Das weiße Z und ein Schloss voller Lügen (eBook)

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2015 | 1. Auflage
224 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22786-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das weiße Z und ein Schloss voller Lügen -  Christian Mörken
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Der erste Band einer neuen spannenden Abenteuerreihe für Kinder ab 10 Jahren! Ein Fremder im Garten, eine unheimliche Haushälterin, eine rätselhafte Botschaft ... Irgendwas stimmt nicht in Dösterfelde. Kaum ist Zorro von der Großstadt aufs Land gezogen, geschehen lauter seltsame Dinge, die sein Leben auf den Kopf stellen. Es scheint, als wollte jemand Zorro in die Irre führen. Aber warum? Wem kann er überhaupt noch trauen? Vor lauter Angst trifft Zorro eine folgenschwere Entscheidung und begibt sich damit in Lebensgefahr. Nur seine neuen Freunde, mit denen er den Club 'Das weiße Z' gegründet hat, können ihm noch helfen. Als die Jugendlichen erkennen, mit welchem Verfolger sie es eigentlich zu tun haben, ist es schon fast zu spät. Ein düsteres Familiengeheimnis offenbart sich ...

Christian Mörken (Hrsg.), Jahrgang 1972, studierte Musikwissenschaften in Hamburg und Liverpool. Er war mehrere Jahre in der Musikindustrie tätig u.a. für Herbert Grönemeyer. Von 2004 bis 2006 betreute er als Marketing-Manager den Musikbereich des SCM Hänssler-Verlags. Seitdem arbeitet er als freier Autor, Texter und Redakteur.

Christian Mörken (Hrsg.), Jahrgang 1972, studierte Musikwissenschaften in Hamburg und Liverpool. Er war mehrere Jahre in der Musikindustrie tätig u.a. für Herbert Grönemeyer. Von 2004 bis 2006 betreute er als Marketing-Manager den Musikbereich des SCM Hänssler-Verlags. Seitdem arbeitet er als freier Autor, Texter und Redakteur.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

2. Umzug nach Dösterfelde


Zorros Unwohlsein im Zusammenhang mit Frau Linde wurde nur noch von dem Unwohlsein übertroffen, das Zorro bei dem Gedanken daran empfand, dass er ab morgen hier zur Schule gehen musste. Die Sommerferien waren vorbei und nun hieß es, mit dem Schulbus die fünfzehn Kilometer bis zum Gymnasium in Bad Trekelsingen fahren zu müssen. In Hamburg war er noch mit der U-Bahn zur Schule gefahren. An der Station Kellinghusenstraße waren seine Freunde zugestiegen. Jeder hatte seinen MP3-Player dabei. Sie tauschten die besten Titel und hörten in die neuesten Mixe des jeweils anderen hinein. Hamburg, das war eine richtige Musikstadt. Hier gab es Weltklasse-Studios, Plattenfirmen und eine echte Chance, später mal entdeckt zu werden. Und davon träumte Zorro. Musik war sein Leben, besonders Hip-Hop. „MC Zorro Live“ – das würde bald über dem Stadion im Hamburger Volkspark stehen. Auch davon träumte er. Er würde einen erstklassigen Sportwagen fahren, in die besten Restaurants der Stadt gehen, mit Schauspielern und Rockstars befreundet sein. Seinen Urlaub würde er natürlich in der Karibik auf der eigenen Yacht verbringen. Für Zorro schien all das zum Greifen nah.

Bis seine Mutter seinerzeit mit dem Plan herausrückte, dass die Familie aufs Land ziehen würde. „Aufs Land!“, entfuhr es Zorro. Sein Entsetzen hätte nicht größer sein können. Etwa das Land mit Kühen, Bauern, Jauche, Wäldern, Fischteichen und Trachten? Das wäre sein Ende, dachte Zorro. Welcher MC kam denn schon vom Land? Hip-Hop-Stars kamen aus Detroit, Chicago oder New York und in Deutschland eben aus Hamburg, Berlin oder Stuttgart. Aber Dösterfelde!? Aus Dörfern kamen Schützenkönige und Wein-, Käse-, Honig- oder Apfelköniginnen. Aber weltbekannte Hip-Hopper? Fehlanzeige. Nein, dieser Umzug aufs Land würde seine Biografie ruinieren. In den folgenden Wochen setzte Zorro alles daran, seine Mutter davon zu überzeugen, dass es für ihn absolut unmöglich sein würde, mitzukommen. Doch seine Mutter ließ sich nicht erweichen.

