Die Zauberuhr -  Helmut Christian Altmann

Die Zauberuhr (eBook)

Erste Liebe von Jahrhundert zu Jahrhundert
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
492 Seiten
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99049-925-2 (ISBN)
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romantisch-fantastisches Märchen

- 12 April 1954 in Wien geboren - 1955 erstmal Bemerken der spastischen Behinderung - ab 1970 viele Interessen entdeckt ( Politik, klassische Musik/Operette, Autos, Religion, Forschung/Expeditionen) ; mit den Eltern viele europäische Länder bereist - Oktober 1992 Eintritt in die Tagesstruktur des ÖV-BAuWK - Beschäftigungstherapie - September 1997 Büroanlehre in das Personalbüro ASSIST - im Jahr 2000 Verlobung mit Sandra

Einleitung
Wie es begann


Alpinien


(1925)

Das einsame, aus der Ferne verlassen wirkende Dorf lag in einer seichten Talsenke. Im Norden, im Osten und im Süden war es von üppigem Wald umgeben, und im Westen erstreckten sich fruchtbare Felder, an deren östlichem Rand in nord-südlicher Richtung ein rauschender Bach floss, welcher somit die Grenze zwischen dem Ort und den Anbauflächen bildete. Einige Hundert Meter in den Wald hinein öffnete sich eine Lichtung, in deren Mitte verträumt ein kleiner Teich lag. Durch den Wald und um das Wasser zogen sich schmale Wege, die von vielen Einheimischen gerne für geruhsame Spaziergänge genützt wurden.

Dieses kleine idyllische Dorf trug den Namen Kleintal und lag in der nördlichen Provinz der jungen Republik Alpinien. Dieser kleine Staat, welcher knapp vier Millionen Einwohner zählte, war nach dem Zerfall der großen Kaiserreiche infolge des letzten Krieges entstanden. Er bestand aus drei Provinzen. In der nördlichen, Oberalp genannt, welche die größte war und deren Hauptstadt Bergburg hieß, wurde vorwiegend Ackerbau betrieben, aber in den Städten und größeren Orten hatten sich auch Industriebetriebe angesiedelt, und an der Grenze zur zentralen Provinz, Hochland, begannen sich Gebirgszüge zu erheben. Diese mächtigen Gebirge beherrschten das Bild des mittleren Teils des Landes, wo in einem langen, tiefen Tal die Hauptstadt des Staates sowie gleichzeitig der Provinz, Innerbrücken, lag, in welcher ungefähr dreihunderttausend Menschen lebten. Der südliche Teil des Landes, der den Namen Niederalp trug, mit der Hauptstadt Merzen, war im Norden ebenfalls äußerst gebirgig, jedoch flachte die Landschaft gegen Süden zu immer mehr ab und glich somit einem Spiegelbild des Nordens. Gesprochen wurde hier seit Menschengedenken – denn die Region Alpinien gab es schon seit sehr langer Zeit, nur war sie bis zum Ende der großen Reiche zwischen diesen aufgeteilt – Alpinisch, das auch die Sprache der Völker in den einstigen mächtigen Mutterländern war.

In den sechs Jahren des Bestehens von Alpinien hatte es die Bevölkerung mit sehr viel Fleiß und Idealismus zu bescheidenem, jedoch sicherem Wohlstand gebracht.

* * * * *

Der Pfarrer spendete soeben den Segen. Sogleich stimmte die Gemeinde zum Abschluss der Heiligen Messe den feierlichen Dankgesang an den Herrn an. Das Innere der großteils im spätgotischen Stil errichteten sowie später im Zuge von Erneuerungen und Umbauten mit frühbarocken Elementen versehenen Dorfkirche gab mit ihrer großartigen Akustik den vollen Klang der Orgel und den ergreifenden Chor aller Anwesenden stimmungsvoll wieder. Mit dem Verhallen des letzten Klanges geriet Bewegung in die Schar der Gläubigen und sie strömte teils murmelnd, teils gesenkten Hauptes zum Hauptportal und ins Freie hinaus.

