Troja - Metamorphosen eines Mythos - Kordula Wolf

Troja - Metamorphosen eines Mythos

Französische, englische und italienische Überlieferungen des 12. Jahrhunderts im Vergleich

(Autor)

Buch | Hardcover
347 Seiten
2008
De Gruyter (Verlag)
978-3-05-004580-1 (ISBN)
104,95 inkl. MwSt
Troja zählt zu den bekanntesten Mythen Europas. Die Autorin hinterfragt exemplarisch und vergleichend den in der historischen Forschung als selbstverständlich vorausgesetzten Zusammenhang zwischen Mythos und Identitätsstiftung bzw. Herrschaftslegitimation. Sie untersucht die Bedingungen für den Wandel und das Fortleben des Troja-Mythos im Mittelalter auf der Grundlage moderner Mythos-Theorien. Durch diese theoretische Neuverortung kommt neben den Herkunfts- und Gründungserzählungen auch das breite Spektrum anderweitiger Bezüge auf den Troja-Stoff in den Blick. In synchroner wie diachroner Perspektive wird auf textimmanente, literarische und historische Aspekte eingegangen, wobei der Schwerpunkt auf der französischen, englischen und italienischen Historiographie des 12. Jahrhunderts liegt.

1;Inhalt;6
2;I. Einleitung;12
2.1;1. Troja im Mittelalter ein Forschungsüberblick;15
2.2;2. Methodische Überlegungen;41
2.3;3. Eingrenzungen des Themas;59
3;II. Metamorphosen eines Mythos;64
3.1;4. Variabilität;64
3.2;5. Transformationen;150
3.3;6. Relevanz;196
4;Anhang;295
5;Abkürzungen;296
6;Siglen;297
7;Quellen;299
8;Literatur;309
9;Verzeichnis der Personen und Toponyme;336

"[...] eine lohnenswerte, bereichernde lektüre, die zeigt, dass der auch in der mediävistischen Geschichtswissenschaft angekommen ist." Lenka Jirousková und Krystina Weiß in: Mittellateinisches Jahrbuch, 46 (2011) 1, S. 118-121 "[Krodula Wolfs] Ansatz und ihr methodisches Vorgehen können ohne Vorbehalte als zukunftsweisend bezeichnet werden. Künftige literaturwissenschaftliche oder historische Arbeiten auf diesem Feld sollten sich daher an ihrer Arbeit orientieren." Grischa Vercamer in: H-Soz-u-Kult, 16.12.2009 "Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es Kordula Wolf in ihrer Untersuchung gelingt, auf der Grundlage methodisch abgesicherter und fundierter Textanalysen und -vergleiche Funktionen und Motivationen mittelalterlicher Troja-Referenzen jenseits ihrer identitätsstiftenden und herrschaftslegitimierenden Bedeutung detailliert in ihrer Komplexität nachzuweisen und in ihren jeweiligen Kontexten zu verorten; damit und durch die Explizierung eines auf ähnliche Fragestellungen übertragbaren Mythos-Begriffs leistet sie einen überzeugenden und erkenntnisfördernden Beitrag nicht nur für die Geschichtswissenschaft, sondern auch für die Literaturwissenschaft." Prof. Dr. Erich Poppe in: Wissenschaftlicher Literaturanzeiger, 27.09.2009 (online)

II. Metamorphosen eines Mythos (S. 63-65)

Nicht von in neue Gestalten verwandelten Wesen gilt es nun zu erzählen, sondern im Sinne der griechischen ,Metamorphose - ,die "Umgestaltung" des Troja-Mythos im 12. Jahrhundert zu analysieren. Nicht um Verwandlungsgeschichten im Ovidschen Sinne geht es also, sondern um sich verändernde Geschichten und Geschichtensplitter, um den Troja-Mythos im Wandel sowie seine Wandlungsfähigkeit zwischen den Polen individueller Kreativität, traditioneller Gebundenheit und kollektiven Rückbezugs.

