Crashkurs Liturgie -  Liborius Olaf Lumma

Crashkurs Liturgie (eBook)

Eine kurze Einführung in den katholischen Gottesdienst
eBook Download: EPUB
2024 | 5. Auflage
192 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6264-7 (ISBN)
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'Ein herausragendes Werk über den katholischen Gottesdienst' - so loben viele Besprechungen den 'Crashkurs Liturgie', der schon mit seiner ersten Auflage zum Standardwerk avancierte. Jetzt legt der Autor die fünfte, grundlegend neu bearbeitete Auflage vor. Eine neue Gliederung des Stoffs, wichtige Aktualisierungen, neue, übersichtliche Schautafeln und Abbildungen sowie ein Glossar, das Fachbegriffe erklärt und vertieft, markieren den Mehrwert der Neuauflage. Der Crashkurs bietet fundiertes, leicht lesbares Grundwissen über den katholischen Gottesdienst, verweist aber auch auf östliche Traditionen. Er thematisiert Eucharistiefeier, Tagzeitenliturgie, Wort-Gottes-Feiern, Sakramente und Sakramentalien, das Kirchenjahr, die Rollen in der Liturgie, Kirchenraum, Körperhaltungen und liturgische Gewänder - kurz: alles, was man über den katholischen Gottesdienst wissen sollte.

Liborius Olaf Lumma, Dr. theol. habil., geb. 1973, ist Privatdozent am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie der Universität Innsbruck (Liturgiewissenschaft)

Kapitel 1


Liturgie: Begriff und Bedeutung


Was versteht man unter dem Begriff Liturgie? Die Antwort auf diese Frage kann in unterschiedlicher Weise gegeben werden, denn das aus dem Griechischen stammende Wort Liturgie wurde und wird in der wissenschaftlichen Fachsprache und in der religiösen Praxis nicht einheitlich verwendet.

Dieses einleitende Kapitel soll die schillernde Begriffsgeschichte kurz bündeln und einige Charakteristika und theologische Deutungsmodelle der Liturgie vorstellen.

Dieses Buch widmet sich der Einführung in die katholische Liturgie, genauer gesagt in die römisch-katholische Liturgie (siehe dazu Kapitel 2). Oft ist es dabei hilfreich – manchmal sogar notwendig –, den Blick auch auf andere Ausdrucksformen des Christentums sowie auf das Judentum als seine Ursprungsreligion zu richten. Dies geschieht vor allem durch vergleichende Gegenüberstellungen sowie durch Informationen zur geschichtlichen Entwicklung.

Andere Religionen werden in diesem Buch nicht vorkommen. Insofern spielt es hier auch keine Rolle, in welcher Form der Fachbegriff Liturgie in der Religionswissenschaft, der Soziologie, der Kunstgeschichte oder anderen Kulturwissenschaften verwendet wird.

Der Begriff der Liturgie in der Antike


Das griechische Wort leitourgia (geschrieben λειτουργία – es wird das einzige Mal bleiben, dass in diesem Buch griechische Buchstaben vorkommen!) leitet sich von den Wortbestandteilen laos (Volk) und ergon (Werk) ab, man könnte es als Dienst an der Allgemeinheit wiedergeben. In der Antike bezeichnet leitourgia zum Beispiel die Steuern, die die Bürger für die öffentliche Verwaltung zu entrichten haben, oder auch die Verwaltungsaufgaben als solche. Dazu können auch religiöse Tätigkeiten gehören, etwa die Organisation und Durchführung von Opferfesten oder Theaterspielen zu Ehren einer örtlichen Gottheit.

Der Begriff der Liturgie in der Bibel


Etwa ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. übertragen jüdische Gelehrte ihre Heilige Schrift aus dem Hebräischen ins Griechische als vorherrschende Kultursprache. Sie übernehmen den Begriff leitourgia, um den kultischen Dienst der Priester am Jerusalemer Tempel zu bezeichnen, besonders das Darbringen aller Arten von Opfer gemäß der Lebensweisung Gottes für das Volk Israel, der Tora (Fachbegriffe wie hier Tora werden im Anhang ab Seite 170 näher erläutert).

Auf der Grundlage der Botschaft Jesu und der Erzählungen rund um seinen Tod entsteht etwa ab dem Jahr 30 eine neue jüdische Gruppierung, die sich auch für Nichtjuden öffnet, sich von anderen jüdischen Richtungen abgrenzt und schließlich eigenständig weiterentwickelt: das Christentum. Der bestehenden Sammlung heiliger Schriften werden im Christentum weitere Texte hinzugefügt. So kommt es zur begrifflichen Unterscheidung zwischen Altem (nicht im Sinne von veraltet, sondern bereits früher überliefert) und Neuem Testament, die gemeinsam die christliche Bibel bilden.

Das Neue Testament wird ausschließlich auf Griechisch verbreitet. Der Begriff leitourgia findet sich nun zur Deutung der Lebenshingabe Jesu Christi am Kreuz. Besonders der für heutige Leserschaft nur schwer zugängliche Hebräerbrief (besonders Hebr 5–10), der genaue Kenntnisse des Jerusalemer Tempelkults voraussetzt, versteht den Kreuzestod Jesu als einzig wahre leitourgia, durch die jede weitere leitourgia überflüssig geworden ist (im Anhang Seite 195 f. findet sich eine Liste der Abkürzungen aller biblischen Bücher).

Daneben kennt Phil 2,7 auch die „leitourgia des Glaubens“: Die Annahme der Botschaft Jesu ist demnach die angemessene Art, sich Gott so hinzugeben wie dies eine Opfergabe auf dem Altar des Tempels tut.

