den Blick auf die großen, grob behauenen Fenster des Drachenhorstes. Rings um den Arngor erstreckten sich im Abendlicht die windgepeitschten Ebenen. Im Norden und Westen glänzte der Fluss Edda wie ein Band aus gehämmertem Silber in der Landschaft. Zwei Schiffe lagen an der nächsten Biegung des Flusses längsseits am Ufer vertäut. Von dort aus führte ein Pfad in Richtung Süden in die Hügel am Fuß des Arngor.
Den Berg hatte Eragon – zusammen mit Saphira und ihren treuen Reisegefährten – als neues Zuhause für die Drachenreiter ausgewählt. Und er sollte noch mehr sein als das: ein sicherer Hort für die Eldunarí, die Seelensteine, und hoffentlich der Nistplatz für die nächste Generation von Drachen.
Der hohe Gipfel mit den steilen Felsflanken war ein letzter Ausläufer des Beor-Gebirges, kleiner als dessen himmelhohe Riesen, doch immer noch um ein Mehrfaches höher als die Berge des Buckels, wo Eragon aufgewachsen war. Einsam ragte er über die grüne Fläche der östlichen Ebenen auf, eine gemächliche Segelfahrt von zwei Wochen von der Grenze des eigentlichen Alagaësia entfernt.
Südlich des Arngor war das Land faltig wie eine Decke und struppig von Bäumen, deren Blätter im Wind silberhell leuchteten wie die Schuppen eines Fisches. Weiter im Osten erhoben sich Felswände, Kliffs und riesige, abgeflachte Felssäulen, die alle mit einem Pflanzenschopf bewachsen waren. Dort lebten Nomadenstämme: seltsame halbwilde Menschen, wie sie Eragon noch nie zuvor begegnet waren. Bisher hatten sie keine Schwierigkeiten gemacht, aber er blieb wachsam.
Das war jetzt seine Pflicht.
Der Berg trug viele Namen. Arngor bedeutete in der Zwergensprache Weißer Berg. Tatsächlich bedeckten Schnee und Eis das obere Drittel und von ferne hob sich der Gipfel strahlend weiß von der grünen Umgebung ab. Aber er hatte in der Sprache der Zwerge auch noch einen älteren, geheimen Namen. Den hatten sie kurz nach ihrer Ankunft herausgefunden, als eine Expedition unter Eragons Führung in die Hügel am Fuß des Berges vorgedrungen war. Dort hatten sie in den Stein gehauene Stollen entdeckt. In einem davon stand in Runen Gor Narrveln, Berg der Juwelen. Irgendein uralter Clan der Zwerge hatte Minen bis tief in den Fels des Arngor getrieben.
Die Zwerge, die sich Eragons Gruppe angeschlossen hatten, waren ganz begeistert von dieser Entdeckung gewesen. Sie debattierten ausgiebig darüber, wer die Minen angelegt hatte und welche Edelsteine in dem Berg wohl noch zu finden waren.
In der alten Sprache hieß der Berg Fell Thindarë, Berg der Nacht. Die Elfen konnten Eragon nicht sagen, woher der Name kam oder warum man ihn gewählt hatte, und so benutzte er ihn nur selten. Aber er hörte sie von dem Gipfel auch als Vaeta sprechen oder Hoffnung. Er fand das passend, da die Drachenreiter eine Hoffnung für alle Völker Alagaësias waren.
Die Urgals hatten einen eigenen Namen für den Gipfel: Ungvek. Als Eragon sie fragte, was er bedeute, behaupteten sie, es heiße starrköpfig. Aber er war sich nicht sicher.
Dann waren da noch die Menschen. Eragon hatte gehört, dass sie alle Namen nebeneinander benutzten. Außerdem bezeichneten sie den Berg als Spitzhorn. Ein Ausdruck, von dem er vermutete, dass die Händler häufig Scherze darüber machten.
Eragon persönlich mochte den Klang von Arngor am liebsten, aber er zollte jedem der Namen Respekt. Die Vielfalt dieser Namen war wie ein Abbild der Verhältnisse an der Akademie der Reiter: eine Mischung von Völkern und Kulturen und einander widerstrebenden Plänen, die alle noch unter einen Hut gebracht werden mussten.
Er nahm noch einen Schluck von dem Mûnnvlorss-Met; so hatte Hruthmund die Flasche genannt. Mûnnvlorss. Eragon schmeckte das Wort auf der Zunge und ertastete mit seinem Geist dessen Form, um seine Bedeutung zu erfassen.
Es hatte im Laufe des Tages noch andere Probleme gegeben, nicht nur das Treffen mit Hruthmund. Die Urgals waren streitlustig wie eh und je. Die Menschen uneinig. Die Drachen in ihren Eldunarí rätselhaft. Und die Elfen … Die Elfen waren so elegant und gewissenhaft und höflich, wie es nur ging. Aber sobald sie einmal eine Entscheidung getroffen hatten, wollten oder konnten sie ihre Meinung nicht mehr ändern. Der Umgang mit ihnen hatte sich als viel entmutigender erwiesen, als Eragon erwartet hatte, und je mehr Zeit er mit ihnen verbrachte, desto mehr musste er Orik recht geben, was die Elfen betraf. Man bewunderte sie am besten aus der Ferne.