4. Variabilität

Ein Mythos erzählt etwas und wird, falls die Erzählung oder einzelne ihrer Elemente Signifikanz besitzen, weitererzählt. Das Erzählen kann in ganz unterschiedlicher Weise geschehen, nicht nur in Form einer mündlichen oder schriftlich fixierten Narration, sondern auch durch ein Bild, ein Monument, ein Zeremoniell, ein Wappen, einen Stammbaum oder ähnliches. Wie durch "Stille-Post"-Effekte verändert sich die Erzählung dabei ständig, wobei man sich diese permanenten Veränderungen zeitgleich und zeitversetzt an verschiedenen Orten vorstellen muss. Der Überlieferungslage nach sind es für das 12. Jahrhundert überwiegend schriftliche Erzählungen, in denen der Troja-Mythos thematisiert wurde. Wo es vereinzelte Hinweise auf mündliche Traditionen oder andere Darstellungsmedien visueller Art gibt, werden diese nach Möglichkeit in die Untersuchung einbezogen. Rückschlüsse auf mündlich weitergegebene Erzählungen sind indessen nur aus schriftlichen Zeugnissen zu erhalten, sodass sich die Analyse des Variabilitätsaspekts notwendigerweise auf diese Form der Überlieferung stützen muss.

Greifbar wird die Wandlungsfähigkeit des mythischen Troja-Stoffs zuallererst anhand der äußeren Gestalt und der Art des Bezugs auf ihn. Darüber hinaus zeugen auch die dargestellten Details von der Variabilität. Beschreibungen von Ereignissen, Wanderungen, Orten und involvierten Personen geben Auskunft darüber, welche Informationen vom Autor als signifikant empfunden oder zumindest als notwendige Erzählbausteine angesehen wurden. Die niedergeschriebenen Einzelheiten rekurrierten auf vorhandene Schriften, Gehörtes oder Gesehenes und spiegeln einen Selektionsprozess wider, den es vertiefend in den Werken des Sicard von Cremona, Rigord und Geoffrey von Monmouth zu untersuchen gilt.

Bei der Analyse des Variabilitätsaspekts liegt der Schwerpunkt auf der textlichen Ebene. Zunächst werden die einzelnen Informationen über Troja und die Trojaner bei den drei als exemplarisch ausgewählten Autoren referiert und miteinander verglichen. Zu achten wird auch auf die Stellung der entsprechenden Passagen innerhalb des Gesamtwerks sein, weil sich hieraus weitere Hinweise auf die dem Mythos jeweils beigemessene Bedeutung ergeben. Schließlich werden Sicards, Geoffreys und Rigords Troja- Erzählungen in den zeitgenössischen Troja-Diskurs eingeordnet, indem versucht wird, ein dichtes Netz an Mythemen zu rekonstruieren.

4.1 Drei Versionen eines Herkunftsmythos
Überlebende Trojaner wandern nach dem Fall Trojas in andere Gebiete, es entstehen neue soziale Gruppen und Verbände, Herrschaften und Siedlungen werden gegründet, kulturelle Neuerungen eingeführt. Nach diesem Prinzip sind die Erzählungen bei Sicard von Cremona, Rigord und Geoffrey von Monmouth aufgebaut. Man könnte auf den ersten Blick meinen, nur die Hauptfigur ändere sich, und was hier Aeneas vollbringe, das leiste da Francio oder Brutus. Dem ist jedoch nicht so. Schaut man genauer hin, dann begegnen bisweilen überraschende Details, die me

Erscheint lt. Verlag 17.11.2008
Reihe/Serie Europa im Mittelalter ; 13
Verlagsort Basel/Berlin/Boston
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 870 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie des Mittelalters
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte 12e siècle • Alte Geschichte • Ancient history • Arndt • Bedingung • DIAC • diachron • Englisch • Entität • Erzählung • Europa • Exemplar • Forschung • Französisch • Geokodierung • Geschichte • Geschichte 1100-1200 • Geschichtsschreibung • Gründung • Herrschaft • HF • Histoire ancienne • Histoire ancienne, Historiographie, 12e siècle • Historiographie • Historiographie médiévale • Historiography • History • History and Criticism • Identität • Italien • Krieg • Legitimation • Literature • Literature, Medieval • Literature, Medieval, History and criticism • Littérature médiévale • Littérature médiévale, Thèmes, motifs • Medieval • Medieval History • Metamorphose • Middle Ages • Middle Ages, Historiography • Mittelalter • Mittelalter/Mediävistik • Mittelalter/Mediävistik • motifs • Mythen • Mythos • Perspektive • Rezeption • sagenkreis • Seinslogik • Stiftung • synchron • Testen • th • Thèmes • Theorie • Theorien • Troja • Trojanischer Krieg • Trojanischer Krieg (Motiv) • Trojanischer Sagenkreis • Trojans in literature • Vergleich • Wandel • Westeuropa
ISBN-10 3-05-004580-9 / 3050045809
ISBN-13 978-3-05-004580-1 / 9783050045801
Zustand Neuware
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