Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger -  Verena Reinhardt

Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger (eBook)

Roman
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2017 | 1. Auflage
184 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74695-5 (ISBN)
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Haselmaus Nelli, Messerwerferin Trude und die illustre Truppe des Wanderzirkus Woimick haben keinen Schimmer, warum der Kompass total verrückt spielt und ihr Zeppelin ziellos im Nirgendwo treibt. Plötzlich gehen alle Kunststücke schief - die Jungfrau Hilde wird fast zersägt, die seiltanzende Spinne stürzt beinahe vom Seil und Nelli wird um ein Haar aufgespießt! Doch Nelli will sich partout nicht gruseln, sie ist überzeugt: hinter alledem steckt ein geniales Verbrechen. Mit detektivischem Spürsinn, Trude im Schlepptau und den drei Zwergsiebenschläfer vom Trapez will sie Licht ins das geheimnisvolle Dunkel bringen. »Verena Reinhardt erzählt mit schier überbordendem Witz, erfindet großartig schräge Insektencharaktere, die urkomische Gespräche miteinander führen.« BÜCHERmagazin zu »Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul«

Verena Reinhardt, geboren 1983 in Wiesbaden, studierte Biologie und Anglistik in Mainz sowie in Birmingham/England und promovierte von 2011- 2014 über das Bestäubungsverhalten der Honigbiene. Während dieser Zeit schrieb sie ihr erstes Buch »Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul«. Ihre dritte Leidenschaft neben der Biologie und dem Schreiben gilt der Musik, sie spielt Lead-Gitarre in einer Punkband. Verena Reinhardt wohnt in Wiesbaden. www.verenareinhardt.de

1. Kapitel

Ein Dutzend Messer


Weißt du«, sagte Trude, »das Beste an dir ist, wie gut du stillhalten kannst. Niemand kann so gut stillhalten wie du, wenn dir ein Dutzend Messer um die Ohren fliegt!«

»Das kommt daher«, sagte ihre beste Freundin Nelli, »dass du die Messer wirfst. Wenn jemand anders mit Messern auf mich werfen würde, dann würde ich nicht ruhig stehen bleiben, da kannst du dich drauf verlassen! – Hast du die Puderdose? Meine Nase glänzt.«

»Nelli«, wandte Trude ein, »deine Nase ist pelzig. Ich glaube, die kann gar nicht glänzen. Und außerdem muss ich mich jetzt erst mal abpudern!«

»Pah«, machte Nelli, spuckte sich in die Pfoten und strich ihre Ohren glatt. »Das nützt auch nichts mehr.«

Nelli und Trude drängelten sich vor dem Spiegel in ihrem Zirkuswagen und machten sich hübsch für die nächste Vorstellung. Da klopfte es an der Tür. Sägebrecht, der Jungfrauenzersäger, steckte seinen Kopf herein. Seine Antennen wackelten aufgeregt. »Drei Minuten«, rief er. »Auf, ihr beiden, kommt in die Puschen!«

»Keine Sorge, wir sind schon rechtzeitig da«, gab Nelli zurück und grapschte die Puderdose aus Trudes Hand.

Trude protestierte. »Gib mir das wieder! Guck mal, Sägebrecht, so kann ich doch nicht rausgehen!«

Sägebrecht seufzte. »Ihr beiden! Kümmert euch lieber um eure Klamotten! Woimick wird euch den Kopf abreißen, wenn er merkt, dass Nelli diesen riesigen Riss in ihrem Trikot immer noch nicht geflickt hat!«

»Sieht er doch gar nicht«, sagte Nelli leichthin. »Ich dreh ihm einfach die andere Seite zu. Na schön, los geht’s!«

»Hals- und Beinbruch«, sagte Sägebrecht.

»Danke«, kicherte Trude, huschte an ihm vorbei und schnappte ihren Zylinder vom Regal. »Wird schon schiefgehen!«

Die Trommeln wirbelten. Die blendend hellen Lichter brannten in die Manege und auf die große rot-weiße Zielscheibe. Darauf festgeschnallt war die furchtlose Nelli in einem roten Glitzeranzug und Federn auf dem Kopf. Sie hielt den Atem an und das Publikum tat dasselbe.

