Schritte zum Durchblick -  Erich Maier

Schritte zum Durchblick (eBook)

Weitere Briefe an Mikaela Shiffrin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
156 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4420-3 (ISBN)
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Was geschieht, wenn jemand tatsächlich die innere Zeit auflöst, damit auch die Behinderung durch den Geist verliert und die unbewusste Klammer an eine Welt der Künstlichkeit entfernt wird? Unter Einbeziehung der Realität einer dunklen Negativität werden hier Schritte zu einem natürlichen Bewusstsein versucht, welches die Geburt in die Welt hinein erst zu ihrem Abschluss bringt.

20. November 2023


Liebe Mikaela,

ich weiß nicht, ob Dich dieses theoretische Zeug überhaupt interessiert, und, wie gesagt, ist seit dem letzten Band auch Praktisches dazugekommen, leider großteils Negatives, sodass es hier auf sprachliche Art zur Darstellung einer Mischung aus Theorie und Praxis kommt, und vor dem philosophischen Hintergrund eignet sich dazu gleichsam auf paradigmatische Art das Wort Geist, so ähnlich wie im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich der Begriff Zeit. Der Geist ist die prinzipielle Ursache der menschlichen Verwirrung, insbesondere der Verwechslung des Ichs mit dem Kollektiv und allen Folgewirkungen, die sich potenziell daraus ergeben. Geist heißt, ich schiebe der Sprache die Schuld daran zu, dass sich das Ich nicht genau von den anderen abgrenzen lässt, woraus ein dauerhafter Schwebezustand der Unsicherheit entsteht, der eigentlich nur durch die Auflösung des Geistes beendet werden könnte! Der Geist vertritt insofern eine Anmutung der Künstlichkeit gegenüber der Natur, welche in deren Verleugnung gipfeln könnte etwas abweichend vom Missbrauch, der bewusst vergeblich in Richtung deren Vernichtung marschiert! Aber beginnen wir zunächst einmal im Kleinen!

Der Ursprung des Geistes besteht in der Identifikation mit jemand anderem, etwas, worum kein Kleinkind der Welt herumkommt! Die Sprache suggeriert ein Kollektiv, und die Anwendung dessen auf die Praxis erzeugt Unschärfe, eine Unschärfe, die dann auch von Personen auf Dinge übertragen werden kann! Der Geist wäre also wesentlich Unschärfe, die sich nicht auflösen lässt, weil die kulturellen Konventionen ja beständig existieren! Und die Frage, die der Geist aufwirft, ist jene nach dem Ursprung: Wer steckt dahinter, wer hat diesem Wort diese Bedeutung gegeben? Zweifellos nicht so einfach lösbar, müsste in die graue Vorzeit verlagert werden zu einem mehr oder weniger anonymen Kollektiv! Aber dem Menschsein haftet eine besondere Atmosphäre an, die Menschheit hebt sich ein wenig von der übrigen Natur ab und diese offensichtliche, leichte Diskrepanz reicht schon aus, um den Geist und dessen eingebildete Überlegenheit über die Natur zu begründen! Der Geist umfasst auch ein wenig Stolz auf die Errungenschaften der menschlichen Kultur, besonders der Sprache, aus der er ja wesenhaft entspringt! Und mit dem Stolz verbindet sich andererseits auch immer eine unbestimmte Angst, eine Furcht vor der Zukunft, die das Errungene wieder in Frage stellen könnte, zwar nicht unbedingt realistisch, aber der Geist selbst ist ja auch nicht so realistisch! Man wächst also schon mit dem Geist auf, ob man das will oder nicht, der Geist gehört bei jedem einzelnen Menschen einfach dazu! Und ist im Wesentlichen eine Unsicherheit des Einzelnen gegenüber dem Kollektiv, in welcher Form Letzteres gerade eben vor Augen steht! Diese Verbindung des Einzelnen mit dem Kollektiv ist das Thema der Kultur schlechthin, und sie wurde bis jetzt scheinbar noch nicht restlos durchdrungen, zumindest nicht überschwellig dargestellt! Die Mystik liefert hierzu Ansätze in allen Kulturen, aber Mystik ist eben mystisch und andererseits kann jede Person Bewusstseinserlebnisse haben, die ein wenig in diese Richtung deuten! Die Lösung läge aber wohl tatsächlich in der Auflösung des Geistes, und wie soll diese bewerkstelligt werden angesichts der Gegebenheit der Kultur?

Anders ausgedrückt, der Geist besteht in der Unsicherheit, ob ich mein Bewusstsein als Ganzes mit dem Bewusstsein von jemand anderem vergleichen kann, und da kommt eine zweite Abstraktion ins Spiel, die eine etwas festere Konsistenz vorweisen kann, nämlich die Zeit. Der gesamte Inhalt des Bewusstseins ist auch Inhalt der konkreten Zeit, hat man sich geeinigt, und somit stellt die Zeit auch eine Struktur des Vergleichs zwischen Menschen, genauer zwischen deren Bewusstsein dar! Man nennt das einfach Zeit und der Fall ist erledigt! Und die Frage, die sich somit mit dem Geist verbindet, ist die große Frage, ob die Zeit außer Kraft gesetzt werden kann während des Lebens, ob ein Bewusstsein die Zeit auflösen kann und dennoch weiterbesteht? Die Zeit als objektive Konvention existiert ohnedies und lässt sich in dieser Hinsicht auch nicht in Frage stellen! So weit zur Theorie! In der Praxis kommt es wohl öfters vor, dass das Bewusstsein einmal die Zeit unterfällt mehr oder weniger bedeutsam, mehr oder weniger dauerhaft in der Auswirkung, meist wohl gar nicht! Der Geist markiert aber eine Art Getriebenheit, eine schwaches, gleichsam gemitteltes, zusätzliches Niveau an Aktiviertheit, welche vor allem das Wachbewusstsein durchzieht! Schon aus Gründen der Effizienz, des Energiesparens im Organismus wäre also eine Auflösung des Geistes angezeigt!

