Nächster Halt Liebe -  Leah Konen

Nächster Halt Liebe (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
304 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-118-4 (ISBN)
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Ammy ist auf dem Weg zur zweiten Hochzeit ihres Vaters. Und das, obwohl sie noch nicht mal an die wahre Liebe glaubt - dafür hat die Scheidung ihrer Eltern im vergangenen Jahr gesorgt. Im Zug begegnet sie Noah, den sie auf Anhieb nervig findet. Noah ist ein hoffnungsloser Romantiker, der nach Hause fährt, um seine erste Liebe zurückzugewinnen. Als der Zug mitten im Schneegestöber zum Stehen kommt, bleibt Ammy nichts anderes übrig, als sich mit Noah zusammenzutun. Denn sie haben ein gemeinsames Ziel: rechtzeitig nach Hause zu kommen. Ein abenteuerlicher Road-Trip beginnt, und Ammy erkennt, dass es die große Liebe vielleicht doch gibt.

Leah Konen wuchs auf einem Bauernhof in der Nähe von Washington D.C.auf.Nach ihrem Studium verfolgte sie ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, und ist heute Autorin von Jugendbüchern und Erwachsenen-Thrillern.Sie lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihrer Tochter und ihrem Hund in Brooklyn, New York.

Leah Konen wuchs auf einem Bauernhof in der Nähe von Washington D.C.auf.Nach ihrem Studium verfolgte sie ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, und ist heute Autorin von Jugendbüchern und Erwachsenen-Thrillern.Sie lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihrer Tochter und ihrem Hund in Brooklyn, New York.

Noah


11:29

Man merkt immer, wenn jemand zum ersten Mal mit dem Zug fährt. Normalerweise versuche ich, den Neulingen zu helfen. Ich erkläre ihnen, dass man auf den Knopf drücken muss, damit sich die Türen zwischen den Waggons öffnen, zeige ihnen, wo der Speisewagen ist, und warne sie vor dem Hähnchen-Sandwich. Aber heute bin ich dafür viel zu nervös. Ich muss die ganze Zeit an Rina denken.

Für die Mittagszeit ist der Zug ungewöhnlich voll, es ist ja eigentlich keine Zeit für Pendler. Vermutlich haben immer noch viele Leute frei, so wie ich, obwohl schon der 3. Januar ist.

Das Mädchen sieht aus, als würde es schlafen. Die Feuchtigkeit der Fensterscheibe hat ihre kurzen dunkelbraunen Haare platt gedrückt.

Ich zeige auf ihren Koffer, das eindeutige Indiz. Daran erkennt man jeden Anfänger. »Der Zug ist voll. Der Koffer muss da weg.«

»Oh«, sagt sie. »Klar.«

Sie steht auf und stößt sich beinahe den Kopf an der Gepäckablage. Dann wuchtet sie den Koffer nach oben.

Ich lege die Blumen auf den freien Platz und helfe ihr. Ihre Haare duften ganz leicht nach Minze.

»Es geht schon«, sagt sie scharf. Sie gibt dem Koffer einen Stoß, und er gleitet auf die Ablage.

»Danke«, sage ich. »Sind das deine?«, frage ich dann und zeige auf die drei Century-21-Tüten.

Sie schüttelt den Kopf, was mich nicht überrascht, weil sie nicht wie eine aussieht, die Wert auf Designerklamotten legt. Ich lehne mich über sie und schiebe die Tüten zur Seite. Die Frau vor mir schaut mich giftig an. Ich hieve meinen Rucksack nach oben, nehme die Blumen und setze mich.

Das Mädchen wirft einen Blick auf den Strauß in meiner Hand, sagt aber nichts.

Ich begutachte die Blüten. Zwei sind ein bisschen zerdrückt.

Ob Rina das merkt? Ja.

Ob es sie stört? Hoffentlich nicht.

Das Mädchen hält seine Fahrkarte in der Hand. Sie trägt einen dicken, waldgrünen Oversize-Pulli und ausgewaschene Jeans. Wahrscheinlich will sie sich das College in Bard anschauen, die Kunsthochschule in der Nähe meiner Heimatstadt.

Rina hat immer über die Bard-Studenten gelästert, die in das Restaurant kamen, in dem sie vorletzten Sommer gearbeitet hat. Sie meinte, die hielten sich alle für so einzigartig wie Schneeflocken und redeten die ganze Zeit über Triggerwarnungen und anderen Blödsinn. Sie hat den ultraliberalen, gefühlsbetonten Stil der Schule immer gehasst.