Zack! schlug ein Messer neben dem Ohr der Haselmaus ein. Zack! kam ein zweites Messer geflogen und blieb neben dem anderen Ohr stecken.

»Ooh«, raunte das Publikum.

Die tollkühne Trude lächelte strahlend, als würde sie nur Drops werfen. Zack! Zack! Direkt hintereinander schlugen noch zwei Messer zwischen Nellis zitternden Schnurrhaaren ein. Zwei Unken kamen angehüpft und stießen die Zielscheibe an, sodass sie sich drehte.

Und wieder flogen die Messer. Zwei neben Nellis Füße. Zwei neben ihre Taille. Eins über den Kopf!

Bei jedem Wurf ertönten spitze Schreie von den Rängen. Zartbesaitete Damen fächelten sich Luft zu und ihre Herren hielten schon das Riechsalz bereit.

Nun schubsten die Unken abermals die Scheibe an, damit sie sich schneller drehte.

Es flogen noch zwei Messer, eins traf die Scheibe links und eins die Scheibe rechts von Nellis Brust. Nur noch ein Messer war übrig, und die Messerwerferin strahlte das Publikum an und überlegte, wohin sie es werfen sollte. Und das Publikum starrte zurück und war ganz in ihrer Hand.

Jetzt hob die tollkühne Trude den Arm und das letzte Messer schlug neben Nellis Schwanz ein. Als die Unken die Scheibe anhielten, zitterte die Klinge im Holz noch immer. Da brach der Applaus los wie ein Sturm und das Publikum pfiff und johlte und trampelte und schnappte endlich wieder nach Luft.

»Hochverehrte Damen und Herren, die tollkühne Trude und die furchtlose Nelli! Nur eine von zahllosen Sensationen im Zirkus Woimick!«, rief der Zirkusdirektor und knallte mit der Peitsche, und dann machte er einen Luftsprung.

Trude war eine großartige Messerwerferin und Nelli war eine großartige Assistentin. Das merkte jeder. Das sagte sich Nelli auch immer wieder selbst, jeden Abend. Und das musste man auch, wenn einem ein Dutzend Messer um die Ohren flog. Sonst wurde man wahnsinnig. Dann dachte man sich: »Was tu ich hier, in einem Glitzerkostüm mit Federn auf dem Kopf, und lasse mich mit Messern bewerfen? Von Trude, die glaubt, die Mehrzahl von Einweckglas wäre Zweiweckglas

Und wenn einen die Scheinwerfer blendeten, dann musste man wirklich sehr fest daran glauben, dass Trude die beste Messerwerferin aller Zeiten war. Denn sonst fing man an zu zittern und zu zucken und dann konnte etwas Schlimmes passieren. Bisher war nie etwas Schlimmes passiert. Aber heute war Nelli mit Trude sehr unzufrieden.

»Du hast mir fast die Schnurrhaare abrasiert«, sagte sie und warf ärgerlich einen Wattebausch auf den Tisch, während sie sich vor dem Spiegel in ihrem gemeinsamen Wagen abschminkte.

»Entschuldige, Nelli«, sagte Trude.

»Ich glaub, du wirst langsam schludrig. Du hast zu viel Routine«, setzte Nelli hinzu und wischte den Glitzer aus ihrem Fell. »Da wird man schludrig.«

»Tut mir leid, Nelli«, sagte Trude.

»Mir tät es leid, wenn du mich eines Tages treffen würdest!«

»Nicht so leid wie mir, Nelli.«

Nelli wollte noch etwas Wütendes sagen, aber ihr fiel nichts mehr ein. Wie sollte man jemanden ausschimpfen, der so verdammt lieb war wie Trude? Und sie meinte es ja ernst! Trude hätte nie wieder eine frohe Minute, wenn sie Nelli eines Tages wirklich treffen sollte.

