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Handbuch ADHS (eBook)

Grundlagen, Klinik, Therapie und Verlauf der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
524 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-044011-1 (ISBN)
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Dieses Handbuch bietet einen perspektivenreichen Überblick über das umfangreiche Wissen zur ADHS. Dabei werden die Grundlagen der Klassifikation und Epidemiologie, aktuelle Forschungsbefunde zu den Ursachen sowie den vielfältigen Aspekten von Klinik, Untersuchung, Therapie und Verlauf der ADHS vermittelt. Die verschiedenen Beiträge basieren auf den Kenntnissen und Erfahrungen führender Expertinnen und Experten in Forschung, klinischer Praxis und evidenzbasierter Medizin. Die 3. Auflage wurde umfassend aktualisiert.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Hans-Christoph Steinhausen ist emeritierter Ordinarius sowie Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychologie an den Universitäten Aalborg, Basel, Odense und Zürich. Prof. Dr. sc. hum. Manfred Döpfner ist emeritierter Professor für Psychotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und Leiter des Ausbildungsinstituts für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP). Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Martin Holtmann ist Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie und Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum. Prof. Dr. med. Alexandra Philipsen ist Ordinaria und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Prof. Dr. med. Aribert Rothenberger ist emeritierter Ordinarius und ehemaliger Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Göttingen. Mit Beiträgen von: Aribert Rothenberger, Hans-Christoph Steinhausen, Hans-Christoph Steinhausen, Tobias Banaschewski, Myriam Bea, Andreas Becker, Daniel Brandeis, Roberto D`Amelio, Renate Drechsler, Anja Görtz-Dorten, Hartmut Heinrich, Bernhard Kis, Gregor Kohls, Kerstin Konrad, Alexandra Philomena Lam, Swantje Matthies, Aylin Mehren, Paul Plener, Wolfgang Retz, Petra Retz-Junginger, Veit Roessner, Michael Rösler, Ingrid Schubert, Stephanie Schürmann, Esther Sobanski, Johannes Streif, Tanja Wolff und Metternich-Kaizman.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Hans-Christoph Steinhausen ist emeritierter Ordinarius sowie Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychologie an den Universitäten Aalborg, Basel, Odense und Zürich. Prof. Dr. sc. hum. Manfred Döpfner ist emeritierter Professor für Psychotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und Leiter des Ausbildungsinstituts für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP). Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Martin Holtmann ist Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie und Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum. Prof. Dr. med. Alexandra Philipsen ist Ordinaria und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Prof. Dr. med. Aribert Rothenberger ist emeritierter Ordinarius und ehemaliger Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Göttingen. Mit Beiträgen von: Aribert Rothenberger, Hans-Christoph Steinhausen, Hans-Christoph Steinhausen, Tobias Banaschewski, Myriam Bea, Andreas Becker, Daniel Brandeis, Roberto D`Amelio, Renate Drechsler, Anja Görtz-Dorten, Hartmut Heinrich, Bernhard Kis, Gregor Kohls, Kerstin Konrad, Alexandra Philomena Lam, Swantje Matthies, Aylin Mehren, Paul Plener, Wolfgang Retz, Petra Retz-Junginger, Veit Roessner, Michael Rösler, Ingrid Schubert, Stephanie Schürmann, Esther Sobanski, Johannes Streif, Tanja Wolff und Metternich-Kaizman.

2        Definition und Klassifikation


Hans-Christoph Steinhausen


Die für ADHS charakteristischen Kernmerkmale der Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung und Impulsivität stellen zwar keine Krankheitseinheit dar, können andererseits aber gemäß dem nosologischen Denken der Medizin aufgrund ihrer Verknüpfung als psychiatrisches Syndrom betrachtet werden. Entsprechend hat sich in der psychiatrischen Klassifikation des Störungsbildes eine Reihe von Bezeichnungen herausgebildet, von denen der Begriff des »Hyperkinetischen Syndroms« mit der ICD-9 international über lange Zeit große Verbreitung gefunden hat. Mit dem Erscheinen der ICD-10 ist er durch die Bezeichnung »Hyperkinetische Störungen« ersetzt worden. In Nordamerika wurde unter dem Einfluss der Diagnostic and Statistical Manuals (DSM), dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association (APA), seit den 1980er Jahren der Begriff der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) etabliert.

