The School for Good and Evil 2: Eine Welt ohne Prinzen (Die Bestseller-Buchreihe zum Netflix-Film) (eBook)
544 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47766-1 (ISBN)
Soman Chainani, Schriftsteller und Drehbuchautor, glaubt noch mehr an Märchen als die Bewohner von Galvadon. Deshalb schrieb er seine Doktorarbeit in Harvard über die Frage, warum Frauen im Märchen die besseren Bösewichte sind. Und warum in jeder Prinzessin auch ein bisschen Hexe steckt - und umgekehrt. Aus dieser Idee entstand seine Roman-Trilogie 'The School for Good and Evil', mit der er die New-Times-Bestsellerliste eroberte.
Soman Chainani, Schriftsteller und Drehbuchautor, glaubt noch mehr an Märchen als die Bewohner von Galvadon. Deshalb schrieb er seine Doktorarbeit in Harvard über die Frage, warum Frauen im Märchen die besseren Bösewichte sind. Und warum in jeder Prinzessin auch ein bisschen Hexe steckt – und umgekehrt. Aus dieser Idee entstand seine Roman-Trilogie "The School for Good and Evil", mit der er die New-Times-Bestsellerliste eroberte.
Natürlich war es nicht spurlos an Agatha vorübergegangen, dass ihre beste Freundin versucht hatte, sie umzubringen.
Sie schaute auf die beiden goldenen Statuen von sich selbst und von Sophie, die über dem sonnenhellen Platz aufragten, und kämpfte gegen das flaue Gefühl in ihrem Magen an.
»Warum muss es unbedingt ein Musical sein?«, seufzte sie und nieste, denn die Nelken auf ihrem rosa Kleid kitzelten sie in der Nase.
»In den Kostümen wird nicht geschwitzt!«, herrschte Sophie einen Jungen an, der sich gerade mit einem grimmigen Hundekopf aus Gips abmühte. Der Junge war an einem Mädchen festgebunden, das ebenfalls einen Hundekopf trug, aber einen hübschen, niedlichen, mit dem sie hilflos herumstolperte. Dann fauchte Sophie zwei Jungen mit den Namensschildern »CHADDICK« und »RABAN« an, die ihre Kostüme tauschen wollten. »Und die Schulen werden auch nicht gewechselt!«
»Aber ich will ein Immer sein«, protestierte RABAN und zerrte an seiner Uniform, die wie ein schwarzer Sack an ihm herunterhing.
»Meine Perücke juckt«, jammerte BEATRIX, während sie an ihrem blonden Haarteil kratzte.
»Meine Mami wird mich nicht wiedererkennen«, sagte der Junge mit der glänzenden Silbermaske, der den Schulmeister darstellen sollte.
»UND ICH WILL AUCH KEIN GEJAMMER ÜBER EURE ROLLEN HÖREN!«, bellte Sophie. Ungeduldig klebte sie den Namen »DOT« auf die Tochter des Schmieds und steckte ihr in jede Hand einen Schoko-Eislutscher. »Du musst bis nächste Woche mindestens zehn Kilo zunehmen.«
»Du hast versprochen, dass es nichts Großes wird«, murrte Agatha. Ihr Blick ruhte auf einem Jungen, der auf einer Leiter herumwankte und zwei vertraute smaragdgrüne Augen auf das riesige Theaterzelt malte. »Nur eine kleine bescheidene Geburtstagsfeier.«
»Gibt es in diesem Kuhdorf denn nichts als Tenöre?«, stöhnte Sophie und funkelte die männlichen Darsteller mit ihren smaragdgrünen Augen an, so grün wie die auf der Zeltplane. »Ein paar von euch müssen doch im Stimmbruch sein? Und irgendeiner wird ja wohl den Tedros spielen können, den hübschesten, ritterlichsten Prinzen in der … Was?«
Sie drehte sich zu Radley um, der in einer engen Kniehose vor ihr stand und seine Hasenzähne bleckte, die Brust stolz vorgereckt. »Du nicht«, sagte sie schaudernd und klatschte »HORT« auf seine Brust.
