Rico, Oskar und der Diebstahlstein (Rico und Oskar 3) (eBook)

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2011 | 1. Auflage
336 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92081-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rico, Oskar und der Diebstahlstein (Rico und Oskar 3) -  Andreas Steinhöfel
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Bei Rico ist so ziemlich alles bestens. Sein Freund Oskar wohnt jetzt im selben Haus. Sein Hund Porsche ist immer bei ihm. Mama und er haben die coolste Wohnung in Berlin. Und der Bühl wird womöglich bald sein neuer Papa. Aber dann finden Rico und Oskar einen Toten im Treppenhaus. Mann, Mann, Mann! Die beiden Freunde müssen sich mit brodelndem Adrenalinzeugs, Para-Neujahr und klackernden Bingokugeln herumschlagen, als dieses neue Abenteuer sie bis an die Ostsee führt. Alle Bücher über Rico und Oskar: Rico, Oskar und die Tieferschatten (Band 1) Rico, Oskar und das Herzgebreche (Band 2) Rico, Oskar und der Diebstahlstein (Band 3) Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch (Band 4) Kindercomics: Rico & Oskar - Fische aus Silber  Rico & Oskar - Die Regenhütte Rico & Oskar - Die perfekte Arschbombe Rico & Oskar - Die Sache mit den Öhrchen

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.

Peter Schössow, Jahrgang 1953, gehört zu den renommiertesten deutschen Illustratoren. Nach seinem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg arbeitete er unter anderem für Spiegel, Stern und »Die Sendung mit der Maus«. Darüber hinaus hat er eine Vielzahl von Kinderbüchern verfasst und illustriert, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Peter Schössow lebt in Hamburg. Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.

Es war einmal ein Mann, der hatte drei Namen. Der vordere fing mit G an, der mittlere mit W und der letzte mit F. Den vorderen und den hinteren Namen kannte ich. Von dem W in der Mitte hatte ich bis heute nichts gewusst. Ich schaute zu Mama hoch, die mich an der Hand hielt, ein bisschen zu fest und mit schwitzigen Fingern.

»Wofür steht das?«, flüsterte ich.

»Das was?«, flüsterte sie zurück.

»Das W in der Mitte.«

Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«

Sie hielt meine Hand noch fester. Seit wir hier draußen standen, ballten sich über uns am Himmel immer mehr und mehr tintenschwarze Wolken zusammen. Das machte Mama nervös. Am Ende von so einem schwarzen Geballe gibt es nämlich meistens ein Gewitter, und für ein Gewitter war sie nicht passend angezogen.

Für eine Beerdigung auch nicht.

Ich schaute über graue Grabsteine und bunte Frühlingsblumen hinweg den Hang runter, zu der hohen Backsteinmauer, die den Luisenstädtischen Friedhof zur Bergmannstraße hin begrenzt. Irgendwo hinter dieser Mauer wartete Irina in ihrem Flitzer, um nach der Beerdigung Mama und den Bühl so schnell wie möglich zum Flughafen Schönefeld zu bringen. Eine Woche Urlaub über Pfingsten. Sonderangebot. Sieben Tage Knutschen auf Sri Lanka, ohne Kinder. Dieses Sri Lanka ist eine Palmeninsel irgendwo bei Indien, mit Handtüchern und Getränken von achtzehn bis zweiundzwanzig Uhr für umsonst.

Das ohne Kinder war ich.

»Schlechtes Timing«, hatte Mama geseufzt, als wir den Termin fürs Begräbnis erfuhren. »Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren!«

Nach ihrer Rückkehr mit dem Bühl vom Knutschen war die Eröffnung von ihrer und Irinas Boutique. Die hatte eigentlich schon vor zwei Wochen stattfinden sollen, aber die Handwerker kamen nicht richtig voran. Jetzt kostete jeder Tag, den die Umbauarbeiten länger dauerten, einen Haufen Geld. Mama hätte gern persönlich überwacht, wie die Handwerker es zu ihrem schönen neuen Ladenfenster rauswarfen, aber dafür hätte sie den Knutschurlaub absagen müssen, der ließ sich nämlich nicht mehr umbuchen, und dann wäre das Geld für das Sonderangebot auch noch futsch gewesen.

Und nun das Begräbnis, ausgerechnet am Abreisetag.

»Wirklich, verdammt schlechtes Timing.« Mama hatte noch einen Seufzer ausgestoßen, aber dann hatte sie mir einen Kuss auf die Nasenspitze verpasst. »Egal, wir begleiten dich natürlich trotzdem zur Beerdigung, Schatz.«

Jetzt pappte ihr hellgrünes Sommerkleid vor lauter Aufregungsschwitze an ihr dran wie eine zweite Haut. Das Kleid war superkurz. Vorhin in der Kapelle hatte der Pfarrer erst Mamas Beine und dann Mama selber angeguckt, als wäre sie nicht ganz dicht im Kopf, hier in so einem Fummel aufzukreuzen.

