Für König und Kaiser -  Jens - Uwe Nebauer

Für König und Kaiser (eBook)

Wirich von Lichtenstein
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
228 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-26519-7 (ISBN)
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Auch vierzig Jahre nach dem großen Sachsenaufstand von 1175 kämpfen die rebellischen ostfälischen Fürsten und der salische Kaiser Heinrich V. um die Macht im Norden des Deutschen Reiches. Während dieser mit wechselndem Erfolg geführten Kämpfe verhilft Wirich von Pöhlde, ein treuer Gefolgsmann des Kaisers mit seinem Gefährten Rigomer dem kaiserlichen Heer zur Einnahme der Bischofsstadt Halberstadt, wofür der Ritter mit der Burg Lichtenstein unweit des Westrandes der Harzberge belehnt wird. Doch schon wenige Wochen nach seiner Ankunft auf der Burg, verschwindet der Pfarrer des zu seinem Lehen gehörenden Dorfes Utheriche auf mysteriöse Weise und die Kirche des Ortes wird verwüstet. Nachdem seine Ermittlungen zunächst erfolglos bleiben, sucht Wirich auf Bitte seines kranken Freundes Rigomer die Heilerin Wibke auf und kommt gerade zur rechten Zeit um sie aus der Gewalt einiger marodierenden Kriegsknechte zu befreien. Von Stund an fühlen sich der Krieger und die ehemalige Magd heftig zueinander hingezogen. Bei einem Besuch des Ritters seinen Freund Wichmann auf der Burg Falkenstein, wo er erfährt, dass sich zwischen Saale und Harz dunkle Wolken zusammen ballen und ein neuer Krieg droht. Gemeinsam kämpfen Wirich und Wichmann in einem Gefecht gegen die slawischen Heveller und begeben sich nach dem siegreichen Ende des Kampfes in das Lager des unter dem Befehl des Grafen Hoyer von Mansfeld stehenden Heeres Kaiser Heinrichs, das sich auf eine entscheidende Auseinandersetzung mit den sich sammelnden Aufgeboten der aufständischen Fürsten vorbereitet. Schon am Tag darauf treffen die beiden Heere am Welfesholz bei Hettstedt zu einer der größten Schlachten des Mittelalters aufeinander.

Jens - Uwe Nebauer wurde am 5. Juni, dem Pfingstsonntag des Jahres 1960, in Magdeburg geboren. Nach erfolgreich bestandenem Abitur studierte er an der Technischen Hochschule 'Otto von Guericke' Magdeburg. Als Diplomingenieurökonom arbeitete er dann jahrelang im Anlagenbau und in anderen Berufen. Der Autor interessiert sich seit seiner Kindheit für Geschichte. Der Besuch von Burgen, Schlössern und Museen mit seinen ebenfalls geschichtsinteressierten Eltern weckte in ihm schon früh diese Vorliebe. Später spezialisierte er sich auf das europäische Mittelalter und die Zeit der römischen Antike. Seine Kreativität hat er bereits im Kindergarten entdeckt, denn da er während des verordneten Mittagsschlafes nur höchst selten einschlafen konnte, begann er damit sich die Langeweile durch das fantasievolle Erfinden und 'Sich-selbst-erzählen' von kleinen oder größeren Geschichten zu vertreiben. Er verfasste u. a. die historische Romane 'Der Ritter von Falkenfels', 'Der Burgwart von Bodfeld', 'Der Paladin', 'Die Kreuzfahrer' und 'Für König und Kaiser - Band 1 Widar von Leinebug'.

Die Silberburg

Der von Sonnenuntergang kommende Wind trieb dunkelgraue bauchige Wolken über das wellige Land, fegte über Senken und Hügelkuppen, in deren Windschatten sich noch die letzten Schneereste hielten und ließ die noch kahlen Zweige der Bäume und Sträucher erzittern. Während der Untergrund des sich von Sehusa nach Osteroth schlängelnden Weges noch gefroren war, hatte die allmählich wärmer scheinende Lenzingsonne die obere Straßenschicht bereits soweit aufgeweicht, dass die Beine der Pferde bis hinauf zu den Bäuchen mit Schlammspritzern besprenkelt waren.

An der Spitze der kleinen, nach Süden ziehenden Schar ritten Wirich und Rigomer, ihnen folgten Sizzo und Rigomers Knecht Radko. Die Männer hatten sich in lange Umhänge mit angenähten Kapuzen gehüllt, unter denen sie langärmelige Tuniken und Hosen aus derben widerstandsfähigen Stoffen trugen. Hinter den vier Reitern rumpelte ein kleiner, mit einem Maultier bespannter Planwagen, auf dessen Kutschbock neben Konrad, dem Fuhrknecht aus Hersleve, Rigomers slawische Magd Hanka kauerte.

