Zwei Sonnen am Himmel (eBook)

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2009 | 1. Auflage
256 Seiten
cbt Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-02429-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwei Sonnen am Himmel -  Federica Cesco
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Atlantis' Untergang: eine packende Umsetzung des Mythos
Bei einem Angriff auf die Amazoneninsel wird die Königstochter Isa von dem stolzen Atlantiden Usir entführt. Schon während der Überfahrt nach Atlantis fühlen sich beide zueinander hingezogen. Doch in Atlantis ist das Wort des tyrannischen Königs Gesetz - und der hat seine eigenen Pläne mit Isa ...

Federica de Cesco, geboren in der Nähe von Venedig, verbrachte ihre Kindheit in Italien, Eritrea, Deutschland und Belgien. Bereits mit sechzehn Jahren schrieb sie ihr erstes Jugendbuch, das sofort ein großer Erfolg wurde. Seitdem hat sie Millionen von Leserinnen begeistert. Wie keine Zweite versteht sie es, starke, selbstbewusste Figuren zu schaffen und großartige Panoramen fremder Kulturen zu entwerfen. Heute lebt sie mit ihrem Mann, einem japanischen Fotografen, in der Schweiz.

1
Ein Albatros schwebte über dem Schiff. Mit weit ausgebreiteten weißen Schwingen zog er seine Kreise am türkisblauen Himmel, der am Horizont mit dem Meer verschmolz. Je mehr die Galeere sich der Insel näherte, umso mehr erschwerten Sandbänke die Steuerung. Der Aufseher über die Sklaven ließ seine Peitsche knallen, während der Taktmeister mit dem schweißglänzenden Oberkörper den Rhythmus seines Hammers verlangsamte. Die Ruder, leicht gedreht, wühlten das Wasser auf, wobei sich die Arme der Sklaven auf und ab bewegten. Es waren dunkelhäutige Männer, die von den Gestaden des Großen Landes herübergebracht worden waren, »Beinah-Menschen«, wie die Bewohner von Atlantis sie verachtungsvoll nannten. Die Arbeit an der Ruderbank hatte die Muskulatur ihres Rückens und ihrer Arme so übertrieben entwickelt, dass sie zum übrigen Körper im krassen Missverhältnis stand.
Ein unbestimmbarer Duft wurde vom Wind herangetragen und schwebte durch die Luft. Die Abhänge des Gebirges im Mittelpunkt der Insel standen zu jener Zeit, trotz der Trockenheit, die seit dem Auftauchen des zweiten Gestirns herrschte, in voller Blüte. Dennoch war Usir von der Stärke des Duftes überrascht, der sich schon wahrnehmen ließ, als die Insel eben erst wie ein schmaler, heller Streifen am Horizont zu erkennen war.
In einiger Entfernung von den am Bug versammelten Offizieren stehend, atmete Usir den merkwürdigen Algen- und Blütengeruch tief ein. Er trug eine silberne Schuppenrüstung, die mit Stahlplatten belegt war, enge Beinkleider und bestickte lederne Sandalen. Sein Umhang aus fein gewebter, türkisblauer Wolle wurde auf den breiten Schultern mit Jadespangen zusammengehalten. Usirs tiefschwarzes Haar fiel in glatten Wellen über seinen Rücken. Er war achtzehn Jahre alt und, wie die meisten Bewohner von Atlantis, hoch gewachsen. Seine helle Haut war sonnenverbrannt. Sein eckiger Kiefer drückte Willenskraft aus und stand im Gegensatz zu den noch kindlichen Gesichtszügen. Der hohe Bogen der Wangenknochen gab den dunkel schimmernden, mandelförmigen Augen eine leichte Schrägneigung nach oben. Sie waren für gewöhnlich aufmerksam und scharf blickend, vermochten sich manchmal jedoch seltsam zu verklären; ihr Ausdruck schien dann Usir völlig zu verwandeln. Der tiefe, unergründliche Blick verlieh ihm etwas Erhabenes, das weder zu seinem Alter noch zu seiner üblichen Wesensart passte. Einzig Torr, der »Herr der Schiffe«, vermochte die Eigenart dieses Blickes zu deuten. Doch er hatte Usir gegenüber nie ein Wort darüber verloren …
