Das Reich der Sieben Höfe - Flammen und Finsternis (eBook)
720 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43243-6 (ISBN)
Sarah J. Maas schrieb bereits mit sechzehn den ersten Entwurf ihrer Erfolgsreihe >Throne of Glass< und schuf damit die Basis ihrer stetig wachsenden, enthusiastischen internationalen Fangemeinde. Mit >Das Reich der sieben Höfe< und >Crescent City< wurde sie endgültig zum globalen Bestsellerphänomen. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin haben eine Millionenauflage und wurden in 38 Sprachen übersetzt.
Sarah J. Maas schrieb bereits mit sechzehn den ersten Entwurf ihrer Erfolgsreihe ›Throne of Glass‹ und schuf damit die Basis ihrer stetig wachsenden, enthusiastischen internationalen Fangemeinde. Mit ›Das Reich der sieben Höfe‹ und ›Crescent City‹ wurde sie endgültig zum globalen Bestsellerphänomen. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin haben eine Millionenauflage und wurden in 38 Sprachen übersetzt.
3
Tamlin plagten wohl nicht unerhebliche Schuldgefühle, denn weil er auch am nächsten Tag nicht bei mir bleiben konnte, hatte er Lucien freigegeben, damit ich mit ihm zusammen die Fortschritte beim Wiederaufbau des Dorfs begutachten konnte.
Es musste über einen Monat her sein, seit ich zuletzt in dem Dorf gewesen war. Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern, wann genau ich das Anwesen das letzte Mal verlassen hatte. Ein paar der Dorfbewohner waren zur Wintersonnenwendfeier eingeladen gewesen, aber mehr als eine kurze Begrüßung hatte ich nicht zustande gebracht. Es waren einfach zu viele Gäste da gewesen, die sich alle um mich drängten.
Die Pferde standen schon gesattelt vor dem Stall, und ich zählte die Wachen an den Toren (vier), rings um das Haus (an jeder Ecke zwei) und im Garten, durch den ich gerade gegangen war (zwei). Keiner der Soldaten sagte ein Wort, aber sie ließen mich nicht aus den Augen.
Lucien wollte gerade in den Sattel seiner gescheckten Stute steigen, aber ich stellte mich ihm in den Weg. »Vom Pferd gefallen, ach ja?«, zischte ich und versetzte ihm einen Knuff gegen die Schulter.
Lucien taumelte tatsächlich leicht und seine Stute schnaubte erschrocken auf. Überrascht sah ich meinen ausgestreckten Arm an und fragte mich unwillkürlich, was sich die Wachen angesichts dieser Szene wohl dachten. Ehe er noch etwas sagen konnte, fuhr ich ihn an: »Warum hast du mich wegen der Naga angelogen?«
Lucien verschränkte die Arme vor der Brust, verengte das Metallauge und schüttelte seine fuchsroten Haare aus dem Gesicht.
Unwillkürlich musste ich den Blick abwenden. Auch wenn Amaranthas Haarfarbe dunkler gewesen war und ihr Gesicht cremeweiß, und nicht so golden gebräunt wie das von Lucien.
Ich ließ meinen Blick über die Ställe schweifen. Es war ein weitläufiges, offenes Gebäude und im Augenblick war niemand in der Nähe. Die Stallknechte waren anderswo beschäftigt. Normalerweise hielt ich mich nicht im Stall auf, nur wenn mir so langweilig wurde, dass ich Lust bekam, die Pferde zu besuchen. Es gefiel mir dort, der Stall war großzügig, bot viel Platz und die Wände kamen mir irgendwie … weich und nachgiebig vor.
Nicht wie die Küche, wo alles zu klein und zu eng war, die Wände zu dick und die Fenster nicht groß genug, um hinauszuklettern. Nicht wie das Arbeitszimmer, in das nur wenig Tageslicht fiel und das nur einen einzigen Ein- und Ausgang hatte. Im Kopf hatte ich eine lange Liste angelegt, welche Orte ich ertragen konnte und welche nicht, abhängig davon, wie sehr sie mir das Gefühl gaben, eine Gefangene zu sein.
»Ich habe nicht gelogen«, sagte Lucien gepresst. »Ich bin tatsächlich vom Pferd gefallen.« Er tätschelte seiner Stute die Flanke. »Nachdem einer der Naga mich angesprungen hatte.«
Typisch Fae. Das war ihre Art, die Wahrheit zu verdrehen. »Warum?«
Lucien klappte den Mund zu.
