Hellwach am Leben -  Steve Heitzer

Hellwach am Leben (eBook)

Steve Heitzer
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Tyrolia (Verlag)
978-3-7022-4183-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
16,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vom Dazwischen und der Kunst des Lassens Achtsamkeit, Weisheit und spirituelle Sehnsucht Moderne Achtsamkeitspraxis, die Lehren von Jesus von Nazareth, fernöstliche Weisheit - Achtsamkeitslehrer und Theologe Steve Heitzer schöpft aus verschiedenen spirituellen Quellen, um Kraft und Inspiration für das moderne Leben zu finden. Sein Buch ermutigt dazu, die Schätze des Lebens im Jetzt zu suchen und mitunter die 'enge Pforte' anstelle des breiten Mainstreams zu wählen. Es spornt an, das 'Dazwischen' mit Sinn und Freude zu füllen und sich in der hohen Kunst des Lassens zu üben. Jedes Kapitel mündet in einer Deutung eines Gleichnisses oder Wortes Jesu. Darin eröffnet der Autor behutsam Wege zur inneren Kraft sowie zu notwendigen Veränderungen für eine heilsame und verantwortungsvolle Lebenskunst. Das Buch ist geprägt von Heitzers persönlicher Suche nach einer ganzheitlichen Spiritualität -tiefsinnig und authentisch. Mit einem Vorwort von Exerzitien-Begleiterin Sr. Huberta Rohrmoser, Marienschwester vom Karmel in St. Valentin

STEVE HEITZER, geb. in Bayern, lebt in Tirol. Nach dem Theologiestudium in Innsbruck und zehn Jahren Praxis in der kirchlichen Gemeindearbeit begann er sich neu zu orientieren. Er widmete zwanzig Jahre der pädagogischen Arbeit mit Kindern. Heute begleitet er als Retreatleiter Menschen bei ihrer Suche nach einer zeitgemäßen Spiritualität: moderne Achtsamkeitspraxis verknüpft mit dem Herzensgebet aus der christlich-mystischen Tradition.

Vom Glück, heimzukommen


Ich sitze im Zug über den Arlberg auf dem Heimweg von einer Fortbildung. Oben auf den Bergen leuchtet noch die Abendsonne. Ein wunderbarer Herbsttag verneigt sich vor mir und ich mich vor ihm. Eine stille Gegenwart.

Auch in unserem Seminar war diese wunderbare Stille immer wieder spürbar, wenn wir innehielten und nachspürten. Nichts tun, nichts erreichen, nichts sagen müssen – einfach sein. Bei einer Übung dann die Einladung, sich mit einem Moment der Freude und des Glücks zu verbinden. Eine Situation, in der wir uns geborgen fühlten, eine kleine Erfahrung irgendwo draußen oder mit einem Menschen oder auch mit einem Tier. Bei mir tauchte recht schnell ein kleiner Fußmarsch auf, gerade zwei Tage vorher; und eine weitere Erinnerung an eine Reise, die schon länger zurücklag. Erstaunlicherweise war ich in beiden Situationen eigentlich allein unterwegs. Zufrieden. Geborgen in mir selbst. Vor ein paar Jahren hatte ich zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, mich eins mit mir allein zu fühlen und darin auch Halt zu finden. Das ist für jemanden, der wie ich schon im Mutterleib mit einem Zwillingsbruder aufgewachsen und grundsätzlich gerne mit Menschen zusammen ist, doch eine wichtige Erfahrung; mit fünfzig Jahren – spät, aber immerhin.

Der Fußmarsch: Das letzte Stück Weg zum Bildungshaus St. Arbogast, ein guter Ort für eine solche innere Arbeit. Ich hatte Andreas Bouranis Lied „Wieder am Leben“ in meinen Ohren und sang mit einem Male aus vollem Hals und tiefster Seele mit ihm diese Zeilen. Jetzt wusste ich, warum ich nicht den Bus vom Bahnhof nehmen wollte. Ich wollte mit mir allein sein; und ich wollte gehen; und ich wollte dieses Lied hören und singen: „Es vibriert in allen Sinnen, ich saug das ganze Universum in mich auf, […] Zeit neue Wege zu gehen.“

