Die Assyrische Geschichte (eBook)

Die nächste Periode der assyrischen Geschichte war die Geburtsstunde des ursprünglichen assyrischen Reiches. Obwohl es viel kleiner war als alle späteren Reiche, sollte es sich als ein entscheidender Teil der Entwicklung der assyrischen Geschichte erweisen. In dieser Zeit wurden die ersten Grenzen Assyriens festgelegt und das Land begann, seine militärische Tradition zu kultivieren, indem es Waffen herstellte, Belagerungswerkzeuge wie Katapulte entwickelte, Feldzüge plante und sich an anderen Aktivitäten beteiligte, die schließlich dazu führten, dass das Militär zum größten Trumpf Assyriens wurde. Das Alte Assyrische Reich ging in das Mittel-assyrische Reich über, nachdem das Mitanni-Reich die Kontrolle über einen Großteil Mesopotamiens gewonnen hatte. Diese Niederlage sollte jedoch nur ein kleiner Ausrutscher auf dem Weg Assyriens zum mächtigsten Reich im alten Mesopotamien sein.

Das Alte Assyrische Reich

Es ist wichtig, die Geschichte Assyriens immer in diesem Kontext zu betrachten. Das assyrische Reich ging aus den mächtigen Königreichen hervor, die nach dem Niedergang der sumerischen und babylonischen Macht in der Region an Bedeutung gewannen. Als Wiege der menschlichen Zivilisation war das antike Mesopotamien durch ständige Kriege, sich ständig verändernde Einflussbereiche und ständig wechselnde Bündnisse zwischen verschiedenen Herrschern und Völkern gekennzeichnet. Es war auch durch seine Demografie geprägt, insbesondere durch die vielen verschiedenen ethnischen Gruppen, die nach Mesopotamien einwanderten, sich dort niederließen und ihren Einfluss auf die umliegenden Gebiete und Königreiche ausweiteten.

Das assyrische Reich umfasste das Gebiet, das unter der Kontrolle des Königs stand, der in der Stadt Assur (manchmal auch Ashur genannt) residierte und sich einen legitimen Anspruch auf den Thron sichern konnte. Obwohl es bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. Hinweise auf eine Stadt Assur gibt, gehen die meisten Historiker davon aus, dass der Bau des Tempels von Aschur um 1900 v. Chr. geschah. Dies gilt als das Gründungsdatum der Stadt Assur und der assyrischen Zivilisation im Allgemeinen.

Wie viele andere Stadtstaaten in Mesopotamien wurde auch Assur nach dem Untergang von Ur und dem Fall des sumerischen Reiches um das Jahr 2000 v. Chr. herum unabhängig. Aufgrund seiner Lage im Nordwesten Mesopotamiens konnte es sich dem Einfluss anderer, mächtigerer Könige widersetzen, die in Südmesopotamien auftauchten. Noch bedeutender für den Aufstieg Assurs waren jedoch die Handelsbeziehungen, die es mit Anatolien, der Region im östlichen Teil der heutigen Türkei, aufbauen konnte.

Durch die Errichtung von Handelsposten, den so genannten Karem, in ganz Anatolien, aber vor allem in der Nähe der Stadt Kanesch, gelang es den Kaufleuten von Assur, beträchtlichen Reichtum für ihr Reich anzuhäufen. Diese Handelsbeziehungen hatten noch eine weitere wichtige Folge: Sie trugen dazu bei, dass Assur eine ausgeprägte Tradition der Eisenverarbeitung entwickelte, die es dem Land ermöglichte, ein Militär zu entwickeln, das dem der anderen mesopotamischen Königreiche weit überlegen war. Und aufgrund ihrer Erfahrung mit Eisen waren sie weitaus besser dazu in der Lage, dem Zusammenbruch der Bronzezeit zu widerstehen, dem Zeitraum kurz vor Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr., in dem viele mesopotamische Bevölkerungsgruppen zunehmend schrumpften und teilweise sogar ganz verschwanden.

Obwohl diese Vereinbarung für das Königreich Assur vorteilhaft war und einen großen Einfluss auf den Aufstieg der Assyrer zur politischen und militärischen Vorherrschaft in Mesopotamien hatte, sollte zwischen dem Fall von Ur und dem Aufstieg der Assyrer zum Hegemon der Region noch einige Zeit vergehen.

Die Massenmigration indoeuropäischer Völker wie der Hethiter, Amoriter, Hurriter, Hattier und vieler anderer sollte die politische Landschaft des fruchtbaren halbmondförmigen Gebietes ab etwa 2000 v. Chr. dramatisch verändern. Bevor Assyrien zur Macht aufsteigen konnte, musste es seine Vorherrschaft im Konflikt mit diesen Gruppen sichern. Dies sollte sich jedoch zunächst als schwierig erweisen, da Babylon, eine Stadt im südwestlichen Mesopotamien, sowohl kulturell als auch territorial rasch an Einfluss gewann, was in der Gründung des so genannten „Altbabylonischen Reiches“ gipfelte, das von dem heute berühmten Hammurabi mithilfe seines berüchtigten Gesetzbuches regiert wurde.

