Nevermoor 1. Fluch und Wunder (eBook)

Fluch und Wunder
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Dressler Verlag GmbH
978-3-86272-068-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nevermoor 1. Fluch und Wunder -  Jessica Townsend
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Willkommen in der Welt grenzenloser Magie! Morrigan Crow ist verflucht, an ihrem 11. Geburtstag zu sterben. Doch als die Zeiger auf Mitternacht zulaufen, wird sie vom wunderbar seltsamen Jupiter North gerettet und in sein Hotel in der geheimen Stadt Nevermoor gebracht. Dort gibt es riesenhafte, sprechende Katzen, Zwergvampire und echte Freunde für Morrigan. Doch sie muss schwierige Prüfungen bestehen, um in ihrem neuen Zuhause bleiben zu dürfen, und außer ihr scheint hier jeder ein besonderes Talent zu haben. Oder kann Morrigan vielleicht mehr, als sie ahnt? Bildgewaltig und fantasievoll: Band 1 der international gefeierten Kinderbuch-Saga entführt die Leser in ein einzigartiges Wunderland voller Magie und Abenteuer.

Jessica Townsend lebt an der Sunshine Coast in Australien, hat jedoch immer wieder in London gewohnt. London ist ihr liebster Ort auf der Welt und hat sie zu vielen Details von 'Nevermoor', ihrem Debütroman, inspiriert. Eva Schöffmann-Davidov, geboren 1973, studierte an der Fachhochschule Augsburg Gestaltung und Kommunikationsdesign. Seit ihrem Diplom 1998 arbeitet sie als freie Illustratorin für Kinder- und Jugendbuchverlage.

Jessica Townsend lebt an der Sunshine Coast in Australien, hat jedoch immer wieder in London gewohnt. London ist ihr liebster Ort auf der Welt und hat sie zu vielen Details von "Nevermoor", ihrem Debütroman, inspiriert. Eva Schöffmann-Davidov, geboren 1973, studierte an der Fachhochschule Augsburg Gestaltung und Kommunikationsdesign. Seit ihrem Diplom 1998 arbeitet sie als freie Illustratorin für Kinder- und Jugendbuchverlage.

Kapitel Eins Das verfluchte Mädchen


Winter des Jahres Elf

(Drei Tage zuvor)

Der Küchenkater war tot, und Morrigan traf die Schuld daran.

Allerdings wusste sie nicht, wie oder wann es passiert war. Sie vermutete, dass er in der Nacht vielleicht etwas Giftiges gefressen hatte.

Jedenfalls hatte er keinerlei Verletzungen, die auf eine Fuchs- oder Hundeattacke hindeuteten. Abgesehen von ein wenig getrocknetem Blut an seinem Maul sah er aus, als würde er schlafen. Aber sein Körper war kalt und steif.

Als Morrigan den Kater im fahlen Licht der Morgensonne auf dem eisigen Hinterhof entdeckte, hockte sie sich neben ihn und musterte ihn mit gerunzelter Stirn. Dann strich sie ihm über das schwarze Fell, vom Kopf bis zur Spitze seines buschigen Schwanzes.

»Tut mir leid, Küchenkater«, murmelte sie.

Morrigan überlegte, wo sie ihn am besten begraben konnte und ob sie ihre Großmutter um ein Leinentuch bitten sollte, in das sie ihn wickeln konnte. Doch wahrscheinlich war es besser, darauf zu verzichten. Sie würde einfach eines ihrer Nachthemden dafür verwenden.

Da öffnete die Köchin die Hoftür, um die Essensreste vom Vortag an die Hunde zu verfüttern, und erschrak dermaßen über Morrigans Anwesenheit, dass sie fast den Eimer fallen ließ. Die alte Frau warf einen Blick auf den toten Kater und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

»Besser sein als mein Schaden, gelobt sei Gottes Gnaden«, brummte sie, klopfte auf den hölzernen Türrahmen und küsste das Amulett, das sie um den Hals trug. Anschließend musterte sie Morrigan mit einem schrägen Blick. »Ich habe diesen Kater gemocht.«

»Ich auch«, sagte Morrigan.

»Ja, das sieht man!« Ein bitterer Ton schwang in ihrer Stimme mit, und Morrigan bemerkte, dass die Köchin misstrauisch von ihr abrückte, Zentimeter für Zentimeter. »Nun geh schon rein. Sie warten bereits in seinem Büro auf dich.«

Morrigan lief ins Haus, blieb aber an der Tür zwischen Küche und Flur noch einen Moment stehen und beobachtete, wie die Köchin ein Kreidestück nahm und KÜCHENKAHTER TOT auf eine Tafel schrieb – ans Ende einer langen Liste, deren letzte Einträge VÄRDORBENER FISCH, HERTZINFARKT VOM ALTEN TOM, ÜBERSCHWÄMMUNGEN IN NORTH PROSPER und SOSSENFLÄCKEN AUF BESTER TISCHDÄCKE lauteten.