Dieser stärker an den Verhaltensmerkmalen orientierte Begriff hat sich international in der Zwischenzeit trotz der für die Krankenversicherer noch verbindlichen Klassifikation nach der ICD-10 stärker durchgesetzt als die in diesem System enthaltenen Bezeichnung der Hyperkinetischen Störung (HKS). Tatsächlich wird mit ADHS die verhaltensorientierte Definition der Störung besser zum Ausdruck gebracht, während die Hyperkinetische Störung eigentlich eine spezielle neurologische Bewegungsstörung impliziert. In Wirklichkeit liegt bei den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aber eine allgemein erhöhte Unruhe vor. Mit der ICD-11 ist die Bezeichnung sinnvollerweise in Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung geändert worden.

Kasten 2.1:    Forschungskriterien für hyperkinetische Störungen gemäß ICD-10

G1.  Unaufmerksamkeit: Mindestens sechs Monate lang mindestens sechs der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

        Die Kinder:

1.  sind unaufmerksam gegenüber Details oder machen Sorgfaltsfehler bei den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten

2.  sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrechtzuerhalten

3.  hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird

4.  können oft Erklärungen nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellem Verhalten oder weil die Erklärungen nicht verstanden werden)

5.  sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren

6.  vermeiden ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die häufig geistiges Durchhaltevermögen erfordern

7.  verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z. B. für Schularbeiten, Bleistifte, Bücher, Spielsachen und Werkzeuge

8.  werden häufig von externen Stimuli abgelenkt

9.  sind im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich.

G2.  Überaktivität: Mindestens sechs Monate lang mindestens drei der folgenden Symptome von Überaktivität in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

        Die Kinder:

1.  fuchteln häufig mit Händen und Füßen oder winden sich auf den Sitzen

2.  verlassen ihren Platz im Klassenraum oder in anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird

3.  laufen häufig herum oder klettern exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend

4.  ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen entspricht dem nur ein Unruhegefühl)

5.  sind häufig unnötig laut beim Spielen oder haben Schwierigkeiten bei leisen Freizeitbeschäftigungen

6.  zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivitäten, die durch den sozialen Kontakt oder Verbote nicht durchgreifend beeinflussbar sind.

G3.  lmpulsivität: Mindestens sechs Monate lang mindestens eines der folgenden Symptome von Impulsivität in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

        Die Kinder:

1.  platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage beendet ist

2.  können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten, bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe kommen

3.  unterbrechen und stören andere häufig (z. B. mischen sie sich ins Gespräch oder Spiel

4.  anderer ein)

5.  reden häufig exzessiv ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren.

G4.  Beginn der Störung vor dem siebten Lebensjahr

G5.  Sitautionsunabhängigkeit: Die Kriterien sollten in mehr als einer Situation erfüllt sein z. B. sollte die Kombination von Unaufmerksamkeit und Überaktivität sowohl zuhause als auch in der Schule bestehen oder in der Schule und an einem anderen Ort, wo die Kinder beobachtet werden können z. B. in der Klinik. (Der Nachweis situationsübergreifender Symptome erfordert normalerweise Informationen aus mehr als einer Quelle. Elternberichte über das Verhalten im Klassenraum sind z. B. meist unzureichend.)

G6.  Die Symptome von G1. – G3. verursachen deutliches Leiden oder Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit.

G7.  Die Störung erfüllt nicht die Kriterien für eine tiefgreifende Entwicklungsstörung (F84), eine manische Episode (F30), eine depressive Episode (F32) oder eine Angststörung (F41).

