Auflösung großer Fragen: Was ist Bewusstsein? Was ist Zeit? -  Richard Kinseher

Auflösung großer Fragen: Was ist Bewusstsein? Was ist Zeit? (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
110 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5317-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wir können bewusst erleben, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz/Gedanken systematisch und strukturiert verarbeitet. Dabei werden Erfahrungen ab dem 5. Schwangerschaftsmonat in der gleichen Reihenfolge reaktiviert, wie sich die physikalischen Sinne entwickeln: Tastsinn > Hören > Sehsinn > Geburt(indirekt) > erste Sozialerfahrungen > autobiographische Erlebnisse ab dem 2. Lebensjahr bis zum aktuellen Alter. Diese Inhalte und Strukturen zu untersuchen, hilft uns, zu verstehen wie DENKEN funktioniert, wodurch ein ÍCH-Bewusstsein´ entsteht und was ein ´Bewusstsein´ ist. Bisher gab es keine Definition für ´ZEIT´. Dabei braucht man nur Zweck und Funktion von Uhren betrachten, um zu verstehen, wss ´vergeht´, wenn Zeit vergeht.

SELBST / ICH-Identität


SELBST-ständig ablaufende Reiz-Reaktions-Aktivitäten sind eine wichtige Grundlage unserer Existenz. Denn sie sorgen dafür, dass wir neue Reize verarbeiten – sei es um zu lernen oder um mit unserer Umwelt zurecht zu kommen. Diesen Mechanismus bezeichne ich als SELBST (Weil mir nichts besseres einfällt.).

Diese SELBST sorgt dafür, das bereits Feten auf Umgebungsreize reagieren und diese auch aktiv in Denkvorgängen verarbeiten. Somit ist das SELBST eine wichtige Grundlage dafür, warum wir existieren können. Als Grundlage für die Arbeitsweise des SELBST dienen Informationen vom episodischen Gedächtnis – welche lebenslang im Gedächtnis zur Verfügung stehen. (Belege dafür kommen noch, wenn das Phänomen ›Nahtod-Erfahrung‹ erklärt wird.)

Die automatisch ablaufenden Mechanismen des SELBST sind verantwortlich dafür, dass Fetus bzw. Baby mit der Umwelt zurechtkommen. Ein Baby weiß weder dass es geboren wurde, noch das es ein Mensch ist und auch nicht, was individuelle Erfahrungen sind.

Erst ab dem 2. Lebensjahr lernen Kinder sich als eigenständiges Wesen zu empfinden und von der Umwelt abzugrenzen, eine eigene ICH-Persönlichkeit zu entwickeln und sich mit Sprache auszudrücken: Damit bekommt man eine ICH-Identität und ein zugehöriges autobiographisches Gedächtnis.

Wie schnell und intensiv sich eine ICH-Persönlichkeit entwickelt, ist kulturell unterschiedlich: Je öfter Kinder ermuntert werden, EIGENE (ICH-/MEIN-codierte) Erfahrungen mit EIGENEN Worten zu erzählen – um so eher entwickelt sich eine ICH-Identität.

Wenn man Erwachsene nach ihren frühesten eigenen Erfahrungen befragt, dann zeigt sich eine Untergrenze des Erinnerns die kulturell verschieden zwischen dem 2.5 bis 6. Lebensjahr liegt. Dass wir uns nicht absichtlich an EIGENE Erlebnisse vor dieser Zeit erinnern können, liegt daran, dass es davor keine ICH-/MEIN-codierten EIGENEN Erlebnisse geben kann.

Das Phänomen der Untergrenze für das absichtliche Erinnern von EIGENEN Erlebnissen wird mit dem Fachbegriff ›infantile/frühkindliche Amnesie‹ bezeichnet. Um diese Untergrenze ›infantile Amnesie‹ zu erforschen, muss man Menschen nach ihren frühesten Erlebnissen befragen.

Ob es bei Tieren eine solche Untergrenze ›infantile Amnesie‹ gibt, können wir nicht wissen, da man Tiere nicht befragen kann. Deshalb sind Tierexperimente zu diesem Thema als sinnlose Tierquälerei zu betrachten.

