42 große Wörter (eBook)

Schlüssel zur Botschaft der Bibel
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-29200-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

42 große Wörter -
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Die Antwort auf die Frage nach Gott, dem Menschen und dem ganzen Rest
42 große Leitwörter erschließen die Botschaft der Bibel in ihrer Gestalt und Lebensrelevanz.

Wer die Bibel liest, verliert sich leicht in der Fülle der Bilder, Vorstellungen und literarischen Formen. Doch es gibt einige Große Wörter, die immer wiederkehren: Leiden, Segen, Schalom, Weisheit ... Sie helfen, den zentralen Themen der Bibel auf die Spur zu kommen.

42 Essays nehmen je ein Stichwort auf, entfalten die Bedeutung des Themas und legen eine Deutungsspur durch die gesamte Bibel. Die Leitworte verbinden sich so zu einem Wegenetz durch das Basisbuch unserer Kultur.

Nach und nach setzt sich die biblische Weltkarte zusammen - mit vielen überraschenden Perspektiven auf Gott und Menschheit, auf das Leben zwischen Geburt und Tod und darüber hinaus.

  • Die Bibel auf den Punkt gebracht - in 42 zentralen Leitwörtern
  • Durchblicke statt unverbundenes Faktenwissen
  • Griffig und verständlich

einzig

Liebesbekenntnis

Ilse Müllner

Nur Du

Für mich gibt es nur Dich allein, Du bist für mich einzigartig: Dieses Liebesbekenntnis gibt dem geliebten Menschen einen besonderen Platz in der Welt. Natürlich wissen wir alle, dass es auch andere Männer, andere Frauen gibt, vielleicht sogar welche, die reicher, schöner, klüger, charmanter sind als der:die Geliebte. Die Einzigkeit des geliebten Menschen ist nicht objektivierbar, nicht begrifflich zu fassen, sondern sie ist Empfindung und Ausdruck der Liebe. Die Wahrnehmung der Einzigkeit in der Liebeserklärung ist nicht das Ergebnis eines Bewerbungsverfahrens, sondern eine Art und Weise, die Größe und Tiefe der eigenen Gefühle zu beschreiben.

In der biblischen Theologie wird Einzigkeit oftmals mit Gott verbunden. Das monotheistische Bekenntnis zum Einen Gott gehört zu den tragenden Säulen der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam. In der Bibel selbst ist dieser Glaube nicht von Anfang an gegeben und daher nicht selbstverständlich, sondern wird erst im Lauf der Geschichte der biblischen Religion immer klarer profiliert. Außerdem ist das Bekenntnis zur Einzigkeit der biblischen Gottheit nicht Ergebnis eines philosophischen Reflexionsprozesses, sondern Ausdruck einer Beziehungserfahrung, die Israel in seinem Grundbekenntnis formuliert: Der Gott Israels ist es, der sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt und in das Land der Freiheit gebracht hat. Keine andere Gottheit im polytheistischen Universum des Alten Orient hat diese Beziehungsgeschichte mit dem Volk Israel. Deshalb ist Gott, der:die Lebendige, für Israel einzig.

Gottesliebe, die aufs Ganze geht

Da gibt es »sechzig Königinnen, achtzig Konkubinen und junge Frauen ohne Zahl« (Hld 6,8). Und doch:

»Sie aber ist eine! Meine Taube, meine Vollkommene!

Eine ist sie für ihre Mutter.

Lauter ist sie für die, die sie geboren hat.

Töchter sehen sie

und preisen sie glücklich

Königinnen und Konkubinen jubeln über sie.« (Hld 6,9)

Für den Geliebten des Hohelieds ist seine Freundin einzigartig. Und auch wenn eine Mutter mehrere Kinder geboren hat, so ist doch jedes einzelne einzigartig und wird auf je eigene Weise geliebt. So kann der Geliebte von der Vollkommenheit seiner Geliebten sprechen und diese Wahrnehmung mit dem Status vergleichen, den jedes Kind bei seiner Mutter hat.

