Das Selbst und die Fremde

Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen

(Autor)

Buch | Softcover
340 Seiten
2012 | 4. Auflage 2012
Psychiatrie Verlag
978-3-88414-473-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Selbst und die Fremde - Jens Clausen
20,00 inkl. MwSt
Auf Reisen zu gehen, ferne Welten aufzusuchen, festgelegte Rollen hinter sich zu lassen und vorzustoßen in Räume voller Erwartung und Verheißung - dies ist der Dreh- und Angelpunkt eines zerbrechlichen Glücks und zugleich gefahrvoller Moment seelischen Scheiterns. Denn nirgends mehr als auf Reisen tritt die Fragilität des Selbst zutage: Entscheidungen, die man getroffen, Beziehungen, die man geknüpft, das Leben, das man geführt hat - all das kann an der Schwelle zur Fremde aus der Balance geraten.

Jens Clausen verknüpft literarische Reiseschilderungen mit psychischen Aspekten und geht der Frage nach, wie Menschen auf Reisen ihr Selbst verlieren. Angst- und Panikattacken verunsichern, Dissoziationen verändern die Wahrnehmung, Depressionen machen handlungsunfähig, Psychosen konfrontieren mit der Schwierigkeit innerer und äußerer Abgrenzung. Schriftsteller wie Goethe, Hölderlin, Rilke, Schwarzenbach, Brinkmann, Sebald oder Kertész kommen zu Wort, deren Erlebnisse und Krisen in der Fremde auch vielen begeisterten Reisenden unter uns vertraut sein dürften.

Dr. phil. Jens Clausen, geb. 1954 in Hamburg, Studium der Erziehungswissenschaft, Germanistik und Geschichte. Ausbildung am Institut für Gruppenanalyse Heidelberg. Berufliche Erfahrungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Psychosomatik und der Sozialpsychiatrie. Lehr- und Fortbildungstätigkeiten im Bereich Sozial- und Heilpädagogik in Freiburg/Br., Hamm/Westf. und Münster.

EINLEITUNG 9
Idee und Ausgangsfrage 9
Reisende mit auffälligem Verhalten 14
Psychische Krisen in der Fremde – in Selbstschilderungen 21
DER KONTEXT DER ERKUNDUNG 24
Zur Forschungslage 24
Das Stendhal-Syndrom: Nervenanfall und Dissoziation 30
Das Jerusalem-Syndrom: Verstörung und religiöser Wahn 37
Zum Gegenstand der Erkundung 39
Exkurs
Friedrich Hölderlin: »Wohin denn ich?« 42
BEGRIFFSKLÄRUNGEN UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN 47
Aspekte des Reisens 47
Der Begriff der Reise 47
Psychische Dispositionen auf Reisen 55
Versuch einer Typologie der Reisenden 58
Abschiede und Aufbrüche 61
Begegnungen und Beziehungen 67
Erfahrungen der Bewegung 70
Melancholie des Hotelzimmers 74
Erfahrungen der Ungeborgenheit 79
Wirkungen des Meeres 82
Aspekte der Fremde 87
Der Begriff der Fremde 87
Fremde im entwicklungspsychologischen Kontext 94
Fremde im ethnopsychiatrischen Kontext 97
Der Prozess der Erfahrung der Fremde 102
Entfremdung und emotionale Verlorenheit 107
Exkurs
Johann Wolfgang von Goethe: »Wie bin ich froh, dass ich weg bin!« 109
Goethe auf dem Gotthard – die Versuchung 112
Goethe als Reisender – einige Fragen und Anmerkungen 113
Daten und Fakten zu Goethes Reisen 115
Der Aufbruch als Inszenierung oder als Flucht 116
Halt am Gegenständlichen 122
Aspekte des Selbst 125
Zum Begriff des Selbst 125
Das Selbst in der Sozialpsychologie 129
Das Selbst in der Psychoanalyse 130
Das Selbst in der analytischen Selbstpsychologie 134
Exkurs
Sigmund Freud: »... froh, dass man irgendwo zu Hause ist« 138
Die Angst vor dem Verlust der Verbundenheit 142
Einsam und allein: »... kaum auszuhalten« 144
Reiseängste, Phobien, dissoziative Verstörungen 146
Freuds besonderes Verhältnis zu Rom 147
Die Angst vor sexuellen Impulsen in der Fremde 148
DAS SELBST UND DIE FREMDE 151
Eine Analyse autobiografischer Texte 151
Das bedrohte Selbst in der Fremde: Angst und Panik 153
Beklemmung: Imre Kertész 155
Verstörung: Erich Wulff 159
Flucht: W. G. Sebald 162
Zur Dynamik von Angststörungen 166
Ängste und Phobien in weiteren Reisetexten 169
Das irritierte Selbst in der Fremde: Dissoziation 174
Momente der Dissoziation 174
Isolation: Nicolas Bouvier 179
Abgrenzung: Rolf Dieter Brinkmann 184
Fremdheit: Dolf Sternberger 194
Weitere dissoziative Störungen in der Fremde 197
Das erschöpfte Selbst in der Fremde: Depression 202
Zur Dynamik depressiver Störungen 202
Trennungsverlust: Max Dauthendey 204
Zerrissenheit: Albert Camus 211
Hoffnungslosigkeit: Annemarie Schwarzenbach 218
Das verunsicherte Selbst in der Fremde: Adoleszente Krisen 230
Adoleszenz als Begriff und Entwicklungsstadium 232
Auflösung: Lori Schiller 236
Entrückung: Everett Ruess 240
Das entgleitende Selbst in der Fremde: Wahn und Psychose 250
Begriff und Dynamik des Wahns 253
Versenkung: Ortrud Grön 255
Begriff und Dynamik der Psychose 259
Verfolgung: August Strindberg 262
Wahn und Psychose in weiteren Reisetexten 270
Exkurs
Rainer Maria Rilke: »... im Innersten ratlos« 281
DAS SELBST UND DIE FREMDE: ZUSAMMENFASSUNG 286
Anmerkungen zum autobiografischen Schreiben 286
Bindungstheoretische Überlegungen 293
Dreizehn zusammenfassende Gedanken 299
SCHLUSSBEMERKUNG UND DANK 306
LITERATUR 310

Erscheint lt. Verlag 2.6.2012
Reihe/Serie Edition Das Narrenschiff
Sprache deutsch
Maße 165 x 240 mm
Gewicht 385 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Depression • Die Fremde • Entfremdung • Grenzsituation • Hardcover, Softcover / Medizin/Ganzheitsmedizin • HC/Medizin/Ganzheitsmedizin • Heimweh • Reise • Selbst • Stendhal-Syndrom
ISBN-10 3-88414-473-1 / 3884144731
ISBN-13 978-3-88414-473-2 / 9783884144732
Zustand Neuware
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