»Warum?«
Wortlos drehte er sich zu seiner Stute um. Aber ich sah den Ausdruck in seinem Gesicht, das … Mitleid in seinen Augen.
Ohne nachzudenken, platzte ich heraus: »Können wir zu Fuß gehen?«
Er wandte sich langsam zu mir um. »Die ganzen drei Meilen?«
»Die du in wenigen Minuten im Laufschritt zurücklegen könntest. Ich möchte gerne sehen, ob ich mithalten kann.«
Sein Metallauge sirrte, und ich wusste, was er sagen würde, noch ehe er den Mund aufmachte.
»Ach, schon gut«, sagte ich und stapfte auf meine weiße Stute zu, ein gutmütiges, wenn auch ein bisschen faules und verwöhntes Tier. Lucien versuchte nicht, mich umzustimmen, und schweigend verließen wir das Anwesen und ritten in den Wald hinein. Wie immer stand alles in voller Blüte, in der Luft lag Fliederduft und das Unterholz am Wegesrand raschelte und bebte vor Leben. Keine Spur von dem Bogge, den Naga oder den anderen Kreaturen, die früher alle Geschöpfe des Waldes hatten verstummen lassen.
Irgendwann drehte ich mich zu Lucien um. »Ich will dein verdammtes Mitleid nicht.«
»Es ist kein Mitleid. Tamlin hat mich gebeten, es dir nicht zu sagen …« Er zuckte leicht zusammen.
»Ich bin nicht aus Zucker. Wenn die Naga dich angreifen, dann will ich das wissen.«
»Tamlin ist mein High Lord. Er gibt die Befehle und ich gehorche.«
»Das war früher aber ganz anders. Zum Beispiel, als du mich geradewegs in die Arme des Suriels geschickt hast.« Wo ich beinahe mein Ende gefunden hätte.
»Damals war ich verzweifelt, wie wir alle. Aber jetzt … jetzt brauchen wir wieder Ordnung, Feyre. Wir brauchen Regeln, Befehlshaber und Untergebene. Und wir brauchen Gewissheit, wenn wir eine Chance haben wollen, unsere Welt wieder aufzubauen. Also, was er sagt, ist Gesetz. Ich bin der Erste, auf den die anderen schauen. Ich muss ein Vorbild sein. Du kannst nicht von mir verlangen, die Stabilität und Sicherheit dieses Hofs aufs Spiel zu setzen, indem ich mich ihm widersetze. Nicht im Moment. Er gibt dir so viel Freiheit, wie es ihm nur möglich ist.«
Ich zwang mich, ruhig zu atmen, wobei ich Mühe hatte, Luft in meine verkrampften Lungen zu pressen. »Obwohl du Ianthe dahin wünschst, wo der Pfeffer wächst, hörst du dich genauso an wie sie.«
Er knurrte. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ihm fällt, dich überhaupt aus dem Haus zu lassen. Er steht unter einem enormen Druck.«
»Ich weiß genau, was er im Augenblick durchmacht. Aber mir war nicht klar, dass ich neuerdings eine Gefangene bin.«
»Du bist keine …« Er wirkte angespannt. »So ist es nicht und das weißt du auch.«
»Tamlin hatte keine Probleme damit, mich im Wald jagen und ungehindert durch das Land streifen zu lassen, als ich noch ein Mensch war. Und da war es an der Grenze weitaus gefährlicher als jetzt.«
»Damals empfand er für dich noch nicht dasselbe wie jetzt. Und nach dem, was unter dem Berg geschehen ist …« Die Worte hallten in meinem Kopf wider und ließen meine angespannten Muskeln erzittern. »Er hat Angst. Er hat Angst, dass du dem Feind in die Hände fallen könntest. Und alle, die ihm feindlich gesinnt sind, wissen das. Sie wissen, dass du seine Schwachstelle bist. Durch dich ist er erpressbar.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht? Aber erwartet er ernsthaft von mir, den Rest meines Lebens eingesperrt auf dem Anwesen zu verbringen, Dienstboten zu beaufsichtigen und hübsche Kleider zu tragen?«
Lucien betrachtete den ewig frühlingsgrünen Wald. »Wünscht sich das nicht jede sterbliche Frau? Einen gut aussehenden Fae-Lord als Gemahl, schöne Kleider und ein sorgenfreies Leben?«
Ich packte die Zügel so fest, dass meine Stute den Kopf hochwarf. »Du bist manchmal so ein Mistkerl, weißt du das?«
Sein Metallauge wurde wieder schmal. »Tamlin ist ein High Lord. Du wirst ihn heiraten. Es gibt Traditionen, an die du dich halten, und Erwartungen, die du erfüllen musst. Die wir alle erfüllen müssen, um der Welt zu beweisen, dass wir Amaranthas Schreckensherrschaft überwunden haben und jeden Gegner vernichten werden, der es wagt, uns zu nehmen, was uns gehört.« Ianthe hatte mir gestern fast genau den gleichen Vortrag gehalten. »Der Zehnte ist bald fällig«, fuhr er kopfschüttelnd fort, »das erste Mal seit … seit ihrem Fluch.« Es bereitete ihm Mühe, darüber zu sprechen. »Er hat den Leuten drei Monate Zeit gegeben, um ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Eigentlich wollte er bis zum neuen Jahr damit warten, aber im nächsten Monat wird er den Zehnten einfordern. Ianthe hat ihm gesagt, dass es an der Zeit sei, dass das Volk bereit sei.«
Er wartete, und am liebsten hätte ich ihn angespuckt, weil er genau wusste, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er redete, und weil er wollte, dass ich es zugab. »Sag schon«, knurrte ich wütend.