»Mein Geliebter ist mein und ich bin sein!« (Hld 2,16)

In Begriffen der erotischen Liebe wird im Hohelied der Liebe die Zugehörigkeit eines Mannes zu einer Frau, einer Frau zu einem Mann formuliert. Die Beschreibung dieser Liebesbeziehung geht über die sonst in der Bibel herrschenden patriarchalen Über- und Unterordnungsverhältnisse hinaus. In dieser wechselseitigen Verbundenheit sind die beiden einander einzig und beschreiben diese Besonderheit des:r jeweils Anderen in wunderbaren Bildern, die den:die Geliebte:n über alle anderen Menschen hinausheben.

Einzigkeit ist also zunächst ein Begriff der Liebessprache, ein Beziehungswort. Im biblischen Denken wird damit ganz zentral das Gottesverhältnis Israels beschrieben. Im wichtigsten Gebet des Judentums, dem Schema Jisrael (»Höre Israel!«), heißt es:

»Höre Israel, der Lebendige, unser Gott, der Lebendige ist einzig.

Du wirst den Lebendigen, deinen Gott, lieben:

mit deinem ganzen Herzen,

mit deinem ganzen Leben

und mit deiner ganzen Kraft.

Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen sein.« (Dtn 6,4-6)

Die Ausschließlichkeit der Gottesbeziehung wird sprachlich sehr fein ausgedrückt. Bereits auf den ersten Blick fällt die Häufung von Possessivpronomina auf, jenen kleinen sprachlichen Markierungen, die eine Zughörigkeit anzeigen: Der Gott Israels wird als »unser« und »dein« Gott bezeichnet, was betont, wie sehr dieses Verhältnis Beziehung ist. Dem stehen auf der Seite der angesprochenen Menschen Dimensionen des Mensch-Seins gegenüber: dein Herz, dein Leben, deine Kraft.

Das Herz steht im Hebräischen nicht so sehr wie in unserem Kulturkreis für das Gefühl, sondern eher für den Verstand und für die auch ethische Willensentscheidung. Die Liebe zu Gott – so das Schema Jisrael – ist auch eine Entscheidung der Willenskraft, nicht spontane Emotion. Das Herz wird im letzten zitierten Vers ein zweites Mal erwähnt, wenn es darum geht, dass die verpflichtenden Worte der Tora, der Weisung Gottes, zu befolgen sind. Diese Worte werden im Idealfall nicht mehr ausschließlich im äußeren Handeln umgesetzt, sondern sind im Inneren des Menschen, an der Wurzel der Willensentscheidung, im Herzen verankert und entfalten von dort ihre Kraft. Ein ähnliches Bild findet sich im Buch der Sprichwörter. Jene Gebote, die in das Herz eingeschrieben werden, sind wahrhaft verinnerlicht (Spr 3,3; 7,3).

Der Begriff »Leben« meint zunächst wörtlich »Kehle« (hebräisch: naefaesch). Der Ort, an dem der Atem in den Körper herein- und wieder hinausfließt, gilt in der biblischen Vorstellung vom Menschen als Sitz von Begehren und Leidenschaft und steht für das gesamte Leben, die ganze Person. In der Formulierung »mit deinem ganzen Herzen, mit deinem ganzen Leben« kommen Willensentscheidung und Leidenschaft zusammen. Mit »Herz, Leben und Kraft« ist der ganze Mensch im Blick. Dass die Gottesliebe hier aufs Ganze geht, wird auch daran deutlich, dass der Begriff »alle / ganz« drei Mal vorkommt und bei allen drei genannten Dimensionen des Mensch-Seins betont voransteht.

Daran schließt sich eine Verpflichtung auf Gottes ethische Weisung an. Aus der Bindung an den Lebendigen, den Gott Israels, erwächst die Verpflichtung, aber auch die Kraft, die Tora zu befolgen. Die Formulierung »diese Worte« verweist zurück auf das erste Kapitel des Buches Deuteronomium: »Dies sind die Worte« – so beginnt das Fünfte Buch Mose, und »Worte« (hebräisch: devarim) hat in der jüdischen Tradition dem Buch seinen Namen gegeben. Wenn das Schema Jisrael von »diesen Worten« (Dtn 6,6) spricht, dann ist damit einerseits das ganze Buch Deuteronomium selbst gemeint; andererseits sind »alle diese Worte« etwas, worauf die hörende Gemeinschaft – Israel – verpflichtet wird und was diese dann tun soll (Dtn 1,18).

