Wie man ratzfatz reich & berühmt wird (ohne sich anzustrengen) (eBook)

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2014 | 1. Auflage
176 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-0901-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie man ratzfatz reich &  berühmt wird (ohne sich anzustrengen) -  Pete Johnson
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Tobey ist dazu bestimmt, ein Star zu sein, das spürt er ganz genau! Zu dumm nur, dass seine langweiligen Eltern, die den Wetterbericht für einen Höhepunkt der Fernsehunterhaltung halten, so gar kein Verständnis für seine hochfliegenden Träume haben! Dabei weiß Tobey einfach, dass seine Zukunft im Fernsehen liegt! Doch zu seiner maßlosen Enttäuschung lehnt ihn die Casting-Show 'Wolke Sieben' ab. Da bleibt ihm nur ein Vorsprechen bei der örtlichen Theatergruppe. Zumindest das muss klappen! Wird Tobey es schaffen, die Welt von seinem unglaublichen Talent zu überzeugen?

Pete Johnson arbeitete als Filmkritiker und wurde dann Lehrer für Englisch, Drama und Medienkunde. Als er guten Lesestoff für seine Klasse suchte und nichts finden konnte, beschloss er, selbst Bücher zu schreiben. Heute ist er einer der beliebtesten Autoren Großbritanniens.

Dienstag, 2. März


16.30 Uhr

Hallo, Wolke Sieben, ich hoffe, es geht Euch blendend. Ihr werdet gleich ein ganz besonderes Video zu sehen kriegen: MEINS.

Ich habe mich genau an Eure Vorgaben gehalten und mich auf exakt zwei Minuten beschränkt. Ich war nur nicht sicher, welches meiner vielen Talente ich vorführen soll. Darum habe ich erst einen Witz erzählt und anschließend ein furchtbar wütendes Schaf nachgemacht. Ich habe auch Katzen, Hunde, Enten und Elefanten drauf – jeweils in verschiedenen Stimmungen. Am Ende der Aufnahme schlage ich ein Rad.

Also, lehnt Euch zurück und genießt es.

Euer

TobeyTyler (ein Name, den man sich merken sollte)

Wolke Sieben ist eine neue Talentshow für »die jungen Stars von morgen« (von zehn bis fünfzehn Jahren).

Nachdem sie meine Aufnahme gesichtet haben, werden die Macher von Wolke Sieben bestimmt völlig aus dem Häuschen sein und sagen: »Wow, der Junge kann Witze erzählen, Tiere nachmachen und sogar Rad schlagen. Den müssen wir sofort unter Vertrag nehmen.«

Doch heute kam mein supernetter Brief zurück, zusammen mit der Aufnahme und dem frankierten Rückumschlag, den ich beigelegt hatte (felsenfest davon überzeugt, dass sie ihn überhaupt nicht brauchen würden).

Sie hatten eine nicht unterschriebene Karte beigelegt, auf der stand: »Es tut uns leid, dass Du dieses Mal nicht als Teilnehmer von Wolke Sieben ausgewählt wurdest. Trotzdem vielen Dank für Dein Interesse. Und vergiss nicht, Dir diese tolle neue Show anzusehen, okay?«

Die Karte war so ekelhaft fröhlich, dass ich sie quer durch mein Zimmer schleuderte, als plötzlich meine Mum zur Tür reinschaute.

»Was machst du nur für ein Chaos?«, rief sie.

Also wirklich, eine Karte auf dem Boden ist doch kein Chaos. Ich widersprach ihr aber nicht (dazu war ich zu unglücklich), sondern erzählte ihr, was passiert war. Sie tat nicht mal so, als wäre sie schockiert, sondern sagte nur: »Ach, die kriegen bestimmt Hunderte von Bewerbungen.« Dann wollte sie wissen, was ich heute Abend noch an Hausaufgaben zu erledigen hätte. Super, Mum, danke, dass du so mitfühlend bist!

Plötzlich frage ich mich, ob Georgia – wir hatten unsere Bewerbungsaufnahmen gegenseitig mit dem Camcorder ihrer Mum gefilmt – auch so ein grässliches Päckchen bekommen hatte.

Ob ich sie anrufen soll?

16.45 Uhr


Es war Georgia, die mich anrief. »Hast du auch so ein widerliches Päckchen bekommen …?«

»Ja, ja, ja«, unterbrach ich sie.