»Zweimal im Jahr, normalerweise so um die Sommer- und die Wintersonnenwende herum, muss jedes Mitglied des Frühlingshofs, egal ob High Fae oder gewöhnlicher Fae, den Zehnten bezahlen, abhängig von Einkommen und Rang. Auf diese Weise finanzieren wir den Hof, bezahlen die Wachen, das Essen und die Dienstboten. Im Gegenzug beschützt Tamlin die Leute, herrscht über sie, macht die Gesetze und hilft ihnen, wo er nur kann. Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. In diesem Jahr hat er die Abgabe des Zehnten einen ganzen Monat hinausgeschoben, um ihnen zusätzliche Zeit zu geben, die nötigen Mittel aufzutreiben – und um zu feiern. Aber schon bald werden von jedem Clan, aus jedem Dorf, von jeder Sippe Abgesandte hier eintreffen, um den Zehnten abzuliefern. Als Tamlins Frau wird von dir erwartet, dass du daran teilnimmst. Und wenn sie nicht bezahlen können … dann wird von dir auch erwartet, den Bestrafungen beizuwohnen. Das ist nicht immer schön. Ich werde niederschreiben, wer kommt und wer nicht, wer bezahlt und wer nicht. Und danach, wenn der Zehnte auch nach einer Frist von weiteren drei Tagen nicht entrichtet ist, muss Tamlin den Übeltäter aus seinem Versteck treiben. Dann verleiht Ianthe als Hohepriesterin ihm das Recht zur Heiligen Jagd und es wird eine Jagd abgehalten.«
Entsetzlich. Brutal. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, was ich von dieser Tradition hielt. Aber der Blick, den Lucien mir dann wieder zuwerfen würde … Ich hatte es satt, ständig von anderen abgeschätzt und beurteilt zu werden.
»Also gib ihm Zeit, Feyre«, sagte Lucien. »Bringen wir erst einmal die Vermählung hinter uns, den Zehnten im nächsten Monat und dann … dann sehen wir weiter.«
»Ich habe ihm Zeit gegeben«, sagte ich. »Er kann mich nicht ewig im Haus einsperren.«
»Das weiß er – er sagt es nicht, aber er...
Erscheint lt. Verlag | 4.8.2017 |
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Reihe/Serie | Das Reich der sieben Höfe |
Das Reich der sieben Höfe-Reihe | Das Reich der sieben Höfe-Reihe |
Übersetzer | Alexandra Ernst |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Bestseller • Bestseller-Autorin • Bookstagram • Booktok • Cassandra Clare • currently reading • Dark Fantasy • enemies to lovers • Epic Fantasy • Fae • Feyre • forced proximity • found family • Friends to Lovers • Frühlingshof • High Fantasy • Hof der Nacht • Intrigen • Jennifer L. Armentrout • kulturpass • Leidenschaft • Leigh Bardugo • Liebe • Liebesgeschichte • Love Triangle • Machtspiele • Mädchenschmöker • Mary E. Pearson • mates • Prythian • rhys • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantische Fantasy • save the world • Slow Burn • strong fmc • Tamlin • TikTok book • tiktok made me buy it • TikTok-Sensation • Victoria Aveyard |
ISBN-10 | 3-423-43243-8 / 3423432438 |
ISBN-13 | 978-3-423-43243-6 / 9783423432436 |
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