Die Kunst, mit dem Tier im Menschen umzugehen - Gerd Siemoneit-Barum, Robert Griesbeck

Die Kunst, mit dem Tier im Menschen umzugehen

So entschlüsseln Sie das Verhalten Ihrer Mitmenschen
Buch | Softcover
256 Seiten
2009
Goldmann Verlag
978-3-442-16996-2 (ISBN)
7,95 inkl. MwSt
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Durchschaut! Star-Dompteur Gerd Siemoneit-Barum über das Raubtier im Mensch


Im Mensch steckt immer noch das alte Raubtier! Keiner hat das so hautnah erfahren wie der Dompteur und Zirkusdirektor Gerd Siemoneit-Barum. Hier lüftet er die Geheimnisse seiner Raubtier-Dressur und überträgt sein Wissen mit seinem Co-autor, dem Psychologen Robert Griesbeck, auf den Umgang mit Menschen. Eine Augen öffnende Lektüre über die eigene Person und den erfolgreichen Umgang mit sich und anderen.


Gerd Siemoneit-Barum, Deutschlands berühmtester Raubtierdompteur, übte seinen Traumberuf rund 60 Jahre lang aus. Heute ist er „nur noch“ Zirkusdirektor. Sein Dompteurstil war revolutionär: Er basierte auf der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Mensch

