Die Sonne in dir -  Vanessa Göcking

Die Sonne in dir (eBook)

Spiegel-Bestseller
Eine Erzählung über die verborgene Schönheit des Alltags
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Vanessa Göcking (Verlag)
978-3-96661-324-8 (ISBN)
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Über das kleine Glück und wo es zu finden ist »Eigentlich müsste ich doch glücklich sein ...« Im Grunde genommen ist Annas Leben nicht schlecht, doch zwischen Alltagssorgen und endlosen Routinen ist ihr der Funke im Leben abhandengekommen. Dies ändert sich, als sie in einem Antiquitätengeschäft ein Tagebuch aus den 1920er-Jahren entdeckt. Tag für Tag und Seite für Seite taucht Anna tiefer in das Leben der Fremden ein und lernt sich selbst und ihre tiefsten Sehnsüchte besser kennen -um schließlich ihr eigenes Leben neu zu schreiben: ein Leben, das von Leichtigkeit, Freude und Leidenschaft geprägt ist. Eine Erzählung über die verborgene Magie in unserem Leben und die vielen Glücksmomente, die unser inneres Licht erstrahlen lassen.

Vanessa Göcking ist Bestseller-Autorin, Weltreisende und Hundemama. Sie liebt das Leben und ist stets auf der Suche nach neuen Abenteuern sowie den kleinen Wundern des Alltags. Seit ihrer Kindheit glaubt sie fest daran, dass Geschichten ein Fenster zu unserer Seele sind. Mit ihren Büchern möchte sie nicht nur berühren und inspirieren, sondern auch dazu einladen, das eigene Glück zu entdecken und sich selbst mehr zu lieben.

Schönes für jeden Tag


 

 

Nach diesem – wie erwartet – anstrengenden und zutiefst unbefriedigenden Wochenanfang wollte ich am Abend nur noch eines: meinen BH ausziehen, mich mit einer Tafel Schokolade aufs Sofa legen und meine Lieblingsserie anschauen. Jan war diese Woche auf Geschäftsreise und so hatte ich eine Menge Zeit für Susan Delfino, Lynette Scavo und die anderen Frauen aus »Desperate Housewives«. Dass der Serienstart bereits zwei Jahrzehnte zurücklag, störte mich dabei nicht im Geringsten, denn verzweifelte Hausfrauen hat es schon immer gegeben und es würde sie vermutlich auch bis ans Ende aller Tage geben.

Anscheinend hatte ich mir jedoch irgendwo schlechtes Karma eingefangen, denn beim Einschalten des Fernsehers erschien eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Ich zog den Stecker und versuchte es erneut. Nichts. Dann startete ich den WLAN-Router neu, doch auch diese Handlung führte nicht zum gewünschten Resultat. Nachdem ich zehn Minuten genervt am Fernseher herumgedoktert und ungeduldig auf sämtliche Knöpfe der Fernbedienung gedrückt hatte, schnappte ich mir mein Handy, um Jan anzurufen. Leider passte bei uns das Klischee ziemlich gut, dass der Mann die Technik zum Laufen brachte und die Frau besser kochen konnte. Dass ich einmal in einer solchen Beziehung landen würde, hätte ich als Jugendliche nie gedacht …

»Anna, ich bin bei einem Geschäftsessen«, raunte Jan ins Telefon.

»Ich weiß, es geht auch ganz schnell. Der Fernseher spinnt schon wieder. Was kann ich tun?«

»Ja, ich komme gleich wieder rein. Einen kurzen Moment nur«, sagte Jan laut zu einem seiner Kollegen, bevor er im Flüsterton fortfuhr: »Schick mir ein Foto von der Fehlermeldung. Ich melde mich nach dem Essen.« Mit diesen Worten legte er auf.

Na toll, dachte ich mir, diese Geschäftsessen dauern jedes Mal eine halbe Ewigkeit. Für heute konnte ich meinen Serienabend wohl knicken.

