Mustafa Schoqai. "Die Freiheit einer Nation ist das Ergebnis ihres nationalen Geistes"

Mustafa Schoqai. "Die Freiheit einer Nation ist das Ergebnis ihres nationalen Geistes"

Buch | Hardcover
352 Seiten
2023
Wostok (Verlag)
978-3-932916-82-3 (ISBN)
28,00 inkl. MwSt
Die Publikation gründet auf Archivmaterialien zur Biografie von Mustafa Schoqai und zum historischen Kontext, in dem er seine politische Tätigkeit ausübte. Die Leser werden mit seiner Kindheit, seiner frühen sozialen und gesellschaftlichen Arbeit, der Herausbildung seines politischen Denkens im Umfeld der moslemischen wie der russischen Intelligenz, seiner Tätigkeit für die Gründung und Leitung der Kokander (Turkestanischen) Autonomie sowie der erzwungenen Emigration und dem Leben und politischen Wirken Schoqais im Ausland vertraut gemacht. Alle Materialien offenbaren neben dem außergewöhnlichen politischen Talent von Mustafa Schoqai auch seine menschlichen Eigenschaften, sein stetiges Festhalten an friedlichen Lösungswegen, seine aufrichtige Begeisterung für einen demokratischen Entwicklungsweg und seinen Traum, eine aussichtsreiche Zukunft für sein Heimatland und sein leidgeprüftes Volk zu ermöglichen.
Das Buch ist für Wissenschaftler und Historiker, die die Geschichte Zentralasiens und die Beiträge herausragender politischer Persönlichkeiten zu nationalen Befreiungsbewegungen erforschen, ebenso wie für einen breiten geschichtsinteressierten Leserkreis interessant.

Vorwort .........................................................................................................5

Werdegang ....................................................................................................9
Die väterliche Weisung ................................................................................9
Die Jahre des Lernens ................................................................................10
Petrograd in den Tagen der Februarrevolution .....................................15
Orenburg .......................................................................................................20
Ak-Metschet ..................................................................................................22
Auf dem Weg nach Taschkent ...................................................................24
Dschadiden und Ulemisten ...........................................................................27

Reife ..............................................................................................................35
Taschkent. Der Erste Regionalkongress gesellschaftlicher Organisationen ..............................................................35
Der Turkestanische Nationale Sowjet ..............................................................39
„Schura-i-Islamija“ und „Gulama Kogamy“ ......................................................41
Das Turkestanische Komitee der Provisorischen Regierung .......................44
„Im Namen der Revolution …“ ............................................................................46
Die Bodenfrage ............................................................................................50
Die Bolschewiki usurpieren die Macht ..........................................................53
Die Kokander (Turkestanische) Autonomie ......................................................57

Neue Etappe im politischen Kampf ..................................................................64
Maria ..................................................................................................................64
Die Zeit der Konspiration ....................................................................................68
In Tiflis .....................................................................................................................69
Die Moslems unter dem Ansturm der bolschewistischen Propaganda ...................72
Enver Pascha ..........................................................................................................81
In der Türkei ............................................................................................................87
Zwei von einer Million ..........................................................................................91
Die neue Etappe im politischen Kampf ............................................................94
Ziele und Aufgaben der Turkestanischen Nationalbewegung ....................97

Politische Arbeit in Europa ...............................................................................102
Der Beginn der politischen Tätigkeit ..............................................................102
Turkestan ............................................................................................................103
Die sowjetischen Geheimdienste im Kampf gegen die Konterrevolution im In- und Ausland .......................123
Mustafa Schoqai und die Alaschordiner .......................................................128
Das durch die Macht der Sowjets geschaffene turkestanische „Paradies“ ........................................132
Die Zeitschrift „Jasch Turkestan“. Die weitere politische Tätigkeit Mustafa Schoqais in Europa .........................135

Die Doktrinen des Faschismus und des Bolschewismus .............................139
Die Ideologien des Faschismus und des Bolschewismus gewinnen an Kraft ..........................................139
Das Volk und die „Volksfeinde“ ........................................................................142
Faschismus und Bolschewismus treten in Rivalität. Die Welt am Rande des Krieges ................................149

Was lässt dich wissen, was der steile Passweg ist? ..................................159
Der Krieg. Die Eheleute Schoqai sind in Sorge ......................................159
Deutschland greift die UdSSR an. Mustafa Schoqai unter den „Ehrengefangenen“ ............................................162
„Es ist besser zu sterben, als so etwas zu sehen …“ ....................................169

Die Intrige der Kommunisten ...........................................................................181
Die sowjetische Propaganda über Mustafa Schoqai oder die Anatomie einer Lüge .................................................181

Die Basmatschi-Bewegung in Turkestan
von Mustafa Schoqai (veröffentlicht 1928) ...................................................191

Mustafa Schoqai und seine Umgebung in Fotos ..................................I-VIII

Das Phänomen Mustafa Schoqai ...........................................................209

Nachwort von Bachyt Sadykowa ......................................................................217

