Christus (m/w/d) (eBook)

Eine Geschlechtergeschichte
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2024 | 1. Auflage
398 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-82239-1 (ISBN)

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Christus (m/w/d) -  Anselm Schubert
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Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden. Aber warum als Mann? Anselm Schubert zeigt in seiner faszinierenden Darstellung, dass von der Antike bis zur Gegenwart immer auch andere - weibliche oder androgyne - Christusbilder wirkmächtig waren, und führt uns so ein unbekanntes, erstaunlich diverses Christentum vor Augen. In der Antike war vollkommenes Menschsein gleichbedeutend mit vollkommener Männlichkeit: Christus musste daher ein Mann sein - und keusch bis hin zur Asexualität. Im Mittelalter waren die Geschlechterordnungen weniger starr: Theologen diskutierten, ob Christus auch als Frau hätte Mensch werden können. Die Mystik feierte Christus als männlichen Bräutigam oder weibliche Inkarnation Gottes. Kabbalisten, Alchemisten und Prophetinnen der Frühen Neuzeit erhofften sich von einem androgynen Christus die Vollendung beider Geschlechter. Erst im 19. Jahrhundert rückte die Frage in den Vordergrund, wie man sich Jesus als 'echten', virilen Mann vorstellen kann. Gegen das betont männliche Bild vom Vater-Gott und seinem Sohn protestierte die feministische Theologie im 20. Jahrhundert mit einem weiblichen Christus. Queere Theolog:innen verkünden einen schwulen, bisexuellen, transsexuellen, intersexuellen oder polyamoren Jesus. Die selbstverständliche Männlichkeit Christi gilt als der letzte blinde Fleck der Christentumsgeschichte. Anselm Schubert bringt in seinem längst überfälligen, meisterhaft geschriebenen Buch Licht ins Dunkel der patriarchalisch geprägten Erzählungen.

Anselm Schubert ist Professor für Neuere Kirchengeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bei C.H.Beck erschien von ihm zuletzt "Gott essen. Eine kulinarische Geschichte des Abendmahls" (2018).

