Mein Feuerpferd - Ritt im Nordlicht (eBook)

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2018 | 1. Auflage
192 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-23121-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Feuerpferd - Ritt im Nordlicht -  Chantal Schreiber
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Mit wehender Mähne durch Island
Sechs Wochen Island! Für die zehnjährige Eva gibt es kaum etwas Schlimmeres. Einöde, Langeweile und dann auch noch Papas neue Frau, die Eva schon aus Prinzip nicht leiden kann. Allein die Herde Islandpferde des Nachbarn macht diesen Urlaub erträglich. Ganz besonders der braune Eldur, zu dem sie schnell eine enge Beziehung aufbaut. Als sie ihn schließlich reiten darf, geht ein Traum in Erfüllung - die beiden sind das perfekte Team! Doch nicht nur Eva hat erkannt, dass Eldur etwas ganz Besonderes ist, und schon bald muss sie alles daran setzen, ihr Traumpferd nicht zu verlieren ...

Chantal Schreiber, in Wien geboren und aufgewachsen, wusste schon immer, dass sie schreiben wollte. Ihr Sprachstudium brach sie jedoch ab, um zu reisen und möglichst viel von der Welt zu sehen. Zurück in Österreich begann sie zunächst für das Kinderfernsehen Drehbücher zu schreiben und veröffentlichte 2007 schließlich ihr erstes Kinderbuch. Ihre Reise- und Abenteuerlust spiegelt sich in den meisten ihrer Geschichten wider. Chantal Schreiber lebt mit Familie, Hund und Pferd in der Nähe von Wien.

Ans Ende der Welt

Hoffentlich ist sie nicht mitgekommen, denke ich, als ich am Druck in meinen Ohren merke, dass das Flugzeug sich der Erde nähert. Ich presse meine Stirn an das kleine Fenster und versuche vergeblich irgendetwas zu erkennen. Nichts als Wolken.

Plötzlich sackt die Maschine kurz ab und mein Kopf knallt gegen die Scheibe. »Autsch!«, murmle ich und reibe meine Stirn. Gleich darauf fühlt es sich an, als würde eine riesige Hand das Flugzeug packen und mit aller Kraft schütteln. Die blonde Flugbegleiterin verliert das Gleichgewicht und kann sich gerade noch an einer Rückenlehne festhalten. Ohne dass ich es gemerkt habe, habe ich meine Finger in die Armlehnen gekrallt.

»Ist nur der Wind«, sagt mein Sitznachbar, ein älterer Mann, freundlich. »In Island ist es immer windig.«

»Ich weiß«, erwidere ich und löse meine Hände von den Lehnen. »Mein Vater ist Isländer.«

Der Mann lächelt. »Dann warst du sicher schon öfter hier?«

»Nein.« Ich schüttle sehr entschieden den Kopf. »Noch nie.« Und wenn es nach mir ginge, befände ich mich auch jetzt nicht im Landeanflug auf Reykjavik, Islands Hauptstadt. Aber was hätte ich machen sollen? Wäre ich stur geblieben, hätte doch bloß Sarah darunter gelitten. Sarah ist meine Mom, aber meistens nenne ich sie beim Vornamen. Sie sagt ja auch nicht »Tochter« zu mir, hat sie mal gemeint. Ich soll sie so nennen, wie es sich gerade richtig anfühlt.

»Und wenn sich ›Monster‹ richtig anfühlt?«, hab ich gefragt.

»Das kann gar nicht passieren«, hat sie ernsthaft geantwortet. »Wir wissen beide, dass ich die beste Mutter der Welt bin.«

Und sie hat – wie meistens – völlig recht. Meine beste Freundin Ann-Kathrin hat gesagt, manchmal mag sie meine Mutter lieber als ihre eigene. Das ist zwar wahrscheinlich Blödsinn, aber ich bin solche Reaktionen gewohnt: Jeder liebt Sarah. Sie ist fröhlich und hübsch und hat so viel Energie, dass sie ein ganzes Kraftwerk betreiben könnte (sagt ihre Mutter, meine Nonna – die selber keine zehn Minuten still sitzen kann).

Jedenfalls ist meine Mutter Schauspielerin, und hätte ich mich auch diesmal geweigert, nach Island zu fahren, wäre ihr eine richtig tolle berufliche Chance entgangen. Eine dieser Chancen, die man nur einmal im Leben bekommt. Seit es mich gibt, hat sie immer nur von Weitem zugesehen, wie ihre Kolleginnen Karriere machten. Inzwischen nimmt sie wieder ab und zu kleine Rollen in Fernsehfilmen, Serien oder Werbespots an – aber nichts, wofür sie länger verreisen oder länger als ein paar Tage am Stück arbeiten müsste.