Resigniert legte ich mich aufs Sofa und starrte die Decke an. Eine dicke, schwarze Fliege flog lautstark summend durch das Wohnzimmer und knallte alle paar Sekunden voller Wucht gegen eine Fensterscheibe. Ich trommelte mit den Fingern auf meinen Bauch und überlegte, was ich nun tun könnte. Dann fiel mir das Tagebuch ein. Immerhin war ein neuer Tag und ein neuer Tag bedeutete einen neuen Eintrag. Ich schnappte es mir und begann zu lesen …

 

 

Hamburg, den 19. Juni 1923

 

Liebe Emma,

 

eigentlich wollte ich diesen Sommer für eine Weile zu meiner lieben Cousine nach Berlin fahren. Berlin – das ist eine ganz andere Welt! Für viele ist es ein Sehnsuchtsort und der Inbegriff von Freiheit und Ungezwungenheit. Die Damen dort tragen die schönste Mode und tanzen die Nächte durch.

So sehr habe ich mich darauf gefreut, doch nun ist Frieda an Tuberkulose erkrankt, und nicht nur kann ich sie nicht besuchen, auch mache ich mir schreckliche Sorgen um meinen Sonnenschein. Meine Angst ist groß, doch ich wüsste nicht, wie ich helfen könnte. Einzig und allein die Tatsache, dass Tante Gertrud gut für sie sorgt, mag mich im Moment beruhigen.

Und gleichzeitig habe ich mich gefragt, was ich mit diesem Sommer noch anstellen will. Vielleicht mache ich es mir zu Hause schön. Vielleicht erkunde ich ein paar Ecken meiner Stadt, die ich noch nicht kenne …

Jetzt weiß ich es, liebe Emma! Sieben Tage lang tue ich so, als wäre ich neu in Hamburg oder gar zu Besuch. Eine ganze Woche lang werde ich jeden Abend nach der Arbeit eine Sache tun, die mir Freude bereitet und die ich schon lange einmal ausprobieren oder wieder machen wollte. Ich werde mal wieder ins Theater gehen und zu einer Tanzveranstaltung. Meine Freundin Gustel werde ich fragen, ob sie mich zum Tennisspielen mitnimmt, und von Erna weiß ich, dass sie sich einmal pro Woche zum Kartenspielen mit anderen Frauen trifft.

Wieso dachte ich bisher, ich müsse wegfahren, um Spaß zu haben? Weshalb habe ich so häufig in meinem Leben einem künftigen Moment oder Zustand entgegengefiebert, der oftmals gar nicht eintrat, und dabei die Schönheit der Gegenwart verpasst? Worauf warte ich eigentlich?

Emma, das Leben wartet nicht auf uns. Und deshalb möchte ich auch nicht mehr auf das Leben warten. Ich greife es beim Schopfe. Ich springe mitten hinein.

Und damit das Warten ein für alle Mal ein Ende hat, warte ich auch nicht auf morgen, um mein Versprechen zu halten. Ich beginne jetzt damit. Mit dem letzten Punkt dieses Tagebucheintrags gehe ich los und mache es mir schön – im Hier und Jetzt.

 

In Liebe

Deine T.

 

Das ist eine gute Frage, dachte ich mir, worauf warten wir eigentlich im Leben? Worauf warte ich?

Die platte Antwort für diesen Moment war, dass ich auf Jans Rückruf wartete, um den Fernseher zum Laufen zu bringen. Doch wollte ich wirklich darauf warten? Wollte ich den ganzen Abend lang eine dicke Fliege dabei beobachten, wie sie gegen die Scheibe knallte, bloß um im Anschluss fiktiven Charakteren dabei zuzusehen, wie sie ihren Alltag lebten? Und dann ging es schließlich weiter: Wollte auch ich sehnsüchtig dem nächsten Urlaub entgegenfiebern, der aktuell für Ende September geplant war und somit noch etliche Wochen in der Zukunft lag? Wollte ich den Sommer verplempern und mein Leben wie ein Wartezimmer betrachten? Die Antwort war klar: Nein, das wollte ich nicht. Doch was wollte ich stattdessen?

