Über die Wissenschaften
Meiner, F (Verlag)
978-3-7873-1877-3 (ISBN)
Al-Farabi (870-950) war einer der bedeutendsten arabischen Philosophen, der sich um die Vermittlung der islamischen Philosophie mit dem Denken der griechischen Antike besondere Verdienste erwarb. Seine Schrift »Über die Wissenschaften« erlangte durch die Übersetzung von Gerhard von Cremona eine nachhaltige Rezeption in der Philosophie des lateinischen Mittelalters. Denn in dieser Schrift beschreibt und bewertet Al-Farabi alle zu seiner Zeit bekannten Wissenschaften, erörtert sie in ihren Funktionen und Untergliederungen und setzt sie zueinander in Beziehung. Die eigentliche Bedeutung dieser Schrift liegt jedoch darin, den Erkenntnissen der beschriebenen Wissenschaften ihr eigenes Recht gegenüber den überlieferten Lehren der Religion zuzuschreiben und das Verhältnis zwischen Glauben und Wissen neu zu bestimmen.Die Ausgabe bietet erstmals eine deutsche Übersetzung dieses Schlüsseltextes für die Einteilung und Bewertung der Wissenschaften nach der lateinischen Übersetzung von Gerhard von Cremona (1114-1187). Beigefügt ist eine kritische Edition des lateinischen Textes, der mit den überlieferten Handschriften des arabischen Originals abgeglichen wurde. Die Ausgabe erfüllt damit sowohl ein Desiderat für die Erforschung der Philosophie des Mittelalters als auch für die Erforschung der frühen Entwicklungsstufen der islamischen Philosophie. Eine ausführliche Einleitung und umfassende Sacherläuterungen geben Hilfen zur Erschließung des Textes.
Al-Fārābī wird um 870 vermutlich in Farab/Turkestan geboren. Quellen zu seinem Leben existieren fast gar keine, doch sind mehr als 100 Schriften von ihm überliefert. Al-Fārābī studiert in Bagdad Philosophie, Mathematik und Musik und gilt u.a. auch als größter Theoretiker der arabischen Musikgeschichte.In der Wissenschaftsgeschichte des Islam wird Al-Fārābī als „Zweiter Lehrer“ nach Aristoteles gesehen. Er gilt als einer der bedeutendsten arabischen Philosophen, der sich um die Vermittlung der islamischen Philosophie mit dem Denken der griechischen Antike besondere Dienste erwirbt. Al-Fārābī interpretiert im Kommentar zu Aristoteles’ De interpretatione den logischen Gehalt sprachlicher Ausdrucksformen und überträgt die Ergebnisse auf die arabische Sprache. Diese erklärende Schrift zur Hermeneutik des Aristoteles ist der älteste überlieferte Kommentar eines muslimischen Autors. In Über die Wissenschaften beschreibt und bewertet Al-Fārābī alle zu seiner Zeit bekannten Wissenschaften, erörtert sie in ihren Funktionen und Untergliederungen und setzt sie zueinander in Beziehung. Diese Klassifikation trägt wesentlich dazu bei, das Selbstverständnis der Philosophie im Islam zu formen. Gleichzeitig liegt die überragende Bedeutung dieser Schrift in der Neubewertung des Verhältnisses von Wissenschaften und Religion. Al-Fārābī weist dem rationalen Denken in seinem philosophischen System eindeutig den höchsten Rang zu.Um 942 zieht Al-Fārābī an den Hof der Hamaniden nach Syrien und stirbt dort im Jahre 950.
