Supervision mit Humor -  Katrin Oldenburg

Supervision mit Humor (eBook)

55 Methoden und Tipps für die Arbeit in der Einzelsupervision, mit Teams und in Gruppen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
185 Seiten
Carl-Auer Verlag
978-3-8497-8482-9 (ISBN)
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Humor als Lösungsmittel Supervisionssitzungen stehen allgemein nicht in dem Ruf, vergnügungssteuerpflichtig zu sein, schließlich sind ihr Anlass oder Gegenstand in der Regel konkrete Probleme. Mitunter gelingt es allerdings, eine schwierige Situation mit einer humorvollen Bemerkung zu entschärfen: Eine freundliche kleine Frechheit, eine absurde Übertreibung, ein lustiger Vergleich - und aus den Gesichtern weicht die Anspannung, Körper kommen in Bewegung. Wo das Denken nicht mehr ausschließlich vom Problem beherrscht ist, kann sich der Blick für neue Perspektiven öffnen. Katrin Oldenburg zeigt in diesem Buch, dass und wie Humor im Setting Supervision als 'Lösungsmittel' wirken kann. Sie folgt dabei dem Credo: Humor und Witz lassen sich nicht einstudieren, aber sie lassen sich ermöglichen und freilegen. Dazu stellt sie 55 kreative Methoden und Tipps für die tägliche Arbeit vor, anwendbar von der Einzelsupervision bis zur Organisationsebene. Jede Technik wird gut nachvollziehbar in verschiedenen Varianten beschrieben und in den Supervisionsprozess eingebunden. Die besondere Qualität dieser Sammlung besteht darin, dass die Autorin auch die supervidierende Person im Blick behält, mit ihren eigenen Themen, ihren möglichen Widerständen und Blockaden und ihren Potenzialen. Die Autorin: Katrin Oldenburg, Dipl.-Soz.päd., Dipl.-Soz.arb.; Systemische Beraterin, Supervisorin und Organisationsentwicklerin; langjährige Tätigkeit als Referentin und Führungskraft; Aufbau und Leitung eines Bildungszentrums für kulturelle Bildung im ländlichen Raum.

Katrin Oldenburg, Dipl.-Soz.päd., Dipl.-Soz.arb.; Systemische Beraterin, Supervisorin und Organisationsentwicklerin; langjährige Tätigkeit als Referentin und Führungskraft; Aufbau und Leitung eines Bildungszentrums für kulturelle Bildung im ländlichen Raum.

1 Zur Entstehung und Weiterentwicklung der Supervision


1.1 Die Anfänge


Historisch betrachtet, stellt sich zunächst die Frage, wo die Supervision (lat.: »Überblick«) ihren Ursprung hat. Womöglich ist die Wiege der Supervision in Österreich zu finden. Siegmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, traf sich mit Kollegen in sogenannten Mittwoch-Gesellschaften, deren Teilnehmer sich gegenseitig berieten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet man das Wort Supervision in der amerikanischen Geschichte der Sozialarbeit. Durch die Industrialisierung in Nordamerika entwickelten sich Wohlfahrtsorganisationen, für die freiwillige Helfer Almosen verteilten. Die Überwachung dieser Aktivitäten übernahmen bezahlte »Supervisoren«. Der Supervisor war häufig direkter Vorgesetzter. Das heutzutage praktizierte Mentoring-Programm hat diesen Ansatz adaptiert. Manchmal wird auch gegenwärtig Coaching in diesem Sinne verstanden. Inzwischen wird Supervision von externen und unabhängigen Supervisoren durchgeführt. Durch Berufsverbände wird eine hierarchische Supervision, wie einstmals, ausgeschlossen. Später kam zum Faktor der Kontrolle die Anleitung und somit die Professionalisierung hinzu. Folgend setzte der Gedanke der »Hilfe zur Selbsthilfe« ein – der Grundstein für die Casework-Methode in der Sozialen Arbeit. Dahinter steht die Intention, dass die Verantwortung beim Individuum bleibt (vgl. Federn 1990). Im Jahr 1902 wurde in den USA, an der Columbia University in New York, ein Jahrgang als »School of Social Work« eingerichtet. Dort wurden die ersten Supervisoren ausgebildet. Da die Kapazität von Lehrkräften sehr gering war, übernahmen zunehmend Wohlfahrtsvereine die Ausbildung von Supervisoren. Zu diesem Zeitpunkt war das wichtigste Instrument der Supervision die Fallakte (vgl. Kadushin 1990). 1933 wurde in den USA die Sozialgesetzgebung erlassen, womit sich die Funktion der Wohlfahrtsorganisationen änderte. Leitende Sozialarbeiter schlossen sich in Beratungsvereinen zusammen. Die zu beratenden Personen bei der Lösung ihres Problems mit einzubeziehen, wurde aktiviert und umgesetzt. Das Modell der dyadischen Supervision kam zu diesem Zeitpunkt analog zur Sozialarbeiter-Klienten-Beziehung häufiger zur Anwendung als das des Gruppensettings.

