Friends & Horses, Band 02 (eBook)

Sommerwind und Herzgeflüster
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
224 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-13961-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friends & Horses, Band 02 -  Chantal Schreiber
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Rosas Gedanken kreisen nur noch um das Reitturnier, das in den Ferien stattfinden soll. Und noch etwas geht ihr nicht aus dem Kopf: Ihr bester Freund Daniel ist jetzt mit Ollie zusammen. Damit kommt sie gar nicht klar! Doch dann lernt sie bei einem Ausritt Finn kennen, den Abenteurer. Rosa ist völlig fasziniert von ihm und will ihn unbedingt wiedersehen! Ein Sommermärchen beginnt - mit Kribbeln im Bauch und schönen Stunden mit den geliebten Pferden ...



Chantal Schreiber heißt wirklich so und schreibt Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie liebt Tiere (alle!), Second-Hand-Shops (Schatzsuche!), Kochen und Backen (vegan), Bücher, Kino und Draußensein. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Wien.

»Locker leicht zu lesender Pferderoman, der auch ohne den Vorgänger […] nachvollziehbar bleibt.«
(ekz.bibliotheksservice, 46/2020)

1. Dienstag 2.0

„Zurück … gut … schön … und noch mal! Zurück …!“ Vorsichtig steigt Sokrates rückwärts über die Stangen, ohne eine einzige zu berühren. Er kaut auf seiner und ich auf meiner Unterlippe, beide sind wir hochkonzentriert.

„Super gemacht, Sokrates!“, lobe ich ihn, als er die letzte hinter sich gebracht hat. „Mein Guter, mein Hübscher! Suuuper! Fein! Und jetzt den Slalom!“

Ich lasse ihn einmal im Schritt durch den Hütchen-Slalom gehen, damit er Gelegenheit hat, ihn sich anzusehen. Dann traben wir durch, einmal, zweimal, dreimal. Als das perfekt funktioniert, steige ich ab und verknote die Zügel, damit mein Haflo-Araber sich nicht darin verheddern kann. „Sokrates, follow!“, rufe ich, greife mit der Hand in meine Leckerlitasche und laufe ein Stückchen von ihm weg. Er folgt zögernd, bleibt dann stehen, dehnt den Kopf nach vorn, schnüffelt am Sand des Vierecks. „Sokrates, follow!“, rufe ich erneut. „Leckerli!“ Er wirft mir einen schwer zu deutenden Blick zu, streckt den Hals erneut ganz nach unten und beginnt, mit einem Huf zu scharren.

„Hey! Lass das!“, rufe ich, als ich endlich schnalle, was er vorhat. „Wälzen kannst du dich später, nicht jetzt!“ Ich sprinte zu ihm zurück und ziehe ihn gerade noch am Zügel weiter, bevor er mit den Vorderbeinen einknickt.

„Sokrates, follow!“, versuche ich es erneut und belohne seine ersten zwei Schritte in meine Richtung sofort mit einem Leckerli. Als ich jetzt die Hütchen etwas enger stelle, lasse ich nie mehr als zwei Schritte Abstand zwischen uns. Nach jedem Hütchen kriegt er ein Leckerli, und diesmal folgt er mir ganz brav, bis der neue, schwierigere Slalom fertig ist. Allerdings habe ich den Verdacht, dass das Ganze ohne Leckerli nicht halb so gut funktionieren würde. „Das werden wir wohl noch etwas üben müssen!“, erkläre ich ihm, als ich wieder aufsteige. Nach einer Runde Trab auf dem Hufschlag lasse ich ihn erneut den Slalom laufen. Er macht es brav, nur ein Hütchen fällt um, beim zweiten Durchgang dann gar keines mehr.

„Du bist der Beste, mein Großer!“, erkläre ich ihm, sattle ihn ab und steige dann nochmals auf. Letztes Jahr gab es beim Sommer-Turnier keine Bareback-Aufgabe, aber wer weiß? Es schadet nicht, im Training zu bleiben, sage ich mir und jage im Indianergalopp ein paar Runden durch das Viereck. Dann versuche ich, mich aus dem Galopp vom Pferd zu beugen und den Horse­ball aufzuheben, den ich in der Mitte des Vierecks abgelegt habe. Die Stallkatze wählt genau diesen Moment, um vor uns quer über das Viereck einer Maus nachzujagen, Sokrates schlägt einen erschrockenen Haken, und ich lande unsanft auf dem ­Boden.