Die Leute dagegen, die aus New York City hochkamen, liebte sie. Deshalb habe ich letztes Jahr das Hunter College in New York City auf meine Liste gesetzt. Und deshalb habe ich mich schließlich auch dafür entschieden. Obwohl mich die Studenten aus Bard nie gestört haben.

Rina ist im Herzen ein Stadtmädchen, auch wenn sie auf dem Land aufgewachsen ist. Sie hat so eine Ich-lass-mir-nix-gefallen-Art, die perfekt nach New York passt. Sie liebt es, ihren Vater dort zu besuchen, sich auf der Suche nach billigen Handtaschen und klebrigen Baozi in Chinatown zu verirren, mit dem Citi Bike zum Prospect Park zu fahren. Und mich durch Century 21 zu schleifen und sich die Taschen mit billigen Designerschnäppchen zu füllen, in denen sie, zugegeben, großartig aussieht.

Sie hat mich begleitet, als ich mir das Hunter College angeschaut habe, weil meine Eltern zu der Zeit nur mit sich selbst beschäftigt waren. Sie hat mich davon überzeugt, dass das Leben an der Upper East Side von Manhattan ziemlich cool sein kann.

Ich streiche eine der Blüten glatt, damit sie nicht mehr ganz so zerknittert aussieht, überprüfe das Ergebnis und hoffe, dass es gut genug ist.

Ich werfe einen Blick auf meine Sitznachbarin, die jetzt Murakami liest. Sie passt definitiv nach Bard.

Ich glaube, Rina hatte vor allem deshalb ein Problem mit Bard, weil es so nah an zu Hause ist. Der Sprung wäre ihr nicht groß genug gewesen.

Abgesehen von den hohen Studiengebühren hätte ich es in Ordnung gefunden, in der Nähe zu bleiben, wenn Rina nicht gewesen wäre. Im Gegensatz zu mir braucht Rina Abenteuer. Wenn sie die Möglichkeit hätte, in New York zu wohnen, würde sie die Stadt innerhalb kürzester Zeit besser kennen als ich. Sie ist der Typ Mensch, der in eine unbekannte Straße einbiegt und kein einziges Mal zurückblickt.

Ich hingegen blicke ständig zurück. So habe ich sie auch verloren. Aber das werde ich jetzt wiedergutmachen. Ich werde mich – oder uns – nicht mehr infrage stellen.

Ich klemme die Blumen in die Tasche vor meinem Sitz und ziehe meine Jacke aus. Dann schaue ich mich um. Ein paar Reihen weiter sitzt ein Typ in einem Anzug, der schon bessere Tage gesehen hat, und tippt auf einem urzeitlichen Laptop herum.

Ich ziehe meine Umhängetasche, die ich immer für die Uni nehme, auf den Schoß und hole meinen E-Reader heraus. Mittlerweile habe ich die Reise von meinem schäbigen, überfüllten Wohnheim in der Stadt zu der Ranch meiner Eltern in Lorenz Park schon dreimal gemacht. Aber immer, um meine Familie zu besuchen. Um die Herbstferien zu Hause zu verbringen. Meine Wäsche zu waschen. Eine Tupperdose mit meinem Lieblingsessen für das Tiefkühlfach im Wohnheim mitzunehmen. Was man im ersten Collegejahr eben so macht.

Ich versuche, mich auf die Worte auf dem Display zu konzentrieren, aber sie verschwimmen vor meinen Augen und vermischen sich wie Buchstabensuppe. Rina geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Das Mädchen neben mir scheint sich auch nicht konzentrieren zu können. Sie hat einen Finger zwischen die Seiten ihres Murakami gelegt, rutscht auf ihrem Sitz herum und seufzt.

Sie versucht erfolglos, das Beste aus dem winzigen Abstand zwischen ihren Knien und dem Sitz vor ihr zu machen.

Sie bemerkt meinen Blick und schaut schnell weg.

»Nicht so romantisch, wie du es dir vorgestellt hast, was?«, frage ich.

Sie hört mit dem Herumrutschen auf und sieht mich an. »Wie bitte?«

Es sollte nur ein Witz sein. Als ich das erste Mal mit dem Zug gefahren bin, war ich enttäuscht von den unbequemen Sitzen und dem abgestandenen Schweißgeruch.