„Onkel Ludwig hat uns den Tipp gegeben“, erklärte sie. „Er sagte, dass es ein wunderbares Schloss sei. Idyllisch gelegen …“

„Ja, das sagt man so, wenn man meint, irgendwo in der Pampa“, fiel Zorro seiner Mutter ins Wort.

„Quatsch“, erwiderte sie leicht amüsiert. „Onkel Ludwig meinte, dass es ein wahres Juwel sei, zwischen Bad Trekelsingen und Oschenhausen gelegen …“

„Gleich hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen …“

„Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und die Barone zu Döster-Waldberten haben dort gelebt.“

„Waren die mit Graf Zahl verwandt … hahahaha … zwei … hahahaha?“, imitierte Zorro die Figur aus der Sesamstraße und fing sich so einen tadelnden Blick seiner Mutter ein.

„Ich sehe, du bist absolut nicht bereit, mir zuzuhören“, sagte sie und verließ die Küche.

„Doch, doch …“, rief Zorro ihr nach und seine Mutter kam wieder zurück.

„Onkel Ludwig hat gesagt, dass es traumhaft ist. Es ist gerade frisch renoviert worden und bietet alles, was man sich nur wünschen kann. Dein Vater sucht ohnehin gerade nach einer größeren Immobilie. Sein Finanzberater hat ihm nämlich geraten, Geld in Immobilien zu investieren.“

„Aber es muss doch nicht gleich ein Schloss sein“, entgegnete Zorro.

„Warum denn nicht? Dein Vater hat nun mal das Geld, und Immobilien sind eine gute Investition. Aus so einem Schloss kann man schließlich einiges machen. Zudem gibt es genug Zimmer, sodass ihr alle euren Hobbys nachgehen könnt.“

„Und der Tipp kam von Onkel Ludwig?“, fragte Zorro skeptisch. Sein Onkel Ludwig war nämlich das schwarze Schaf der Familie. Er war der älteste Sohn und damit Stammhalter der Familie. Doch anders als es für die Männer derer von Frangenberg üblich war, hatte Ludwig nicht an einer bekannten Universität in England studiert. Er verkaufte stattdessen alle seine Sachen und war mit Rucksack und Motorrad um die Welt gereist. Ein Lebensstil, den Zorros Oma überhaupt nicht gutheißen konnte. Das ziemte sich nicht. So übernahm Zorros Vater die Führung der Familie und der Geschäfte. Später kam Ludwig mit einer Reihe von ziemlich zwielichtigen Typen zusammen. In der Familie raunte man etwas über Verbrechen und Diebstähle. Doch bevor Zorros Vater etwas unternehmen konnte, war Onkel Ludwig bereits verschwunden. Die Familie hatte keine Ahnung, wo er steckte. Es vergingen Jahre, bis er sich vor wenigen Monaten plötzlich aus Brasilien zurückmeldete. Er sagte, dass er dort in São Paulo lebte und glücklich sei. Dort hätte er angefangen, mit Immobilien zu handeln und sei dabei ganz zufällig auf das Schlösschen in Deutschland gestoßen. Während Zorros Vater zunächst skeptisch war, konnte seine Mutter ihre Begeisterung kaum verbergen. Und das war Zorro nicht entgangen. Deshalb musste er nun alles tun, was er konnte, um einen Umzug zu verhindern.

„Nun sieh es dir doch erst einmal an“, hatte sie gesagt und die Diskussion damit beendet. So machten sie es dann auch.

Zwei Wochen später war es dann so weit. Zorros Vater saß still am Steuer und sagte die ganze Fahrt über kein Wort, während Zorros Mutter bereits kurz hinter Hamburg anfing, die zahllosen Vorteile eines Umzuges aufzuzählen. Dabei kam sie immer wieder auf Bücher zu sprechen und wie viel Platz das Schlösschen dafür bot. Zorro erkannte die Berechnung seiner Mutter sofort. Zorros Vater war nämlich Verleger. Seine Familie hatte vor über hundert Jahren einen Verlag gegründet und Zorros Vater führte diesen fort. Er liebte diese Arbeit. Er liebte Bücher. Ja, er lebte völlig in der Welt der Bücher. Oftmals brachte sein Vater sogar Realität und Fiktion durcheinander. Dann begann er zum Beispiel zu erzählen, dass die Nachbarin Frau Kose, die sich am Mittag eine Zwiebel geborgt hatte, bei der Rückkehr in ihre Wohnung auf einen Drachen und einen Zwerg gestoßen wäre. Die Nachbarin hätte ihm erzählt, dass sie das Königreich Avatarien befreien müsse, das vom schrecklichen Gorgan besetzt sei. Zorro und seine Schwester fanden die Geschichte sehr lustig. Sich vorzustellen, wie die 86-jährige Frau Klose, die sie sonst nur mit ihrem Rollator im Treppenhaus antrafen, auf einem Drachen ritt, um einen bösen Herrscher zu bekämpfen. Aber seine Mutter hatte nur mit den Augen gerollt, ihrem Mann auf den Unterarm geklopft und gesagt: „Johann, ich glaube, du bringst da etwas durcheinander.“ Nur das schelmische Lächeln seiner Augen verriet Zorro und seiner Schwester, dass ihr Vater seine Mutter nur auf den Arm nehmen wollte.