Der Geist erscheint wie ein ständiges Anlaufen gegen Hindernisse, er scheint Hindernisse und Widerstände zu kreieren, um sie dann als Probleme darstellen zu können. Beinahe wohltuend hebt sich davon die Nüchternheit der Sprache ab, die sich auch als Versuch auffassen lässt, einander trotz des Geistes zu verstehen! Das Verhältnis Einzelner – Kollektiv ist nicht einfach zu beziffern, bezüglich der Sprache im Bewusstsein würde ich ohne Gewähr etwa auf ein 1:2 plädieren, aber Zahlen sind hier beinahe beliebig, helfen nicht wirklich weiter! Der Einzelne muss im Hinblick auf die Kultur nur das größere Gewicht des Kollektivs akzeptieren, ist aber für die konkrete Sprachverwendung dann ausschließlich selbst verantwortlich, zumindest als Erwachsener!

Der Geist einer Person fühlt sich an die Gewohnheiten deren Sprache gebunden ohne der Konsistenz der Sprache selbst auf den Grund gehen zu können, existiert also gleichsam wie eine auf die anderen hin gerichtete Mattscheibe und ist somit eine künstliche Bezogenheit auf andere Menschen. Und es klingt auch an, dass die dunkle Negativität, wie sie vom Missbrauch herrührt, irgendwie hier Eingang finden könnte oder bereits Eingang genommen hätte, aber selbstverständlich nicht bei jedem Menschen! Die Kultur verbindet aber ebenso wie die Sprache, und somit kann der Spiegel des Geistes, welcher auf einem Missverständnis des Ichs beruht, im Inneren einer Person auch seine Spuren hinterlassen! So, wie ich von außen behandelt werde, wie ich mich selbst wahrnehme, kann ich mich auch innerlich objektiv auffassen, aus mir selbst einen vorgestellten Gegenstand machen mit diesen und jenen Eigenschaften, die sich dann vielleicht auch noch rational verbinden lassen! Durch meine Wahrnehmung schaffe ich ein innerliches, objektives Bild von mir, und daran ist der Geist sicherlich nicht ganz unbeteiligt! Er konzentriert sich auf und suggeriert Ankerpunkte, an denen ich mein Konstrukt festmachen kann, nicht ganz uneigennützig, denn dadurch wird seine Präsenz gestärkt! Das Ich wird dann als Subjekt missbraucht, das ein Bild von mir im Objektbereich zeichnet, auch wenn ich das möglicherweise gar nicht bewusst wahrnehme! Und das wahre Subjekt im Hintergrund ist der Geist!

Das Andere des Geistes, die andere Seite ist also die Natur, und der Geist kann seine eigene Konsistenz nicht begründen, was den Schluss zulässt, dass er überhaupt keine fassbare Konsistenz besitzt! Hand aufs Herz, wenn ich einmal kurz meine Aufmerksamkeit auf mich selbst lenke, werde ich mir schon eher als natürliches Wesen bewusst denn als geistiges! Und wird der Geist einmal aktiviert, brennt es sozusagen in meiner Körpermitte innerlich, dann verweist das auch auf die Natur als Existenzgrundlage, wird dabei jene Einheit in oder von allem sichtbar, wie sie nur von der Natur bewerkstelligt werden kann! Die objektive Welt erscheint dann als sinnvoll, und das ist sicherlich nicht das Ergebnis der Wirkung des Geistes an sich! Und sollte sich andererseits der Geist einmal aufgelöst haben, bleibt die Existenz, das Bemessen eines Menschen an kollektiven Maßstäben, übrig wie ein Ausdampfen der Natur!

Der Geist ist also ein Trickster, der die Grenzen zwischen mir und den anderen verwischt, das Vorbild oder die Inspiration des Jokers, Kasperls oder Narren, auch wenn er bestenfalls über ätherische Substanz verfügt! Dieses Spiel, dieses Hin-und-her-Switchen zwischen mir und anderen wird durch Missbrauch der Sprache möglich gemacht und dabei wird mein Bewusstsein objektiviert, als ob es von mir abtrennbar und austauschbar wäre! Über der Sprache bin ich tatsächlich als natürliche Person, als Individuum, ebenso wie auch die anderen, und selbst die Zeit ist dort eher zu Gast als fest verankert, sie spielt nur gewohnheitsmäßig herein, weil sie im gesamten Bewusstsein als vorhanden gesetzt wird! Der Geist jongliert mit meinem Bewusstsein und Deinem und tut so, als wäre das die natürlichste Sache der Welt! Man muss schon sehr aufpassen, man muss sich letztlich auf sein Handeln konzentrieren, um dem auch nur auf die Schliche zu kommen!

Wenn ich hier sehr abstrakt die Behauptung oder das Sätzchen anführe, die Zeit suggeriert eine fiktive Translation oder Verschiebung im Bewusstsein, und daneben eine zweite Prämisse platziere, Besitz ist eine Translation des Verhältnisses „ich“ zu „mein“, dann werden hier zunächst zarte Strukturen des Bewusstseins sichtbar, die es bis hin zu gültigen Konventionen geschafft haben!...

Erscheint lt. Verlag 8.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
ISBN-10 3-7597-4420-6 / 3759744206
ISBN-13 978-3-7597-4420-3 / 9783759744203
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