AM LEBEN


In diesem Song vibriert eine Lebensenergie, wie wir sie von Aufbrüchen kennen, bei großen Verschiebungen im Leben, wo wir vielleicht schwierige Entscheidungen getroffen haben. Und nun eine Art Durchbruch erleben. Oder von damals, „als wir noch jung waren“. Das Gefühl, wir könnten Bäume ausreißen. Oder überhaupt die Energie von den Kindern, die tatkräftig an die Umsetzung einer Idee gehen. Eine Höhle, ein Baumhaus bauen, einen Staudamm. Oder von Menschen, die Kind geblieben sind. Kennst du das auch noch? Dieses Gefühl, die Welt gehöre gerade dir? Mir ging es so auf diesem Fußmarsch, gerade für diese paar Minuten, ohne dass ich eigentlich hätte sagen können, warum. Hier schmeckte das Leben nach Fülle. Aufwachen aus dem Dunst von ewig gleichen Problemchen und Gedanken. Aufstehen. Aufbrechen. Mit einer „Kraft für zehn“, wie Bourani singt. Eine Energie, die gerade quer steht zu der Erschöpfung im Alltag. Früher sagte ich manchmal zu meiner Frau, wenn wir müde vom Tagwerk unseres Kindergartens noch zu einer späten Tasse Kaffee fanden und unsere Jüngste (damals 7 oder 8 Jahre alt) schier unerschöpfliche Kraft hatte für Geräusche und Spiele, die uns eigentlich um diese Zeit zu viel waren: „Wenn sie uns ein bisschen von ihrer unbändigen Energie abgeben könnte … Wir ein bisschen mehr, sie ein bisschen weniger …“

Heute, schon bald 10 Jahre später, spüre ich körperliche Wehwehchen und Einschränkungen, die Zeit blieb nicht stehen; und zugleich zum Glück auch immer wieder diese unbändige Lust auf Leben. Zumal es mir nach recht dramatischen Stunden vor ein paar Monaten wie neu geschenkt wurde. „Ich bin wieder am Leben“, trifft für mich heute noch viel konkreter zu als damals bei meinem Fußmarsch.

ALLEIN


Bei einem zehntägigen Retreat (kontemplative Exerzitien) hatte ich zum ersten Mal das Alleinsein als intensives Glück erlebt. Natürlich gab es die Gruppe, die mich mittrug, und die Retreatleiterin, die uns begleitete. Und doch war ich im durchgängigen Schweigen für mich allein, im Zimmer, bei den Spaziergängen. Keine Ablenkungen, keine Bücher, keine Musik, keine Infos, keine Unterhaltung durch digitale Begleiter. Allein mit mir. Und gleichzeitig eins. So sehr ich meine Familie liebe und mich freue an Gemeinschaft und Freundschaft – ich kann auch glücklich mit mir alleine sein – eine überraschende und wichtige Erfahrung für mich.

Die Reise: Ein anderes Mal war ich alleine auf einer weiten Zugreise von Warschau nach Innsbruck. Am Vortag hatte ich eine berührende Begegnung mit einem polnischen Waisenkind und die ganze Nacht über arbeitete diese Geschichte in einem intensiven Traum in mir: Eine Katze war mit mir im Zug und ich sollte mich um sie kümmern. Sie hatte Durst. Ich versuchte zu helfen … An diesem Tag hätte ich dringend eine Schulter gebraucht, an der ich hätte weinen können. Und ich fürchtete mich schon vor der Migräne, die manchmal der Tränenstau auslöst, wenn ich eigentlich weinen möchte und nicht kann. Da erinnerte ich mich an die Einladung zum Selbstmitgefühl: sich innerlich selbst in die Arme zu schließen. Es war tatsächlich möglich, ich legte meine Arme gekreuzt an meine Schultern und spürte, wie gut es tat, mich selbst zu berühren. Die Migräne blieb aus, auch wenn ich nicht wirklich weinen konnte. Ich konnte für einen Moment für mich selbst sorgen. Manchmal ist das Leben so, dass wir andere bräuchten, aber niemand da ist, und wir uns wie gelähmt fühlen, weil wir nichts tun können. Und dann ist da doch eine kleine Berührung möglich oder wir können einfach da sein – einmal nicht für andere, sondern für uns selbst. Vielleicht ist das genauso wichtig, wie etwas für andere zu tun und für andere da zu sein. Achtsamkeit braucht Güte, auch und beginnend mit der Güte zu uns selbst. Immer ist da dieses kostbare Leben: Es umgibt uns, wir atmen es ein, es liegt in der Luft, um uns herum, in uns selbst – kostbares Leben, an dem wir Teil haben, von dem wir Teil sind.

