Der Rote Baron

Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen

(Autor)

Buch | Hardcover
360 Seiten
2008 | 3., Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94461-7 (ISBN)
12,95 inkl. MwSt
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Manfred von Richthofen (1892 -1918) ist als der berühmteste Jagdflieger des Ersten Weltkriegs ein Begriff in der deutschen Geschichte. Das Buch erzählt die bislang unbekannte wahre Geschichte - jenseits gängiger Mythen und Legenden. Mit unbekanntem Bildmaterial und unveröffentlichten Schriftstücken.
Man glaubt den"Roten Baron"zu kennen, wenn man dessen Autobiografie gelesen und Kinospielfilme über ihn gesehen hat. Doch was steckt wirklich hinter der strahlenden Fassade des schon zu Lebzeiten umjubelten Kriegshelden?

In seinem spannend erzählten Buch zeigt der Autor, was sich hinter der Legende Richthofen wirklich verbirgt und wie der Mythos bis heute nachwirkt. Aufgrund bisher unbekannter Quellen aus dem Familienbesitz entsteht ein Panorama, das neben dem Helden auch den Menschen zeigt. Eingebettet ist Richthofens Lebensgeschichte in den Horizont der Strategien des Ersten Weltkriegs. Was hielten der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg von ihrem deutschen"Vorzeigehelden"? Welche Wirkung hatte der gut aussehende Jungheld auf die Frauen seiner Zeit?

Zudem erfährt man aufschlussreiche Details zur damaligen Flugzeug- und Waffentechnik. Was bedeutete der"Kult"um Richthofen im"Dritten Reich"?

Um Richthofens Abschuss am 21. April 1918 ranken sich bis heute zahlreiche Legenden. Wie kam er wirklich ums Leben?

- Mit unbekanntem Bildmaterial
- Auswertung unveröffentlichter Schriftstücke aus Familienbesitz

Joachim Castan, Dr. Dr., geboren 1966, Historiker und Dokumentarfilmer. Studium der Geschichte und angewandten Literaturwissenschaften an der Universität Osnabrück, promoviert in den Fächern Geschichte und Medienwissenschaft. Seit 1998 Autor und historischer Berater bei Fernsehredaktionen, seit 2000 Konzeption und Realisierung historischer Ausstellungen, seit 2003 Autor und Regie eigener Fernsehdokumentationen.

Aus dem Inhalt:
1. Richthofen - Ritter der Lüfte - verewigt in Heldengesängen
2. Familiärer Hintergrund und die Formung zum Offizier
3."Hurra, endlich Krieg!", 1914 - 1915
4. Aus den Gräben in die Lüfte, 1915 - 1916
5. Der fliegende Holländer und Grenzüberschreitungen im Kriegsrausch, 1916
6. Der Rote Baron - ein Mythos wird geboren, 1917
7. Richthofen - Jagdflieger mit Leib und Seele
8. Heldenmythos und Heldenschonung, 1917 - 1918
9. Mit Höchstleistung in den Untergang, 1918
10. Die vielen Tode des Manfred von Richthofen
11. Postume Heldenkulte, 1919 bis heute
12. Richthofen - Held, Mensch und Mythos

ANHANG
I. Abschußliste von Manfred von Richthofen 1916 - 1918
II. Anmerkungen
III. Literatur
IV. Bildnachweis
V. Personenregister
VI. Ortsregister
VII. Danksagungen