Außer den Schwierigkeiten im Umgang miteinander gab es ständig Probleme, die den Bau der Festung, die Beschaffung von Lebensmitteln und anderen Vorräten für den bevorstehenden Winter und unzählige andere Einzelheiten betrafen, die die Verwaltung einer großen Stadt mit sich brachte.
Denn das war es im Grunde, was aus ihrer Entdeckungsfahrt entstanden war. Eine Siedlung, die bald dauerhaft sein würde.
Eragon trank den letzten Schluck Met. Er spürte, wie sich der Boden unter ihm leicht neigte – die Wirkung des Getränks.
Den halben Vormittag über hatte er am Bau der Festung mitgearbeitet, und das hatte ihn und Saphira viel mehr Kraft gekostet, als er erwartet hatte. Wie viel er auch aß, es schien nie zu genügen, um die verlorene Energie zu ersetzen. In den letzten beiden Wochen hatte er seinen Gürtel noch zwei Löcher enger schnallen müssen, und das zusätzlich zu dem einen, das er in den Wochen davor an Umfang eingebüßt hatte.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die Pergamente auf dem Schreibtisch.
Die Erneuerung des Drachenvolks, die Führung der Reiter und der Schutz der Eldunarí waren allesamt Pflichten, die er wollte, die ihm willkommen waren und die er ernst nahm. Und doch … Eragon hätte nie erwartet, dass er einen so großen Teil seines Lebens mit so etwas verbringen würde: an einem Schreibtisch zu sitzen und über Fakten und Zahlen zu grübeln, bis seine Sicht sich vor Anstrengung trübte. So ungeheuer viel Kraft der Kampf gegen das Imperium und Galbatorix auch gekostet hatte – nie, nie wieder wollte Eragon etwas Ähnliches erleben –, es war doch auch aufregend gewesen.
Bisweilen träumte er davon, sein Schwert Brisingr zu gürten, auf Saphira zu steigen und zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Aber das war eben nur ein Traum. Sie konnten weder die Drachen noch die Reiter sich selbst überlassen, noch lange nicht.
»Barzûl«, murmelte Eragon. Die Falte zwischen seinen Brauen wurde tiefer, während er über eine ganze Flut von Flüchen nachdachte, mit denen er die Pergamente belegen könnte: Feuer, Frost, Blitz, Sturm, Zerfall zu Staub und mehr.
Er seufzte, richtete sich auf und griff abermals nach der Schreibfeder.
Halt, bremste Saphira ihn. Auf der anderen Seite des Raums regte sie sich in der gepolsterten Kuhle, die in den Boden eingelassen war: ein Nest, groß genug für einen Drachen. Das Nest, in dem er jede Nacht unter einem ihrer Flügel zusammengerollt schlief.
Als sie sich erhob, warfen ihre juwelenartigen Schuppen einen Wirbel blauer Lichtpunkte an die Wände.
»Ich kann nicht«, sagte Eragon. »Ich wünschte, ich könnte, aber ich kann nicht. Diese Verzeichnisse müssen bis zum Morgen durchgesehen werden und …«
Es wird immer Arbeit geben, sagte sie und kam zum Schreibtisch herüber. Die Spitzen ihrer glänzenden Krallen klackerten dabei auf den Stein. Immer wird es jemanden geben, der etwas von uns braucht, aber du musst auch an dich denken, Kleiner. Für heute hast du genug getan. Leg deine Feder beiseite und lass deine Sorgen ruhen. Es ist immer noch ein wenig Licht am Himmel. Geh mit Bloëdhgarm kämpfen oder mach Kopfstoßen mit Skarghaz oder tu irgendetwas anderes – nur nicht dasitzen und grübeln.
»Nein«, entgegnete Eragon und richtete den Blick auf die Reihen von Runen, die das Pergament bedeckten. »Es muss getan werden, und es gibt niemanden außer mir, der es tun kann. Wenn ich es nicht tue …«
Er zuckte zusammen, als Saphiras linke Vorderklaue den Stapel Pergamente durchbohrte und auf dem Schreibtisch festnagelte. Das Tintenfass fiel zu...
Erscheint lt. Verlag | 21.1.2019 |
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Übersetzer | Michaela Link |
Zusatzinfo | 1 Farbtafel |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 • Abenteuer • Alagaësia • All Age • Drachen • Drachenabenteuer • Drachenfantasy • Drachenreiter • eBooks • Fantasy • Freundschaft • Heroische Fantasy • Herr der Ringe • High Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Magie • murtagh • New York Times Bestseller • NYT-Bestseller-Autor • spiegel bestseller • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestseller-Autor • The Inheritance Cycle deutsch • Weltbestseller • Young Adult • Zwerge |
ISBN-10 | 3-641-24884-1 / 3641248841 |
ISBN-13 | 978-3-641-24884-0 / 9783641248840 |
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