Diese Verbindung zwischen dem Glauben an den einzigen Gott, an den Lebendigen, der Israel aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit hat, und den ethischen Regeln Israels wird auch im Dekalog, den Zehn Geboten, deutlich. Die Überschrift (Ex 20,2; Dtn 5,6) verweist auf die Exoduserfahrung, die Rettung Israels aus Ägypten. Auf dieser Basis sind alle Gebote zu hören und zu befolgen. Der Glaube Israels ist ethischer Monotheismus, weil er die Bindung an den Einen Gott mit dem Befolgen von bestimmten sozialen Geboten und Gesetzen verbindet.

Mit der Formulierung »mit deinem ganzen Herzen, mit deinem ganzen Leben und mit deiner ganzen Kraft« wird festgehalten: Das ganze Sinnen und Trachten des Menschen richtet sich auf die Einzigkeit Gottes. Die Einzigkeit und Einheit dieses Gottes liegt – ebenso wie die Einzigartigkeit des:der Geliebten in der Liebessprache des Hohelieds – in der Beziehung begründet. Auf der Basis des besonderen Gottesverhältnisses Israels formuliert das Buch Deuteronomium die Einzigkeit des Gottes Israels.

Rettung zählt

Das besondere Verhältnis, in dem das Volk Israel zu seinem Gott steht, liegt in der gemeinsamen Geschichte begründet. Es ist diese Gottheit, die das Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt und in das Land gebracht hat, das der Lebendige bereits Abraham verheißen hatte. Das Volk Israel entsteht eigentlich erst durch dieses göttliche Befreiungshandeln. Volk, Gott und Land werden in der Exoduserzählung miteinander unauflöslich verbunden. Auf dieser Basis kann Mose gemeinsam mit den Israelit:innen im sogenannten Schilfmeerlied singen: »Wer ist wie du unter den Göttern, Lebendiger?!« (Ex 15,11). Diese Formulierung würden wir nicht von der biblischen Religion erwarten. Gemeinhin gehen wir davon aus, dass die Bibel von Anfang bis Ende monotheistisch denkt, dass also die Menschen der Bibel an einen Gott glauben und die Existenz anderer Gottheiten ablehnen. Doch dieser »explizite Monotheismus« hat sich in den Jahrhunderten, in denen die Texte der Hebräischen Bibel entstanden sind, erst langsam entwickelt. Die Formulierung »unter den Göttern« zeigt deutlich, dass nicht geleugnet wird, dass andere Gottheiten existieren. Erst ab dem Babylonischen Exil entwickelt sich zunehmend ein Bewusstsein, dass die Besonderheit des Gottes Israels auch seine Alleinexistenz mit sich bringt. Ein Text im Jesajabuch aus dieser Epoche zeugt beispielhaft davon: »Ich bin der Lebendige, und sonst gibt es keinen außer mir« (Jes 45,5). Hier verdichtet sich die Erfahrung der Einzigkeit Gottes für Israel zur Leugnung der Existenz anderer Gottheiten.

Der Grundgedanke aber bleibt derselbe, und er ist tief verwurzelt in der geschichtlichen Erfahrung Israels und im Beziehungsdenken der biblischen Theologie: Es ist der Gott Israels und keine andere Gottheit, der das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreit hat. Das Schilfmeerlied beschreibt das in klaren...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Vorwort Felicitas Hoppe
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte 2024 • 73 ouvertüren • Altes Testament • Bibel • Botschaft der Bibel • Die Bibel • Die Bibel verstehen • Die Tora • eBooks • faktenwissen der bibel • Garten Eden • Gebet • Gerechtigkeit • Geschichte • gott und menschheit • große wörter der bibel • Hebräische Bibel • leitwörter der bibel • Neuerscheinung • Neues Testament • Paradies • Regenbogen • Schöpfung • Segen • Sehnsucht • was hat jesus wirklich gesagt • Zorn Gottes
ISBN-10 3-641-29200-X / 364129200X
ISBN-13 978-3-641-29200-3 / 9783641292003
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