Hinter dem Liturgiebegriff des Neuen Testaments steht durchaus dieselbe Grundidee wie hinter dem des Alten Testaments. Demnach geschieht Kommunikation zwischen Mensch und Gottheit durch rituelle Handlungen, vor allem durch Opferkulte. Insbesondere lassen sich durch Opferhandlungen Beziehungen zwischen Mensch und Gott wiederherstellen, die durch menschliches Fehlverhalten immer wieder beschädigt werden. Wenn der Hebräerbrief den Begriff leitourgia auf den Kreuzestod Jesu anstatt wie zuvor üblich auf die Tempelopfer bezieht, drückt er damit aus, dass Jesus Christus in seiner Lebenshingabe den eigentlichen Sinn aller Opfer erfüllt. Dieser Sinn besteht nämlich nicht darin, unabhängig von der eigenen Lebensgestaltung rituelle Ersatzleistungen zu erbringen und dadurch Gott zufriedenzustellen. Vielmehr sollen alle Opfer dazu dienen, dass Menschen sich selber Gott hingeben und sich ihm als dem Schöpfer und Bewahrer anvertrauen, mit allen Konsequenzen, die das für die eigene Lebensführung haben kann. Diese Thematik taucht übrigens schon im Alten Testament auf, wenn Propheten einen von der Lebensführung losgelösten Opferkult mit scharfen Worten kritisieren (zum Beispiel Jes 1,11–17 oder Am 5,21–24).

Das alles wird dadurch deutlich, dass Jesus seine ganze Existenz nach dem Willen seines göttlichen Vaters ausrichtet (Mt 26,39; Lk 2,49) und diesem Weg sogar dann noch treu bleibt, als es ihn das Leben kostet: Er vertraut Gott mehr als allem Irdischen. Diese Form der Lebensführung erweist sich als die einzige gegenüber Gott wirklich angemessene „Liturgie“.

Judentum wie Christentum werden in ihrer Entwicklung erheblich durch die Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. beeinflusst. Nach dem Verlust des zentralen Kultortes Israels kann das Christentum seine Deutung des Kreuzestodes Jesu als eigentlicher Liturgie nachhaltig etablieren. Im Judentum setzt sich ein anderes Denkmodell durch: Den Platz des Tempelkultes übernimmt nun das Studium der Tora. So bildet sich das rabbinische Judentum heraus: Maßgebliche Autorität sind spätestens ab dem 3. Jahrhundert die Rabbiner (Lehrer) – in jüngster Zeit auch Rabbinerinnen –, die über anerkannte Autorität in der Auslegung der Tora verfügen. Übrigens: Der weltweit verbreitete Name Cohen (auch Kohn, Kahn, Kogon u. Ä.) kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Priester. Da das Priesteramt im Judentum vererbt wird, stammen heutige Trägerinnen und Träger dieses Namens in aller Regel von einer alttestamentlichen Priesterfamilie ab. Seit dem Verlust des Tempels haben Priester im Judentum aber nur noch eine geringe zeremonielle Funktion ohne jede geistliche Autorität.

Nur an einer einzigen Stelle des Neuen Testaments findet sich der Begriff leitourgia in einem Zusammenhang, der an ein gemeinschaftliches Ritual denken lässt. In Apg 13,2 heißt es: „als sie für den Herrn Liturgie hielten (leitourgounton) und fasteten …“ Leider gibt diese Textstelle keine Auskunft darüber, worum es sich dabei konkret handelte.

Der Begriff der Liturgie in der christlichen Theologie


In der späteren christlichen Theologie bilden sich unterschiedliche Verwendungsweisen des Begriffs Liturgie heraus.

Eine dieser Verwendungsweisen reserviert den Begriff Liturgie für ein einziges Ritual, nämlich die Eucharistiefeier (Kapitel 35), die dann meist Göttliche Liturgie oder Heilige Liturgie heißt. Diese Begrifflichkeit wurde überall dort gebräuchlich, wo sich das Christentum in den ersten Jahrhunderten in griechischer Sprache entwickelte, das heißt im östlichen Mittelmeerraum und vielen Gebieten, die von dort das Christentum übernahmen, zum Beispiel Osteuropa, der arabische Raum und weite Teile (Ost-)Afrikas (Kapitel 2).

Anders verhält es sich in jenen Gebieten, in denen sich das Christentum in lateinischer Sprache ausbildet: der westliche Mittelmeerraum und alle Regionen, die von dort her mit dem Christentum vertraut gemacht werden, darunter auch Nord- und Westeuropa inklusive des deutschen Sprachraums. Lateinischsprachige Gelehrte verwenden das griechische Wort leitourgia lange Zeit überhaupt nicht. Für die christlichen Rituale etablieren sich andere Wörter, etwa officium oder ministerium (beide bedeuten Dienst/Pflicht) oder opus Dei (Gottesdienst). Erst ab dem 16. Jahrhundert begegnet häufiger die lateinische Schreibweise liturgia, die genaue Verwendung bleibt aber lange Zeit uneindeutig.

Liturgia und pia exercitia im Konzilsdokument Sacrosanctum Concilium


Im 20. Jahrhundert wird in der katholischen Theologie um eine sinnvolle und einheitliche Verwendung des Begriffs liturgia gerungen, bis sich schließlich das II. Vatikanische Konzil (1962–1965) in seiner Konstitution über die heilige Liturgie, die nach ihren lateinischen Anfangsworten Sacrosanctum...

Erscheint lt. Verlag 29.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7917-6264-8 / 3791762648
ISBN-13 978-3-7917-6264-7 / 9783791762647
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