Momo (eBook)

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2017 | 1., Auflage
304 Seiten
Thienemann Verlag in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-62111-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Momo - Michael Ende
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Weltbestseller, Klassiker, Kultbuch - für Mädchen und Jungen ab 12 Jahren Momo, ein kleines struppiges Mädchen, lebt am Rande einer Großstadt in den Ruinen eines Amphitheaters. Sie besitzt nichts als das, was sie findet oder was man ihr schenkt, und eine außergewöhnliche Gabe: Sie hört Menschen zu und schenkt ihnen Zeit. Doch eines Tages rückt das gespenstische Heer der grauen Herren in die Stadt ein. Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen und Momo ist die Einzige, die der dunklen Macht der Zeitdiebe noch Einhalt gebieten kann ... Michael Endes Märchen-Roman voller Poesie und Herzenswärme über den Zauber der Zeit Weltweiter Bestseller - übersetzt in 46 Sprachen, über 10 Millionen verkaufte Bücher!

Michael Ende (1929-1995) zählt zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene, Theaterstücke und Gedichte. Viele seiner Bücher wurden verfilmt oder für Funk und Fernsehen bearbeitet. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Preise. Seine Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.

ERSTES KAPITEL


Eine große Stadt und ein kleines Mädchen

In alten, alten Zeiten, als die Menschen noch in ganz anderen Sprachen redeten, gab es in den warmen Ländern schon große und prächtige Städte. Da erhoben sich die Paläste der Könige und Kaiser, da gab es breite Straßen, enge Gassen und winkelige Gässchen, da standen herrliche Tempel mit goldenen und marmornen Götterstatuen, da gab es bunte Märkte, wo Waren aus aller Herren Länder feilgeboten wurden, und weite schöne Plätze, wo die Leute sich versammelten, um Neuigkeiten zu besprechen und Reden zu halten oder anzuhören. Und vor allem gab es dort große Theater.

Sie sahen ähnlich aus, wie ein Zirkus noch heute aussieht, nur dass sie ganz und gar aus Steinblöcken gefügt waren. Die Sitzreihen für die Zuschauer lagen stufenförmig übereinander wie in einem gewaltigen Trichter. Von oben gesehen waren manche dieser Bauwerke kreisrund, andere mehr oval und wieder andere bildeten einen weiten Halbkreis. Man nannte sie Amphitheater.

Es gab welche, die groß waren wie ein Fußballstadion, und kleinere, in die nur ein paar Hundert Zuschauer passten. Es gab prächtige, mit Säulen und Figuren verzierte und solche, die schlicht und schmucklos waren. Dächer hatten diese Amphitheater nicht, alles fand unter freiem Himmel statt. In den prachtvollen Theatern waren deshalb golddurchwirkte Teppiche über die Sitzreihen gespannt, um das Publikum vor der Glut der Sonne oder vor plötzlichen Regenschauern zu schützen. In den einfachen Theatern dienten Matten aus Binsen und Stroh dem gleichen Zweck. Mit einem Wort: Die Theater waren so, wie die Leute es sich leisten konnten. Aber haben wollten sie alle eins, denn sie waren leidenschaftliche Zuhörer und Zuschauer.

Und wenn sie den ergreifenden oder auch den komischen Begebenheiten lauschten, die auf der Bühne dargestellt wurden, dann war es ihnen, als ob jenes nur gespielte Leben auf geheimnisvolle Weise wirklicher wäre als ihr eigenes, alltägliches. Und sie liebten es, auf diese andere Wirklichkeit hinzuhorchen.

Jahrtausende sind seither vergangen. Die großen Städte von damals sind zerfallen, die Tempel und Paläste sind eingestürzt. Wind und Regen, Kälte und Hitze haben die Steine abgeschliffen und ausgehöhlt, und auch von den großen Theatern stehen nur noch Ruinen. Im geborstenen Gemäuer singen nun die Zikaden ihr eintöniges Lied, das sich anhört, als ob die Erde im Schlaf atmet.

Aber einige dieser alten, großen Städte sind große Städte geblieben bis auf den heutigen Tag. Natürlich ist das Leben in ihnen anders geworden. Die Menschen fahren mit Autos und Straßenbahnen, haben Telefon und elektrisches Licht. Aber da und dort zwischen den neuen Gebäuden stehen noch ein paar Säulen, ein Tor, ein Stück Mauer oder auch ein Amphitheater aus jenen alten Tagen.