»Also klein ist das hier nicht – und schon gar nicht bescheiden«, grummelte Agatha weiter, während zwei Mädchen einen Kartenverkaufsstand enthüllten, auf dem zwanzig neonfarbene Porträts von Sophie in Siebdruck abgebildet waren.
»Licht an!«, rief Sophie zwei Jungen zu, die an Seilen hingen.
Agatha warf sich herum, so grell war die Explosion. Vorsichtig spähte sie durch ihre Finger zu dem Samtvorhang hinter ihnen hinauf, der mit tausend weiß glühenden Lämpchen gesäumt war. Eine Schrift leuchtete auf:
Flüche! Das Musical
REGISSEURIN, PRODUZENTIN UND HAUPTDARSTELLERIN: SOPHIE
»Meinst du, das ist zu düster für das Finale?«, fragte Sophie, während sie sich in ihrem mitternachtsblauen Ballkleid mit den zarten goldenen Blättern zu Agatha umdrehte. Ein Rubinanhänger schmückte ihren Hals und auf ihrem Kopf funkelte ein Krönchen aus blauen Orchideen. »Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ich brauche noch Leute, die vom Blatt singen können.«
Agatha fuhr hoch. »Spinnst du, oder was? Ich dachte, das soll ein Stück zum Gedenken der entführten Kinder sein, und kein Jahrmarktsspektakel. Ich kann weder spielen noch singen, und jetzt machen wir eine Kostümprobe für diesen Affenzirkus, obwohl es nicht mal ein Drehbuch gibt – hey, was ist das denn?«
Agatha zeigte auf die Schärpe aus roten Kristallen, die quer über Sophies Brust funkelte.
Ballkönigin
Sophie starrte sie an. »Du glaubst doch nicht, dass ich unsere Geschichte so erzähle, wie sie wirklich passiert ist?«
Agatha verdrehte die Augen.
»Oh, Agatha, wenn wir unsere Heldentaten nicht selbst feiern, wer soll es sonst tun?«, seufzte Sophie und ließ ihren Blick über die riesige Zirkusarena schweifen. »Wir sind die Fluchbrecherinnen von Gavaldon, Agatha! Wir haben den Schulmeister getötet! Gibt es etwas Größeres? Wir sind Legenden! Aber wo ist unser Schloss? Wo sind unsere Sklaven? Am Jahrestag unserer Entführung aus diesem hässlichen Ort können wir wohl etwas Applaus erwarten! Die Leute sollten uns die Füße küssen, statt sich mit fetten Witwen in hässlichen Bauernkitteln einzulassen.«
Sophies Worte hallten über die leeren Holzbänke und sie schaute ihre Freundin Beifall heischend an.
»Der Ältestenrat hat ihm seinen Segen gegeben, oder nicht?«, sagte Agatha.
Sophies Gesicht verdüsterte sich. Beleidigt drehte sie sich um und verteilte Notenblätter an die Schauspieler.
»Wann ist überhaupt die Hochzeit?«, fragte Agatha, aber Sophie ließ sich Zeit mit der Antwort.
»Am Tag nach dem Musical«, murrte sie schließlich widerwillig und hängte die Girlanden an dem riesigen Bühnenaltar auf. »Aber vielleicht fällt sie ja aus, wenn sie die Zugabe gesehen haben.«
»Zugabe? Welche Zugabe?«
»Ehrlich, Aggie, für mich ist es okay. Ich habe mich damit abgefunden.«
»Ich will wissen, was in dieser Zugabe vorkommt, Sophie.«
»Er ist ein erwachsener Mann. Er kann machen, was er will.«
»He, warte mal – hast du dir diesen ganzen Rummel etwa nur ausgedacht, um deinem Vater die Hochzeit zu verderben?«
Sophie wirbelte herum. »Wie kommst du denn darauf?«
Agathas Blick fiel auf die dicke obdachlose alte Frau, die verschleiert unter dem Altar saß und verwirrt zu ihr hochschaute. »HONORA« stand auf ihrem Schild.