Gleichzeitig staunte ich über die Erfahrung, dass sogar schwierige Momente, Traurigkeit und Schwere, Hilflosigkeit und Bedürftigkeit dazu führen können, zu sich selbst heimzukommen und gleichzeitig verbunden zu sein. Nicht verbunden zu sein mit dem ganzen großen Netz des Lebens, ist ohnehin eine Illusion, der wir im Alltag aufsitzen, wenn wir uns getrennt und einsam vorkommen. Darauf wies schon Albert Einstein hin, der das Gefühl der Trennung als eine „optische Täuschung unseres Bewusstseins“ bezeichnete. In den vergangenen Jahren musste ich mich immer wieder auch mit körperlichen Schmerzen auseinandersetzen – und zusammensetzen. So schmerzhaft und dramatisch die Dinge manchmal auch werden, ich konnte darin auch erleben, dass das Leben nicht entweder schön oder schmerzhaft ist, kostbar oder herausfordernd, sondern beides zugleich sein kann. Solange wir am Leben sind, nah am Leben dran, vibriert Leben auch immer um uns herum. Sobald wir unser Herz ein kleines Stück weit öffnen können, lassen wir Energie herein, „Schwingung“, könnten wir sagen. Und dann ist es nicht mehr weit, um Resonanz zu spüren, Mit-Schwingen.

Dieses Buch handelt von Erfahrungen eines Mitschwingens, einer Resonanz, von einem Ankommen für Momente – bei mir selbst, mitten im Leben, in der Welt, im Kampf und im Spiel mit dem, was ist; im Aufbruch und im Einbruch, im Einlassen und im Loslassen, im inneren Lärm und in der Stille des Großen Ganzen. Wir klammern die Schwierigkeiten und Herausforderungen bewusst nicht aus. Leben ist alles, was uns widerfährt. Nicht nur das, was wir uns wünschen oder worüber wir uns freuen. Entscheidend ist es, gleichzeitig zu werden mit dem Leben, wo wir doch so oft gedanklich vorauseilen oder grübelnd hinterherhinken. Resonanz, Verbundenheit und dieses Gleichzeitig-Werden mit dem Leben, Gegenwärtigkeit, Präsenz – ist diese Art von Heimkommen auch „spirituell“?

SPIRITUELL


Spiritualität ist ein äußerst schillernder Begriff, wie wir gleich noch sehen werden. Ich möchte in diesem Buch nicht den Versuch unternehmen, den Begriff zu (er)klären, sondern seine Fährte für unsere Lebenskunst immer wieder aufzunehmen. Das Spirituelle ist eine wesentliche Kraft in uns – egal, wie wir es nennen und in welcher Form wir es in unser Leben integrieren.

Mein eigener spiritueller Weg ist verschlungen, aber keineswegs spektakulär; er führte von einer traditionellen Erfahrung von Religion und Kirche in den 1970er Jahren im katholischen Bayern zu einer völlig neuen Erfahrung christlicher Spiritualität in den USA und schließlich – wieder anders – in Argentinien Ende der 1980er Jahre. Nach Theologiestudium und intensiven Jahren in der Gemeindepastoral folgte eine nachhaltige kirchliche Entfremdung, doch es war eher so, dass mir der stille Auszug aus einer kirchlichen Heimat vor Ort passierte. Als ich Vater wurde und im Jahr 2000...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7022-4183-3 / 3702241833
ISBN-13 978-3-7022-4183-4 / 9783702241834
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Jeffrey Geoghegan; Michael Homan

eBook Download (2020)
Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
12,99
Ein didaktisch-methodischer Leitfaden für die Planung einer …

von Sarah Delling; Ulrich Riegel

eBook Download (2022)
Kohlhammer Verlag
22,99