Wie man zum Tierbändiger wird Gerd Siemoneit kam 1931 in Ostpreußen zur Welt, und eine seiner ersten deutlichen Erinnerungen - und sicher auch prägenden Erfahrungen - war, dass er als Vierjähriger von einem nach hinten auskeilenden Pferd am Kopf getroffen wurde. Was bei den meisten Kindern zu einer therapiewürdigen Pferdephobie geführt hätte, hatte bei dem kleinen Gerd gerade den gegenteiligen Effekt: Er verliebte sich endgültig in Pferde. Natürlich hatten ihn die Pferde im Kavalleriestall seines Vaters (eines Soldaten, der keine zehn Jahre später in Russland fallen sollte) schon vorher fasziniert, aber jetzt wurde aus dem Interesse Passion - aus dem Pferdefreund wurde ein wahrer Tierfanatiker. Als er 1943 mit zwölf Jahren zum ersten Mal einen Zirkus besuchte, war das für ihn wie eine Erleuchtung. Er hatte zwar schon damals gewusst, dass er einmal mit Tieren arbeiten wollte, doch jetzt wurden seine Vorstellungen konkreter. Das Zirkusfieber hatte ihn erfasst. Er wollte reisen, mit exotischen Menschen und Tieren zusammentreffen, Abenteuer erleben, vom Publikum bewundert werden. Er wollte Raubtiere dressieren - und er wollte einmal einen eigenen Zirkus besitzen. Seit damals hatte der kleine Gerd Siemoneit - der immerhin nicht aus einer Zirkusfamilie stammt - ein ungewöhnliches Berufsbild vor Augen: Weltreisender, Showman und Tiertrainer. Erstaunliche Gedanken für einen Zwölfjährigen, aber die Zeiten waren andere; er kannte die Härte des Kasernenlebens zu Zeiten des Krieges, er konnte mit Pferden umgehen, und er war geborener Ostpreuße - ein Menschenschlag, dem man üblicherweise große Hartnäckigkeit nachsagt. Aber alle großen Pläne waren im Deutschland kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs nur Träume. Die Siemoneits flohen aus Ostpreußen und kamen im November 1944 nach Dresden, erlebten die Bombardierung mit, flohen weiter nach Westen - zuerst ins Grenzdurchgangslager Friedland, in der Nähe der Stadt Göttingen, dann nach Hamburg. Aus der damaligen Zeit ist Gerd Siemoneit nur eines im Gedächtnis geblieben: Als inzwischen 15-Jähriger sieht er, wie ein Zirkus seine Zelte nahe der Landungsbrücken aufschlägt. Er fragt seine Mutter, ob er dort arbeiten darf, und als sie es verbietet, packt er eines Nachmittags seinen Seesack und haut einfach ab. Von der Pike auf Als er bei der Direktion vorstellig wird und um Arbeit nachfragt, schickt ihn die Chefin (in Deutschland kurz nach dem Weltkrieg gibt es jede Menge Chefinnen) wieder nach Hause. Aber Gerd ist bockig, nein, es ist mehr: Er hat einen Traum, und er ist Ostpreuße. Er kauft sich eine Eintrittskarte für die Tierschau des Zirkus, setzt sich bei den Elefanten auf seinen Seesack und bleibt dort einfach sitzen. Die Tierschau schließt, man will den Jungen wegschicken, doch der bleibt stur. Bis sich endlich ein Tierpfleger erbarmt und bei der Direktorin ein gutes Wort für ihn einlegt. Daraufhin darf der 15-Jährige bei den Tieren helfen - füttern, waschen, ausmisten und die Pferde vor dem Auftritt striegeln. Und weil Gerd vom Zirkus ebenso besessen ist wie von den Tieren, klettert er schnell die erste Sprosse seiner Karriereleiter hinauf. Reiten hat er von seinem Vater gelernt, also darf er die Pferde bewegen, später lässt man ihn sogar Pferde einreiten, und weil er so viel Begabung zeigt, darf er endlich mit in die Manege. Mit 16 Jahren galoppiert Gerd Siemoneit zum ersten Mal durch die Manege und ist glücklich. Was für andere die Bretter sind, die die Welt bedeuten, sind für ihn die Sägespäne, die von Löwenpranken, Elefantenfüßen, Pferdehufen und Artistenstiefeln aufgewirbelt werden. Er wird Kunstreiter. Die Zirkuszelte, in denen er arbeitet, werden immer größer. Und er tourt durch ganz Europa. Aber seinen großen Traum vergisst er nicht. Natürlich wusste er, dass kein Zirkusdirektor ihn einfach als Aushilfsdompteur anstellen würde und dass keines seiner großen Vorbilder ihm mal eben zum Üben seine Raubtiergruppe ausleihen würde. Wer Dompteur werden will, muss viel Geld in seinen Traum stecken: Denn Tiere sind teuer, und es dauert lange, bis eine Nummer steht. Ein Dompteur muss in seine Vorstellung investieren, in den Käfig und dessen Einrichtung, in seine Tiere natürlich, in Futter und in viel Trainingszeit. Gerd Siemoneit jedoch war ein armer Schlucker, also sammelte er seine Erfahrung erst einmal bei seinen Pferden. Und das war spannend genug. Er, der schon als Vierjähriger sicher im Sattel gesessen hatte und dem kein Gaul Angst machte, musste erkennen, dass das Verhalten von Tieren sich als komplexer und komplizierter erweist, je näher man ihnen kommt -und umso mehr man von ihnen fordert. Als Herrscher über die Tiere hatte er sich zwar nie gefühlt, aber schon als kleiner General, der mit Schenkeldruck und lauter Stimme noch jedes Pferd im Griff hatte. Er musste noch einiges lernen. Es kostete ihn viel Zeit, ein paar gebrochene Finger und ein zerschmettertes Knie, bis er die sensiblen Zusammenhänge innerhalb einer Pferdeherde verstanden hatte. Damals merkte er schon, dass es gar nicht so leicht ist, die Pferde und ihr Verhalten zu begreifen. Je mehr er das Wesen der Tiere verstand, mit denen er arbeitete, desto besser begann er auch sich selbst und seinen eigenen Charakter zu verstehen. Er wuchs, wie er das heute erklärt, auch als eigenständige Persönlichkeit mit seiner Dressurarbeit. Ein unreifer Dompteur bleibt immer ein lauter Kommandeur, nur ein reifer Dompteur wird ein verständnisvoller Trainer, ein Coach. Diese Lehren aus den ersten Jahren beim Zirkus prägten seinen ganzen weiteren Lebensweg. Er erkannte, dass Tiere nicht nur aufgrund ihrer Rassen verschieden sind, sondern dass jedes einzelne Tier einen ganz individuellen Charakter hat, den man durch aufmerksame und genaue Beobachtung ergründen muss. Nach den Pferden kamen die Elefanten. Auch diese Begegnungen kosteten anfangs Mühe, blaue Flecke und ein paar kräftige Rüsselschwinger. Die neuen Erfahrungen waren spannend, trotzdem behielt er sein großes Ziel immer im Auge: die Raubkatzen - Löwen, Tiger, Leoparden. Die Karriere eines Autodidakten Dompteur zu werden ist gar nicht so einfach. Es gibt keinen Ausbildungsplatz für Raubtierbändiger, und das ist bis heute so geblieben. Es gibt keine Schulbücher und keine Ausbildungscamps. Dompteur ist kein Lehrberuf. Der junge Gerd Siemoneit musste erfahren, dass jeder, der mit Raubtieren arbeitet, sich alles selbst beigebracht hat und sein Wissen wie einen Schatz hütet. Trotzdem gab er nicht auf. Also beobachtete er die Dompteure in seinem Zirkus, um nach und nach hinter ihre kleinen und großen Tricks zu kommen. Er half beim Käfigaufbau und beim Füttern der Raubkatzen, er beobachtete jede Kleinigkeit und verbrachte jede freie Minute vor den Raubtierkäfigen. Er lernte viel und schaute den Profis manchen Trick ab. Aber all das war nicht genug. Er wusste, dass es nur einen Weg gab, um Dompteur zu werden: Er musste selbst zu den Raubtieren in den Käfig gehen und die Tür hinter sich schließen.

Erscheint lt. Verlag 12.3.2009
Reihe/Serie Mosaik bei Goldmann
Sprache deutsch
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 248 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Psychologie Angst / Depression / Zwang
Schlagworte Verhalten; Ratgeber
ISBN-10 3-442-16996-8 / 3442169968
ISBN-13 978-3-442-16996-2 / 9783442169962
Zustand Neuware
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