Die Hauptreligionen des Alten Orients -  Heday Seyed-Ashraf

Die Hauptreligionen des Alten Orients (eBook)

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2024 | 1. Auflage
212 Seiten
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978-3-7597-0967-7 (ISBN)
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Vor 9000 Jahren, als die Menschen im Alten Orient sesshaft wurden, mit Beginn der Domestikation der Tiere und Erfindung der Keramik, begannen die ersten Schritte der Menschen in Richtung Zivilisation, und es entstanden religiöse Symbole. In fünf Kapiteln werden der Beginn der Entstehung der Kultanlagen und die Entwicklung der Hauptreligionen des Alten Orients anhand materieller Hinterlassenschaft, Zeittafeln, Tabellen, Landkarten und Abbildungen historisch dargestellt. Nachdruck wird auf Religionen der altorientalischen Hochkulturen Elamer, Sumerer, Assyrer und Babylonier gelegt. Beschrieben werden die Besonderheiten der jeweiligen Religion: Gottesvorstellung, Glaubensausübung, Rituale, Feste, Heiligtümer und Jenseitsvorstellungen.

Kapitel I


Die frühesten Kultanlagen


Einleitung


Gegen Ende der Eiszeit vor ca. 17.000 Jahren, als sich die klimatischen Verhältnisse im Vorderen Orient veränderten und es dort wärmer wurde, entdeckten die Menschen die Landwirtschaft und die Sesshaftigkeit.

Die Vorteile, die die Natur in diesem Gebiet bot, brachte die steinzeitlichen Jäger und Sammler dazu, ihre geschützten Plätze und Höhlen, die sie als Unterkunft benutzten, aufzugeben und sich dauerhaft anzusiedeln (Zeittafel I).

Im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes (Abb. 1), in den hügeligen Randzonen des Tarsus- und Zagros- Gebirges in Obermesopotamien, der Südost-Türkei und dem Südwest-Iran waren die Voraussetzungen für die Nahrungsmittelproduktion und Sesshaftigkeit am besten gegeben (1).

Man geht davon aus, dass die ersten Siedlungen 200 bis 300 Einwohner umfassten, wie eine Ansammlung von Wohnstätten in Mallaha im Westjordanland aus der Natufien-Kultur um 12.500 v. Chr. zeigt (2).

Um diese Zeit entstanden die ersten von Menschen geschaffenen Werke und Skulpturen, die die religiöse Gesinnung der Menschen dieser Zeit widerspiegeln.

In den Wohnstätten fand man Kultgegenstände, die zeigen, dass die Bewohner sich mit mythologischen Themen befassten. Für rituelle Zwecke gab es gesonderte gebäudeähnliche Einrichtungen.

Göbekli Tepe


Eine solche Stätte befindet sich in Göbekli Tepe (= »gebauchter Hügel«) im Südosten der Türkei aus dem 10. Jahrtausend v. Chr., bei der es sich offensichtlich nicht um eine Wohnstätte im üblichen Sinne handelt (3).

Hier haben die Menschen aus der Jungsteinzeit Skulpturen (T-kopfförmige Steinpfeiler) aus Steinkolossen herausgemeißelt und einen Ort von primär religiösem Charakter geschaffen (4).

Auf einer Fläche von ca. 300 x 300 Metern wurden mehrere Kreise bestehend aus T-Kopf-Pfeilern errichtet, die einen Durchmesser von bis zu 20 Meter erreichen (Abb. 2).

Jeder Steinkreis umfasst bis zu 12 T-Kopf-Pfeiler mit einer Höhe von bis zu 4 Metern. Der Steinkreis wurde mit einer Rundmauer aus geschichteten Steinen versehen.

Ein in einem Steinbruch entdeckter T-Kopf-Pfeiler besaß eine Länge von 7 Metern, eine Kopfbreite von 3 Metern und ein Felsgewicht von ca. 50 Tonnen (5).

Die Pfeiler sollen steinerne menschenartige Wesen (Götter) darstellen, diese tragen eine Stola, die unter dem Kinn beginnt und bis zur Unterkante des Pfeilers reicht.

Man vermutet, dass es sich hier um ein rituelles Zentrum und um ein Monument des Totenkults handelt. Die Verwendung des Begriffes »Tempel« für diese aus der Steinzeit entdeckte Anlage scheint treffend zu sein (6).

Einige T-Kopf-Pfeiler tragen Reliefzier: Löwe, Wolf, Stier, Fuchs und Schlange (Abb. 3 und 4).

Es dominieren Tiere in aggressiver Haltung; die Mehrzahl lässt sich in die Kategorie »gefährliche Erscheinungen« einordnen und scheinen etwas zu bewachen. Sie werden von zahlreichen Schlangen, die auf den Pfeilern meist nach unten und somit dem Betrachter entgegenkriechen, unterstützt.

Andere T-Kopf-Pfeiler zeigen Reliefzier wie Gazelle oder Kranich. Die Gazellen bildeten in Göbekli Tepe das wichtigste Jagdwild. Der Kranich in der Abbildung 4 besitzt Knie, die an Menschenbeine erinnern (7).

Die Bautätigkeit und offenbar die Nutzung der Bauten in Göbekli Tepe wurde zu Beginn des 8. Jahrtausends v. Chr. beendet. Die Menschen haben damals die Kultskulpturen mit Stein und Geröll zugeschüttet und sind zu den Siedlungsanlagen in der näheren Umgebung gezogen (8).

Die monumentale Anlage blieb seither mit der Erde bedeckt und wurde in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Klaus Schmidt (Deutsches Archäologisches Institut) entdeckt und archäologisch erforscht.