»Meine Mum meint, dass wir uns keine Sorgen machen sollen«, sagte sie, »weil die womöglich gar keine Zeit hatten, sich die Aufnahmen überhaupt anzuschauen … Sie wählen einfach zufällig ein paar aus und ignorieren den Rest.«

»Deine Mum weiß bestimmt eine Menge übers Showbusiness«, erwiderte ich. »Das heißt also, dass wir gar keine echte Absage bekommen haben?«

»Absolut nicht, da ist meine Mum ganz sicher. Wir haben nur noch keine echte Chance gehabt.«

Ich dachte, dass Georgia mit ihrer schlauen Mum ganz schön Glück hatte, und sagte: »Puh, bin ich vielleicht froh, dass man uns nicht wirklich abgelehnt hat, denn meine Bewerbung war absolut großartig.« Dann fügte ich noch großzügig hinzu: »Und deine war auch ziemlich gut.«

»Du bist ein Schatz.«

»Ich weiß.«

»Meine Mum meint jedenfalls, dass wir uns nicht entmutigen lassen sollen.«

Das sollte wohl aufmunternd rüberkommen, aber Georgia klang dabei ehrlich gesagt ziemlich deprimiert.

Das Leben ist ganz schön hart, wenn man total berühmt sein sollte – und es nicht ist. Ich warte schon lange darauf, entdeckt zu werden. Genau wie Georgia. Sie hat mir erzählt, dass sie in Theaterstücken auftritt und Schauspielunterricht nimmt, seit sie vier ist … also seit geschlagenen acht Jahren. Man sollte doch meinen, dass jemand inzwischen ihr überragendes Talent entdeckt haben müsste.

Was mich betrifft: Meine letzte Rolle war die des vierten Schafhirten in einem Krippenspiel. Ich habe diese langweilige Rolle aufgepeppt, indem ich so tat, als wäre ich ein verirrtes Lämmchen. Ich blökte um Hilfe und hielt das für den Höhepunkt der gesamten Aufführung. Es brachte mir eine Menge Lacher, doch anstatt mir hinterher zu danken, hat man mich rausgeworfen.

Im Moment wird mein Talent noch nirgendwo gewürdigt. Aber das wird sich ändern. Ich weiß, dass ich begnadet bin und dass ich das irgendwann vor der Kamera beweisen kann. Das ist mein großer Traum: ein Fernsehstar zu sein. Und ich werde es schaffen. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Darum übe ich fleißig jeden Tag meine Unterschrift für Autogramme.

Hört sich das an, als wäre ich bedauernswert? Von wegen, das dürft ihr nicht mal denken. Ich möchte nur bestens vorbereitet sein, wenn ich plötzlich im Rampenlicht stehe. So sieht meine Unterschrift im Moment aus:

Ich wette, euch gefällt, wie ich die beiden Namen miteinander verbunden habe. Das sieht superprofessionell aus, oder?

Mittwoch, 3. März


Stellt euch vor: Ich darf nicht mehr selbst entscheiden, wann ich fernsehen will. Das ist die neueste bescheuerte Idee meiner Eltern. Nein, ich muss sie jetzt zuerst um Erlaubnis bitten!

»Wusstest du«, sagte Mum heute Abend, »dass die meisten Kinder, bis sie sechs sind, sechstausend Stunden vor der Glotze verbracht haben?«

»Bloß?«, fragte ich. »Ich hätte auf viel mehr getippt.«

»In deinem Fall dürfte das zutreffen«, sagte Mum und sah dabei zugleich traurig und schuldbewusst aus. Sie meinte, ich würde ruhiger und gelassener werden, wenn ich mein Gehirn nicht weiterhin mit Fernsehsendungen und Werbung zumülle.

»Dann kannst du dich auch bei deinen Hausaufgaben besser konzentrieren«, mischte Dad sich ein.

Meine Mum ist ja schon schlimm – aber Dad ist echt zum Fürchten. Selbst wenn er gut drauf ist, sieht er aus, als wäre er seit mindestens einer Woche tot.