Cover 1
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 7
Einleitung 13
Geschlechterordnungen 14
Zwischen Geschlechtergeschichte und Theologie 16 – Der blinde Fleck 20
I Überwindung: Die eine Männlichkeit Christi in der Antike 23
1. Jesus von Nazareth 25
Der historische Jesus 25
Das Neue Testament 28
2. Geschlecht und Erlösung 31
Medizinische und philosophische Modelle 31
Das Geschlecht Gottes 35 – Adam und Eva 41
Die Aufhebung der Weiblichkeit 43
Die Überwindung der Geschlechtlichkeit 45
Geschlecht und Identität: die westliche Tradition 46
3. Das Geschlecht Christi 48
Irdischer Körper und menschliche Natur 48
Die Keuschheit Jesu 51
Christus als Bräutigam 56
Warum wurde Christus Mann? 58
Christus als Weisheit 60
Der androgyne Christus 62
Christus als geschlechtsloser Erlöser: Maximus Confessor 66
Der letzte Neuplatoniker: Johannes Scotus Eriugena 67
II Leibhaftiges Heil: Die Zwei Identitäten Christi im Mittelalter 71
1. Gott und Geschlecht 73
Mittelalterliche Geschlechtertheorien 73
Gottes Ungeschlechtlichkeit 77
Mystische Männlichkeit und trinitarische Weiblichkeit 78
2. Die Männlichkeit Christi 81
Scholastische Debatten um die Männlichkeit Christi … 81
… und um seine Weiblichkeit 83
Der mystische Bräutigam 85
Die Vorhaut Christi 94
Die Sexualität Christi im Denken der Ketzer 98
Perfiditas Judaeorum 100
Fluchen und Lästern der Laien 102
3. Die Weiblichkeit Christi 104
Ist die menschliche Natur Christi weiblich? 105
Die Brüste Christi 108
Die Seitenwunde als Uterus und Vagina 113
Weiblicher Christus für männliche Leser: Heinrich Seuse 117
Christus als Mutter: Juliana von Norwich 119
Christus wird eine Frau: Guillelma von Mailand 121
Eine Frau wird Christus: die heilige Wilgefortis 125
4. Funktionen der Inkarnation 129
III Verschweigen und Beschwören: Die Drei Geschlechter Christi in der Frühen Neuzeit 135
1. Reformation und Konfessionalismus 137
Kritik der scholastischen Spekulation 137
Luther, Zwingli und Calvin 138 – Distanzierung von der Vorhautreliquie 141
Die Keuschheit Christi 143
Die Schönheit Christi 144
«Sexualität Christi in der Kunst der Renaissance»? 146
Die Männlichkeit Christi in der Querelle des Femmes 152
Männlichkeit als Kondeszendenz: Padron und Agrippa 153
Männlichkeit als Notwendigkeit: Valens Acidalius 155
Männlichkeit als Konzession: Marie de Gournay 156
3. Weibliche Inkarnationen Christi 159
Lebende Heilige 159
Der zweifache Körper Christi: Guillaume Postel 162
Die «Giesuta» von Forli und andere 165
«Female Christ»: Ann Lee und die Shaker 167
Die «Femme-Messieh» der Saint-Simonisten 170
4. Die Androgynität Christi 174
Alchemistische Anfänge 174
Das «Buch von der heiligen Dreifaltigkeit» 177
Paracelsus und die androgyne Gottheit 178
Christus als Gottesgemahlin: Johannes Campanus 180
Valentin Weigels himmlische Eva 182
Jakob Böhmes endzeitlicher Androgyn 183
Die androgyne Braut: Gichtel und Arnold 186
Der Hermaphrodit: Bourignon und Poiret 188
Die Vermehrung Christi in den Wiedergeborenen 190
Frühe Heteronormativität: Zinzendorf und die Herrnhute 194
5. Die Ausdifferenzierung der Geschlechter 198
IV Natur und Dekonstruktion: Die Vielen Männlichkeiten Jesu in der Moderne 203
1. Normative Männlichkeit Jesu 205
Geschlechterpolarität 205
Jesus als wahrer Mann 207
2. Diskussionen um den Verheirateten Jesus 214
Aufklärerisch: Jesus als Essener 214
Akademisch: Jesus als Witwer 217
Religionskritisch: Jesus als Freigeist 220
Der polygame Jesus und die Mormonen 221
Zurück in die literarische Fiktion 226
Theologische Anfragen zur Sexualität Jesu 228
Der schwule Christus 229
The «Gospel of Jesus’ Wife» 231
3. Die Nachkommen Jesu 233
Erste Spuren in Frankreich 233
Enthüllungsbücher und Verschwörungstheorien 234
Das Indien-Narrativ 235
Das Palästina-Narrativ 238 – Das Grals-Narrativ 240 – 1
Maria-Magdalena-Literatur 242 – Die Biologisierung der 1
Heilsgeschichte 243 – Übernatürliche Natürlichkeit 245
4. Die Dekonstruktion der Männlichkeit Jesu 247
Der Mann Jesus in der feministischen Theologie 247
Unerwartete Unterstützung: Karl Rahner 252
Das weibliche Imaginäre: Luce Irigaray 253
Performative Geschlechtsidentität: Judith Butler 254
Queere Befreiungstheologie 255
The multi-gendered Body 259
Intersexueller Christus 260
Epilog: Geschlechtergeschichte und Heilsgeschichte 263
Männlichkeit als Normativität 263
Weiblichkeit: vom sozialen zum biologischen Geschlecht 267
Androgynität: der geteilte Christus 270
Geschlecht, Begehren, Christologie 272
Anhang 275
Dank 277
Anmerkungen 279
Quellen 335
Literatur 357
Bildnachweis 389
Namenregister 391
Zum Buch 397
Vita 398

Erscheint lt. Verlag 21.8.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Asexualität • Christentum • Christologie • Christus • Feminismus • Frau • Geschichte • Geschlechterordnungen • Gott • Jesus • Mann • Mystik • Patriachat • Theologie
ISBN-10 3-406-82239-8 / 3406822398
ISBN-13 978-3-406-82239-1 / 9783406822391
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