Immer werde ich gefragt, ob es mir nicht leidtut um das, was ich verpasse, höre ich Sarahs Stimme in meinem Kopf. Um die Rollen, die ich abgelehnt habe. Wenn ich die Augen schließe, kann ich auch das Lächeln sehen, das ich angeblich von ihr geerbt habe. Die haben ja keine Ahnung. Ich möchte keine einzige Stunde missen, die ich mit dir verbracht habe, mein Hase. Keine Minute. Weißt du auch, warum? Und dann hat sie immer dasselbe gesagt: Ich hab dich lieb wie verrückt. Einmal durchs Universum und wieder zurück.

Das reimt sich ein bisschen und als ich klein war, hab ich es immer mit ihr zusammen gesagt. Und danach hat sie mich ganz fest gedrückt und mir tausend Millionen Küsse gegeben. Sie hat in meine Ohren reingegrunzt wie ein Mamaschwein und ich hab gequietscht wie ein fröhliches Ferkel.

Das ist natürlich schon eine Weile her. Jetzt bin ich zehn und bei uns wird nicht mehr ganz so viel gegrunzt und gequietscht, auch wenn wir uns immer noch genauso lieb haben.

Jedenfalls war bei dieser Sache alles ein bisschen anders. Diesmal habe ich gespürt, wie wichtig es ihr ist, dabei zu sein. Die Serie, durch die sie schon als ganz junge Schauspielerin bekannt geworden ist, handelt von drei Mädels aus der Vorstadt, die ausziehen, um die Welt zu erobern. Und diese Serie soll jetzt eine Spezial-Folge kriegen, in Spielfilmlänge. Alle anderen Schauspieler von damals sind dabei. Sogar die, die inzwischen kaum noch Lücken in ihren Kalendern haben vor lauter Berühmtheit, haben es irgendwie geschafft, sich Zeit zu nehmen. Nur ob meine Mom ihren Vertrag unterschreiben würde, das war fraglich. Denn sie hatte ein Problem. Mich.

Die Studioarbeiten sind zum Glück bei uns in München. Aber sechs Wochen lang wird in ganz Europa an verschiedenen Orten gedreht und eine Woche sogar in den USA. Mich überallhin mitzunehmen, war keine Option, die Drehtage sind dicht gedrängt, der Zeitplan knapp und Sarah könnte sich einfach nicht um mich kümmern. Meine Nonna, die auch Schauspielerin und Sängerin ist, fiel als Babysitter aus. Sie hatte zur selben Zeit schon ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff, um reiche Touristen zu unterhalten.

Und sonst gibt es eigentlich niemanden, denn die übrigen Verwandten meiner Mutter sind in Österreich, die Verwandten meines Vaters in Island.

»Tu mir das nicht an, Sarah«, hat ihre Agentin gefleht. Und als Mom mir das erzählt hat, wusste ich, sie musste da einfach dabei sein.

Ich hatte ja auch überhaupt kein Problem damit. Ich sah nur nicht ein, wieso ich deshalb nach Island musste.

»Warum kann ich nicht alleine bleiben?«, habe ich aufbegehrt. »Zehn Tage davon sind sowieso Herbstferien! Und an den anderen Tagen mache ich es wie Pippi Langstrumpf! Ich schicke mich abends selber ins Bett! Du kannst ja eine Kamera installieren und das überprüfen!«

»Es geht doch nicht darum, dass ich dir nicht vertraue, Evahase!«, hat Sarah mir erklärt. »Aber ich hätte keine ruhige Minute! Stell dir vor, es passiert irgendwas! Und gesetzlich verboten ist es außerdem!«

Früher hätte Magnus, mein Vater, vielleicht einspringen können. Er ist Pilot, und wenn er rechtzeitig Bescheid sagt, können die Leute, die seine Dienstpläne machen, Rücksicht auf so was nehmen. Aber er musste ja unbedingt nach Island ziehen. Ihretwegen. Ich hoffte wirklich, dass Hrönn nicht mit zum Flughafen gekommen ist.