Aber so scheint sie es nicht verstanden zu haben.

Wahrscheinlich sollte ich einfach »Vergiss es« sagen und weiterlesen.

Aber die Vorstellung, mich die nächsten zwei Stunden zu fragen, wie Rina auf mein Erscheinen reagieren wird, ist plötzlich unerträglich.

»Fährst du zum ersten Mal mit dem Amtrak?«, frage ich und gebe mir Mühe, fröhlich zu klingen.

Sie beißt sich auf die Unterlippe und verschränkt die Arme. Ihre Augen sind groß und stehen weit auseinander, und ihr Kinn ist spitz wie ein zorniges Herz. Sie ist kantig, überall da, wo Rina es nicht ist, Rina mit ihren blonden Locken, ihrem runden Gesicht und ihrer Art, die Unterlippe vorzuschieben, wenn sie etwas will.

»Was geht dich das an?«, fragt sie.

Ich lache. Sie scheint zu versuchen, die New Yorkerin raushängen zu lassen, obwohl ihr Vorstadtakzent auf etwas anderes schließen lässt.

»Sorry«, sage ich. »Ich wollte nur Konversation betreiben.«

Sie verdreht die Augen und wendet sich ab.

Dann eben nicht.

Ich schaue wieder auf meinen E-Reader, aber ich kann mich immer noch nicht konzentrieren, also klemme ich ihn in die Tasche vor mir neben die Blumen und nehme mein Handy.

Ich will Rina schreiben. Unbedingt. Ich will endlich wieder mit ihr sprechen.

Bleibt nur das Problem, dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll:

Hey, ich will heute Abend vorbeikommen und dich zurückerobern. Bist du da?

Wie gehts dir? Haben uns ganz schön lange nicht gehört!

Denkst du manchmal an mich? Ich denke die GANZE Zeit an dich.

Egal, was ich schreibe, es würde einfach nur lächerlich klingen. Ich muss persönlich mit ihr sprechen. Ich muss mich an meinen Plan halten.

Ich würde sie so gerne auf Facebook oder Instagram stalken. Mich vergewissern, dass sie keinen neuen Freund hat, obwohl Danny erzählt hat, dass Cassie gesagt hat, dass sie keinen hat. Ich würde so gerne ein paar aktuelle Fotos von ihr sehen, aber sie hat mich letztes Jahr blockiert, nachdem wir Schluss gemacht hatten. Rina schätzt glatte Brüche. Das kann ich ihr wohl nicht vorwerfen.

Angeblich hat Cassie auch gesagt, dass sie glaubt, dass Rina mich manchmal vermisst.

Ich checke meinen Newsfeed und sehe ein Selfie meiner Eltern auf dem Kreuzfahrtschiff mit den Bermudainseln im Hintergrund. Ich habe wirklich versucht, der ganzen Sache positiv gegenüberzustehen, aber ehrlich gesagt bin ich immer noch sauer, dass sie mich dieses Jahr über Weihnachten alleingelassen haben.

Nicht, dass mir Weihnachten so wichtig wäre. Wir sind Juden, es ist also keine große Sache für uns. Trotzdem habe ich unseren kümmerlichen Plastikbaum und das Lametta immer gemocht. Natürlich bin ich froh, dass mein Dad wieder bei uns eingezogen ist und meine Eltern ihre Trennung auf Probe für beendet erklärt haben, aber so süß ihre Wiedervereinigung auch ist, weiß ich nicht, ob diese »Liebeskreuzfahrt« unbedingt nötig war. Zumindest nicht gleich für zwei Wochen. Ich werde schon nervös beim Gedanken daran, was das kostet! Das Geld war schon im letzten Semester knapp, trotz meines kleinen Stipendiums, meines Teilzeitjobs und des Studienkredits. Wenn sie mir dieses Jahr nicht wieder ein bisschen was für die Bücher und das Wohnheim dazugeben können, wird es eng.

Aber wenigstens war ich während der Feiertage nicht ganz allein. Ich konnte ein paar Tage bei meinem Mitbewohner Alex in dem gigantischen Loft seiner Eltern verbringen. Es war cool, mal die schicke Seite der Stadt zu erleben. Am...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2018
Übersetzer Maren Illinger
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Familie • Liebe • New York • Road-trip • Romance • Winter
ISBN-10 3-03880-118-6 / 3038801186
ISBN-13 978-3-03880-118-4 / 9783038801184
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