Mit dem Aufstieg Babylons wurde Assyrien zu einer sekundären Macht in der Region, konnte jedoch ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahren. Dies wurde auch unterstützt durch die militärischen Eroberungen des ersten Königs des altassyrischen Reiches, Shamshi-Adad I. (1813-1791 v. Chr.). Sein Hauptziel war es, die Kontrolle über die Stadt Mari zu erlangen, ein Königreich, das ein wichtiger Wegespunkt auf der Handelsroute zwischen Mesopotamien und Anatolien war. Seine erfolgreichen Eroberungen halfen Assyrien, festere Grenzen zu etablieren, als es zuvor möglich war. Shamshi-Adad I. gelang es auch, die Hethiter, eine wachsende Macht in Anatolien, aus den assyrischen Ländern zu vertreiben.

Babylon fiel zum Zeitpunkt des Todes Hammurabis 1750 v. Chr. und Mesopotamien wurde in eine Phase der Instabilität gestürzt. Assyrische Könige versuchten, die Kontrolle über die Region um Assur zu erlangen, in der Hoffnung, die Ordnung in einem Gebiet wiederherzustellen, das nach dem Fall von Hammurabis mächtigem Babylon in Unordnung geraten war. Allerdings waren sie bei diesem Versuch erfolglos.

Es dauerte rund 25 Jahre, bis zum Jahr 1726 v. Chr., bis der assyrische König Adasi schließlich an die Macht kam und erneut die Kontrolle über die assyrischen Grenzen sichern konnte. Er konnte sogar einige ehemalige babylonische Gebiete unter seine Kontrolle bringen. Dies war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Kassiten, eine relativ unbekannte Gruppe, die aus dem Zagros-Gebirge stammt und keine semitische Sprache sprach, die Kontrolle über Babylon übernahmen. Dieser neue Konkurrent im Kampf um die Vorherrschaft konnte für den Großteil der nächsten vier Jahrhunderte die Kontrolle behalten. Nachdem König Adasi jedoch Assur und die unmittelbar umliegenden Gebiete gesichert hatte, unternahm er in den nächsten Jahrhunderten nur wenige Versuche, den assyrischen Einfluss in der Region auszuweiten.

In den nächsten Jahrhunderten, die das Ende des altassyrischen Reiches darstellen, gab es mit Bezug auf die imperiale Ausweitung nicht viele entscheidende Veränderungen. Über die Könige, die nach Adasi kamen, weiß man kaum etwas. Seinem Nachfolger Bel-Bani, der von ca. 1700-1691 v. Chr. lebte, schreibt man weitere Siege über die Babylonier und Amoriten zu (eine weitere Bevölkerungsgruppe, deren Einfluss sich im Westen von Assyrien ausweitete). Diese Siege sollen Assyrien dabei geholfen haben, seine starken Grenzen auch weiterhin erfolgreich zu verteidigen, über diesen langen Zeitabschnitt hinweg.

Nach Bel-Bani kam Libaya, der über ein relativ friedliches und stabiles Assyrien geherrscht haben soll, das von seinen ständig kriegerisch geneigten Nachbarn weitgehend in Ruhe gelassen wurde. Es ist unklar, ob dies auf etwas zurückzuführen ist, was Libaya als Herrscher getan hat, oder ob seine Zeit als König zufällig mit einer Zeit relativer Inaktivität in Bezug auf die Machtkämpfe zwischen den Königreichen Mesopotamiens zurückzuführen ist. Den meisten Königen, die in den nächsten Jahrhunderten regierten, werden kleinere militärische Siege und auch die Verbesserung der Städte unter assyrischer Kontrolle zugeschrieben, insbesondere der Städte Assur und Ninive.

Ein Grund, warum die assyrische Expansion während dieser Zeit ins Stocken geraten war, war jedoch die überraschende, kurzlebige, aber entscheidende Dominanz eines der direkten Nachbarn des Reiches, der Mitanni, die um ca. 1500 v. Chr. lebten. Diese Gruppe schaffte es, in relativ kurzer Zeit einen großen Teil des mesopotamischen Territoriums für sich zu sichern. Es gibt nur wenige Informationen darüber, wie die Mitanni so schnell ein derartiges Maß an Kontrolle erlangen konnten. Es scheint, als seien sie aus dem Nichts aufgetaucht, aber dies liegt wahrscheinlich an den fehlenden geschichtlichen Quellen über die Existenz dieses Königreiches. Dennoch prägten sie die Region während dieser Zeit in der Geschichte maßgeblich mit.

Die Kassiten-Dynastie gewann zu diesem Zeitpunkt entscheidend an Einfluss in Babylon und erweiterte den babylonischen Einfluss in der Region erneut entscheidend. Als das Mitanni-Königreich seine Macht im Westen ausweitete, wurde Assyrien zwischen zwei stärkeren Mächten eingeklemmt, was dazu führte, dass Assur und andere assyrische Gebiete kurzzeitig unter die Kontrolle der Mitanni fielen. Abbildung 2 gibt einen groben Überblick darüber, wie die Region zu dieser Zeit strukturiert war:

Angesichts der extremen Instabilität der Zeit überrascht es nicht, dass die Herrschaft der Mitanni auf dem Gebiet nicht lange überdauerte. Die Hethiter im Westen begannen eine Invasion unter König Suppiluliuma I und schafften es, die Mitannis zurückzudrängen und die...