KAPELLE: Besteht entweder aus Leuten, die witzige Musik mit Instrumenten machen, oder aus Backsteinen, dann kommt die Musik aus knacksenden Lautsprechern, zum Beispiel Time To Say Goodbye. Das bedeutet Tschüss. Es ist ein sehr schönes Abschiedslied für tote Leute und außerdem zur Hälfte italienisch, genau wie ich.

»Ich weiß, das ist nicht der richtige Aufzug für eine Beerdigung«, hatte Mama vor zwei Stunden gesagt, als sie sich im Bad die Beine rasiert und anschließend Klebchen mit kleinen Muscheln drauf auf ihre Zehennägel gepappt hatte. »Aber ich werde auf keinen Fall bei fünfunddreißig Grad im Schatten in einem schwarzen Kleid auf Sri Lanka einschweben, vielen Dank auch!«

In Schönefeld wollte sie nicht noch mal alle Koffer öffnen müssen, um sich umzuziehen. Sie hatte schon Ewigkeiten gebraucht, um sich heute Morgen zurechtzumachen. Für die Kälte im Flieger hatte sie ihre gemütliche Strickjacke eingepackt, aber das war’s. Wenn sie in irgendeiner Toilette am Flughafen noch mal komplett von vorn loslegte, würde sie den Flieger verpassen.

Der Bühl hatte sich weniger Sorgen gemacht. Er trug einen schicken Sommeranzug aus leichtem hellgrauem Stoff mit einem weißen Hemd darunter und dazu noch eine voll coole Sonnenbrille. Seine Hand lag auf meiner Schulter. Ich spürte sie kaum, so leicht war sie, aber ich war froh, dass sie da war. Ich bin nicht so der Beerdigungstyp. Das tiefe Loch vor uns in der Erde machte mir Angst. Es war viel zu duster, der Sarg da unten drin wirkte viel zu klein, und ich hab’s doch nicht gern eng um mich rum.

Ich reckte den Hals. Am Eingang zum Friedhof war immer noch niemand zu sehen. Wenn Oskar und Lars sich nicht ein bisschen beeilten, würden sie alles verpassen. Wahrscheinlich hatte Lars mal wieder bis mittags gepennt, und Oskar kriegte ihn nicht aus dem Bett, oder Lars hatte nach dem Aufstehen aus dem Fenster geguckt und sofort die Krise gekriegt, weil entweder zu viel oder zu wenig Sonne schien, weil irgendeine Wolke nicht die richtige Form für einen Freitag hatte oder weil er fand, dass die schönen Pellebäume vorm Fenster noch nicht grün genug waren für einen Frühsommertag Anfang Juni. Oskars Papa hat total einen an der Klatsche, das steht mal fest. Manchmal überlege ich, ob es eine gute Idee von Mama war, so einem Heini unsere alte Wohnung im Zweiten anzubieten, obwohl es natürlich der Hammer ist, dass Oskar jetzt im selben Haus wohnt wie ich.

Der Pfarrer schien auch auf die beiden zu warten. Ich hörte ihm zwar nicht richtig zu, aus Angst vor dem Grabloch und wegen der Anteilnahme und dergleichen. Aber offenbar ging ihm langsam die Trauerrede aus, denn inzwischen erzählte er schon von seinem eigenen letzten Urlaub, wo er mit Stecken und Stab durch ein finsteres Tal gewandert war. Selber schuld. Er hätte ja auch nach Sri Lanka fliegen können, wo dauernd die Sonne scheint, mit Getränken und Handtüchern für umsonst.

Ich reckte noch mal den Hals.

Nitschewo.

Kein Oskar und kein Lars in Sicht.

Nitschewo ist russisch und heißt nichts. Es ist schon das sechste russische Wort, das ich gelernt habe. Irina meint nämlich, irgendwann müsste ich sie oder Mama womöglich mal in der Boutique vertreten, und weil sie viele russische Kundinnen anlocken will, muss ich dann ein bisschen die Sprache können. Meine anderen Worte auf Russisch sind Ja, Nein, Danke und Raus hier.

Über uns rumpelte laut der Himmel. Wind kam auf. Er strich über die vielen Gräber und Blumen und durch die hohen Bäume. Mama wehten ihre blonden Haare ums Gesicht. Ich guckte traurig auf den Sarg. Wenn das hier noch viel länger dauerte, würde es bald anfangen zu regnen, und das Grab füllte sich womöglich bis obenhin mit Wasser und schwappte über, und wir würden mit nassen Füßen dem Sarg nachgucken, wie er langsam den Hang runter in Richtung Landwehrkanal davontrieb.

