Evangelische Publizistik - wohin? -  Reinhard Mawick,  Willi Wild

Evangelische Publizistik - wohin? (eBook)

Geschichte, Beispiele und Zukunft kirchlicher Medienarbeit
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Wartburg Verlag
978-3-86160-596-6 (ISBN)
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Die Kirche hat einen öffentlichen Anspruch. Auch im heutigen Deutschland, in dem weniger als die Hälfte der Bevölkerung noch einer Kirche angehört. In einer Gesellschaft, die durchdrungen ist von einer noch nie dagewesenen medialen Vielfalt. Welche Perspektiven hat die evangelische Publizistik unter diesen Bedingungen? Wie kann die christliche Botschaft und das kirchliche Handeln außerhalb der Kirchenmauern wahrgenommen werden? Und für wen und warum ist das eigentlich wichtig - außer für die Kirche selbst? Der 100. Geburtstag der mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube+Heimat ist der Anlass, den Blick weit über Mitteldeutschland hinaus schweifen zu lassen und vor dem Hintergrund einer langen Tradition der evangelischen Publizistik nach ihrer Zukunft zu fragen.

VORWORT


Reinhard Mawick, Willi Wild

100 Jahre sind eine lange Zeit, in 100 Jahren kann viel passieren, und 100 Jahre alt wird in diesem Jahr „Glaube+Heimat“, die Mitteldeutsche Kirchenzeitung. Das wird tüchtig gefeiert. Und dieses Buch ist ein gewichtiger Teil dieses Feierns, denn in ihm wird die wechselvolle Geschichte von „Glaube+Heimat“ dargeboten: eine Geschichte mitten in Deutschland – durch die Anfänge in der Weimarer Republik, die Bedrohungen, Abgründe und Anfechtungen der Nazizeit, den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, den langen Jahrzehnten der DDR, die gegen Ende besonders stürmische Entwicklungen brachten, bis in die heutige Zeit. Wir sagen herzlichen Glückwunsch!

Diese wechselvolle Geschichte bildet den zweiten Teil dieses Buches (ab Seite 130). Im ersten Teil hingegen geht es um das Phänomen evangelische Publizistik im Allgemeinen und teilweise auch im Speziellen. Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft, Praxis und Kirchenleitung geben einen Einblick in den Stand des Denkens und des Tuns evangelischer Medienarbeit. Dass im Rahmen dieser publizistischen Gelegenheit jeweils nur kleine Ausschnitte beleuchtet werden können, versteht sich von selbst. Aber wir sind der Auffassung, dass Größe und Komplexität eines Phänomens nicht davon abhalten dürfen, mit einer Durchdringung anzufangen.

Den Beginn macht Roland Rosenstock, indem er die Geschichte darbietet oder besser, skizziert, denn im Rahmen dieses Buches ist es natürlich lediglich „Eine kurze Geschichte der evangelischen Publizistik“. Deutlich länger und ausführlicher hat er dies vor mehr als zwanzig Jahren in seiner voluminösen Dissertation „Evangelische Presse im 20. Jahrhundert“ niedergelegt. In seinem Beitrag hier geht es besonders darum, neben den wichtigsten Entwicklungen aus über einhundert Jahren die Frage nach dem Selbstverständnis der evangelischen Publizistik zu stellen. Rosenstock sieht nämlich mehr und mehr das in Gefahr, was für ihn das Herzstück evangelischer Publizistik ist: einen kritischen Journalismus aus protestantischem Geist, der für sich den Anspruch erhebt, auch gegenüber seiner Kirche und deren Leitungsgremien Objektivität und Unabhängigkeit zu wahren. Deswegen hat er seinen Rückblick in eine aktuelle Problemanalyse eingebettet (Seite 20).

Neue Entwicklungen reflektieren Ilona Nord und Thomas Schlag. Da Religion ohne mediale Vermittlung und damit ohne Medien nicht möglich sei, ist „die religiös-mediale Praxis (…) immer auch ein Kind der jeweiligen medialen Logiken und Möglichkeiten der Zeit“, schreiben die Autoren in ihrem Beitrag. Sie gehen dann der Frage nach dem „beziehungsorientierten, lebensdienlichen und theologischen Tiefensinn unter der Benutzer:innenoberfläche“ in unserer von digitalen Medien und Kommunikationsweisen geprägten Gegenwart nach – auch in einer Auswertung und Analyse medialer und religiöser Erfahrungen im Zuge der Corona-Pandemie (Seite 36).

Jörg Bollmann, langjähriger Geschäftsführer und Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, gibt einen Einblick in die große Fülle der evangelischen Publizistik. Er erinnert in seinem Beitrag an besonders gelungene Bündelungen von Reichweite, die seines Erachtens unerlässlich sind, um in der Nische, die evangelische Publizistik im gesamtgesellschaftlichen Medienkonzert und -geschehen immer ist, wahrgenommen zu werden, denn: „Was früher die Dächer waren, unter denen sich Menschen versammelten, sind in der modernen Gesellschaft die Medien, die ihre Wirkung in der Welt des 21. Jahrhunderts mehr und mehr online entfalten“ (Seite 47).

