Der Hund, der vom Himmel fiel (eBook)

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2015 | 1. Auflage
192 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22787-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Hund, der vom Himmel fiel -  Dagmar Petrick
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Nachdem Jan dafür gebetet hat, endlich einen Hund zu bekommen, staunt er nicht schlecht! Denn vieles ist ganz anders, als er es sich vorgestellt hat. Der Hund, um den er sich fortan kümmern darf, ist äußerlich nicht gerade beeindruckend. Vor allem eine Gruppe Jungs zieht ihn immer wieder damit auf und macht ihm das Leben schwer. Eines Tages gerät der Anführer der Bande in Gefahr. Jan entscheidet sich für Versöhnung und sein Hund kann endlich beweisen, was in ihm steckt. Für Kinder ab 10 Jahren.

Dagmar Petrick, Jahrgang 1970, studierte Filmwissenschaften, ev. Theologie und Anglistik. Nachdem sie längere Zeit in Nordirland und den USA dichtete, schreibt sie heute in Halle/Saale, umwuselt von ihrem Mann, vier Söhnen und einem (männlichen) Hund.

Dagmar Petrick, Jahrgang 1970, studierte Filmwissenschaften, ev. Theologie und Anglistik. Nachdem sie längere Zeit in Nordirland und den USA dichtete, schreibt sie heute in Halle/Saale, umwuselt von ihrem Mann, vier Söhnen und einem (männlichen) Hund.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Drittes Kapitel, in dem der Bus schon wieder weg ist, eine gruselige Ankündigung gemacht wird und Jan von einem Mädchen mit Pferdeschwanz eine Einladung erhält

Der Wecker klingelt. Sechs Uhr in der Früh. Jan streckt sich und reckt sich. Er will sich am liebsten wieder in die Kissen eingraben, denn sofort kriecht der Gedanke an die Schule heran. Jan spürt, wie sich sein Bauch verkrampft, als hätte er zu viel gegessen. Oder zu wenig. Jedenfalls wird es, sobald er an die Schule denkt, dunkel um ihn her, als hätte jemand das Licht ausgeknipst. Oder als würde wieder Regen fallen. Viel Regen. So wie gestern.

Seit Jan aufs Gymnasium geht, fährt er mit dem Bus zur Schule. Morgens hin, am Nachmittag zurück. Träublingen ist zu klein für ein Gymnasium. Da können sie schon froh sein, dass es überhaupt eine Grundschule gibt. Sagt Papa. Das Gymnasium liegt ein paar Kilometer weiter in der nächstgrößeren Stadt, und weil Mama findet, dass es wahnsinnig gefährlich ist, mit dem Fahrrad dorthin zu fahren, vor allem mit dem schweren Ranzen und wie sollte das erst im Winter gehen, bitteschön, nimmt Jan den Bus.

Das Busfahren ist es jedoch nicht, das Jans Magen grummeln lässt. Denn eigentlich macht es ihm sogar Spaß.

Im Bus sitzt er höher als die Autofahrer, und er kann ihnen zusehen, wie sie aufs Lenkrad trommeln, während sie an den Haltestellen hinter dem Bus warten und sich darüber ärgern, dass sie nicht überholen können. Nein, Busfahren an und für sich, wie es Papa ausdrücken würde, ist nicht schlimm. Schlimm ist, dass Stefan Kupfernagel, Moritz Dörrstedt und der dicke Nick ausgerechnet an der Haltestelle zusteigen, an der auch Jan einsteigt.

Dreimal hält der Bus in Träublingen, jeweils an den Rändern und einmal in der Mitte. Und weil Stefan, Moritz und der dicke Nick in Jans Nähe wohnen, aber wo genau, weiß er nicht, trödelt Jan jeden Morgen auf dem Weg zur Bushaltestelle, damit er dort nicht allzu lange warten muss. Nicht lange genug jedenfalls, dass Stefan, Moritz und der dicke Nick ihn nicht noch schubsen oder ihm den Ranzen vom Rücken zerren und in den Rinnstein schleudern könnten, wo heute die Pfützen vom Vortag in einer milchigen Herbstsonne dampfen, als wollte die Sonne beweisen, dass sie auch anders kann. Und während Stefan, Moritz und der dicke Nick mit Unschuldsmiene beteuern, dass alles doch ein großer Spaß sei, ein Ulk, wie sie sagen, denkt Jan, dass sie den, der ihnen das glauben soll, sicherlich für mächtig blöd halten. Er jedenfalls findet rein gar nichts Komisches und schon gar keinen Gefallen daran. Und weil Jan solche Gedanken jeden Morgen hat, während er die Straße zur Haltestelle hinuntertappt und schon den Hals reckt, um nach dem Bus, aber auch nach „Den schrecklichen dreien“ Ausschau zu halten, werden seine Schritte immer langsamer. Und langsamer. Es lässt sich nicht leugnen: Jan trödelt. Biegt aber der Bus um die Ecke, macht Jan einen gewaltigen Satz und huscht gerade noch rechtzeitig durch die halbgeöffnete Tür, die sich soeben mit einem schmatzenden Geräusch schließen will. Was allerdings nicht immer klappt. Dann saust ihm der Bus vor der Nase weg. Stefan, Moritz und der dicke Nick pressen innen im Bus die Nasen ans Fenster und lachen, dass man das Glas fast beben sieht.

