Systemisches Coaching - Die Sterne die unseren Namen tragen (oder: Coaching - jetzt kann ich's!?)

In dem Titel dieses Buches taucht ein Textteil eines Liebesliedes auf – und dies ist sicherlich kein Zufall, wenn der Titel vielleicht auch aus einem anderen Zusammenhang gewählt wurde. Die Basis für Coaching ist die Beziehung zwischen Coach und Coachee und dort besonders die Grundhaltung des Coachs. Wenn der Coach nicht darauf vertraut, dass sein Klient die Lösung für seine „Probleme“ in sich hat, wird er diesem kein kompetenter Wegbegleiter sein können. Mich fragte einmal ein Interessent an der Ausbildung, was man denn mitbringen müsse, um Coach zu werden. Meine spontane Antwort war: „Ein großes Herz und Liebe für die Menschen.“ Ich bin dankbar, dass ich genau das bei den Autoren dieses Buches gespürt habe.

Kaum eine andere Methode hat in den letzten Jahren so starke Wirkungen in der Arbeit mit Menschen hervorgebracht, wie systemisch orientiertes Coaching. Hier wird das Individuum als Teil eines größeren sozialen Systems erlebt und dies erweist sich als Quelle und Schlüssel für bisher nicht zugängliche Lösungen - ob in der Familie, im Beruf oder in Organisationen.

In der Tradition von Beratung werden Symptome und Probleme fast immer vor allem als Ausdruck von Defiziten und von Gestörtheit gesehen. Dies kann zu vielen emotionalen und kognitiven Folgekosten für alle Beteiligten führen und die Maßnahmen, die dann eingesetzt werden, sehr verlängern. Die bevorzugte Fokussierung auf Probleme kann deren Erleben sogar noch verstärken.

Symptome können aber schon als Lösungsversuche und damit als wertvolle Kompetenzen und Ausdruck unbewusster Weisheit verstanden und genutzt werden, insbesondere mit dem Blick auf die Wechselwirkungen in den Beziehungssituationen, in denen sie auftreten.

Systemisches Coaching ist lösungs- und zielorientiert und geht davon aus, dass Probleme objektiv nicht bestehen, sondern von den Beteiligten konstruiert werden und Entwicklungs- sowie Lernchancen bereithalten. Aus der Sicht eines Systemischen Coachs gibt es kein „falsches Verhalten“, weil jedes Verhalten seinen Wert durch den Kontext bezieht. Gleiches Verhalten in einem unterschiedlichen Kontext macht Sinn oder auch nicht. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass hinter jedem Verhalten eine positive Absicht steckt, die gewürdigt werden sollte. Diese Annahmen erleichtern es dem Klienten die Vergangenheit mit Achtung zu betrachten und sein Potenzial zu erweitern.


Die systemischen Konzepte orientieren sich an den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung und der biologischen Erkenntnistheorie. Deren Ergebnisse wurden in den therapeutischen Praxen von Virginia Satyr und Milton Erickson weitgehend vorweggenommen – um zwei der Bekanntesten zu nennen. Alles menschliche Erleben wird dort jeweils als Ergebnis von Aufmerksamkeitsfokussierung gesehen. Zentrale Prämisse der Arbeit ist die belegte Erfahrung, dass jeder Mensch (auch nach leidvollen Erfahrungen) auf unbewusster Ebene über hilfreiche Kompetenzen und Potenziale verfügt.

Mit Konzepten des Systemischen Coachingansatzes können diese wieder schnell und nachhaltig aktiviert und in hilfreiche Zusammenarbeit mit bewussten Fähigkeiten gebracht werden.

Die Idee zu diesem Buch entstand während des letzten Teils der Ausbildung zum Systemischen Coach an der ADG (Akademie Deutscher Genossenschaften) auf Schloss Montabaur. Jeder der Autoren hat in seiner Abschlussarbeit, die Sie in diesem Buch nachlesen können, seine berufliche Erfahrung und seine Sichtweise über den Einsatz systemischen Coachings dargestellt. Sicher eine wertvolle Lektüre für alle, die sich für Coaching interessieren, gerade auch wegen der vielfältigen Themen.

Ich wünsche Ihnen liebe Leserin, lieber Leser viel Inspiration durch dieses Buch und für all Ihre Vorhaben viel Erfolg und die Portion Glück, die auch dazu gehört. Bei den Autoren diese Buch bedanke ich mich dafür, dass wir voneinander lernen konnten.

Dr. phil. Klaus Biedermann