Erst ich ein Stück, dann du - Lisa rettet den Zauberwald

Patricia Schröder, 1960 im Weserland geboren, wuchs in Düsseldorf auf, studierte Textildesign und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Als ihre Kinder zur Welt kamen, zog sie in den Norden zurück. Dort ließ sie sich mit ihrer Familie und einer Hand voll Tieren auf einer kleinen Warft nieder und fing an, sich Geschichten auszudenken. Patricia Schröder liegt besonders die Leseförderung am Herzen. Sie hat das Konzept „Erst ich ein Stück, dann du“ entwickelt, um bei Kinder über das gemeinsame Lesen den Spaß an Büchern und Geschichten zu wecken.

Miriam Cordes, geb. 1970, studierte Kinderbuchillustration an der Hamburger Fachhochschule und hat mittlerweile zahlreiche Bilderbücher und Jugendromane illustriert.

„Die neuartige Reihe »Erst ich ein Stück, dann du« erleichtert künftigen Leseratten den Start.“

„Ein tolles Konzept fürs erste Lesealter hat sich cbj ausgedacht. (...) Eine attraktive Hilfestellung, um den Schritt zum Lesealter endgültig zu vollziehen.“

Es war ein ausgesprochen sch_ner Tag im Zauberwald. Die Sonne stand hoch oben am blauen Himmel, lie_ihre Strahlen durch das Bl_erwerk tanzen und malte leuchtend helle Kringel und Punkte auf den mit weichem Moos, saftigen Beeren und hellgr_nen Farnen bewachsenen Waldboden. Bunte Schmetterlinge tanzten von Blume zu Blume und das gem_tliche Murmeln des Verwunschbachs untermalte den fr_hlichen Gesang der V_gel.
"Tri-la-la Felixe, heute gibt es Schlickse. Einen gleich zum Fr_hst_ck, einen noch zum Nachtisch und den letzten dann zur Nacht", tr_erte Felixe.
F_r die kleine Hexe gab es nichts Sch_neres als abends, wenn es dunkel wurde, mit einem Schluckauf im kuschelig warmen Bett zu liegen und sich langsam in den Schlaf hin_berzuschlicksen.
Felixe war eine sehr junge Hexe. Sie z_te gerade mal einhundertundelf Jahre und sah aus wie ein Menschenm_hen mit krausen blonden Haaren. Sie trug eine ausgefranste Hose, die ihr bis zu den Kn_cheln reichte, dar_ber ein kniekurzes, mit bunten Flicken _bers_s Kleid und einen spitzen roten Hut auf dem
Kopf.
"Tri-la-la, Felixe", sang sie.
"Heute gibt es Schlickse."
Dann nahm sie Anlauf und sprang _ber den Verwunschbach.
Der Zauberwald, in dem Felixe lebte, war ein unbekannter, sehr geheimer Zauberwald. Nur wenige wussten von seiner Existenz. Im Norden war er durch ein hohes, karges Felsmassiv abgeschirmt, auf seiner Westseite lag ein riesiger spiegelglatter See, im Osten befand sich eine schlubberige, neblige Moorlandschaft und auf seiner S_dseite war er durch meterhohe stockfinstere Tannen gesch_tzt. Felixe wohnte allein in einem hohlen, aber sehr gem_tlich eingerichteten Baumstumpf, _ber den sie ein Dach aus geflochtenen Gr_rn gebaut hatte.
Ihre beste Freundin war Grete, die Unke.
Manchmal unkte sie.
Doch meistens schaute sie nur.
Grete war sehr klug.
Immer wenn Felixe nicht weiterwusste, hatte Grete einen Rat f_r sie.
Als Felixe von ihrem Morgenspaziergang zur_ckkehrte, hockte Grete vor der T_r und hielt ihren gro_n, dunklen Kopf in die Sonne. "Tag kein guter Tag", unkte sie. "Aber was redest du denn da, Grete?", rief Felixe. "Das ist ein ausgesprochen toller Tag heute. Die Sonne lacht dir ins Gesicht. Die V_gel zwitschern fr_hliche Lieder. Und ich habe wunderbare, reife Beeren f_r mein Fr_hst_ck gefunden und ein seltsames Kraut, das ich f_r meinen neuen Zaubertrank verwenden will."
Sie nahm ihren Lederbeutel von der Schulter, _ffnete ihn und leerte ihn vor Gretes F__n aus. Unz_ige verlockend rote Erdbeeren und dicke, dunkle Blaubeeren kullerten _ber den Boden, und ein finstergr_nes Kraut, das wie eine Federdaune geformt war, wirbelte hoch in die Luft und lie_sich schlie_ich auf Gretes breitem Maul nieder.
"Kraut kein gutes Kraut", unkte sie und verdrehte die Augen.
"Tag kein guter Tag."
"Bl_dsinn", sagte Felixe.
"Ich glaube, du hast blo_schlechte Laune."
"Vogel zwitschert kein Lied", brummte Grete.
"Und Laune ist sehr schlecht."
Oje! Felixe sah Grete mitf_hlend an. Wie hatte sie das nur vergessen k_nnen! Unken liebten es dunkel und feucht. Grete konnte Sonnenstrahlen nicht ausstehen. F_r sie waren nur dunkle Regentage wirklich gute Tage. Trotzdem - das fand zumindest Felixe - hatte die Freundin keinen Grund, deshalb gleich alles und jedes schlechtzureden.
"Warum gehst du nicht rein?", schlug sie vor und deutete auf die geschlossene T_r ihres Baumstumpfhauses.
"T_r keine gute T_r", erwiderte die Unke. "Na, h_r mal!", rief Felixe emp_rt. "Die T_r ist super!"
Schlie_ich hatte sie sie eigenh_ig auf den Millimeter passgenau in das Loch des Baumstumpfes hineingehext.
"Wenn du noch einmal behauptest, dass sie klemmt, dann ...", fuhr Felixe fort, aber die Unke lie_sie nicht ausreden. "T_r klemmt nicht. T_r keine gute T_r",
unterbrach Grete sie.
"Und warum nicht?", fragte Felixe.
"Weil dahinter Wohnung weg", unkte die Unke.
Die Hexe stemmte die H_e in die H_f