Kurz zusammengefasst:

Die im episodischen Gedächtnis gespeicherten Erfahrungen sind eine Grundlage für das SELBST, einer selbstständig ablaufenden Reiz-Reaktions-Aktivität (ab dem 5. Schwangerschaftsmonat nachweisbare Erlebnisse).

Die Basis für eine ICH-Identität sind ICH-/MEIN-codierte Erfahrungen, die im autobiographischen Gedächtnis abgespeichert sind.

Beispiele dafür, was Feten und neugeborene Babys können:

  • Bei Feten zwischen der 29-33. Woche wurden für das Träumen typische REM-Augenbewegungen nachgewiesen.

[L: ww.spektrum.de/news/was-traeumen-neugeborene-und-foeten/1566458]

  • Feten können einen Monat vor der Geburt schon verschiedene Sprachmelodien unterscheiden.

[L. DOI: 10.1097/wnr.0000000000000794 Fetal rhythm-based language discrimination]

  • Tonaufnahmen von Herzschlag und Stimme der Muster wirken sich positiv auf die Entwicklung des Hörzentrums von Frühchen aus, wenn man sie ihnen vorspielt.

[L: DOI: 10.1073/pnas.1414924112 Mother’s voice and heartbeat sounds elicit auditory plasticity in the human brain before full gestation]

  • Ab der 34. Schwangerschaftswoche reagieren Feten auf mehrfach gehörte Kinderreime, d.h. sie erkannten das Geräusch wieder.

[L: DOI: 10.1016/j.infbeh.2013.12.007 Evidence suggest babies in womb start learning earlier than thought, study]

  • Kinder erkannten im Mutterleib gelernten Geruch von Anis auch nach der Geburt

[L: 10.1093/chemse/25.6.729 Human foetues learn odours from their pregnant mother’s diet]

  • Die Melodie der Muttersprache wird bereits vom Fetus im Mutterbauch gelernt und formt die Schreimelodie eine neugeborenen Babys.

[L: DOI: 10.1080/2050571X.2016,1187903 Fundamental frequency variation with neonatal crying: Does ambient language matter? /// DOI: 10.1016/j.jvoice.2016.06.009 Fundamental frequency variation in crying of Mandarin and German neonates]

  • Eine Simulation, wie ein Baby ein Gesicht in 30, 60 bzw. 120 cm Entfernung sehen könnte.

[L: DOI: 10.1167/14.13.16 Simulating newborn face perception]

Forschungsarbeiten zur infantilen Amnesie:

  • Kulturelle Unterschiede für Untergrenze der infantilen Amnesie: 2,5. – 6. Jahr

[L: DOI: 10.1080/09658210050156822 Cross-cultural and gender differences in childhood amnesia // DOI: 10.1080/09658211.2021.1918174 What is your earliest memory? It depends]

Beispiele fragwürdiger Tierversuche zum Thema ›infantile Amnesie‹

[L: https://cordis.europa.eu/project/id/268598, mit Ratten // DOI: 10.1038/nn.4348 Infantile amnesia reflects a developmental critical period for hippocampal learning // DOI: 10.1010/2022.04.24.488172 Immune activation state modulates retrieval of infant engrams]

Sigmund Freud’s ES, ICH, ÜBER-ICH


Sigmund Freuds Ideen vom ES, ICH, ÜBER-ICH lassen sich konkreten Gedächt-nisinhalten zuordnen.

Ich habe im vorherigen Artikel geschrieben dass eine automatische Reiz-Reaktions-Aktivität – die ich als SELBST bezeichne – den episodischen Gedächtnisinhalten zuzuordnen ist – dies wäre bei Freud das unbewusste ES. Die Inhalte des autobiographischen Gedächtnisses wären bei Freud das ICH. Und Erlebnisse aus der frühen Kindheit – wie sie bei Nahtod-Erfahrungen deutlich zugeordnet werden können, würden dem Freud’schen ÜBER-ICH entsprechen (Dazu später mehr).