1.2 Ausweitung


In Deutschland hielt die Gruppenarbeit erst in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges Einzug. Während dieser Zeit kehrten viele Sozialwissenschaftler aus der Emigration zurück nach Europa. Namentlich waren es beispielsweise Alfred Adushin, Shelten Rose, Gisela Konopka und Ruth Cohn (vgl. Wieringa 1990). Neu gewonnene Erkenntnisse wollten sie bei ihrer Arbeit mit einbringen. Wie nicht zuletzt fehlende Literatur zum Thema Supervision in dieser Zeit zeigt, gab es während des Zweiten Weltkrieges und unmittelbar danach keine Supervision. Die Rolle des Sozialwesens im Faschismus wurde verdrängt. In Westdeutschland bediente sich die Sozialarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg amerikanischer Methoden, Ideen und Konzepte, u. a. Social Casework. Zunächst nutzte man nicht den Begriff der Supervision, sondern nannte es »Praxisberatung«. In berufsbegleitenden Kursen wurden interessierte Sozialarbeiter methodisch fortgebildet. Michael Balint, ein ungarischer Psychoanalytiker, entwickelte in den 1950er-Jahren in Großbritannien eine Reflexionsgruppe für Ärzte, bei denen ein Supervisor die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten thematisierte und spiegelte. Nach ihm benannte Balintgruppen gibt es noch heute, und Vergleichbares wurde auch in anderen Berufsgruppen (beispielsweise in der Seelsorge, bei Lehrkräften, Führungskräften oder in der Krankenpflege) üblich.

In den 1960er-Jahren gab es eine generelle methodische Weiterentwicklung, geprägt vom Wirtschaftswunder und den späteren Studentenunruhen. Begriffe wie Rolle, Status oder Position sowie sozialpsychologische und soziologische Konzepte gewannen an Bedeutung im diagnostischen Bereich. Soziale Gruppenarbeit und Gruppensupervision lenkten den Blick weg vom singulär betrachteten Einzelnen hin zum Individuum im Beziehungsgeflecht. Lerngruppen und Selbsterfahrungen wurden in diesem Zeitraum (vgl. Lewin 1990) Gegenstand der Supervision. 1967 gründete sich der Deutsche Arbeitskreis für Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie (DAGG). Prinzipien der Gruppendynamik hielten Einzug in die Supervision. Dazu gehörten beispielsweise das Lernen im Hier und Jetzt, Feedback, Beziehungsdimension von Nähe und Distanz. 1964 wurde in der BRD die erste professionelle Supervisionsausbildung durchgeführt.

Bis Ende der 1970er-Jahre war sowohl in den USA als auch in Westdeutschland Supervision eng mit dem Berufsfeld der Sozialen Arbeit verknüpft. In dieser Zeit etablierte sich Supervision in Westdeutschland an Hochschulen im Bereich der Sozialarbeitswissenschaften (vgl. Weigand 1990). Um die Supervision zu professionalisieren, wurde 1973 ein Praxisberaterverband gegründet. Mit der Teamsupervision erfolgte der Gang in Organisationen. Seitdem war Organisationsberatung möglich und eröffnete ein neues Berufsfeld der Supervision. Bedarfe im Bereich der Organisationsentwicklung, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands hervorgerufen wurden, stiegen. 1989 wurde die Deutsche Gesellschaft für Supervision e. V. (DGSv) gegründet. Sie ist der Berufs- und Fachverband für Supervisoren. Viele Helfer haben sich zusammengeschlossen und Standards der Supervision festgelegt. Mittlerweile ist Supervisor eine eigenständige Profession.