Das von dem alten Milites im Laufe eines Raubzuges gegen die Heveller verschleppte Mädchen zählte sechzehn oder siebzehn Jahre, hatte dunkle krause Haare und graue Augen, und ihr freundlich wirkendes Antlitz wurde von einer Vielzahl von Sommersprossen bedeckt. Sie lebte nun schon beinahe zwei Jahre bei dem alten Milites, bereitete ihm die Mahlzeiten zu, wusch seine Wäsche und erwärmte ihm nicht nur in den kalten Nächten das Lager.

Nachdem die Kaiserlichen nach ihrem großen Sieg bei Warnstedt zur Hornburg zurückgekehrt waren, hatte Hoyer von Mansfeld Wirich und Rigomer aus ihrem Dienst entlassen, damit sie die ihnen vom Kaiser übertragenen Lehen in Besitz nehmen konnten. Trotz des stürmischen und nassen Wetters, welches den Ritt nicht gerade zu einem Vergnügen werden ließ, hatten sie sich sogleich auf den Weg gemacht und die vierzig Meilen lange Strecke bis hinter Sehusa in zwei Tagen zurückgelegt.

„Wie lange müssen wir denn noch reiten?“, knurrte Rigomer, dem nach dem langen Ritt der Steiß schmerzte, „Der Tag ist schon weit fortgeschritten, es wird hastig dunkel und meine alte Narbe an der Schulter sagt mir, dass es bald wieder regnen wird!“

„Bis Dunede werden wir es im Hellen ohnehin nicht mehr schaffen.“, entgegnete Wirich, der den Weg am westlichen Rand der dunkel schimmernden Harzberge schon das eine oder andere Mal geritten war. „Aber in dem vor uns liegenden Bodenhusen gibt es eine ganz passable Schenke, dort können wir ein Nachtlager finden.“

Der Edeling hatte nicht gelogen, schon nach gut einer Viertelstunde trafen sie auf die ersten Häuser des unweit einer alten Fluchtburg gelegenen Dorfes, zu denen auch das von Wirich angekündigte Gasthaus gehörte.

Das recht ansehnliche Gebäude bestand aus einem aus grauen Bruchsteinen gemauerten Sockel und einem daraufgesetzten Fachwerkbau, der mit rot angestrichenen Holzschindeln gedeckt war. Rings um die Schenke herum breitete sich ein ausgedehnter, von einem niedrigen Holzzaun umfasster Hof aus, in dem ein großer Pferdestall, ein Ziehbrunnen mit einer hüfthohen Umrandung und eine geräumige Scheune Platz gefunden hatten.

Gerade als sich die Abenddämmerung über das Land zu senken begann und der glühende Streifen, den die sinkende Sonne über den Bergen des Sollings und des Weserlandes hinterlassen hatte, verblich, brachten die Reisenden ihre Pferde und das Maultier in den Stall, wo die Vierbeiner von zwei Knechten in Empfang genommen wurden.

Das Innere des Erdgeschosses der Schenke, das Wirich und seine Gefährten gleich darauf betraten, wurde nahezu vollständig von dem großen Schankraum eingenommen, in dem etliche blank gescheuerte, aus dicken Bohlen gezimmerte Tische und Bänke standen, an denen es sich eine nicht unerhebliche Anzahl von Gästen bequem gemacht hatte.

Der aus festgestampftem Lehm bestehende Boden des Gasthauses war mit frisch aufgeschütteten Strohhäckseln bedeckt, auf denen drei Schankmädchen geschäftig hin- und hereilten und Krüge und Schüsseln an die hungrige und durstige Kundschaft verteilten.

Die sechs neuen Gäste ließen sich an einem der wenigen noch freien Tische nieder und nur wenige Augenblicke später erschien die jüngste der drei Schankmägde bei ihnen und fragte artig nach ihrem Begehr.

„Sechs Bier und was zu essen“, bestellte Rigomer, der das recht ansehnliche Mädchen, das ihre honigblonden Haare zu zwei langen Zöpfen geflochten hatte, mit wohlwollenden Blicken bedachte.

„Heute haben wir Schweinebraten mit Erbsenbrei und sauer eingelegtem Kohl“, antwortete die Magd und warf statt dem graubärtigen Kriegsmann dem deutlich jüngeren Wirich einen koketten Blick aus ihren graublauen Augen zu.

„Klingt gut“, erwiderte dieser.