Es war in Kleintal so üblich, dass nahezu jedermann am Sonntag die Kirche besuchte und den Gottesdienst mitfeierte, ob alt oder jung, Frau oder Mann, arm oder besitzend, angesehen oder eher unbeachtet. Man pflegte es jedoch nicht nur aus Gewohnheit zu tun oder wegen des drohenden Geschwätzes der Bewohner, sondern man ging zum überwiegenden Teil aus innerster Überzeugung zur Heiligen Messe.

Jetzt, um elf Uhr vormittags, begaben sich vor allem die Frauen nach Hause und in die Küche, um das Mittagessen für die Familie zuzubereiten, während sich die meisten Männer noch zu einer fröhlichen Runde im Wirtshaus versammelten, und einige ältere und alte Leute, aber ebenso etliche junge Menschen, das schöne Wetter und die Ruhe des Sonntagvormittags zu einem kleinen Spaziergang nützten.

* * * * *

Und so kam auch Sebastian, der einzige Sohn des armen Bauern Vinzenz Brandmayr und dessen Frau Berta, mit seinen Eltern die Stufen vom Portal auf den Platz vor dem Gotteshaus herunter.

„Wenn du magst, lieber Bastl“, meinte die Mutter, „kannst noch einen kleinen Spaziergang machen. Das Wetter ist ja schön. Aber pass bitte auf, dass dein Sonntagsg’wand nicht schmutzig wird. Wir gehen einstweilen nach Haus‘, und in einer Stunde wird dann das Essen fertig sein“.

„Ist in Ordnung, Mutter“, erwiderte er erfreut. „Dann schau‘ ich noch zum Teich und genieß‘ die frische Luft“.

Bis zur Abzweigung jenes Weges, welcher zu ihrem Hof führte, gingen Eltern und Sohn noch gemeinsam die Hauptstraße entlang. Sodann verabschiedeten sie sich und während das Ehepaar Brandmayr den Heimweg einschlug, nahm der Sohn die Straße weiter hinauf zum östlichen Ortsende, von wo der idyllische Weg in den Wald führte, über welchen man auch zu der Lichtung mit dem Teich gelangte.

Sebastian war ein junger Mann von siebzehn Jahren, einem Meter siebenundsiebzig Größe und schlanker, aber doch kräftiger Statur. Das dunkelblonde Haar trug er kurz geschnitten, jedoch fiel ihm eine breite Strähne gerne von oben, wo es länger war, tief in die Stirn.

In der Hauptstraße begegnete er Margarete Weingärtner, einer guten Bekannten seiner Mutter. Sie war die Gemahlin des Franz Georg Weingärtner, welcher im Ort ein größeres Geschäft führte, in dem man allerlei Haushaltsartikel und Textilien erstehen konnte. Die Familie war eine der angesehensten in Kleintal, und Franz Georg saß auch im Gemeinderat des Ortes. Das Paar hatte drei Kinder, von denen das älteste, der Sohn, bereits verheiratet war und nicht mehr im Ort wohnte. Auch die ältere Tochter hatte vor einem halben Jahr geheiratet und das Elternhaus verlassen. Somit lebte nur mehr die Jüngste, Johanna, genannt Hannerl, die um eineinhalb Jahre jünger als der Bauernsohn war, im Haus der Weingärtners.

„Grüß Gott, gnädige Frau!“, grüßte Sebastian höflich und verneigte sich leicht. „Grüß dich, Bastl!“, erwiderte Margarete. „Wie geht‘s dir denn? Kommst wohl von der Zehnermesse, gell?“. Sie reichte ihm ihre Hand, die er bereitwillig nahm. „Ganz richtig. Meine Eltern sind schon auf dem Heimweg und haben gemeint, ich könne ja, wenn mir danach sein sollt‘, noch ein bissl die gute Luft genießen“.

Frau Weingärtner, eine elegante Dame von dreiundvierzig Jahren, hatte braunes, sorgfältig und hübsch frisiertes Haar, ein etwas herbes, aber durchaus liebliches Gesicht, war einen Meter sechsundsechzig groß, ihre Figur war nicht ganz schlank und wies ausgeprägte weibliche Rundungen auf.