»Mpf«, machte Nelli also. »Wir brauchen eine neue Nummer. Irgendwas ganz Neues, worin du keine Routine hast.«

»Das stimmt.« Trude setzte sich in ihre Hängematte. »Ich werde mal darüber nachdenken. Mir fällt bestimmt was ein!«

Nellis Zorn war sinnlos verpufft. Sie zog den glitzernden roten Badeanzug aus und hängte ihn auf einen Kleiderbügel. »Wann sollen wir fertig sein?«

»Um sieben Uhr wird der Zirkus in den Zeppelin verladen«, sagte Trude. »Um acht heben wir ab. Im Moment zerlegen sie noch das Zelt.«

»Dann kochen wir besser schnell Abendessen, was?« Nelli lehnte sich hinüber zu dem Schrank über ihrem Öfchen. »Kartoffelbrei mit Pilzen könnte ich uns machen.«

»Au ja!«, rief Trude.

»Aber du schälst die Kartoffeln.«

»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Nelli.« Trude wiegte den Kopf hin und her. »Wo ich doch heute so schludrig bin mit Messern. Ich könnte jemanden skalpieren! Ganz aus Versehen!«

»Glaubst du wirklich?« Nelli zuckte beunruhigt mit den Ohren.

»Nelli, ich mach doch nur Spaß!«, gluckste Trude.

Und da warf Nelli ihren Federschmuck nach ihr. Trude quiekte und fiel lachend auf die Küchenbank.

In dem Moment klopfte jemand gegen die Wagentür, als gelte es sein Leben.

»Was ist denn?«, rief Trude.

Es war Lotte, eine von Nellis drei Cousinen, die im Zirkus Woimick die Trapezartistinnen waren. »Woimick will was ankündigen!«, quiekte sie. »Alle sollen kommen. Er ist ganz aufgeregt, der kleine Brummer!«

»Wir wollten gerade Essen machen«, sagte Nelli, die Hunger hatte.

»Könnt ihr später! Hopp, hopp, kommt mit!« Lotte schnappte Nelli an der Pfote und zerrte an ihr. Nelli stöhnte, aber sie ließ sich mitziehen.

Trude seufzte und zog ihre Jacke an und dann folgte sie den beiden in das Zirkuszelt. Inzwischen waren die Besucher verschwunden, auf den Rängen lagen Krümel und leere Flaschen und vergessene Schals. In der Manege standen die Mitglieder des Zirkus Woimick. Das waren nicht viele, denn der Zirkus Woimick war ein sehr kleiner Zirkus. Aber alle waren sie gespannt. Und über ihnen in der Luft surrte aufgeregt Woimick herum, der Zirkusdirektor. Er war ein sehr kleiner Direktor, selbst für einen so kleinen Zirkus: eine winzige Fruchtfliege mit roten Augen. Doch heute wirkte er mindestens doppelt so groß wie sonst. Mit dem metallenen Knauf seines Spazierstocks schlug er gegen eine der Eisenstangen, die das Zelt hielten.

»Sind jetzt alle da? Gut! Hört her!«, rief er übermütig und schwenkte den Spazierstock.

Alle wurden still und schauten erwartungsfroh auf ihren winzigen Direktor.

Woimick strich sich den Glitzerfrack glatt. »Meine lieben Freunde, heute habe ich eine große Ankündigung zu machen. Wie ihr alle wisst, spiele ich jede Woche Lotto.«

Ein Raunen ging durch die Menge seiner Zuhörer. Der Gewichtheber wechselte Blicke mit dem Clown, Sägebrecht mit seiner Zersäge-Jungfrau. Und selbst die Wahrsagerin hatte nicht die leiseste Ahnung, was jetzt kommen würde.

Nur Nelli hatte eine Idee. »Jetzt isses passiert. Er hat den Zirkus verspielt.«

»Ruhe!«, wies sie der Gewichtheber (und Hirschkäfer) Lukas...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74695-4 / 3407746954
ISBN-13 978-3-407-74695-5 / 9783407746955
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