„Schmeckt auch sehr gut!“, gab die Blonde zurück.

„Dann bring uns auch den Braten sechsmal!“, bestellte Wirich und setzte hinzu: „Und wir brauchen auch eine gute Unterkunft für die Nacht!“

„Ich sag dem Wirt Bescheid“, erwiderte die Magd und entschwand mit wiegenden Hüften und einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Gleich darauf kam der Betreiber der Schenke an den Tisch der neuen Gäste. Für einen Wirt erschien der etwa vierzig Jahre zählende Mann mit dem graumelierten Haar beinahe ein wenig zu mager und hätte er nicht eine abgewetzte Lederschürze vor dem Bauch und eine große Geldtasche am Gürtel getragen, so hätte man ihn für einen einfachen Knecht oder einen ärmlichen Tagelöhner halten können.

„Die Gepa hat mir gesagt, dass ihr eine Unterkunft für die Nacht wollt?!“, sprach der Hausherr, während er Wirich, Rigomer und ihre Begleiter mit der langjährigen Erfahrung seines Berufes auf ihre Zahlungsfähigkeit hin abschätzte.

„Ich habe für die Herren Miles noch eine Stube mit einem Bett für zwei Schläfer frei - für fünf Pfennige. Die Knechte und die Magd können auf dem Heuboden in der Scheune unterkommen.“

Für den genannten Preis hätte man ein halbes Haus kaufen können, doch Wirich nickte zustimmend, griff in seinen Geldbeutel und zählte die verlangte Summe anstandslos in die geöffnete Hand des Wirtes.

Gleich nachdem dieser gegangen war, brachte die junge Schankmagd Gepa das von den Männern schon sehnlichst erwartete Bier. Als sie die tönernen Becher auf den Tisch stellte, beugte sie sich zu Wirich hinab und flüsterte ihm ins Ohr: „Ihr könnt heute gern in meiner Kammer übernachten, sie ist zwar klein, hat aber ein richtiges Bett!“

„Und wie komme ich dorthin?“, fragte der Edeling mit leuchtenden Augen.

„Ihr müsst die Treppe dort hinten bis unters Dach steigen, dann seht Ihr schon links in der Ecke eine Dachkammer mit einer richtigen Tür“, gab ihm das junge Mädchen Bescheid.

„Und wann kommst du zu mir?“, erkundigte sich Wirich und heiße Lust stieg in ihm auf.

„Sobald hier alle abgefüllt sind, also etwa in zwei Stunden!“ „Ich warte auf dich!“

„Und ich freu mich auf Euch!“, wisperte Gepa und zwinkerte dem Edeling verschwörerisch zu.

„Du kannst dir das Bett in der Stube mit Hanka teilen“, beschied Wirich seinen Kameraden Rigomer, nachdem er einen kräftigen Zug aus seinem Becher genommen hatte. „Ich nehme mit dem ärmlichen Strohsack in Gepas Kammer vorlieb!“ „So, so …“, brummelte Rigomer, dem zwar nicht gefiel, dass ihn der Jüngere bei der Magd ausgestochen hatte, der aber auch gleichzeitig nicht unzufrieden darüber war, dass er wenigstens eine Liegestatt allein für sich und seine Hevellerin hatte!

Eine halbe Stunde später servierten Gepa und eine andere Magd namens Bertha das Abendmahl und Wirich und seine Gefährten stellten fest, dass Gepa über den Geschmack und die Güte des Essens nicht geflunkert hatte.

Nachdem die Männer noch je zwei weitere, mit dem dunklen würzigen Bier gefüllte Becher geleert hatten, verließen Sizzo, Radko und Konrad die Schenke und suchten ihr Nachtlager in der großen Scheune auf, während sich Rigomer und Hanka in ihre Gästestube begaben. Wirich aber erhielt von Gepa eine dicke Kerze mit brennendem Docht in die Hand gedrückt und erklomm die Treppe zum Dachboden. Dort betrat er die winzige Kammer der Magd und nachdem er die Kerze auf den einzigen Schemel, der sich dort fand, gestellt hatte, legte er seine Waffen und seine Kleidung ab, schlüpfte in das mit einem sauberen Laken bezogene Bett und zog die Wolldecke über sich.

Während er auf Gepa wartete, dachte er über die vergangenen Monde nach, über die Kämpfe an der Seite des Mansfelders bei Salzwedel, der Burg Teuchern, vor Halberstadt, der Hornburg und über den großen Sieg bei Warnstedt und er erinnerte sich mit...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
ISBN-10 3-384-26519-X / 338426519X
ISBN-13 978-3-384-26519-7 / 9783384265197
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