2.1        Klassifikation nach der ICD


Das System der ICD befindet sich gegenwärtig im weiteren Wandel. Im Frühsommer 2019 wurde die ICD-11 veröffentlicht, die am 1. Januar 2022 in Kraft trat. Die definitive Einführung wird jedoch noch einige Jahre benötigen, um vollständig in die Versorgungssysteme integriert zu werden. Daher wird es in einer Übergangszeit zu einem parallelen Gebrauch von ICD-10 und ICD-11 kommen, sodass hier beide Klassifikationen von ADHS dargestellt werden müssen.

Gemäß Definition in der International Classification of Diseases, Tenth Revision (ICD-10; Dilling et al. 1991) – sind Hyperkinetische Störungen (Code F90) durch folgende Merkmale charakterisiert:

1.  früher Beginn,

2.  die Kombination von überaktivem, wenig moduliertem Verhalten mit deutlicher Unaufmerksamkeit und Mangel an Ausdauer bei Aufgabenstellungen und

3.  Unabhängigkeit dieser Verhaltenscharakteristika von spezifischen Situationen sowie Beständigkeit über längere Zeit.

Im Rahmen der diagnostischen Leitlinien der ICD-10 werden die beeinträchtigte Aufmerksamkeit und die Überaktivität als die für die Diagnose notwendigen Kardinalsymptome herausgestellt:

»Die beeinträchtigte Aufmerksamkeit zeigt sich darin, dass Aufgaben vorzeitig abgebrochen und Tätigkeiten nicht beendet werden. Die Kinder wechseln häufig von einer Aktivität zur anderen, wobei sie anscheinend das Interesse an einer Aufgabe verlieren, weil sie zu einer anderen hin abgelenkt werden (wenn auch Laboruntersuchungen nicht regelmässig ein ungewöhnliches Ausmaß an sensorischer oder perzeptiver Ablenkbarkeit zeigen). Diese Aspekte mangelnder Aufmerksamkeit und Ausdauer sollten nur dann diagnostiziert werden, wenn sie im Verhältnis zum Alter und Intelligenzniveau des Kindes sehr stark ausgeprägt sind.

Überaktivität bedeutet exzessive Ruhelosigkeit, besonders in Situationen, die relative Ruhe verlangen. Situationsabhängig kann sie sich im Herumlaufen oder Herumspringen äußern, im Aufstehen, wenn dazu aufgefordert wurde, sitzenzubleiben; in ausgeprägter Redseligkeit und Lärmen oder im Wackeln und Zappeln. Beurteilungsmaßstab sollte sein, dass die Aktivität im Verhältnis zu dem, was in der gleichen Situation von gleichaltrigen Kindern mit gleicher Intelligenz zu erwarten wäre, extrem ausgeprägt ist. Dieses Verhaltensmerkmal zeigt sich am deutlichsten in strukturierten und organisierten Situationen, die ein hohes Maß an eigener...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2024
Co-Autor Tobias Banaschewski, Myriam Bea, Andreas Becker, Daniel Brandeis, Roberto D'Amelio, Renate Drechsler, Anja Görtz-Dorten, Hartmut Heinrich, Bernhard Kis, Gregor Kohls, Kerstin Konrad, Alexandra Philomena Lam, Swantje Matthies, Aylin Mehren, Wolfgang Retz, Petra Retz-Junginger, Veit Roessner, Michael Rösler, Ingrid Schubert, Stephanie Schürmann, Esther Sobanski, Johannes Streif, Tanja Wolff-Metternich, Paul Plener
Zusatzinfo 29 Abb.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie
Schlagworte ADHS • ADS • Aufmerksamkeitsstörung • Hyperaktivität • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie • Kinder- und Jugendpsychiatrie
ISBN-10 3-17-044011-X / 317044011X
ISBN-13 978-3-17-044011-1 / 9783170440111
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