Der Baum des Lebens (eBook)
380 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-6899-4 (ISBN)
Israel Regardie, auch bekannt als Francis Israel Regardie, geboren als Israel Regudy (17. November 1907-10. März 1985), war Okkultist, Schriftsteller und persönlicher Sekretär und Transkriptionist von Aleister Crowley. Er ist weithin bekannt für seine Bücher und Kommentare zum Hermetic Order of the Golden Dawn.
KAPITEL ZWEI
ES ist sehr wahrscheinlich, dass mit donnerndem Lärm aus bestimmten Quellen die Verurteilung kommen wird, dass sich das in diesem Werk als Magie bezeichnete System ausschließlich auf jenes Prinzip in der Konstitution des Menschen bezieht, welches ausschließlich die niedere Natur betrifft. Aufgrund dieser Klassifizierung ist nicht schwer vorauszusehen, dass die gesamte theurgische Technik beispielsweise in theosophischen Kreisen generell als „Psychismus“ verurteilt wird. Tatsächlich ist diese Verurteilung, wie nur wenige Studien zeigen müssen, fehl am Platz und völlig ungerechtfertigt. Um diese Ansicht für alle Zeiten zu korrigieren, wurde für die Leserschaft der Baum des Lebens herausgegeben. Ich verabscheue diese theosophische Ausdrucksweise. Es muss mir gestattet sein, meinen Hass auf ihre allzu oberflächliche Klassifizierung und ihre ständige Bereitschaft, Dinge, die nicht völlig verstanden werden, mit beißenden Etiketten zu versehen, zu äußern. Wäre es nicht so, dass ich so tiefe Gefühle für die Magie hätte – und in ihr die Mittel finden könnte, das Himmelreich mit Gewalt zu erstürmen – dieser theosophische Missbrauch und die beabsichtigte Kritik zu Recht ignoriert und in jene Sphäre der Verachtung verbannt werden würde, in die sie zu Recht gehört. Es gab insgesamt zu viele Missverständnisse darüber, was Magie ist und was sie bezweckt, und es ist an der Zeit, diesen ständigen Quell der Verwirrung ein für alle Mal zu beseitigen, indem die elementaren Prinzipien ihrer Kunst dargelegt werden.
In ihren berühmten Dzyan-Strophen, auf denen die gesamte Geheimlehre als Kommentar basiert, informiert uns Madame Blavatsky, dass jeder Mensch ein Schatten oder ein Funke einer Gottheit von höchster Weisheit, Macht und Spiritualität ist. Diese fühlenden Wesen werden von einer der theurgischen Autoritäten Götter oder universelle Essenzen genannt. Eine moderne theosophische Autorität, Dr. Gottfried de Purucker, schreibt: „Der beste Teil der Konstitution des Menschen ist in jedem Fall ein Kind des spirituellen Teils der einen oder anderen der herrlichen Sonnen, die im grenzenlosen Raum verstreut sind. Ihr seid Götter in eurem Innersten, Atome einer spirituellen Sonne ...“ Die Definition, die einem Gott in der Geheimlehre gegeben wird, ist die eines hierarchischen Wesens, das in den entferntesten Epochen evolutionärer Bemühungen vor langer, langer Zeit einmal ein Mensch war, so wie wir es heute sind. Durch Anstrengung und bewussten Fortschritt vereinigte es sich mit jener spirituellen Realität, die sich in allen Verästelungen und Grundlagen des Universums ausbreitete. Zum Zeitpunkt der Vereinigung blieb jedoch die wesentliche Individualität der Erfahrung erhalten. Doch die Persönlichkeit transzendierte, das Wesen nahm seine natürliche Rolle als Herrscher oder Regent des Universums oder eines bestimmten Teils oder Aspekts des Universums wieder ein. Da der Mensch nach dieser Definition der Funke eines so erhabenen Bewusstseins ist, ein Kind der kosmischen Götter, gibt es keine Alternative zu seinem Lebensweg, als dass er eine Vereinigung mit seinen spirituellen Vorfahren anstreben sollte. Dieser Vereinigung verdankt die Magie ihren Ursprung und ihre Existenzberechtigung.
Auf diesen Seiten hoffe ich zu zeigen, dass die Technik der Magie in größter Übereinstimmung mit den Traditionen der Antike steht und dass sie die ausdrückliche oder implizite Billigung der besten Autoritäten besitzt. Jamblichus, der göttliche Theurg, hat in seinen verschiedenen Schriften viel über Magie zu sagen; ebenso gibt es bei Proklos und Porphyrios und sogar in der modernen maßgeblichen theosophischen Literatur dunkle Hinweise auf die göttliche Magie, die nicht erklärt und nie näher erläutert werden. Gegen Ende dieses Buches werden mehrere großartige Anrufungen aus gnostischen Aufzeichnungen und den verschiedenen Rezensionen des Totenbuchs vorgestellt, und in anderen dieser Kapitel finden sich Abhandlungen, die auf ägyptischen und kabbalistischen magischen Konzeptionen basieren.