Als ich ihm sagte, welche Show ich mir heute Abend anschauen wollte, wurde sein Gesicht vor Wut tiefrot. »Das ist ja der letzte Schund! Wenn du mit deiner Zeit nichts Besseres anzufangen weißt, dann werde ich etwas für dich finden.«

Mum konnte ihn umstimmen. Ich hörte sie flüstern: »Wichtig ist doch nur, dass Tobey eine Auswahl trifft.«

Aber damit war der Horror noch nicht zu Ende. Dad bestand darauf, die Show mit mir zusammen anzuschauen. Sie hieß KIDZ. Sofort beschwerte er sich über die Schreibweise. »Wieso schreiben sie das Wort nicht richtig? K-I-D-S mit ›S‹.«

»Das soll halt originell sein«, erklärte ich geduldig, »weil es sich um eine coole neue Show handelt.«

Der Moderator fing zu sprechen an und Dad ließ sofort Dampf ab. »Warum können Moderatoren heutzutage nicht mehr ordentlich artikulieren? Das ist faul und schlampig.«

»Hey, bleib mal flauschig, Dad.«

»Willst du zusehen oder mich ärgern?«, fuhr er mich an.

»Schaff ich locker beides«, erwiderte ich schnell.

Aber Dad war kein Lächeln zu entlocken. Er sagte, dass er von dem Gequassel Kopfschmerzen bekäme, und stellte den Ton so leise, dass ich kaum noch etwas verstand. Dann schaltete er den Fernseher mitten im Nachspann aus. »Wie man sich das freiwillig ansehen kann, ist mir ein Rätsel«, brummte er.

Donnerstag, 4. März


Seit Georgia letzten Oktober hergezogen ist, macht eine Mädchenclique aus ihrer Klasse ihr völlig grundlos das Leben schwer. Sie klauen ihre Sachen und spielen ihr fiese Streiche.

Ich bin Georgia zum ersten Mal eines Tages nach der Schule in unserem Zeitschriftenladen begegnet (sie geht auf eine reine Mädchenschule und ich auf eine reine Jungsschule – buh, pfui!). Ich ging zu ihr und fragte, ob ich ihr den Rücken frei machen sollte. Mir war klar, dass sie mich für verrückt hielt – das passiert mir nämlich ständig. Keine Ahnung, wieso. Doch sie sagte: »Na klar«, und machte sich wahrscheinlich darauf gefasst, um ihr Leben zu rennen.

Dabei wollte ich ihr gar nichts tun, sondern zog nur einen riesigen Aufkleber von ihrem Shirt, auf dem stand: »UNCOOLSTES MÄDCHEN DER WELT«.

Als sie ihn sah, schluckte sie verstört und jaulte: »Oh nein.«

Sie wirkte so betroffen, dass ich hastig sagte: »Hey, mach dir mal keine Gedanken, du bist bestimmt nicht das uncoolste Mädchen der Welt. Ich habe schon haufenweise Mädchen gesehen, die viel uncooler sind … zwei davon allein vorhin auf dem Heimweg.«

Plötzlich lachte sie, wenn auch etwas hysterisch. Aber es war mir anscheinend gelungen, sie aufzuheitern, und nur darauf kam es an. Dann sagte sie: »Ich heiße übrigens Georgia.«

»Und ich bin der tolle Tobey – aber du kannst mich einfach Tobey nennen.«

So wurden wir dicke Freunde.

Georgia hat nicht mal ihrer Mum von den Mädchen erzählt, die sie in der Schule piesacken – nur mir. Darum gebe ich ihr die besten Ratschläge, die mir einfallen.

Und heute Abend sagte ich: »Du musst über den Dingen stehen und dir niemals anmerken lassen, dass du dir Sorgen machst.«

Freitag, 5. März


Sensationelle Neuigkeiten:

Sonntagnachmittage sind normalerweise stinklangweilig (genau wie Sonntagvormittage, wenn man’s genau nimmt). Aber nicht der kommende, denn Georgias Mum wird zu einer Filmpremiere am Leicester Square nach London fahren und die ankommenden Stars bestaunen. Das macht sie oft. Ich habe sie sogar einmal im Fernsehen in der Menschenmenge vor einem Kino entdeckt. Sie jubelte den Stars zu und ließ sich Autogramme geben. Aber zum allerersten Mal nimmt sie Georgia mit – »Ich denke, dass du jetzt alt genug bist, um diese Erfahrung zu teilen«...

Erscheint lt. Verlag 5.6.2014
Reihe/Serie Wie man
Illustrationen Alexander von Knorre
Übersetzer Christine Spindler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Bücher wie Gregs Tagebuch • für Jungs • Geschenk Jungen • Humor • Pete Johnson • wie man 13 wird und überlebt
ISBN-10 3-8458-0901-9 / 3845809019
ISBN-13 978-3-8458-0901-4 / 9783845809014
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