„Fürs nächste Mal, mein Junge“, erkläre ich Soki mit einem Seufzer, „es soll so aussehen, dass der Horseball zu mir raufkommt und nicht ich zu ihm runterplumpse. Aber du kriegst Punkte für den kreativen Lösungsansatz.“ Sokrates hört mir interessiert zu und beginnt dann erneut zu scharren.

„Na, meinetwegen, mein Alter.“ Ich nehme ihm Zaumzeug und Trense ab und sehe ihm zu, wie er sich genussvoll im Sand wälzt, vom rosaroten Licht der sinkenden Sonne angestrahlt.

„Das wird schon!“, plaudere ich weiter, als ich Sokrates zurück auf den Paddock führe. „Wenn wir zusammenarbeiten, kriegen wir das dieses Jahr hin, du und ich.“

Mom sitzt unten in der Küche und lernt, als ich heimkomme, so wie meistens an ihren freien Abenden.

Sie schaut von ihren Büchern auf und lächelt mich an. „Alles gut im Stall?“

„Alles im grünen Bereich.“

„Hast du noch Zeit zum Trainieren gehabt?“

Ich nicke. „Wir haben die letzten Sonnenstrahlen ausgenutzt, Sokrates und ich. Gibt’s was zu essen?“

„Gazpacho aus der Hotelküche“, antwortet sie. „Im Kühlschrank.“

Die kalte Gemüsesuppe ist gerade das Richtige nach diesem langen, heißen Tag. Ich esse ein paar Löffel, stelle meinen Teller in die Spülmaschine, schnappe eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und winke meiner Mutter zu. „Ich geh in die Falle.“

Sie murmelt irgendwas, schon wieder völlig in ihre Bücher versunken.

Nach dem Zähneputzen und einer Blitzdusche falle ich erschöpft ins Bett.

Morgen ist Dienstag, habe ich gerade noch Zeit zu denken. Ausmisten, Heulieferung in Empfang nehmen, Mittagessen bei Daisy, nach Hause, Duschen.

Und dann Daniel.

„Ida!“, sagt meine Urgroßmutter und strahlt mich an.

„Nein, Umalein, ich bin’s, Rosa. Und Daniel ist auch hier.“

Einen Augenblick lang ist nur Verwirrung in den hellblauen Augen zu erkennen, die unter den schon fast schneeweißen Haaren hervorstrahlen. Immer noch werden Umas Haare jede Woche von einer Friseurin gewaschen und mit Wicklern gezähmt. Meine Urgroßmutter hat immer noch ganz dichtes, gewelltes Haar, genau wie Ida, meine Mutter. Die beiden sehen einander überhaupt sehr ähnlich, nur ist Uma immer schon kleiner und zarter gewesen als Mom.

Ganz selten ist sie auch jetzt noch so. Aber nicht heute. Ihr fragender Blick hängt noch ein paar Augenblicke an meinen Augen, verliert sich dann in der Ferne.

„Rosa …“, sagt sie nachdenklich. Mein Herz krampft sich zusammen. Das ist meine Uroma, meine süße Uma, die mit Daniel und mir Kekse gebacken und uns im Fluss Schwimmen beigebracht hat. Die immer fröhliche Frau, die den Garten in Schuss gehalten hat und sich über jede neue Rosenknospe freuen konnte wie ein Kind zu Weihnachten. Zu der ich mit allem kommen konnte, jederzeit.

„Ja, Uma“, sagt Daniel und nimmt ihre Hand. Als wir Kinder waren, war er so oft bei uns, sie war genauso seine Uma wie meine. Manchmal kommt es mir vor wie gestern. Manchmal, als wäre es hundert Jahre her. Ich beobachte ihn, wie er sich zu ihr beugt und mit ihr spricht. Er redet mit ganz leiser Stimme, er weiß, dass Uma Ohren wie ein Luchs hat. „Ja, Rosa ist hier, deine Urenkelin. Und ich bin Daniel.“