Jede beiläufige Zusammenfassung von Magie mit einem einzigen Wort „Psychismus“ ist, gelinde gesagt, völlig absurd. Ich kenne jedoch Theosophen und erkenne die Notwendigkeit, ihren Einwänden mit einer umfassenden Antwort zuvorzukommen. Der Magier muss seine ganze Natur unter Kontrolle haben; jedes konstituierende Element seines Wesens muss durch Willenskraft bis zum höchsten Grad der Vollkommenheit entwickelt werden. Kein Prinzip darf unterdrückt werden; jedes ist ein Aspekt des höchsten Geistes und muss seinen eigenen Zweck und seine eigene Natur erfüllen. Wenn sich der Theurg beispielsweise auf Astralreisen begibt – gegen diesen Teil des Großen Werkes werden in erster Linie theosophische Einwände erhoben –, dann aus drei Hauptgründen. Erstens, damit er im sogenannten Astrallicht eine genaue Widerspiegelung seiner selbst in all seinen verschiedenen Teilen, Eigenschaften und Eigenschaften wahrnehmen kann, wobei eine Untersuchung dieser Widerspiegelung ganz natürlich zu einer Art Selbsterkenntnis führt.
Zweitens ist die Definition des Astrallichts aus magischer Sicht äußerst weit gefasst und umfasst alle subtilen Ebenen oberhalb oder innerhalb der physischen, und das Ziel des Magiers ist es, ständig in die feurigeren und klareren Bereiche der spirituellen Welt aufzusteigen. Die gröberen Elemente der Sphäre von Azoth mit ihren sinnlichen Bildern und getrübten, undurchsichtigen Visionen müssen immer transzendiert und weit hinter sich gelassen werden. Eliphas Levi geht so weit, aus praktischen Gründen nur zwei große Unterteilungen der Ebenen im Universum vorzunehmen: die physische Welt und die spirituelle Welt. Drittens: Bevor dieser besondere Teil der unsichtbaren Welt transzendiert werden kann, muss er in jedem seiner Aspekte erobert und gemeistert werden. Alle Bewohner dieser Sphäre müssen dazu gebracht werden, sich dem Magier und seinen magischen Symbolen zu unterwerfen und der Realität des königlichen Willens, den sie symbolisieren, eindeutig zu gehorchen. Auf unserer Ebene und in unserem täglichen Bereich der gewöhnlichen Erfahrung sind Symbole lediglich willkürliche Darstellungen einer inneren, verständlichen Bedeutung. Sie sind sozusagen die sichtbaren Signaturen einer metaphysischen oder spirituellen Gnade. Im Astrallicht jedoch nehmen diese Symbole eine unabhängige Existenz an, die ihre greifbare Realität offenbart, und daher sind sie von größter Bedeutung. Der Magier unternimmt Beschwörungen nicht aus Neugier oder um seinen Durst nach Macht zu stillen, sondern mit dem alleinigen Ziel, diese verborgenen Facetten seines eigenen Bewusstseins in den Bereich seines Willens zu bringen und sie so seiner Herrschaft zu unterwerfen.
Psychismus kann vielleicht so definiert werden, dass sein Ziel die Stimulation und Erhaltung des niederen Selbst auf Kosten oder in Unkenntnis des höheren Selbst ist. Dies ist eine Abscheulichkeit, die die strengste Kritik verdient. In der Magie wird kein Versuch unternommen, Kräfte um ihrer selbst willen oder für irgendeinen niederen oder schändlichen Zweck zu erwerben. Jede erworbene Kraft muss sofort dem Willen untergeordnet und an ihrem eigenen Platz und in der richtigen Perspektive gehalten werden. Diese Frage der Kräfte ist, wie ich hinzufügen möchte, eine höchst merkwürdige, die erst seit dem Aufkommen des Kults des Spiritualismus und der Gründung theosophischer Organisationen in der Öffentlichkeit größere Bedeutung erlangt hat. Warum Einzelpersonen – insbesondere einige Theosophen – um ihrer selbst willen nach astralen oder anderen okkulten Kräften gieren oder darüber nachdenken sollten, zeugt von einer pathologischen Krankhaftigkeit und übersteigt als solche mein Verständnis. Zu Beginn seiner Karriere muss der Magier verstehen, dass sein einziges Streben nach seinem Höheren Selbst, seinem Heiligen Schutzengel, gerichtet ist und dass alle Fähigkeiten, die er erlangt, auf dieses Streben ausgerichtet sein müssen. Jede kleinere Arbeit muss mit einem eindeutigen spirituellen Motiv ausgeführt werden. Ein Streben nach etwas Anderem als dem Heiligen Schutzengel stellt in Wirklichkeit und mit nur wenigen Ausnahmen einen Akt schwarzer Magie dar und ist daher im höchsten Maße abscheulich. Es muss daher für alle offensichtlich sein, dass Psychismus als Wunsch nach abnormalen psychischen Kräften als Selbstzweck der Absicht und dem Zweck dieser Technik völlig fremd ist.
Ein weiterer Einwand, der wahrscheinlich erhoben wird, ist, dass Magie zu einem Dasein als Medium führen kann. Auch dies ist aus einer Vielzahl von Gründen ein falscher Tadel. Es wurde richtig festgestellt, dass sowohl das Medium als auch der Magier Trance kultivieren. Aber damit hört die Genauigkeit der Beobachtung auf, denn es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen den jeweiligen Bewusstseinszuständen. Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt es den abgedroschenen Ausdruck, dass Genie und Wahnsinn miteinander verbunden sind. Der wirkliche Unterschied besteht darin, dass in dem einen Fall das Schwerkraftgleichgewicht...
Erscheint lt. Verlag | 30.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Geisteswissenschaften | |
Schlagworte | Aleister Crowley • Baum des Lebens • Israel regardie • Magie • Okkultismus |
ISBN-10 | 3-7693-6899-1 / 3769368991 |
ISBN-13 | 978-3-7693-6899-4 / 9783769368994 |
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