 

»Ich kann Ihnen mehrere hervorragende Kinderpsychologen im Großraum Jackalfax empfehlen.«

Die neue Sozialarbeiterin hatte weder ihren Tee noch die Kekse angerührt. Sie war am Morgen aus der Hauptstadt angereist, zweieinhalb Stunden mit dem Zug, und dann vom Bahnhof durch den kalten Nieselregen zu Crow Manor gelaufen. Die Haare klebten ihr feucht am Kopf, und ihr Mantel war völlig durchnässt. Morrigan fand kein besseres Heilmittel gegen solch ein Elend als heißen Tee und leckere Kekse. Aber die Frau schien sich nicht dafür zu interessieren.

»Ich hab den Tee nicht zubereitet«, versicherte Morrigan ihr. »Falls Sie sich deswegen Sorgen machen.«

Die Frau ignorierte sie. »Dr. Fielding ist berühmt für seine Behandlung verfluchter Kinder. Sie haben bestimmt schon von ihm gehört. Und Dr. Llewellyn genießt ebenfalls einen ausgezeichneten Ruf – falls Sie eine sanftere, eher mütterliche Herangehensweise bevorzugen.«

Morrigans Vater räusperte sich unbehaglich. »Das wird nicht nötig sein.«

Corvus hatte während dieser monatlichen Pflichttreffen einen Tick entwickelt, ein leichtes Zucken am linken Auge, das Morrigan verriet, dass er diese Sitzungen genauso sehr hasste wie sie. Von den rabenschwarzen Haaren und der Hakennase abgesehen, war es die einzige Gemeinsamkeit, die Vater und Tochter verband.

»Morrigan braucht keine Therapie«, fuhr er fort. »Sie ist ein vernünftiges Mädchen und mit ihrer Situation durchaus vertraut.«

Die Sozialarbeiterin warf einen flüchtigen Blick auf Morrigan, die neben ihr auf dem Sofa saß und versuchte, nicht herumzuzappeln. Diese Besuche zogen sich jedes Mal ewig in die Länge. »Kanzler Crow, ich will ja nicht taktlos sein … Aber die Zeit drängt. Sämtliche Experten sind sich einig, dass wir das letzte Jahr dieser Ära erreicht haben. Das letzte Jahr vor der Abendzeit.« Morrigan drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster, auf der Suche nach einer Ablenkung – wie jedes Mal, wenn jemand das A-Wort erwähnte. »Ihnen muss doch bewusst sein, dass dies eine wichtige Übergangsphase für …«

»Haben Sie die Liste?«, unterbrach Corvus die Frau mit einem ungeduldigen Unterton in der Stimme. Er blickte demonstrativ auf die Uhr an seiner Bürowand.

»Selbst… selbstverständlich.« Die Frau holte einen Papierbogen aus ihrer Mappe, wobei ihre Hand nur leicht zitterte. Sie hielt sich ganz tapfer, fand Morrigan, wenn man bedachte, dass das hier gerade mal ihr zweiter Besuch war. Die letzte Sozialarbeiterin hatte kaum einen Ton herausgebracht und hätte es als eine regelrechte Herausforderung des Schicksals betrachtet, auf demselben Möbelstück zu sitzen wie Morrigan. »Soll ich die Liste vorlesen? Diesen Monat ist sie relativ kurz – gut gemacht, Miss Crow«, sagte sie steif.

Morrigan wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich konnte sie sich schlecht etwas als Verdienst anrechnen, über das sie keinerlei Kontrolle hatte.

»Fangen wir mit den Vorfällen an, die eine Entschädigungszahlung erfordern. Der Stadtrat von Jackalfax verlangt siebenhundert Kred für die Beschädigung eines Aussichtspavillons während eines Hagelsturms.«

»Ich dachte, wir hätten uns darauf verständigt, dass extreme Wetterereignisse nicht länger auf meine Tochter zurückgeführt werden können«, wandte Corvus ein. »Nachdem sich dieser Waldbrand in Ulf als das Ergebnis einer Brandstiftung herausgestellt hatte. Haben Sie das schon vergessen?«

»Keineswegs, Kanzler. Allerdings gibt es einen Zeugen, der darauf hingewiesen hat, dass Morrigan in diesem Fall durchaus die Schuld trägt.«

»Wer?«, fragte Corvus.