"9. Kapitel
Mit höchstleistung in den Untergang, 1918

Der Waffenstillstand an der Ostfront, bedingt durch die andauernden Verhandlungen von Brest-Litowsk, die Richthofen hautnah miterlebt hatte, zeigte im Frühjahr 1918 seine ersten Früchte: Durch das vorläufige Ausscheiden Sowjetrußlands aus dem Kriegsgeschehen wurde es der deutschen Heeresleitung ermöglicht, mehr als eine Million Soldaten von der Ostfront an die Westfront zu verlegen. Dadurch war die Westfront entscheidend entlastet. Trotzdem blieb die Lage fatal: unmittelbar nachdieser deutschen Truppenverlegung marschierten große Kontingente von australischen und US-amerikanischen Truppenkontingenten an die Westfront. Was sich die deutsche Heeresleitung auch strategisch überlegte: es konnte keine nachhaltige Lösung gefunden werden, wie die deutsche Seite aus der Defensivlage der Siegfriedlinie wieder herauskam. Nüchtern betrachtet, hätte die Oberste Heeresleitung sich spätestens im Frühjahr 1918 um einen umfassenden Waffenstillstand kümmern müssen, wenigstens um das zu retten, was noch zu retten ist. Irgendwelche Aussichten auf einen Sieg der Mittelmächte waren objektiv gesehen utopisch. Fatal war, daß Ludendorff und Hindenburg diese Realität nicht wahrhaben wollten und einen nicht mehr zu gewinnenden Krieg unbeirrt weiterführten. Ihr Kaiser ließ sie gewähren und wurde mit Fragen von Krieg oder Nichtkrieg gar nicht mehr"behelligt". Der "oberste Kriegsherr" Kaiser Wilhelm der Zweite lebte inzwischen in einer Traumwelt bar jeder kriegerischen Realität. Es war zwischenzeitlich sogar fast unmöglich geworden, dem Kaiser selbst schonend überhaupt irgendwelche negativen Nachrichten beizubringen. Der österreichische Außenminister Graf Czernin dazu: "In den Jahren 1917 und 1918, in welchen ich amtlich mit Kaiser Wilhelm zutun hatte, war seine Scheu vor unangenehmen Erörterungen so stark, daß es oft die größten Schwierigkeiten machte, das Notwendigste an den Mann zu bringen."(1) Eine Kriegführung, die die Augen vor der Realität der Kriegslage verschloß und - noch schlimmer - wissentlich ignorierte, mußte ein Land im Kriegszustand unweigerlich in eine katastrophale Niederlage führen.

Die Millionen deutscher Soldaten, die ihren Dienst patriotisch pflichtbewußt in Schützengräben- und Stellungssystemen versahen, welche von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze reichten, waren die Statisten eines Theaters von militärischen Regisseuren, die nicht wußten, wie ihr Stück eigentlich weitergehen oder enden sollte. Das Vegetieren und Sterben in diesen Gräben wurde durch das Nichteingestehen der deutschen Führung, daß dieser Krieg unabweislich verloren war, lähmend in die Länge gezogen. Richthofen und sein Geschwader bildeten die elitäre Spitze einer letztendlich sinnlosen Aufopferung für ein Kopf- wie konzeptionsloses "Vaterland".

Jeder im Reich ahnte im Frühjahr 1918, daß sich alles in innerer Auflösung und im Umbruch befand - sei es an der Front, sei es in der Heimat. Die deutschnationale Monarchistin Kunigunde von Richthofen charakteristierte die damalige Stimmung folgendermaßen: "Eine böse, nervenfressende Zeit. Heldentum, Verzweiflung - Vorbild und Zerfall in traurigem Gemisch. Wo ist der Ausweg? Wie ist das Ende? Wo ist der Mann, der jetzt noch einmal alle Herzen zusammen- und aufwärts reißt? In den Fabriken schwelt das Streikgespenst. Revolten - Belagerungszustand - Mob und Meute - demolierte Geschäfte - nachts knallt es aus den Torwinkeln. Die letzten Freiwilligen ziehen ins Feld. Deutschland Deutschland über alles."

Zusatzinfo schw.-w. Taf.
Sprache deutsch
Gewicht 784 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Schlagworte Biografie • Jagdflieger; Biografien • Kampfflieger; Biografien • Luftkampf • Luftkrieg 1914-1918; Biografien • Pilot • Richthofen, Manfred von
ISBN-10 3-608-94461-3 / 3608944613
ISBN-13 978-3-608-94461-7 / 9783608944617
Zustand Neuware
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