Auf der anderen Seite vom Grab standen der van Scherten und Frau Dahling, beide in Trauerkleidung. Schon zum Trost hätte ich es toll gefunden, wenn die beiden sich bei den Händen gehalten hätten, denn seit dem letzten Sommer, das wusste ich von Frau Dahling, hatte sie eine kleine Zuneigung zum van Scherten gefasst. Aber nitschewo. Der van Scherten zickte aus irgendeinem Grund noch rum. Vielleicht hatte es was mit seiner geliebten Hannah zu tun. Die lag ebenfalls hier begraben, in irgendeiner anderen Ecke dieses riesigen Friedhofs, aber genau diese Ecke kann der van Scherten von seinem Wohnungsfenster aus sehen. Womöglich braucht er fürs Verlieben einfach einen größeren Sicherheitsabstand.

Aus der Dieffe 93 war außer Mama und mir und dem Bühl und Frau Dahling nur noch der Mommsen erschienen. Der guckte über seinen dicken Bauch hinweg, runter auf seine verballerten Schuhspitzen, kratzte sich an der Nase, faltete dann die Hände und schielte verstohlen zu der Inschrift auf dem schlichten kleinen Holzkreuz am oberen Ende des tiefen dunklen Lochs.

Gustav W. Fitzke

Vielleicht wusste der Mommsen, wofür das W stand. Er war der Einzige im Haus gewesen, der mit Fitzke einigermaßen gut klargekommen war, wahrscheinlich, weil Fitzkes Gemeinheiten ihm in befuseltem Zustand nicht so viel ausgemacht hatten. Mit Ausnahme von ihm und von Frau Dahling und natürlich von Mama und mir fand der Rest der Dieffe 93 Fitzkes Tod nicht wirklich schlimm, vor allem die RBs und die Kesslers nicht. Herr Runge-Blawetzky hatte sowieso immer Angst gehabt, Fitzke könnte mal ein Spiegelei oder dergleichen anbrennen lassen und so seine Bude in Brand stecken, und dann wäre die Dachwohnung der RBs obendrüber gleich mit abgefackelt. Und Frau Kessler hatte gesagt, sie würde Fitzke ganz sicher nicht vermissen, weil sein ewiges Gestänkere bei ihren doppelten Zwillingen Wachstumsstörungen verursacht hätte.

Aber ich würde Fitzke und sein Gestänkere vermissen.

In irgendeinem der vielen Bäume zwitscherte ein Vogel, so schön, als gäbe es auf dieser Welt keinen Tod und keine Begräbnisse und keine düsteren Gewitter. Der Mommsen schniefte leise und zog die Nase hoch. Frau Dahling schob sich ein vorsichtiges Millimeterchen näher an den van Scherten ran.

Mama drückte meine Hand ein wenig fester. Ich fühlte mich sehr feierlich und sagte leise Tschüss. Vom Himmel fielen die ersten Regentropfen, der Pfarrer murmelte, denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren, Amen, und ich gab Gustav W. Fitzke ein stilles Versprechen: dass ich alles tun würde, um sein Erbe treu und sorgfältig zu bewahren, wie er es mir in seinem Letzten Willen aufgetragen hatte.

Fitzkes Leiche hatten Oskar und ich entdeckt, letzten Montag. Oskar hatte mich am Förderzentrum abgeholt, und später war ich froh, dass wir als erste Kinder aus der Schule nach Hause kamen. Der dicke Thorben von den RBs wäre sonst auf seinem Weg in den Fünften garantiert total unwürdig oder sogar mit Absicht über die Leiche...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2011
Reihe/Serie Rico und Oskar
Rico und Oskar
Illustrationen Peter Schössow
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer für Jungs • alleinerziehend • Außergewöhnliche Charaktere • Berlin • Bücher für Jungs • Buch für Jungs • Familie • Freundschaft • Geschenk für Junge • Geschenk für Kinder • Großstadt • Großstadtabenteuer • Großstadtkind • Hochbegabt • Hochbegabung • Jungsalltag • Jungsbuch • Jungsfreundschaft • Kinderkrimi • Klassenlektüre • Lehrer • Preisgekrönt • Schule • Schullektüre • Spaß • Steinhöfel • tiefbegabt • Tiefbegabung • Ungleiche Freunde • Unterrichtsmodell • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-646-92081-5 / 3646920815
ISBN-13 978-3-646-92081-9 / 9783646920819
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