Etwas flackert in ihren Augen auf. „Rosa und Daniel“, wiederholt sie und lächelt. „Natürlich.“ Für einen Moment ist ihr Blick ganz klar, als sie uns nacheinander ansieht. Mein Herz krampft sich erneut zusammen, aber diesmal ist es nicht wegen meiner Uma. ‚Rosa und Daniel‘, das war eine Einheit, all die Jahre. Sandkastenfreundschaft, beste Freunde, Seelenverwandte. Und beinahe wäre noch etwas anderes draus geworden. Wenn da nicht plötzlich Ollie gewesen wäre. Die zauberhafte, wunderhübsche, unwiderstehliche Ollie. Die man einfach gernhaben muss. Ja, ich hab sie auch gern. Ja, Ollie ist toll. Alle lieben Ollie. Zu dumm, dass ich Daniel auch liebe. Und noch viel dümmer, dass ich zu spät draufgekommen bin. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn ich nur etwas früher … Hör schon auf!, unterbreche ich diesen Gedankengang entschlossen. Es ist, wie es ist. Daniel ist mit Ollie zusammen, Punkt. Er und ich sind Freunde, basta.

Daniel sieht mich forschend an. Wer weiß, wie lange ich hier schon stehe und innere Monologe führe.

„Wollen wir ein bisschen nach draußen gehen, Uma?“, frage ich meine Urgroßmutter. „Es ist schönes Wetter. Du bist doch so gern im Garten.“

„Ja, mein Schatz“, sagt sie, aber ihr Blick entgleitet mir schon wieder.

Ich sehe mich nach ihrer Strickjacke um, aber Daniel hat sie schon in der Hand. Sie friert leicht, seit sie so dünn geworden ist. Wir helfen ihr aus dem Fernsehsessel, und Daniel bringt sie zur Tür.

Als wir später Richtung Ausgang gehen, ist es kurz vor sieben Uhr abends. Um diese Zeit haben unsere Dienstage früher immer begonnen, nicht geendet. Es war Ollies Idee, mir „meine“ Dienstage zurückzuschenken, und allein das zeigt schon, wie toll sie ist. Es hilft mir wirklich, zu wissen, dass Daniel am Dienstag nicht mit ihr zusammen ist und ich ihn theoretisch anrufen könnte, ohne dass sie danebensitzt. Aber natürlich machen wir keine DVD-Abende mehr in seinem Zimmer, nebeneinander auf seinem Bett sitzend, in seine alte Patchworkdecke gekuschelt. Natürlich klettere ich nicht mehr durch sein Fenster, und ich übernachte nicht mehr bei ihm. Aber es ist irgendwie immer noch mein – unser – Dienstag.

„Wollen wir noch was trinken gehen?“, fragt Daniel. „Ich bin am Verdursten.“

„Stimmt, ich auch. Gern.“ Ich zögere. Ich bin nicht sicher, ob man das sagen darf, als gute Urenkelin. Dann sage ich es doch. Er ist immer noch Daniel, mein bester Freund. „Es ist verdammt anstrengend mit ihr, ich bin immer völlig fertig nachher.“

„Ja“, antwortet er. „Es ist anstrengend.“ Er lächelt mir zu, ein bisschen vorsichtig, nicht mehr ganz so offen wie früher. Aber vielleicht bilde ich mir das auch bloß ein. „Aber ich bin froh, dass ich da war.“

„Ich auch“, sage ich schnell. „Ich bin jedes Mal froh, wenn ich da war. Ich glaube, sie freut sich über den Besuch, auch wenn sie nachher nicht mehr so genau weiß, wer sie besucht hat.“

„Ich würde nächstes Mal gern wieder mitkommen.“

Ich sehe ihn überrascht an. Es gibt schließlich Witzigeres, das man mit seiner Freizeit anfangen kann, als eine alte Frau im Pflegeheim zu besuchen. Ist es, weil ihm die gemeinsame Zeit mit mir auch fehlt? Er errötet ein bisschen.

„Sie war wie eine Oma für mich, als ich klein war. Und sie hat Pikachu gerettet.“

Pikachu ist der alte Kater von Daniels Mutter – den Namen hat er wegen der schwarzen Ohren. Meine Uma hat ihn, als er ein Kätzchen war, aus dem Fluss gezogen und vor dem Ertrinken gerettet. Ich muss vier oder fünf gewesen sein, das ist also keine zehn Jahre...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2017
Reihe/Serie Friends & Horses
Friends & Horses
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Bibi und Tina • Bille • Charlotte Link • Daisy • Daniel • Elena • Erste Liebe • Eulenburg • Freundschaft • Iris • Nele Neuhaus • Nordlicht • Olli • Ostwind • Pferde • Reiten • Reiterhof • Reitstall • Rosa • Zottel
ISBN-10 3-505-13961-0 / 3505139610
ISBN-13 978-3-505-13961-1 / 9783505139611
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