Papa, bin ich noch links? (eBook)
780 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-5926-8 (ISBN)
Und jetzt kommts: Jede Gemeinsamkeit ist für Agenten gleichzeitig immer auch eine Schwelle, die von deren Betreten (Wahrnehmung) bis hin zur maximalen Angepasstheit verläuft. Befindet sich ein Agent in einer Gemeinsamkeit, so basiert der Anpassungsprozess an jene immer auf diesen beiden Gewaltaspekten gleichzeitig, da sich der Agent währenddessen IMMER auf der Schwelle aufhält, also miniert wird. Miniertheit bedeutet also für einen Agenten, dass von der Schwelle der Gemeinsamkeit a, die er teilt, immer eine Gewalt ausgeht, die verhindern möchte, dass er sie überschreitet, die ihn also zum Verweilen zwingt, wie auch eine Gewalt, die ihn einlädt, die Schwelle zu überschreiten. Die Schwellenhaftigkeit von a bedeutet somit einen Zwang zum gleichzeitigen Teilen und Nicht-Teilen von Gemeinsamkeit, der dazu führt, dass ein Agent die Gemeinsamkeit, an die er sich anpasst, nie 1:1 in sich aufnehmen kann. Trotz vermeintlicher Angepasstheit an bestimmte Gemeinsamkeiten wird der Agent durch die Gewalt der Miniertheit ständig zum Verlassen jener Gemeinsamkeit gezwungen, dem er mittels Gewalt entgegenwirkt, um sie weiterhin zu teilen, was ihm aber nie vollkommen gelingt. Maximale, dauerhafte Angepasstheit an festgelegte Gemeinsamkeiten kann also nur durch entsprechende Gewalt erreicht werden und bedeutet selbst dann nur ihre weitgehende Beibehaltung durch die Agenten. Analog bedeutet die Wiederholung eines Experiments nur die weitgehende Wiederherstellung der Gemeinsamkeiten der Experimentkomponenten durch Gewalt.
Woher kommt die Gewalt?
Aus der Bewertung! Die Gewalt durch die Miniertheit hat dieselbe Ursache wie die imperative Gewalt, die Agenten in Gemeinsamkeitenbündel zwingt und deren integrierte Gemeinsamkeiten so miteinander verklebt. Auch der echte Zufall verschiebt die Bewertung von Gemeinsamkeiten und ist sie zugleich selbst. Er bewertet die Richtungen, in die das Doppelpendel fallen kann, wodurch er zur Quelle von Gewalt wird. Gemeinsamkeiten geben hingegen die Blaupause für das Angepasstheitsverhalten der sie teilenden Agenten vor, die Determiniertheit. Determiniertheit übt aber keinen bestimmten Zwang aus, jener zu folgen bzw. eine andere für sie zu verlassen. Sich das Gesicht grün anzumalen, ist nicht zu jeder Zeit und überall gleich wichtig, obwohl das Ergebnis immer das gleiche wäre. Miniertheit hingegen bewirkt die (Nicht)Transzendenz von Gemeinsamkeitengrenzen. Anders gesagt: Determiniertheit gibt den Mechanismus strikter Kausalität vor, Miniertheit erzwingt sie, ohne selbst strikt kausal verursacht worden zu sein. Gewalt ist daher zwar unabhängig von Determination durch Gemeinsamkeiten, übt aber einen bewertungsinduzierten Zwang der Agenten hin zur Determiniertheit innerhalb einer bestimmten Gemeinsamkeit aus. Stelle dir mehrere Spiegel vor. In jedem spiegelt sich das gleiche Original. Das Spiegelbild des Originals ist gleichzeitig die Gemeinsamkeit, die alle Spiegelbilder teilen (sollten) und mit der sie Identität anstreben. Ist es maximal bewertet, werden die Spiegel ständig blank geputzt. Ebenfalls muss Gewalt angewandt werden, um einzelne Spiegelbilder aus der Gemeinsamkeit herauszuholen: Man muss sie zerschlagen. Ein weiteres Beispiel sind die Übergänge zwischen den Aggregatzuständen des Wassers. Das Verhalten als Flüssigkeit, wie auch als Dampf, ist prinzipiell determiniert. Doch der Übergang zwischen beiden braucht äußere Gewalt, und zwar gegen die innere Gewalt der Gemeinsamkeit selbst. Im Übergang zwischen den beiden Zuständen, auf den Schwellen, wird das Verhalten im Einzelnen unvorhersehbar. Einige Bereiche der besagten Flüssigkeit haben sich bereits in Dampf verwandelt, andere nicht. Gleichzeitig ist, global gesehen, das Temperaturverhalten des Wassers wieder eine determinierende Gemeinsamkeit aller Agenten, die Wasser beinhalten.
Jedes Bedürfnis zur Anpassung braucht also Bewertung.
Jede(s) Anpassung(sbedürfnis) ist auf Motivationen zurückzuführen, die aus der Bewertung folgen. Motivation oder motivierter Gewalt steht die Gewalt der Schwelle bzw. die Barrierengewalt gegenüber, ist ihr entgegengesetzt. Stelle dir eine Gemeinsamkeit a mit der Bewertung a vor. Der motivierten Gewalt zur Transzendenz (aus a heraus) stellt sich die Barrierengewalt entgegen, die eine Verharrung anstrebt. Andererseits steht der motivierenden Gewalt zum Verharren in a eine Barrierengewalt entgegen, die eine Transzendenz heraus aus der Gemeinsamkeit anstrebt. Transzendenz und Verharren sind in der Miniertheit äquivalent, denn die erstere ist ein permanentes Nichtverharren und die letzter eine permanente Rücktranszendenz bezüglich einer Gemeinsamkeit, weswegen das Verharren nicht ausschließlich als Passivität zu sehen ist. Die Stärke der Miniertheit ergibt sich aus der Bewertung zu verlassender und zu betretender Gemeinsamkeit mit den jeweiligen Werten a und b. Man könnte auch sagen, dass der Agent in a der bewertungsinduzierten Motivation ausgesetzt ist, entweder in einer höherbewerteten Gemeinsamkeit zu verharren, eine niedriger bewertete zu vermeiden oder eine höherbewertete zu betreten, wobei ihm jedoch gleichzeitig eine Barriere, die aus der gleichen Bewertung stammt, die jeweilige (Nicht)Transzendenz erschwert.