Ein Befehl schallte über Deck. Das dumpfe, machtvolle Vibrieren des Hammers wechselte den Takt. Langsam und schwerfällig wendete die Galeere nach Steuerbord. Der Wind blähte die purpurnen Segel. Ein riesiger Mammutschädel, dessen gewaltige Stoßzähne mit Gold eingefasst waren, schmückte den Bug des Schiffes. Die Augenhöhlen waren mit lapislazulifarbener Emaille ausgefüllt und spiegelten das dunkle Blau des Meeres wider. Usir hörte das Flattern der Segel, das Knirschen der Taue. Er wandte den Kopf. Die beiden anderen Galeeren hatten die Fahrt verlangsamt und bildeten jetzt mit dem Mammutschädel-Schiff ein spitz zulaufendes Dreieck. Das eine der beiden Begleitschiffe wies als Galionsfigur den Kopf eines Stieres mit vergoldeten Hörnern auf, das andere das Abbild einer geflügelten Schlange. Ihrem Emblem entsprechend hießen die Schiffe »Stier« und »Schlange«. Die Galeere mit dem Mammutschädel war das Kommandoschiff und trug den Namen »Riese«. Die drei Schiffe steuerten der Insel entgegen. Das tiefe Blau der offenen See wurde heller und durchsichtiger. An gewissen Stellen ließen die Sonnenstrahlen Felszacken und weiße Sandbänke durch das Wasser schimmern. Einstmals – so erzählte man sich – war die Insel viel größer gewesen. Doch vor langer Zeit waren durch eine Erderschütterung weite Teile im Meer versunken, nur der dicht bewaldete Gipfel in der Mitte ragte noch über dem Wasser empor. Der felsige, unebene Meeresboden machte jede Landung zu einem gefährlichen Abenteuer. Das musste einer der Gründe sein, weshalb die kriegerischen Frauen, die dort lebten, diese Insel seit vielen Generationen als Zufluchtsort gewählt hatten. Ihre schmalen, aus Baumstämmen gefertigten Pirogen glitten wie Schlangen zwischen Klippen und Sandbänken hindurch. Torr jedoch, der Admiral der königlichen Flotte, der »Herr der Schiffe«, besaß ein unfehlbares Feingefühl und spürte die nahenden Hindernisse rechtzeitig voraus. Es scheint – dachte Usir -, als habe er eine Reliefkarte des Meeresbodens in sein Gedächtnis eingezeichnet. Selbst bei Nacht irrte er sich nie.
Ein Schatten fiel vor Usirs Füße. Der »Herr der Schiffe« trat zu seinen Offizieren und blieb neben seinem Neffen stehen. Er trug einen Helm aus schwarzem Metall, der die obere Hälfte seines Gesichts bedeckte und durch zwei Schlitze nur den Glanz seiner Augen durchschimmern ließ. Ein blauer, sehr weiter, faltenreicher Mantel lag auf seinen Schultern. Er war ein hoch gewachsener Mann mit kupferner Gesichtsfarbe. Ein dichter, gelockter, sorgfältig gepflegter und parfümierter Bart fiel ihm auf die Brust. Das schwarze Metall seiner Rüstung schloss sich eng um die mächtige Muskulatur seines Oberkörpers.
»Nun, mein Neffe«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, »da sind wir also am Ziel unserer Reise angelangt. Was hältst du von der Insel der Frauen?«
»Ich hatte sie mir größer vorgestellt«, sagte Usir enttäuscht.
