Sichtung des Koran -  Nikolaus von Kues

Sichtung des Koran (eBook)

Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen

(Autor)

Conrad Eibisch (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
168 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-7185-8 (ISBN)
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Der bekannte humanistisch gebildete Kardinal Nikolaus von Kues verfaßte unter dem Eindruck der osmanischen Eroberung Konstantinopels die beiden Schriften "De cribratione Alchoran" (Sichtung des Koran) und "De pace seu concordantia fidei" (Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen), in welchen er sich als einer der ersten in Europa sich geistig-wissenschaftlich mit dem heiligen Buch des Islam und dessen Lehre auseinandersetzte - mit der Intention, auch im Koran die Wahrheit des christlichen (trinitarischen) Glaubens nachzuweisen. In "De pace seu concordantia fidei" tritt Kues für einen umfassenden Frieden unter den Religionen ein und sucht nachzuweisen, daß alle diese die Verehrung des einen Gottes und letztlich die Seligmachung des Menschen zum Ziele haben; sich also lediglich im Ritus und Namen unterscheiden. Lege man den Ritus beiseite, so gebe es keine wirklichen Unterschiede mehr, sondern alle Religionen reduzierten sich sinnbildlich auf das Wort Jesu: "Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten"; welches den Kern aller Glaubensrichtungen des Erdkreises umfasse.

Närrisch, daß jeder in seinem Falle

Seine besondere Meinung preist!

Wenn Islam „Gott ergeben“ heißt,

Im Islam leben und sterben wir alle.1

Kurze Einleitung
mit Blick auf das islamische Christusbild.

DER bekannte humanistisch gebildete Kardinal Nikolaus von Kues2 verfaßte unter dem Eindruck der osmanischen Eroberung Konstantinopels3 in Rom die beiden Schriften De cribratione Alchoran (Sichtung des Koran) und De pace seu concordantia fidei (Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen) in welchen er sich als einer der ersten in Europa sich geistig-wissenschaftlich mit dem heiligen Buch des Islam und dessen Lehre auseinandersetzte, mit der Intention auch im Koran die Wahrheit des christlichen (trinitarischen) Glaubens nachzuweisen.

In De pace seu concordantia fidei tritt Kues für einen umfassenden Frieden unter den Religionen ein und sucht nachzuweisen, daß alle diese die Verehrung des einen Gottes und letztlich die Seligmachung des Menschen zum Ziele haben; sich lediglich im Ritus und Namen unterscheiden. Legt man den Ritus beiseite, so gibt es keine wirklichen Unterschiede mehr, sondern alle Religionen reduzieren sich sinnbildlich auf das Wort Jesu:

„Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“4;

welches den Kern aller Gottesverehrung des Erdkreises umfaßt.

In De cribratione Alchoran untersucht Kues, so gut es ihm möglich war5, das, wie er es nennt, Gesetz der Araber. Er sieht in ihm ebenfalls einen Beweis der christlichen Wahrheit, die es nur herauszulesen gilt. Der Koran ist für ihn ein Werk des Propheten Muhammad, nicht Gottes. Dieser ist für ihn ein nestorianischer Christ, der durch sein Buch und durch Predigten seine Landsleute vom Götzendienst abbringen und zur Verehrung des einen wahren Gottes leiten wollte. Allein, da er als Nestorianer nicht der reinen (katholischen = trinitarischen) Lehre folge, geht er in die Irre und somit auch alle, welche den Islam als der wahren Religion anhängen. Kues gesteht nichtsdestotrotz dem Koran ein höchstes Maß an Moral zu, welches dazu dient, den Menschen zu einem gottesfürchtigen Leben anzuleiten. Großen Widerspruch erhebt er jedoch gegen die islamische Lehre von Christus: Kues, als Trinitarier, kann keine andere Sichtweise auf die Person

Christi zulassen, als die von ihm vertretene dreieinige, also die Wesenseinheit von Gott Vater, Sohn und heiligem Geist, als einer Person. Diesem steht der koranische Bericht von Christus gegenüber, der ihn als besonderen Menschen6, ohne Vater, durch einen reinen Willensakt Gottes7, in der Jungfrau Maria geschaffene Person darstellt, denn es ist aus islamischer Sicht nicht möglich, daß ein Mensch gleichzeitig auch Gott sein kann. Christus ist ein einmaliger Mensch, von Gott selbst geschaffen, ein Prophet Gottes, aber trotz diesem allem - nichts mehr, als ein Mensch. So dichtete Goethe über das Bild Christi im Islam:

Jesus fühlte rein und dachte

Nur den Einen Gott im Stillen;

Wer ihn selbst zum Gotte machte

kränkte seinen heil’gen Willen.