Catal Höyük


Ebenfalls im Südosten der Türkei, 40 Kilometer von Konya entfernt, befindet sich der Ort Catal Höyük (= »Gabel Hügel«), der oft als eine prähistorische Stadt (s. Abb. 8) bezeichnet wird; es handelt sich jedoch um eine Siedlung, die 7.400-6.000 v. Chr. existierte und von 3.500-8.000 Menschen bewohnt wurde (9, 10).

In den eng aneinandergebauten Häusern, deren Zugang über die Dachöffnung erfolgte (Abb. 5), sind Zeichen von magischen und rituellen Handlungen festzustellen, wie Spuren von Malerei und Reliefs an den Innenwänden der Häuser zeigen (Abb. 6). Über 2.000 Figuren von Menschen, Schafen, Ziegen und Nutztieren wurden entdeckt (Abb. 7).

Während James Mellaart zwischen Schreinen und Häusern unterscheidet (11), ist Ian Hodder der Meinung, dass alle Häuser sowohl rituelle als auch alltägliche Aktivitäten aufwiesen (12).

Es gab offensichtlich strenge Regeln dafür, welche Aktivitäten in welchen Bereichen des Hauses stattzufinden haben. Erwachsene wurden im nördlichen Bereich des Hauses beerdigt, während die Kinder teils in Körben im Süden des Hauses, wo sich Herde und Öfen befanden, bestattet wurden. Das Ritual der Bestattung an sich lässt hier eine Empfindsamkeit und ein Gefühl für Religiosität und Glaube erkennen (13).

Die Schädel der Vorfahren könnten von Zeit zu Zeit ausgegraben und in einem neuen Haus deponiert worden sein. In einem Fall hielt eine Frau den Schädel eines Mannes, der mehrmals neu bepflastert und rot bemalt wurde, in den Händen. Angeblich wurde der Schädel bis zum Zeitpunkt des Begräbnisses der Frau aufbewahrt (14). Dieses Ritual erinnert an den übermodellierten Schädel aus Jericho aus der Epoche Präkeramisches Neolithikum A (10.200-8.800 v. Chr.).

Abbildungsverzeichnis


Abb. 1 nach K. Schmidt in: Sie bauten die ersten Tempel. Das rätselhafte Heiligtum der Steinzeitjäger, München (2006), Abb. 7, S. 45.

Abb. 2 nach K. Schmidt: ebenso, Abb. 77, S. 169.

Abb. 3 nach K. Schmidt: ebenso, Abb. 51, S. 134.

Abb. 4 nach K. Schmidt: ebenso, Abb. 46, S. 123.

Abb. 5 nach I. Hodder in: Catal Höyük Excavation, Dexter, Mi, USA (2014), Abb. 33.3, S. 624.

Abb. 6 nach J. Mellaart in: Catal Höyük A Neolithic Town in Anatolia, London (1967), Abb. 54, S. 98.

Abb. 7 nach J. Mellaart: ebenso, Abb. 70-71, S. 141.

ZEITTAFEL I:
Fruchtbarer Halbmond
Zeitraum 2.000.000 - 1.200 v. Chr.


Paläolithikum (Altsteinzeit) Jägerkulturen in der Eiszeit 2.000.000-10.000
Spätpaläolithikum (Jungsteinzeit - Natufien-Kultur - Holozän) 13.000-10.200
Präkeramisches Neolithikum A : PPNA 10.200-8.800
Präkeramisches Neolithikum B : PPNB 8.800-6.900
Präkeramisches Neolithikum C : PPNC 6.900-6.500
Präneolithikum : PN 6.500-6.000
Chalkolithikum (Steinkupferzeit) 6.000-3.300
Bronzezeit 3.300-2.000
Eisenzeit 1.200-450

Abb. 1: Der fruchtbare Halbmond

Abb. 2: Steinkreis mit T-Kopf-Pfeilern (Göbekli Tepe, Südost-Türkei)

Abb. 3: T-Kopf-Pfeiler mit Relief eines lebensgroßen Fuchses (Göbekli Tepe, Südost-Türkei)

Abb. 4: T-Kopf-Pfeiler mit Tiergruppe Stier, Fuchs und Kranich (Göbekli Tepe, Südost-Türkei)

Abb. 5: Rekonstruktion von Häusern in Catal Höyük, Südost-Türkei

Abb. 6: Szene einer Hirschjagd, Wandmalerei in Catal Höyük, Südost-Türkei

Abb. 7: Doppelgöttin aus Marmor – Catal Höyük, Südost-Türkei

1 Pullar, J.: »Early Civilization in the Zagros«, Iran - Journal of the British Institut of Persian Studies 15 (1977), S. 15-27.

2 Caubert, A. und Pouryssegur, P.: »Alter Orient 12000-300 v. Chr.«, Paris (1998), S. 18.

3 Schmidt, K.: »Sie bauten die ersten Tempel. Das rätselhafte Heiligtum der Steinzeitjäger«, München (2006), S. 8-9.

4 Schmidt, K.: ebenso, S. 98.

5 Schmidt, K.: ebenso, S. 108 ff.

6 Schmidt, K.: ebenso, S. 257.

7 Schmidt, K. : ebenso, S. 179-183.

8 Schmidt, K.: ebenso, S. 255.

9 Seyed-Ashraf, H.: »Metropolen des Alten Orients«, Norderstedt (2016), S....

Erscheint lt. Verlag 21.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
ISBN-10 3-7597-0967-2 / 3759709672
ISBN-13 978-3-7597-0967-7 / 9783759709677
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