Ein nachsichtiges Lächeln glitt über Torrs Lippen. »Lass dich nicht täuschen, mein Neffe. Die kriegerischen Frauen bilden einen mächtigen Staat. Die Bewohner der Inseln fürchten und achten sie.«
»Die Bewohner der Inseln, das kann schon möglich sein«, entgegnete Usir geringschätzig. »Doch wir Atlantiden erfreuen uns der Gunst der Götter. Die Amazonen unterließen es, uns ihren Tribut zu entrichten wie jedes andere Volk. Wenn sie sich weigern diesen Tribut zu zahlen, dann sollen sie dafür bestraft werden.« Torrs schwarze Augen ließen nicht von ihm ab. »Ist das deine eigene Ansicht«, fragte er sanft, »oder schwatzt du nach, was sich die Leute erzählen?«
Usir spürte verärgert, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Jedermann wusste, dass Zena, die Inselkönigin, den jährlichen Tribut von Salz, Erz, Purpurschnecken und Halbedelsteinen dem atlantischen Fürstenhaus verweigert hatte. Ihre Anmaßung hatte den Priester-König derart erzürnt, dass er einen Vergeltungsschlag angeordnet hatte. Die Strafexpedition, die Torr jetzt leitete, sollte die Amazonin an ihre Vasallenpflicht erinnern. »Zena ist eine Närrin«, stieß Usir trotzig hervor.
»Sie hat Mut«, entgegnete Torr, immer noch lächelnd. »Sie scheut nicht davor zurück, uns ihre Verachtung spüren zu lassen.«
Usir starrte ihn mit ungläubigem Staunen an. Die Worte seines Onkels brachten ihn aus der Fassung. Sollte das heißen, dass Torr Zenas Auflehnung billigte? Torr schien seine Gedanken zu erraten. Sein Lächeln erlosch. Der Helm, der Teile seines Gesichts wie eine Maske bedeckte, ließ die Veränderung seiner Züge kaum erkennen, doch Usir spürte die Schwermut in seiner Stimme.
»Einst«, sprach er, »waren wir Atlantiden stolz auf unsere Rechtschaffenheit und unseren Mut. Heute sind wir stolz auf unsere Reichtümer. Unsere Kultur hat ihren Höhepunkt überschritten. Wir vergeuden unsere Fähigkeiten mit dem frevlerischen Versuch, uns die Naturkräfte zu unterwerfen. Doch was ist der Mensch angesichts der Unermesslichkeit des Alls und der Erhabenheit der Gestirne? Die Fortschritte unserer Wissenschaften vermögen nichts gegen die unbekannte Himmelsmacht, die unser Leben und unsere Zukunft bedroht …«
Er seufzte und setzte halblaut hinzu: »Wer weiß, was morgen ist?«
Er hatte den Kopf abgewandt. Usir folgte der Richtung seines Blicks. Torr betrachtete das neue Gestirn, das mit diamantenem Glanz im weißlichen Lichtkreis der Sonne leuchtete. Woher kam sie, diese neue Sonne, die im Frühling bei der Tagundnachtgleiche plötzlich erschienen war und das ganze Land in Schrecken versetzt hatte? Sie war ein bläulich funkelnder Glutball, der selbst in den heißesten Tagesstunden sichtbar blieb. Seit er aufgetaucht war, fiel kein Tropfen Regen mehr. Fürchterliche Trockenheit verwüstete das Land. Immer mehr Tiere starben. Astrologen und Wahrsager verbreiteten mit der Prophezeiung, dass eine Strafe des Himmels drohte, große Panik. Die Priester vervielfachten daher ihre Gebete und Opfer. Über den Palast jedoch schien Schweigen verhängt zu sein. Kein Laut drang über die dicken roten Mauern der heiligen Stadt. Man munkelte, der Priester-König sei von einer geheimnisvollen Krankheit befallen worden, denn seit dem Auftauchen des unheilvollen Gestirns hatte er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen. Alle Audienzen waren abgesagt worden. Selbst die Priester bekamen ihn nicht mehr zu Gesicht.
Usir spürte, dass sein Onkel von düsteren Vorahnungen...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2009
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Amazoneninsel • Atlantis • eBooks • Kinderkrimi • Mystery • SciFi • Spannung
ISBN-10 3-641-02429-3 / 3641024293
ISBN-13 978-3-641-02429-1 / 9783641024291
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