Die Frage nach der DNA evangelischer Publizistik treibt Florian Höhne um. Zwar könne die Gegenwartsdiagnose dazu verleiten, „verführt vom morbiden Charme des Zynismus (…) die Zukunftsvision der evangelischen Publizistik eher in Schwarz- und Grautönen“ zu zeichnen. Doch dies sei unangemessen, meint Höhne denn evangelische Publizistik gehöre „essenziell“ zur Kirche dazu. Er sieht sie als Ausdruck einer Bildungsarbeit, „die Menschen hilft, sich über kirchliches und politisches Leben, über ethische Fragen und historische Umstände zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und an (kirchen-)politischen Diskussionen teilzuhaben.“ Außerdem könne evangelische Publizistik inmitten der zuweilen düsteren Welt säkularer Medien Hoffnung stiften, indem sie das Konzept des „konstruktiven Journalismus“ vertrete – wofür es hoffnungsvolle Beispiele gebe (Seite 60).

Diesem Anliegen fühlt sich auch Udo Hahn verpflichtet, der in seinem „Zwischenruf“ noch einmal auf die Bedeutung einer funktionierenden Publizistik für die nach innen wie nach außen gerichtete Wirksamkeit der Kirche verweist. Dass die Publizistik materiell im Raum der Kirche seit jeher kurzgehalten wird, sieht der Autor kritisch. Über keine anderen Handlungsfelder erreiche die Kirche so viele Menschen wie über Bildung und Publizistik. Aber: „Verfolgt man die Debatten um die finanzielle Ausstattung dieser Bereiche, so scheint sich die Kirche dieses Werts der Reichweite nicht bewusst zu sein. Oder diesen für das kirchliche Wirken in der Gesellschaft nicht für wichtig zu halten. Beides wäre fatal“ (Seite 76).

Die digitale Transformation, die Ende des 20. Jahrhunderts begann und in diesem Jahrhundert immer rasanter an Fahrt gewinnt, führt immer mehr dazu, dass sich kirchliche Medienhäuser völlig neu aufstellen und gruppieren müssen. Rieke C. Harmsen war von Beginn an an der Digitalisierung des Medienhaues der bayerischen Landeskirche maßgeblich beteiligt. Harmsen schildert diesen Prozess anhand der Entwicklung von sonntagsblatt.de und zeigt die Komplexität auf, die eine konsequente Digitalisierung nach sich zieht. Zum anderen betont sie, dass diese „journalistisch professionelle und unabhängige Plattform (…) einen wichtigen Beitrag für Demokratie, Frieden und Zusammenhalt in der Gesellschaft“ leistet (Seite 86).

Während der Corona-Pandemie musste sich das kirchliche Leben über Nacht auf neue Formate umstellen. Es ist noch zu früh, eine wirkliche Bilanz zu ziehen, was diese Verunmöglichung direkter Begegnung und direkter Präsenz für Folgen zeitigen. Aber die bayerische Pfarrerin Cornelia Egg-Möwes berichtet von der medialen Erfolgsgeschichte ihres #abendsegen, der, aus der Corona-Not geboren, bis heute für Tausende zum geistlichen Leben gehört (Seite 100).

Dass sich Kirchenleitende häufig über Berichte kirchlicher Medien ärgern, kann nicht verwundern. Auch nicht, dass es deswegen unter ihnen zuweilen die Meinung gibt, es müsse ungebundenen Journalismus im Raum der Kirche nicht geben. Der Jurist Jan Lemke macht die Probe aufs Exempel und stellt sich als Präsident des Kirchenamtes der EKM die Frage „Brauchen wir kirchlichen Journalismus oder kann das weg?“ Er kommt zu einem klaren Ergebnis, das unter anderem geprägt ist von seiner Funktion als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Presseverbandes in Mitteldeutschland (EPVM) (Seite 107).

Von einer anderen Seite erörtert der Journalist Arnd Henze das Thema: Für ihn ist es völlig klar, dass evangelische Publizistik unbequem sein und bleiben muss. Henze fordert vor diesem Hintergrund sogar den Aufbau einer zentralen Rechercheeinheit für den Kirchenjournalismus und zwar in Gestalt einer „Recherche- und Hintergrundredaktion unter dem Dach des epd“. Seiner Ansicht nach ist es die vordringliche Aufgabe kirchlich verantworteter journalistischer Medien, auch zukünftig „eine relevante und unverzichtbare Stimme im säkularen öffentlichen Raum“ zu bleiben, denn „(a)ls solche“ werde sie „mehr denn je gebraucht“ (Seite 117).

Dann sind wir beim Geburtstagskind angekommen: der 100-jährigen Wochenzeitung „Glaube+Heimat“, deren Geschichte, deren Wohl und Wehe die zweite Hälfte dieses Buches gewidmet ist. Zum Auftakt dieses Teils findet Sebastian Kranich in seinem Streifzug durch die Zeitungsgeschichte ein schönes Zitat: „Eine Kirchenzeitung unterscheidet sich von einem Blatt, das sich auf den sogenannten erbaulichen […] Typ beschränkt, dadurch, daß sie zugleich ein Fenster der Kirche zur Öffentlichkeit hin ist.“ Dies galt sicher 1946, dem Jahr des Zitates, wie es auch heute noch gilt (Seite 130).

Ganz persönlich von ihrer Familiengeschichte ausgehend, beleuchtet die Pfarrerin und ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht das Gründungsjahr 1924 und die Verhältnisse samt Zeitgeist damals in und um Thüringen (Seite 135). Daran knüpft der Historiker Jochen Birkenmeier an, der die Geschichte von „Glaube+Heimat“ in der Zeit der Naziherrschaft...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-86160-596-1 / 3861605961
ISBN-13 978-3-86160-596-6 / 9783861605966
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