Und in einer solchen Stadt hat sich die Geschichte von Momo begeben.

Draußen am südlichen Rand dieser großen Stadt, dort, wo schon die ersten Felder beginnen und die Hütten und Häuser immer armseliger werden, liegt, in einem Pinienwäldchen versteckt, die Ruine eines kleinen Amphitheaters. Es war auch in jenen alten Zeiten keines von den prächtigen, es war schon damals sozusagen ein Theater für ärmere Leute. In unseren Tagen, das heißt um jene Zeit, da die Geschichte von Momo ihren Anfang nahm, war die Ruine fast ganz vergessen. Nur ein paar Professoren der Altertumswissenschaft wussten von ihr, aber sie kümmerten sich nicht weiter um sie, weil es dort nichts mehr zu erforschen gab. Sie war auch keine Sehenswürdigkeit, die sich mit anderen, die es in der großen Stadt gab, messen konnte. So verirrten sich nur ab und zu ein paar Touristen dorthin, kletterten auf den grasbewachsenen Sitzreihen umher, machten Lärm, knipsten ein Erinnerungsfoto und gingen wieder fort. Dann kehrte die Stille in das steinerne Rund zurück und die Zikaden stimmten die nächste Strophe ihres endlosen Liedes an, die sich übrigens in nichts von der vorigen unterschied.

Eigentlich waren es nur die Leute aus der näheren Umgebung, die das seltsame runde Bauwerk kannten. Sie ließen dort ihre Ziegen weiden, die Kinder benutzten den runden Platz in der Mitte zum Ballspielen und manchmal trafen sich dort am Abend die Liebespaare.

Aber eines Tages sprach es sich bei den Leuten herum, dass neuerdings jemand in der Ruine wohne. Es sei ein Kind, ein kleines Mädchen vermutlich. So genau könne man das allerdings nicht sagen, weil es ein bisschen merkwürdig angezogen sei. Es hieße Momo oder so ähnlich. Momos äußere Erscheinung war in der Tat ein wenig seltsam und konnte auf Menschen, die großen Wert auf Sauberkeit und Ordnung legen, möglicherweise etwas erschreckend wirken.

Sie war klein und ziemlich mager, sodass man beim besten Willen nicht erkennen konnte, ob sie erst acht oder schon zwölf Jahre alt war. Sie hatte einen wilden, pechschwarzen Lockenkopf, der so aussah, als ob er noch nie mit einem Kamm oder einer Schere in Berührung gekommen wäre. Sie hatte sehr große, wunderschöne und ebenfalls pechschwarze Augen und Füße von der gleichen Farbe, denn sie lief fast immer barfuß. Nur im Winter trug sie manchmal Schuhe, aber es waren zwei verschiedene, die nicht zusammenpassten und ihr außerdem viel zu groß waren. Das kam daher, dass Momo eben nichts besaß, als was sie irgendwo fand oder geschenkt bekam. Ihr Rock war aus allerlei bunten Flicken zusammengenäht und reichte ihr bis auf die Fußknöchel. Darüber trug sie eine alte, viel zu weite Männerjacke, deren Ärmel an den Handgelenken umgekrempelt waren. Abschneiden wollte Momo sie nicht, weil sie vorsorglich daran dachte, dass sie ja noch wachsen würde. Und wer konnte wissen, ob sie jemals wieder eine so schöne und praktische Jacke mit so vielen Taschen finden würde.

Unter der grasbewachsenen Bühne der Theaterruine gab es ein paar halb eingestürzte Kammern, die man durch ein Loch in der Außenmauer betreten konnte. Hier hatte Momo sich häuslich eingerichtet.

Eines Mittags kamen einige Männer und Frauen aus der näheren Umgebung zu ihr und versuchten sie auszufragen. Momo stand ihnen gegenüber und guckte sie ängstlich an, weil sie fürchtete, die Leute würden sie wegjagen. Aber sie merkte bald, dass es freundliche Leute waren. Sie waren selber arm und kannten das Leben.

»So«, sagte einer der Männer, »hier gefällt es dir also?«

»Ja«, antwortete Momo.