So auch heute.

Als der Bus schnaubend an der Haltestelle hält, steckt Jan noch fünf Schritte vor dem Zebrastreifen. Aber weil der schnittige Mercedes, der jetzt herandonnert, nicht bremst, drosselt Jan seinen Sprung. Knapp an der Bordsteinkante bleibt er stehen. Denn überfahren werden will er nicht. Schließlich würde er auf diese Weise auch kaum pünktlich zur Schule kommen.

Drüben klappen die Türen. Der Bus fährt ab.

Der nächste Bus kommt erst zwanzig Minuten später.

Kein einziges Schulkind steckt drin. Ohnehin wirkt alles wie gedämpft, als hätte sich sämtliche Morgenaufregung gelegt und die Welt würde erleichtert Atem holen. Auch die Berufstätigen scheinen mittlerweile bei ihrer Arbeit angekommen zu sein. Nur wenige Fahrgäste tummeln sich im Bus. Die meisten sind Senioren. Mit zitternden Händen umklammern sie ihre Rollwägelchen, mit denen sie zum Einkaufen wackeln.

Jan ergattert einen Sitzplatz. Er schiebt den Ranzen vom Rücken, drückt den Kopf ans Fenster und sieht hinaus.

Die Autofahrer haben es noch immer eilig, aber es sind nicht mehr so viele. Wenn ich einen Hund hätte, denkt Jan, würde mir der Bus nicht länger vor der Nase wegfahren. Denn alle Autos würden mit quietschenden Bremsen für uns anhalten, sobald wir am Zebrastreifen auftauchen. Der Hund wird sich, weil Jan das so möchte und weil das so sicherer ist (er hat es in seinen Büchern gelesen), neben Jan an die Bordsteinkante setzen, die Schnauze schnuppernd in die Luft richten und warten, bis Jan „komm, wir gehen!“ sagt.

„Was für ein schönes Paar!“, werden die Autofahrer ausrufen und ihre Hälse recken und ihre Hüte zum Gruß lüften, wenn sie welche auf den Köpfen tragen würden. Und während Jan und der Hund über die Straße stolzieren, denn sie sind stolz, der Hund mit erhobener Rute und Jan mit einem gnädigen Lächeln im Gesicht, sähen ihnen alle voll Bewunderung zu – die Autofahrer links und rechts, aber auch Stefan, auch Moritz, auch der dicke Nick.

Als Jan ohne anzuklopfen ins Klassenzimmer platzt, steht die Deutschlehrerin Frau Pauli vorne an der Tafel und schreibt mit ausladenden, schwungvollen Druckbuchstaben DAS GEDICHT darauf.

„Jan Täubner!“, ruft Frau Pauli erschrocken und lässt die Kreide sinken, sodass das T abrutscht und einem gesunkenen Anker ähnelt. „Das ist schon das dritte Mal in dieser Woche, dass du zu spät kommst. Irgendwann werde ich deinen Eltern Bescheid sagen müssen. Und klopf das nächste Mal bitte an. Sonst bleibt mir ja das Herz vor Schreck stehen!“

Im Klassenzimmer ertönt ein Kichern. Hihihihi! Aus drei Jungenkehlen gluckert es wie Hähnchengackern. Das sind Stefan, Moritz und der dicke Nick. „Die schrecklichen drei“. Natürlich.

„Jan, der Herzschreck“, lachen sie.