Sophie drückte Agatha ein Notenblatt in die Hand. »An deiner Stelle würde ich erst mal singen lernen.«
Ihre Rückkehr aus dem Endloswald neun Monate zuvor hatte ganz Gavaldon schrecklich in Aufruhr versetzt. Seit über zweihundert Jahren hatte der Schulmeister regelmäßig Kinder aus dem Dorf entführt und in seine Schule für Gut und Böse gebracht. Niemand hatte diese Kinder je wiedergesehen – ihre Eltern weinten sich vergeblich die Augen nach ihnen aus. Und plötzlich kehrten zwei Mädchen zurück! Das ganze Dorf stürzte sich auf sie, alle wollten sie umarmen, küssen, anfassen und ihnen ein Denkmal errichten, als wären sie vom Himmel gefallene Götter. Der Andrang war so groß, dass der Ältestenrat Sophie und Agatha nahelegte, nach dem Sonntagsgottesdienst überwachte Autogrammstunden zu geben. Die Fragen, die ihnen dabei gestellt wurden, waren immer dieselben: »Haben sie euch gefoltert?«, »Ist der Fluch auch wirklich gebrochen?«, und: »Habt ihr meinen Sohn gesehen?«
Sophie hätte diesen Promi-Rummel auch allein durchgestanden, aber wider Erwarten tauchte Agatha jedes Mal pünktlich auf. Anfangs gab sie sogar täglich Interviews, die auf dem Aushang am Dorfplatz veröffentlicht wurden. Sie ließ sich von Sophie aufstylen und mit Schminke zukleistern und ertrug geduldig die kleinen Kinder, um die ihre Freundin einen großen Bogen machte.
»Die reinsten Keimschleudern«, knurrte Sophie und betupfte ihre Nasenlöcher mit Eukalyptusöl, ehe sie das nächste Märchenbuch signierte. Als sie sah, wie Agatha einen kleinen Jungen anlächelte, der ihr ein Exemplar von »König Artus« hinhielt, fügte sie kopfschüttelnd hinzu: »Seit wann magst du Kinder?«
»Seit sie alle zu meiner Mutter kommen, wenn sie krank sind«, schoss Agatha zurück und ließ ihre mit Lippenstift verschmierten Zähne aufblitzen.
Aber nach und nach legte sich der Rummel, und als der Sommer ins Land zog, hatte der Andrang beträchtlich nachgelassen. Sophie ließ sich davon nicht beirren und hängte ein Plakat auf:
»Gratiskuss?«, kreischte Agatha und starrte fassungslos auf das Plakat an der Kirchentür.
»Auf ihre Märchenbücher natürlich«, sagte Sophie und lächelte verschmitzt, während sie ihre blutrot geschminkten Lippen in einem Handspiegel begutachtete.
»So hört es sich aber nicht an«, brummte Agatha und zupfte an dem engen grünen Kleid herum, das Sophie ihr geliehen hatte. Die Farbe Rosa war seit ihrer Rückkehr komplett aus Sophies Garderobe verschwunden, vielleicht weil sie unheilvolle Erinnerungen heraufbeschwor – an Sophies Zeit als zahnlose Hexe, die beinahe alles zerstört hätte.
»Wir sind keine Sensation mehr«, sagte Agatha energisch und zerrte erneut an ihren Spaghettiträgern. »Höchste...
Erscheint lt. Verlag | 24.8.2016 |
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Reihe/Serie | The School for Good & Evil |
The School for Good & Evil | The School for Good and Evil |
Illustrationen | Iacopo Bruno |
Übersetzer | Ilse Rothfuss |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Brüder Grimm • Buch • Bücher • Fantasie • Fantasy • Freundschaft • Gegensätze • Geschenk • Geschenkidee • Große Liebe • Gut gegen Böse • Happy End • Hexe • Lesen • Liebe • Literatur • Mädchen an die Macht • Magie • Märchen • New York Times Bestseller • Prinz • Prinzessin • Schicksal • Trilogie • witzig • Young Adult |
ISBN-10 | 3-473-47766-4 / 3473477664 |
ISBN-13 | 978-3-473-47766-1 / 9783473477661 |
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