Franz Schupp (* 3. November 1936 in Wien; † 11. April 2016) war ein österreichischer römisch-katholischer Theologe und Philosoph. Nach Studium, Priesterweihe und zweifacher Promotion (Dr. theol. und Dr. phil.) war Schupp von 1971 bis 1975 an der Universität Innsbruck Professor für Dogmatik als Nachfolger von Karl Rahner. In den Jahren von 1976 bis 1978 arbeitete er am Leibniz-Archiv Hannover. 1979 übernahm er einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Paderborn. 2002 trat er in den Ruhestand. In Innsbruck machte sich Schupp mit zum Teil provozierenden Beiträgen zur theologischen Diskussion einen Namen. Als Dogmatiker stand er in kritischer Verbindung mit Rahner. Das Werk „Glaube – Kultur – Symbol“ (1974) zählt zu den innovativsten Entwürfen im Bereich der neueren katholischen Sakramententheologie. Schupp gehörte während dieser Zeit noch dem Jesuitenorden an. Nach heftigem Konflikt wegen der angeblich „aktualistischen“ Ausrichtung seines Denkens (Schupp betrachtete die Kritische Theorie als zentrale Herausforderung der gegenwärtigen Theologie) kam es Mitte der 1970er-Jahre zum Bruch. 1974 wurde ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Danach trat Schupp besonders mit Editionen und Kommentaren zu Texten der Logik aus dem 10. bis 17. Jahrhundert hervor. Seine Spezialgebiete waren die mittelalterliche und die von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelte Logik. Einem größeren Leserkreis wurde er durch seine 2003 im Felix Meiner Verlag erschienene, rasch populär gewordene „Geschichte der Philosophie im Überblick“ bekannt. In seinen späten Jahren erschloss Schupp durch Übersetzungen und zweisprachige, kommentierte Ersteditionen bedeutende Texte der mittelalterlichen arabischen Denker Avempace und Averroes erstmals im Deutschen. Franz Schupp starb im April 2016 im Alter von 79 Jahren.
»Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie islamische Denker versuchten, Glauben und Vernunft zusammenzubringen, wie schwer es sie sich dabei machten und wie schwer es ihnen - nicht anders als ihren Kollegen im Westen - dabei gemacht wurde, für den gibt es die sehr schöne zweisprachige Ausgabe von 'Über die Wissenschaften' von Al-Farabi (ca. 870-950). Man muss sich Zeit nehmen für das Buch. Al Farabis Abhandlung nimmt zwar nicht einmal 70 Seiten des Bandes ein, aber sie ist nicht zu verstehen ohne die vorangestellte Einleitung von 84 Seiten, die so geschrieben ist, dass sie auch einem Ahnungslosen klar macht, worum es geht. Verstehen wird man Al-Farabis Ausführungen auch nicht, wenn man nicht die 170 Seiten Anmerkungen sehr aufmerksam liest. Man wird also eine gute Woche Lebenszeit investieren müssen in diese Lektüre. Das wird leichter fallen, wenn man daneben Alain de Libera liest, der einen anfeuert und einem klarmacht, dass es nicht um das Mittelalter, sondern um uns geht.«
Arno Widmann auf www.perlentaucher.de
»Die Lektüre Al-Farabis zeigt nun aber nicht nur die komplizierten Verästelungen der intellektuellen Auseinandersetzungen zwischen Ost und West, sonder vor allem auch die historische Inadäquatheit der Vorstellungen von einer orginär westlichen Vernunft und ihrem vermeintlichen Gegenstück, einem vernunftresistenten Islam.«
Südwestrundfunk SWR 2 am 5.9.2008
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2008 |
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Reihe/Serie | Philosophische Bibliothek ; 568 |
Übersetzer | Franz Schupp |
Sprache | deutsch; lateinisch |
Original-Titel | De scientiis |
Maße | 122 x 190 mm |
Gewicht | 380 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie des Mittelalters |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Islam | |
Schlagworte | Arabien • Geschichte 900 • Hardcover, Softcover / Philosophie/Mittelalter • HC/Philosophie/Mittelalter • Philosophie des Islam • Philosophie des Mittelalters • Quelle • Wissenschaftsphilosophie • Wissenschaftstheorie |
ISBN-10 | 3-7873-1877-1 / 3787318771 |
ISBN-13 | 978-3-7873-1877-3 / 9783787318773 |
Zustand | Neuware |
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