Obwohl Johann von Frangenberg von Geburt an vermögend war, trug er zumeist ausgebeulte Jacketts und schlabbrige Kordhosen. Seine schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen ab und sein buschiger Vollbart schien jedes Jahr mehr von seinem Gesicht zu verdecken. Nur die kleinen, wachen Augen hinter der klobigen Brille verrieten, dass Zorros Vater sehr wohl alles genau mitbekam, was um ihn herum geschah. Er machte sich bloß nichts aus seinem Namen und seinem Vermögen. Nur für seltene und ältere Bücher gab er gern Geld aus. Alles andere interessierte ihn nicht. Die meiste Zeit verbrachte Johann von Frangenberg ohnehin in seinem Arbeitszimmer. Und da sah ihn ja niemand. Warum also sollte er sich sonderlich Gedanken um sein Äußeres machen?

In seinem Arbeitszimmer stapelten sich die Bücher bis unter die Decke. Zorro erinnerte sich noch gut daran, wie er als kleiner Junge zum ersten Mal in das Arbeitszimmer seines Vaters gekommen war. Fasziniert hatte er auf die unzähligen Bücher geblickt. Sie waren ihm vorgekommen wie ein gewaltiger chinesischer Drache aus Papier, der sich vom Schreibtisch über die Regale und den Fußboden wandte und jeden Winkel des Zimmers ausfüllte. Überall lagen und steckten Bücher. Auf jeder noch so kleinen Fläche türmten sich die Stapel und begannen jedes Mal zu wanken, sobald jemand das Zimmer betrat. Selbst aus den kleinsten Ritzen ragten noch einzelne Seiten ungezählter Manuskripte. Manche frisch und hell weiß, manche schon stark vergilbt, sodass man die Notizen nur noch schwach erkennen konnte. Der ganze Raum roch nach Papier, Holz und Staub. Irgendwo hinter diesem Gebirge aus Büchern und Manuskripten hatte sein Vater an seinem alten Schreibtisch gesessen. Die Brille auf der Nasenspitze, die Haare wirr in alle Richtungen abstehend, und die Ellenbogen aufgestützt. Hinter jedem Ohr steckte jeweils ein Bleistift. Der gelbe Lichtkegel der antiken Schreibtischlampe war meist die einzige Lichtquelle in dem Raum, sodass die Bücher am Abend begannen, gespenstische Schatten an die Wände zu werfen. Manchmal hatte Zorro sich in das Zimmer seines Vaters geschlichen und sich ruhig auf den Boden gelegt. Dann hatte er beobachtet, wie die Schatten der Bücher sich vom Nachmittag bis zum Abend veränderten. Meistens war er dabei eingeschlafen, bis seine Mutter hysterisch durch die Wohnung lief, um nach ihm zu suchen. Wenn sie ihn dann im Arbeitszimmer seines Vaters gefunden hatte, warf sie seinem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie verstand es nicht, dass man sich so sehr in ein Buch vertiefen konnte, dass man es nicht einmal bemerkte, dass der eigene Sohn ins Zimmer kam. Aber noch mehr störte sie das Chaos in dem Arbeitszimmer. Nun hoffte sie, dass in dem Schlösschen genug Platz wäre, um all die wild herumliegenden Bücher ordentlich einzuräumen. Zorro wusste nur zu gut, wie sehr seine Mutter darunter litt, dass sein Vater sich nichts aus seiner Herkunft machte. Gelegentlich hatten sie in Hamburg Einladungen zu Golfturnieren oder Segelregatten bekommen, an denen andere...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2015
Reihe/Serie Das weiße Z
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher Religiöse Bilderbücher
Schlagworte Abenteuer • Detektiv • Dieb • Diebe • eBook • Familiengeheimnis • Freundschaft • Geheimnis • Kinderbuch • Kinderkrimi • Kinder- und Jugendbücher • Spannung • Verfolgungsjagd • Zorro
ISBN-10 3-417-22786-0 / 3417227860
ISBN-13 978-3-417-22786-4 / 9783417227864
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