»Ein Beamter im hiesigen Postamt hat gehört, wie Miss Crow sich gegenüber ihrer Großmutter über das schöne Wetter ausließ, an dem sich ganz Jackalfax gerade erfreute.« Die Sozialarbeiterin schaute auf ihre Notizen. »Etwa vier Stunden später setzte der Hagelsturm ein.«

Corvus seufzte schwer, ließ sich gegen die Sessellehne sinken und warf Morrigan einen gereizten Blick zu. »Also schön. Fahren Sie fort.«

Morrigan runzelte die Stirn. Nie im Leben hatte sie so was gesagt wie »das schöne Wetter, an dem sich ganz Jackalfax gerade erfreut«. Sie erinnerte sich zwar daran, sich im Postamt an ihre Großmutter gewandt und »Heiß hier, oder?« gestöhnt zu haben, aber das war ja wohl etwas völlig anderes.

»Ein Bewohner der Stadt, Thomas Bratchett, ist vor Kurzem an einem Herzinfarkt gestorben. Er war …«

»Unser Gärtner. Ich weiß«, unterbrach Corvus sie erneut. »Schreckliche Geschichte. Die Hortensien haben furchtbar gelitten. Morrigan, was hast du dem alten Mann angetan?«

»Nichts.«

Corvus zog eine skeptische Miene. »Nichts? Rein gar nichts?«

Morrigan dachte einen Moment nach. »Ich habe ihm gesagt, dass die Blumenbeete sehr hübsch aussehen.«

»Wann?«

»Vor etwa einem Jahr.«

Corvus und die Sozialarbeiterin tauschten einen Blick. Die Frau seufzte leise. »Seine Familie ist extrem entgegenkommend. Man bittet Sie lediglich, die Kosten für die Beerdigung zu erstatten, die Studiengebühren für seine Enkel zu übernehmen und eine Spende an seinen bevorzugten Wohltätigkeitsverein zu leisten.«

»Wie viele Enkel?«

»Fünf.«

»Sagen Sie der Familie, ich zahle für zwei. Fahren Sie fort.«

»Der Direktor der Privatschule Jackal… Ah!« Die Frau fuhr hoch, als Morrigan sich vorbeugte, um einen Keks zu nehmen. Doch als ihr klar wurde, dass Morrigan nicht vorgehabt hatte, sie zu berühren, schien sie sich wieder etwas zu beruhigen. »Äh … ja … Der Direktor der Privatschule Jackalfax hat eine Rechnung zur Begleichung des Brandschadens geschickt. Zweitausend Kred müssten genügen, um alles zu reparieren.«

»In der Zeitung stand, dass die Küchenhilfe den Herd über Nacht angelassen hat«, sagte Morrigan.

»Das ist richtig«, sagte die Sozialarbeiterin, die Augen fest auf den Zettel vor ihr geheftet. »Dort stand allerdings auch, dass sie am Tag zuvor an Crow Manor vorbeigegangen war und dich im Garten gesehen hatte.«

»Und?«

»Sie hat gesagt, du hättest Blickkontakt zu ihr aufgenommen.«

»Das hab ich nicht!« Morrigan spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. Dieser Brand war nicht ihre Schuld. Sie hatte keinen Blickkontakt aufgenommen, mit niemandem. Schließlich kannte sie die Vorschriften. Die Küchenhilfe hatte geschwindelt, um sich Ärger zu ersparen.

»Das steht alles so im Polizeibericht.«

»Sie hat gelogen.« Morrigan wandte sich an ihren Vater, aber er weigerte sich, sie anzusehen. Glaubte er wirklich, dass der Brand ihre Schuld war? Die Küchenhilfe hatte doch zugegeben, dass sie den Herd angelassen hatte! Bei der Ungerechtigkeit dieser ganzen Geschichte drehte sich Morrigan der Magen um. »Sie hat gelogen! Ich habe überhaupt nicht …«

»Das reicht jetzt«, fauchte Corvus. Morrigan sank wieder aufs Sofa zurück und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. Ihr Vater räusperte sich erneut und nickte der Frau zu. »Sie können mir die Rechnung schicken. Und dann kommen Sie mit der Liste bitte zum Ende. Ich habe einen ganzen Tag voller...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2018
Reihe/Serie Nevermoor
Illustrationen Eva Schöffmann-Davidov
Mitarbeit Cover Design: Frauke Schneider
Übersetzer Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 • Abenteuer • Alice im Wunderland • Aufnahmeprüfung • Außenseiter • Drachen • Drachenbuch • drachenreiten • Drachenreiter • fabelhafte • Fabelwesen • fantastische • Fantasy • Fantasy-Abenteuer • Fluch • Gabe • gedanken lesen • Geheime Gesellschaft • Halloween • Hotel • Internat • Kinderbuch • Lemony Snicket • Magie • Magische Kräfte • Märchen • Mentor • Monster • Mystery • Neil Gaiman • Schule • Sprechende Katze • starke Kinder • Tierwesen • Umzug • Unglück bringen • Zauberei • Zaubertricks • Zusammenhalt
ISBN-10 3-86272-068-3 / 3862720683
ISBN-13 978-3-86272-068-2 / 9783862720682
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