Zusätzlich zu Supervision im sozialarbeiterischen und therapeutischen Berufsfeld richtete sich der Blick fortan auch auf den Profit-Sektor. Aufgaben in neuen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wie Lean-Management und Kundenfreundlichkeit eröffnen Supervisoren weitere profitable Arbeitsfelder. Im vergangenen Jahrzehnt zeigte sich, dass supervisorische Arbeit immer im Rollenverständnis gesehen wird. Dabei sind Selbst- und Fremdbild und somit die Erwartungen an die jeweilige Rolle im Arbeitskontext von zentraler Bedeutung. Konzeptionelles Arbeiten und Denken, Normen und Werte, Interaktionen, Emotionen und Empathie sind nur einige Stichworte, die ein Individuum im Arbeitskontext beschreiben.

1.3 Exkurs zur systemischen Supervision


Die systemische Supervision ist ein professionelles Verfahren der Beratung, Beobachtung und Reflexion. Der systemische Ansatz liegt diesem Buch zugrunde. Er eignet sich für die institutionelle Praxis und ebenso für Weiterbildungen. Der Ursprung der systemischen Supervision entstammt verschiedenen Wissensgebieten wie beispielsweise der Theorie der sozialen Systeme von Niklas Luhmann oder dem Konzept des Physikers Heinz von Foerster. Stark verkürzt, zielt die systemische Supervision auf die Autonomie eines Individuums ab, um diese zu wahren. Aus dem Wissen über die Nicht-Instruierbarkeit von Menschen sind Handlungsanweisungen als Berater abzuleiten. Akzeptanz und Respekt bilden dabei die Basis jeder systemischen Supervision (vgl. Hemmerde 2023).

1.4 Aktueller Stand


Die Erforschung der Supervision mit ihren methodischen Herangehensweisen ist noch eine junge Disziplin und kaum an Universitäten verankert. Eine eigenständige Supervisionstheorie liegt bislang nicht vor. Einige Forschungseinrichtungen wie beispielsweise die Universitäten Kassel, Amsterdam oder Würzburg arbeiten thematisch an der wissenschaftlichen Fortschreibung. Wirksamkeitsstudien gibt es daher aktuell nur vereinzelt bzw. diese sind nicht genau bekannt. Spannend ist, die Weiterentwicklung im supervisorischen Bereich zu beobachten. Je nach Anlass und Ziel sind neue Beratungsformen erforderlich, um auch zukunftsweisend supervisorisch tätig sein zu können. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass sie eine Chance bietet, zu neuen Formen überzugehen. Corona als Chance ist in diesem Kontext als Statement zu sehen: Supervision ist seither persönlich, digital und hybrid möglich.

Themen unserer Supervisionen sind immer wieder zu überprüfen, neue Bedarfe gilt es zu erkennen und Supervisionsformen methodisch weiterzuentwickeln. Auch bei der Arbeit mit unseren Supervisanden kann sich eine gewisse methodische Routine einschleichen. Es braucht neue Tools in der Supervision, in der systemischen Beratung und im Coaching. Doch auch wir Supervisoren, Coaches und in der Beratung Tätigen haben Angst vor Veränderung. Gekonnt eingesetzte bewährte Methoden geben uns Sicherheit. Aber auch hier gilt: nicht in Routine verfallen und vertrauensvoll neue humorvolle supervisorische Wege wagen. Statt sich über sich selbst oder die Supervisanden zu ärgern und methodisch immer das Gleiche zu tun, empfehle ich, etwas Neues, Überraschendes, Humorvolles und Kreatives auszuprobieren. Paul Watzlawick, ein bedeutender Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler, beschreibt mit einem Satz, dass die Wirklichkeit ein subjektives Phänomen ist: »Ich bin frei, denn ich bin einer Wirklichkeit nicht ausgeliefert, sondern kann sie gestalten.« Wir Supervisoren sind in der Lage, unseren Klienten genau dabei zu helfen. Humor vermag unsere Arbeit und die Ergebnisse, die wir erzielen, sehr zu fördern. Humor in der...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-8497-8482-7 / 3849784827
ISBN-13 978-3-8497-8482-9 / 9783849784829
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