Ich stand auf, ging zu meinem Nachtschränkchen im Schlafzimmer und holte mir mein Notizbüchlein, in dem ich gelegentlich meine Gedanken und Ideen festhielt. Ich schlug die nächste freie Seite auf und begann zu schreiben:

 

 

Schönes für jeden Tag

 

  1. Ein neues Rezept ausprobieren und das Ergebnis im Kerzenschein auf dem Balkon genießen
  2. Abends Frühstück zubereiten (Brinner – »Breakfast for Dinner« mit Pancakes, Rührei und Co.)
  3. Nackt in der Elbe schwimmen gehen (vorher überprüfen, ob das erlaubt ist)
  4. Mich zu einem Töpferkurs oder Tanzkurs oder irgendeinem anderen Kurs anmelden, wo ich neue Fähigkeiten erlernen und Leute treffen kann (und wirklich hingehen)
  5. Makramee ausprobieren und einen schönen Schlüsselanhänger mit dieser Technik anfertigen
  6. Eine eigene Teezeremonie kreieren und selbst Sushi machen (ein japanischer Themenabend)
  7. Generell Themenabende, also die Kultur verschiedener Länder zu Hause zelebrieren, mit Essen, Musik und vielleicht sogar passender Kleidung, Dokus und Spielen aus den jeweiligen Ländern
  8. Wellness zu Hause: mit Gesichtsmaske, einem Rosenblütenbad, selbst gemachten Smoothies, Yoga und Co.
  9. Den Sonnenaufgang und -untergang an der Alster genießen
  10. Ein Museum vor Ort besuchen, in dem ich noch nie war, oder alternativ eine virtuelle Museumstour machen und historische Stätten von zu Hause aus erkunden – solche virtuellen Touren gibt es zum Beispiel vom Louvre in Paris, dem Tate Modern in London und dem Pergamonmuseum in Berlin
  11. Einen Kochkurs belegen, einem Buchklub beitreten oder an einem öffentlich organisierten Spieleabend teilnehmen, um neue Menschen kennenzulernen
  12. Mal wieder ein großes Puzzle mit vielen Teilen zusammensetzen (habe ich als Kind geliebt)
  13. Meine alte Spiegelreflexkamera aus der Abstellkammer holen und eine Fototour durch die Stadt machen – und Hamburg so mit einem anderen Blick erleben
  14. Meditieren (wäre gut für mich, damit ich endlich mal gelassener werde!!!)
  15. Meine Freundinnen von damals mal wieder anrufen und Kontakte pflegen, die eingestaubt sind
  16. Ein Gedicht oder eine Geschichte schreiben (habe ich als Kind sehr gerne gemacht)
  17. Eine Überraschung für Jan basteln/Jan einfach mal so ein Geschenk machen, ohne dass es einen Anlass gibt oder ich ein Geschenk im Gegenzug erwarte
  18. Einfach mal vor dem Spiegel tanzen (so, wie es in dem Tagebuch beschrieben ist) und vielleicht sogar laut unter der Dusche singen
  19. Ein Picknick auf dem Balkon machen oder Indoorcamping (mit einem Zelt im Wohnzimmer und Marshmallows, die Jan und ich über einer Kerze schmelzen)
  20. Eine Zeitkapsel basteln und heimlich im Park vergraben, also Gegenstände sammeln, welche die jetzige Zeit präsentieren, damit sie später gefunden werden – ähnlich wie ich das Tagebuch fand
  21. Heimkino mit einem spannenden Blockbuster, selbst gemachtem Popcorn, Nachos und gedimmten Lichtern

 

Mein Handgelenk reibend hielt ich inne und blickte stolz und zufrieden auf mein Ergebnis. Ich war erstaunt, wie viele Ideen mir kamen, wenn ich mich einmal mit dem Thema auseinandersetzte. Und wenn ich länger darüber nachdenken würde, würden mir mit Sicherheit viele weitere Vorhaben, womöglich für den kompletten Sommer, einfallen.

Laut Tilda – so hatte ich die Verfasserin des Tagebuchs intuitiv genannt – war es nun an mir, mit einer Sache zu beginnen und meine Pläne nicht auf einen anderen Tag zu verschieben. Langsam las ich mir meine Liste ein weiteres Mal durch und entschied mich dafür, dass ich die Idee Nummer fünfzehn direkt umsetzen würde. Ich erinnerte mich an meine Schulfreundin Sophie, mit der ich früher sehr eng befreundet war und die ich nach meinem Umzug nach Hamburg vor einigen Jahren völlig aus den Augen verloren hatte. Konzentriert suchte ich ihren Kontakt raus und drückte auf das kleine Telefonsymbol, um den Anruf zu starten.

»Anna?«, ertönte...

Erscheint lt. Verlag 7.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-96661-324-7 / 3966613247
ISBN-13 978-3-96661-324-8 / 9783966613248
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