„Der schräge Schreck!“

„Der Herzensbrecher!“

„Jan kann doch nicht einmal eine Fliege erschrecken. Wo der auftaucht, lachen doch die Hühner!“

Zisch!, saust ein Papierflieger, schnittig auf Kante gefaltet, schneidig wie ein Düsenjet, durch das Klassenzimmer. Tschibong!, trifft er, als wäre er ferngesteuert, Stefan genau im Nacken. „Autsch! Wer war das?“

„Lass ihn in Ruhe!“, zischt eine Stimme klar vernehmbar, sodass es alle im Klassenzimmer hören.

Das ist Luisa! Jan erkennt ihre Stimme sofort. Luisa Klinger, das Mädchen mit dem Pferdeschwanz aus blondem Haar, der so lang ist, dass er ihr über die Schultern wippt, wenn sie den Kopf schüttelt. Luisa, die Jan anlächelt, selbst wenn Stefan, Moritz und der dicke Nick daneben stehen. Luisa, die mit Jan spricht und auch dann noch auf seine Antwort wartet, wenn die anderen längst weitergestürmt sind. Und die nicht lacht und nicht die Augen verdreht, wenn Jans Antwort geschwollen klingt, wie Stefan behauptet.

„Luisa“, sagt die Lehrerin, die den Einwurf ebenfalls gehört hat, „es ist zwar durchaus ehrenwert, dass du Jan verteidigst. Aber jetzt haben wir Unterricht, und wir wollten soeben klären, was ein Gedicht ist. Weißt du es denn?“

Darauf antwortet Luisa nichts. Aber sie schaut Jan an und schickt ihm ein breites Lächeln, dass ihre Zähne funkeln.

Rasch bückt sich Jan und kramt in seinem Ranzen nach dem Deutschbuch.

„Schlagt bitte die Seite 98 auf!“, sagt Frau Pauli, „und Nick, du liest bitte vor, was links unten steht.“

Die Klasse beugt die Köpfe über die Bücher, derweil Jan die Seiten umblättert, bis er die Stelle findet, und er wundert sich, dass seine Finger dabei zittern.

„Ein Gedicht ist …“ Nick liest holprig, zögernd, als müsste auch er jedes Wort fünfmal auf der Zunge umdrehen. „Es kann alles zum Inhalt haben, was das menschliche Herz bewegt.“ Nick sieht vom Buch auf. „Hä?“, fragt er, „wer bewegt hier was?“

„Wer kann helfen?“, fragt Frau Pauli, „Luisa, verstehst du, worum es geht?“

Luisa hat keine Mühe, den schwierigen Text zu begreifen. Bei ihr fliegen die Worte geradezu aus dem Mund, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen, als Gedichte zu erklären. „Alles“, sagt sie, „kann in einem Gedicht vorkommen, alles, was Menschen bewegt – Freundschaft, Liebe, Schmerz.“

Das klingt groß, als wäre es zu schwer für ein elfjähriges Mädchen. Aber niemand lacht.

Ich wünschte, ich könnte all das ebenso klar sagen wie Luisa, denkt Jan. Mit einem Mal ist er ziemlich traurig und er weiß nicht, wieso.

Als es klingelt, bricht sofort ein ohrenbetäubender Lärm los. Die Schüler wuseln durcheinander wie ein aufgeregter Bienenschwarm, alle wollen in die Pause

„Da wäre noch etwas!“ Frau Pauli klopft aufs Pult. Dann reckt sie den Zeigefinger in die Luft, dass er aussieht wie ein Taktstock. „Am Ende des Schuljahrs werdet ihr alle ein selbst geschriebenes Gedicht vor der Klasse vortragen. Merkt euch das, wenn wir das nächste Mal über Gedichte sprechen!“

Jan erschrickt. Das sind gruselige Aussichten, selbst für einen Jungen, der einmal Dichter werden will. Da wird er vielleicht doch lieber Forscher.

Denn wenn das Schreiben schon schwer geht bisweilen, so ist das Vorlesen noch viel schwerer. Eigentlich ist es ganz unmöglich. Und es ist viererlei, was Jan schlagartig durch den Kopf braust:

Erstens...

Erscheint lt. Verlag 29.1.2015
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher Religiöse Bilderbücher
Schlagworte eBook • Freundschaft • Geduld • Geschenk • Glauben • Hunde • jugendtreff • Juugendtreff • Kinderbuch • Kinderbuch christlich • Mutprobe • Prügelei • spannend • Versöhnung
ISBN-10 3-417-22787-9 / 3417227879
ISBN-13 978-3-417-22787-1 / 9783417227871
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