Ich bezeichne die Motivation als m=|a-b| und die Barrierenhöhe als h=(m+1)/2. Der Offset von 1/2 ergibt sich aus der Annahme, dass die Schwelle selbst eine Restbewertung besitzt, die sie grundsätzlich erhöht. Transzendenz zwischen oder Verharren in Gemeinsamkeiten erfolgen nur bei einer von null verschiedenen Motivation. Aus dieser Festlegung ergeben sich mehrere Fälle:
- m<1 → h>m: Die Barrierengewalt ist aufgrund der niedrigen Bewertung immer höher als die motivierte Gewalt zum Verharren (bei a>b) oder zum Transzendieren (bei a<b). Im ersteren Fall leistet der Agent keinen erfolgreichen Widerstand gegen seine Verschiebung in Gemeinsamkeit b durch die Gewalt von h. Im zweiteren Fall kann die Motivation zur Transzendenz die Barrierengewalt nicht überwinden. In beiden Fällen vermeidet der Agent die höherbewertete Gemeinsamkeit.
- m=1 → h=m=1: Motivation und Barriere sind gleich groß.
- m>1 → h<m: Die Barriere ist aufgrund der hohen Bewertung immer niedriger als die Motivation. Entweder wehrt sich der Agent erfolgreich gegen seine Verschiebung (a>b) oder er transzendiert (a<b). In beiden Fällen vermeidet der Agent die niedrigbewertete Gemeinsamkeit zugunsten der höherbewerteten.
- h=0: nicht erreichbar.
- h=1/2: minimale Barrierenhöhe, allerdings ohne jede Motivation.
Dieselben Gemeinsamkeiten sind höher bewertet, wenn sie existieren (f oder ff), im Vergleich zur Nichtexistenz j. Transzendenz von ff nach f oder gar j ist daher, vom jeweiligen Agenten aus gesehen, unattraktiv.
Beim Doppelpendel reicht eine geringe Transzendenz-/Verharrungsgewalt aus, denn die Barriere ist niedrig. Massiv verstärkte, echte Zufälle können jedoch auch hohe Schwellen überwinden. Bedenke, dass die Gewaltanwendung für Transzendenz/Verharren zwar motiviert wird, sich jedoch an der Schwellenhöhe orientieren muss. Somit existiert eine Differenz zwischen Motivation und Schwellenhöhe/Gewaltanwendung, eine Art Gewaltpotenzial von p=|m-h|=|m-1|/2. Zwei integrierte Gemeinsamkeiten, d.h., bei gleichzeitigem Aufenthalt der Agenten in beiden, müssen sie sich ständig gegenseitig positiv bewerten. Die ständige Umbewertung lässt vermuten, dass nur kleine relative Bewertungsunterschiede, damit geringe Motivationen, in jedem Fall eine niedrige Schwellenhöhe für die Integration notwendig sind. Somit senkt Integration die Gewalt(anwendung) durch die hierfür nötige Umbewertung auf ein Minimum ab und das Gewaltpotenzial auf null. In einem ZIG bewerten sich die inneren Gemeinsamkeiten abwechselnd/agentenspezifisch in einer Weise positiv, dass die Schwellenhöhe zwischen ihnen und die Gewalt minimal werden, unabhängig davon, wie stark sie gegenüber anderen Gemeinsamkeiten bewertet sind. Gemeinsamkeiten, die zueinander nicht niedrig genug bewertbar sind, können nicht integriert werden. Begrenzte Gewalt sorgt wiederum für eine hohe Ähnlichkeit, d.h. geringe Identität und geringe Verschiedenheit gleichzeitig, was durch unendliche oder nichtvorhandene Gewalt nicht erreicht würde. Gewaltbegrenzung scheint daher ausschlaggebend für die selbstÄhnliche Existenz zu sein. Beachte, dass die Gemeinsamkeiten selbst für diese Betrachtungen keine Rolle spielen. Auch bei gleichen Gemeinsamkeiten beidseits der Schwellen würde die Bewertung die Miniertheit bestimmen. Werte können, wie Gemeinsamkeiten, erinnert werden, die Anpassung ist aber immer eine Anpassung an durch sie definierte Gemeinsamkeiten. Jedes Gesetz basiert, obwohl es die betreffenden Gemeinsamkeiten reflektiert, zuerst auf Gewalt und nicht auf Determinismus, denn es reflektiert auch den integrierenden Zwang der Gemeinsamkeiten.
Wie steht der Begriff "Sinn" zum "Wert"?
IntegrationsWerte sollen Agenten dazu bringen, sich an bestimmte Gemeinsamkeiten (nicht) anzupassen oder zumindest...
Erscheint lt. Verlag | 25.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie |
Schlagworte | Kapitalismus • Kritische Theorie • Limenistik • Philosophiesystem • Schwellen und Grenzen |
ISBN-10 | 3-7693-5926-7 / 3769359267 |
ISBN-13 | 978-3-7693-5926-8 / 9783769359268 |
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