Und so muß das Rechte scheinen

Was auch Mahomet gelungen;

Nur durch den Begriff des Einen

Hat er alle Welt bezwungen.8

So lassen sich auch im Neuen Testament (aus islamischem, bzw. antitrinitarischem Blickwinkel) Verse finden, welche die Worte des Koran bestätigen, z. B.:

„Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“9

„Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.“10

„Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es sei und nichts von mir selber tue, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“11

„… zu predigen das Evangelium Gottes, welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift, von seinem Sohn, der geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist…“12

Etc.

Im Jahrhundert Kuesʼ gab es in Europa keine antitrinitarischen christlichen Gemeinschaften, so daß es ihm gar nicht in den Sinn kam, einen anderen Blickwinkel auf die Person Christi zuzulassen, als den zu seiner Zeit vorherrschenden. Er ignoriert in diesem Fall die christliche Geschichte, in welcher es große, rein monotheistische christliche Bewegungen gab, wie z. B. die Ebioniten oder die Arianer, welche letztere eine ernstzunehmende Konkurrenz zum römischtrinitarischen Christentum darstellten. Besonders hervorzuheben ist, daß die Arianer eine Christologie vertraten, die derjenigen des Koran (mit Ausnahme von Kreuzigung und Tod Jesu) fast identisch ist. Im muslimischen Herrschaftsbereich des 7./8. Jahrhunderts nahm das arianische Christentum im Großen und Ganzen den Islam an und hörte somit auf zu existieren.13

Was nun die Kreuzigung bzw. den Tod Jesu betrifft: Beruht das paulinische Christentum auf der Lehre vom Sühnetod Jesu am Kreuz, ohne dessen die Menschen keine Seligkeit erlangen können, wird der Kreuzestod im Koran verneint.14 Nach der koranischen Überlieferung ist dieser Sühnetod nicht erforderlich, gleichfalls findet dort die Lehre von der Erbsünde keinen Platz: Wem Gott vergeben will, vergibt er; es bedarf dazu keines gottmenschlichen Opfers.15 Der Weg zur Seligkeit wird erlangt durch ein gottgefälliges Leben und die Gnade Gottes. Jesus selbst spricht bei Matthäus:

„… Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: „Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter“; und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt mir noch? Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gibʼs den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“16

Weiter sieht Kues diese (und andere) Differenzen zwischen Koran und Bibel als eine Korrumpierung des ersteren durch falsche oder erfundene Überlieferungen. Er konnte nicht wissen, daß dies in der islamischen Welt genau andersherum wahrgenommen wird: Der Koran korrigiert die korrumpierten Stellen der Bibel. Wird bei Kues das Evangelium (die vier Evangelien) als solches angenommen, so ist die Sicht des Islam darüber folgende:

Gott gab Christus das Evangelium um dies den Menschen zu verkünden; allein das, was die Christen als „Evangelium“ bezeichnen, ist nicht mehr das exakte Evangelium, welches Jesus von Gott gegeben wurde. Das „Evangelium“ der Christen sind vier verschiedene Lebensbeschreibungen Christi, die Teile des eigentlichen Evangeliums enthalten, das wirkliche ging jedoch (auch durch menschliches Verschulden) verloren. Goethe dichtete:

Vom Himmel steigend Jesus bracht’

Des Evangeliums ewige Schrift,

Den Jüngern las er sie Tag und Nacht;

Ein göttlich Wort es wirkt und trifft.

Er stieg zurück, nahm’s wieder mit;

Sie aber hatten’s gut gefühlt

Und jeder schrieb, so Schritt vor Schritt,

Wie er’s in seinem Sinn behielt

Verschieden. Es hat nichts zu bedeuten:

Sie hatten nicht gleiche Fähigkeiten;

Doch damit können sich die Christen

Bis zu dem jüngsten Tage fristen.17

Solches und weiteres konnte Kues ohne die entsprechenden Quellen nicht wissen; seine Argumentation und Beweisführungen wären hier und da anders verlaufen. Doch ungeachtet dessen hat der große Gelehrte und Kardinal mit der Sichtung des Koran und der Schrift Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen etwas zu seiner Zeit Einmaliges geschaffen:

Den Versuch eines
Religionsfriedens in dem gleichwertigen
Anerkennen der verschiedenen religiösen Überzeugungen.

Der Herausgeber.

1 J. W. v. Goethe: West-östlicher Divan. (Hikmet-Nameh, Buch der Sprüche).

2 *1401 in Kues an der Mosel - †⒒ Aug. 1464 in...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7597-7185-8 / 3759771858
ISBN-13 978-3-7597-7185-8 / 9783759771858
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