»Und du willst hierbleiben?«

»Ja, gern.«

»Aber wirst du denn nirgendwo erwartet?«

»Nein.«

»Ich meine, musst du denn nicht wieder nach Hause?«

»Ich bin hier zu Hause«, versicherte Momo schnell.

»Wo kommst du denn her, Kind?«

Momo machte mit der Hand eine unbestimmte Bewegung, die irgendwohin in die Ferne deutete.

»Wer sind denn deine Eltern?«, forschte der Mann weiter.

Das Kind schaute ihn und die anderen Leute ratlos an und hob ein wenig die Schultern. Die Leute tauschten Blicke und seufzten.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, fuhr der Mann fort, »wir wollen dich nicht vertreiben. Wir wollen dir helfen.«

Momo nickte stumm, aber noch nicht ganz überzeugt.

»Du sagst, dass du Momo heißt, nicht wahr?«

»Ja.«

»Das ist ein hübscher Name, aber ich hab ihn noch nie gehört. Wer hat dir denn den Namen gegeben?«

»Ich«, sagte Momo.

»Du hast dich selbst so genannt?«

»Ja.«

»Wann bist du denn geboren?«

Momo überlegte und sagte schließlich: »Soweit ich mich erinnern kann, war ich immer schon da.«

»Hast du denn keine Tante, keinen Onkel, keine Großmutter, überhaupt keine Familie, wo du hinkannst?«

Momo schaute den Mann nur an und schwieg eine Weile. Dann murmelte sie: »Ich bin hier zu Hause.«

»Na ja«, meinte der Mann, »aber du bist doch ein Kind – wie alt bist du eigentlich?«

»Hundert«, sagte Momo zögernd.

Die Leute lachten, weil sie es für einen Spaß hielten.

»Also, ernsthaft, wie alt bist du?«

»Hundertzwei«, antwortete Momo, noch ein wenig unsicherer.

Es dauerte eine Weile, bis die Leute merkten, dass das Kind nur ein paar Zahlwörter kannte, die es aufgeschnappt hatte, sich aber nichts Bestimmtes darunter vorstellen konnte, weil niemand es zählen gelehrt hatte.

»Hör mal«, sagte der Mann, nachdem er sich mit den anderen beraten hatte, »wäre es dir recht, wenn wir der Polizei sagen, dass du hier bist? Dann würdest du in ein Heim kommen, wo du zu essen kriegst und ein Bett hast und wo du rechnen und lesen und schreiben und noch viel mehr lernen kannst. Was hältst du davon, eh?«

Momo sah ihn erschrocken an.

»Nein«, murmelte sie, »da will ich nicht hin. Da war ich schon mal. Andere Kinder waren auch da. Da waren Gitter an den Fenstern. Jeden Tag gab’s Prügel – aber ganz ungerecht. Da bin ich nachts über die Mauer und weggelaufen. Da will ich nicht wieder hin.«

»Das kann ich verstehen«, sagte ein alter Mann und nickte. Und die anderen Leute konnten es auch verstehen und nickten.

»Also gut«, sagte eine Frau, »aber du bist doch noch klein. Irgendwer muss doch für dich sorgen.«

»Ich«, antwortete Momo erleichtert.

»Kannst du das denn?«, fragte die Frau.

Momo schwieg eine Weile und sagte dann leise: »Ich brauch nicht viel.«

Wieder wechselten die Leute Blicke, seufzten und nickten. »Weißt du,...

Erscheint lt. Verlag 6.11.2017
Illustrationen Michael Ende
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte achtsamkeit buch • Bestseller Jugendbücher ab 12 • der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch • Deutscher Jugendliteraturpreis • Die unendliche Geschichte • Die Unendliche Geschichte Buch • Fantasy • Jim Knopf Buch • Jim Knopf und die Wilde 13 • Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer • Jugendbuch ab • Jugendbuch ab 12 • Jugendbücher • Jugendbuchklassiker • Klassiker • Klassiker für Kinder • klassiker kinderbücher • Kultbuch • Michael Ende • MOMO • Momo Michael Ende • Phantastik • Schattennähmaschine • Stress • Wunschpunsch Buch • Zauber der Zeit • Zeitdiebe • Zuhören
ISBN-10 3-522-62111-5 / 3522621115
ISBN-13 978-3-522-62111-3 / 9783522621113
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