A. Ab dem 2. Lebensjahr lernen wir, uns als eigenständige ICH-Person von unserer Umwelt abzugrenzen und uns sprachlich auszudrücken: unsere Erlebnisse werden dabei ›ICH-/MEIN-›codiert. Diese autobiographischen Erlebnisse sind dem absichtlichen(!) Erinnern zugänglich und bilden den Kern unserer Persönlichkeit, mit dem wir in der Lage sind unsere Wünsche und Handlungen absichtlich auszuführen. Diese Inhalte des AUTO-BIOGRAPHISCHEN GEDÄCHTNISSES sind eine Grundlage für das Freud’sche ICH.

B. Im Rahmen von Nahtoderfahrungen sind Erlebnisse ab dem 5. Schwangerschaftsmonat LEBENSLANG dem bewussten Erinnern zugänglich. Dies wäre das EPISODISCHE GEDÄCHTNIS. Damit habe wir – speziell mit dem Zeitraum vom 5. Schwangerschaftsmonat bis zur Entwicklung einer eigenständigen ICH-Identität – Zugang zu Erlebnissen, die zwar nicht absichtlich erinnerbar aber doch lebenslang dem bewussten Reaktivieren/Erinnern zugänglich sind. Solche Erlebnisse bilden eine Grundlage für das unbewusste Freud’sche ES (einer Grundlage für Urängste, Urtriebe, Verdrängtes).

C. Menschen die sich in den ersten Lebensjahren um ein Baby/Kleinkind kümmern, werden beim Reaktivieren dieser Erlebnisse im Rahmen von Nahtod-Erfahrungen zu LICHTWESEN umgedeutet. Es wird berichtet, dass eigene Handlungen von diesem Lichtwesen als gut/schlecht bewertet wurden, dass man von ihm gesagt bekam, wie man sich richtig verhalten soll, dass man andere Menschen lieben und immer gut lernen soll. Solche erinnerten Erlebnisse zeigen, dass wir unsere moralischen Werte durch Vorbild und Erziehung lernen und auch, dass ein Teil dieses Lernvorgangs nach dem 2. Lebensjahr stattgefunden haben muss – das uns vorher sowohl das Sprachverständnis, die Sprachfähigkeit und auch die eigene ICH-Identität fehlten. Weil diese Lichtwesen oft als göttliches Wesen betrachtet/erinnert wird – kann man damit erklären und verstehen wieso dieses Freud’sche ÜBER-ICH oft als eine höhere moralische Instanz empfunden wird.

So funktioniert DENKEN


Nun zur Arbeitsweise des Gehirns. Dazu habe ich ein schönes Beispiel aus eigener Erfahrung – von dem man viel darüber lernen kann, was ein einzelner Reiz bewirkt:

Sommererlebnis


Im Winter 1975 ging ich einmal mit meiner Freundin im Arm sehr spät nachts in meinem Wohnort spazieren. Wir befanden uns gerade ganz allein auf der Teerstraße in einer menschenleeren Allee, als ich plötzlich ein sehr seltsames Erlebnis hatte:

Es war der Klang eines Schrittes auf dem Teer, der mich schlagartig in eine andere Zeit entführte. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mich auf der slowenischen Küstenstraße zu befinden. Ich fühlte deutlich die angenehme Wärme von sommerlicher Luft auf meiner Haut, roch die trocken-würzigen Düfte der Mittelmeer-Landschaft und meinte sogar die Grillen zirpen zu hören.

Ich war völlig überrascht und dachte mir noch ›wie ist das möglich, wir haben doch jetzt Winter‹, da war der ganze Zauber auch schon vorbei und ich befand mich wieder in der Realität.

Die Verblüffung...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Persönlichkeitsstörungen
ISBN-10 3-7583-5317-3 / 3758353173
ISBN-13 978-3-7583-5317-8 / 9783758353178
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 323 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Reiseführer in Ihre Zukunft – Mit Selbstcoaching auf neuen Wegen

von Melanie Cordini

eBook Download (2023)
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
16,99