„Das ist sehr schön“, meinte sie. „Kannst das bisserl Erholung bestimmt gut gebrauchen, denn wie wir wissen, arbeitest du eh die ganze Woche sehr brav am Hof und am Feld mit“. „Na ja, ich tu‘ halt, was meine Aufgabe ist, und das mach‘ ich wirklich gern“.

„Ach, Bastl!“, der Blick der Frau wurde mit einem Mal ganz verklärt. „Wie gern würden mein Mann und ich sehen, dass unser Hannerl und du einander näherkommen könntet! Ihr würdet so gut z’sammenpassen“, schwärmte sie.

Der Jüngling musste lächeln. „Na ja, gnädige Frau, schauen wir halt einmal, was die Zukunft so alles auf Lager hat“. Er hatte sich aus irgendwelchen Gründen, die er selbst nicht zu erklären vermochte, noch nie ernsthaft für Johanna interessiert und umgekehrt schien es genauso zu sein.

„So, ich muss jetzt leider weiter. Lass mir Mutter und Vater herzlich grüßen“. „Herzlichen Dank! Gleichfalls schöne Grüße an den Herrn Gemeinderat und das Fräulein Tochter!“. „Danke schön, lieber Bastl! Hab noch einen gesegneten Sonntag!“. „Danke ebenfalls, gnädige Frau, Ihnen gleichfalls! Auf Wiedersehen!“.

Fund und Reise


(1925)

Er hatte die Strecke bis zum Anfang des Waldes rasch hinter sich gebracht, und nun schlenderte er gemütlich den Weg am schilf- und moosbewachsenen Ufer des Teiches entlang.

Mit der Unbekümmertheit seiner Jugend schritt er dahin und hing seinen Gedanken nach, welche sich um allerlei belanglose Dinge drehten, als er plötzlich und zufällig einen im ersten Augenblick nicht klar erkennbaren Gegenstand im dichten Gebüsch liegen sah. Sebastian trat neugierig ganz nahe hin, bückte sich, drückte die untersten Äste etwas auseinander und konnte nun ein ungefähr zwei Fäuste großes hölzernes Gehäuse ausnehmen, welches auf der nach oben liegenden Seite ein großes Zifferblatt mit zwei Zeigern aufwies. „Das ist ja eine Uhr!“, rief er erstaunt aus und dachte bei sich: ‚Ich will doch sehen, ob die noch geht’. Er nahm das Kästchen in seine Hände, drehte und wendete es und betrachtete es von allen Seiten. Da die Uhr kein Geräusch von sich gab, stand für den Burschen fest, dass sie entweder nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung gerecht werden konnte, oder lediglich die Mechanik abgelaufen war und die Feder aufgezogen gehörte. Da fand er auf der Rückseite des Kästchens ein paar Drehknöpfe sowie einen in seinem Loch steckenden Schlüssel, der offenbar nur darauf wartete, von einer menschlichen Hand gedreht zu werden. Zögernd, aber doch von Neugier getrieben, drehte ihn Sebastian einmal um, worauf das Uhrwerk mit einem deutlich hörbaren „Tick-tack“ antwortete. Das Gesicht des Bauernsohnes begann zu strahlen, und hastig zog er die Feder zur Gänze auf. Gebannt blickte er auf die Zeiger und vermochte anhand der Striche auf dem Zifferblatt zweifelsfrei festzustellen, dass sie sich langsam bewegten. ,Dieses schöne Fundstück werde ich in meiner Kammer neben das Bett stellen, wenn sich erweisen sollte, dass es niemandem gehört’, dachte er überglücklich.

Sebastian klemmte die Uhr unter die Achsel und lief schnell heim zum elterlichen Hof. Die Mutter stand noch in der Küche, wo sie die letzten Handgriffe zur Vorbereitung des Mittagmahls verrichtete. Ihr rief er im Vorbeilaufen nur kurz zu: „Grüß‘ dich, Mutter!“ und sie rief zurück: „Grüß‘ dich, Bastl! In einer...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-99049-925-4 / 3990499254
ISBN-13 978-3-99049-925-2 / 9783990499252
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