Ich hab sie erst einmal getroffen: vor einem halben Jahr, als Magnus sie mit nach München gebracht hat, ausgerechnet zu meinem Geburtstag. Mom und Hrönn waren so nett zueinander! Mir wird heute noch beinahe übel, wenn ich daran denke!

Sarah: »Du hast wirklich wunderschöne Augen!« Hrönn: »Dasselbe wollte ich gerade zu dir sagen! Und du sprichst meinen Namen aus wie eine Isländerin! Sonst kriegt das hier niemand hin!« Sarah: »Na, dann war die Schauspielausbildung ja doch für etwas gut!«

Die beiden haben sich auf Englisch unterhalten, aber ich konnte alles verstehen. Englisch ist neben Sport mein liebstes Fach in der Schule.

Hrönn bedeutet »Woge«, hat sie uns erklärt. Also affig für ›Welle‹, hab ich gedacht und gar nicht erst versucht, den Namen auszusprechen. Ich habe bloß dagesessen und so getan, als würde ich kein Wort von der Unterhaltung verstehen. Und wollte am liebsten heulen. Mein Geburtstag, hab ich gedacht, es ist mein Geburtstag und wir sitzen hier und reden über sie. Wer hat sie überhaupt eingeladen? Ich bestimmt nicht! Ich habe meinen Vater seit zweieinhalb Monaten nicht gesehen! Ich will ihn für mich haben, ist das so schwer zu kapieren?

Irgendwann bin ich einfach aufgestanden und in mein Zimmer gegangen. Mal sehen, wie lange sie brauchen, bis sie bemerken, dass ich nicht mehr da bin, hab ich gedacht. Eigentlich bin ich sonst nicht so selbstmitleidig. Aber nur wegen Hrönn ist Magnus zurück nach Island gezogen. Ihretwegen verbringe ich nicht mehr ein paar Tage jede Woche und alle seine dienstfreien Wochenenden mit meinem Vater, sondern sehe ihn nur noch drei- bis viermal im Jahr. Natürlich hat er nie direkt gesagt, dass es ihretwegen war. Aber bevor er sie kennengelernt hat, war nie die Rede davon. Und ich kann schließlich zwei und zwei zusammenzählen.

Es hat damals nicht lange gedauert, bis Mom mir nachgekommen ist, um mir zu sagen, dass Hrönn noch etwas besorgen musste und sich schon verabschiedet hat. »Sie hat sich gefreut, dich kennenzulernen, und hofft, du kommst sie und Magnus bald in ihrem neuen Haus besuchen«, hat Mom mir ausgerichtet und mich erwartungsvoll angesehen.

Aber was hätte ich sagen sollen? Dass sie darauf lange warten kann? Dass die Freude nicht auf Gegenseitigkeit beruht und Hrönn mir meinen Geburtstag versaut hat? Also habe ich Mom nur angestarrt, mit einem Und-was-willst-du-jetzt-von-mir-hören?-Blick.

»Sie ist wirklich nett«, hat Mom gesagt und meinen Blick gehalten. »Du solltest ihr eine Chance geben.«

In diesem Moment hat Magnus angeklopft und ich konnte mich vor der Antwort drücken. Zum Glück hat mein Dad seine neue Frau mit keinem Wort erwähnt.

»Wollen wir ins Schwimmbad gehen, Krutmúsin min?«, hat er nur gefragt. »Krutmúsin min« ist Isländisch und heißt »Meine süße Maus«, so nennt er mich, seit ich ganz klein war. Als ich es ihn in seiner Papastimme sagen hörte, wurde mir erst richtig klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich bin aus dem Bett gesprungen, zu ihm gelaufen und hab ihn umarmt. Und gehofft, dass er nicht merkt, wie nass mein Gesicht auf einmal war.

Und so ist es doch noch ein ziemlich guter Geburtstag geworden, mit Pizzaessen zu dritt nach dem Schwimmbad. Also mit Mom, ohne Hrönn. Die hat irgendwann angerufen, sie könne nicht zum Essen nachkommen, sie würde sich nicht wohlfühlen. Ich war nicht wirklich traurig...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2018
Reihe/Serie Die Mein Feuerpferd-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 8 • Abenteuer • eBooks • Elena • Familie • Freundschaft • Friends & Horses • Hope • Island • Islandpferd • Kinderbuch • Kinderbücher • Mädchen • Ostwind • Pony • Reiten • Sport • Stiefmutter
ISBN-10 3-641-23121-3 / 3641231213
ISBN-13 978-3-641-23121-7 / 9783641231217
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