Maria Schoqai: Mein Mustafa (Auszüge, 1963) ...........................................219

Personenregister ..................................................................................................343
Grundlegende Daten zu Mustafa Schoqai...................................................351

Rund sieben Kilometer sind es in Berlin vom Ernst-Zinna-Weg am Rande des Volksparks Friedrichshain zur Sehitlik-Moschee am Columbia-damm. Auf dem kleinen Friedhof am Volkspark liegen die Getöteten der Straßenkämpfe in Berlin vom 18. März 1848, also einige der gefallenen Kämpfer der deutschen Revolution von 1848/49. Darunter ist Ernst Zinna, ein heute nahezu vergessener Freiheitskämpfer, der, noch minderjährig, auf den Barrikaden vom Kugelhagel der Polizei des preußischen Königs tödlich getroffen wurde. Sein Wirken und Leiden, wie auch das anderer Revolutionäre, ebnete maßgeblich den Weg zum ersten deutschen Parlament in der Frankfurter Paulskirche im Mai 1848 unter seinem Vorsitzenden Heinrich von Gagern. Auf dem Friedhof der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm befindet sich das Grab von Mustafa Schoqai1, einem Kämpfer und Aktivisten für die Freiheit des kasachischen Volkes, der im Dezember 1941, fernab seiner Heimat, in Berlin starb. Mehr als 4000 Kilometer östlich von seiner letzten Ruhestätte, in Kasachstan, ist Mustafa Schoqai gut bekannt, in Berlin und Deutschland gehört er, ähnlich wie Ernst Zinna, zu den vielen unbekannten Kämpfern für Freiheit und nationale Selbstbestimmung. Die beiden historischen Vorgänge sind in ihren Abläufen und Hintergründen nur schwer vergleichbar, in ihrer Tragik und in ihren Konsequenzen aber schon. Während die deutsche Revolution von 1848/49 ein Kampf gegen die deutsche Kleinstaaterei und für einen deutschen Nationalstaat sowie für individuelle bürgerliche Freiheitsrechte war, waren die revolutionären Ereignisse in Kasachstan ein Kampf gegen die zunehmend auf Unterdrückung ausgelegte zu Beginn noch zaristische Fremdherrschaft, die Diskriminierung der ethnischen Kasachen in ihrer Heimat und ein Kampf für eine eigene Staatlichkeit. Mustafa Schoqai setzte sich gegen die Unterdrückung der kasachischen Sprache und Kultur ein, die besonders nach der Oktoberrevolution 1917 noch zunahm. Er erkannte die Bedeutung politischer Teilhabe für die Verbesserung der Lebensbedingungen der kasachischen Bevölkerung. Er setzte sich für politische Reformen und die Vertretung der kasachischen Interessen auf nationaler Ebene ein. Sein Einsatz zwang ihn ins Exil, in die Türkei, nach Frankreich und schließlich nach Berlin. Vom Exil aus erlebte er die von Stalin veranlasste erzwungene Sesshaftmachung der bis dahin überwiegend nomadisch lebenden Kasachen mit, die zur Hungerkatastrophe in den Jahren 1930 bis 1933 führte, die Millionen Menschen das Leben kostete. Ab 1929 erschien in Berlin 10 Jahre lang sein Magazin „Jasch Turke-stan“, dass der nationalen und kulturellen Selbstvergewisserung der Kasachen diente. Die Umstände des Jahres 1941 und das Schicksal Mustafa Schoqais entbehren nicht einer gewissen Tragik. Nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion musste Mustafa Schoqai schmerzhaft erfahren, dass der Feind eines Feindes nicht unbedingt ein Freund ist. Von der Idee, eine Armee von gefangen genommenen, ethnisch turkstämmigen Sowjetsoldaten auf der Seite des Dritten Reichs zum Zweck der Befreiung der Heimat gegen die Rote Armee zu führen, nahm er Abstand, nachdem er die grauenvollen Lebensumstände der Kriegsgefangenen in den Lagern gesehen hatte. In sein Tagebuch schrieb er: „Stalin und Hitler sind beide Schurken.“ Mustafa Schoqai starb am 27. Dezember 1941 in einem Berliner Krankenhaus. Seine Witwe Maria Jakowlewna widersprach dem Bericht der Ärzte, er sei an Typhus gestorben. Sie ging von einer Tötung durch Vergiftung aus. 1848/49 und 1941 fanden zwei revolutionäre Ereignisse und Bewegungen das tragische Ende einer vorläufigen, aber keiner endgültigen Niederlage. In Deutschland gibt weit über die Schwarz-Rot-Goldene Fahne hinaus eine klare historische und ideengeschichtliche Linie von der Revolution 1848/49 zur Weimarer Verfassung von 1919 und über den Prozess zur Schaffung des Grundgesetzes in den Jahren 1948/49, zur friedlichen Revolution von 1989 und zur Wiedervereinigung 1990. In Kasachstan haben Ideen und Wirken von Mustafa Schoqai seinen Tod bei weitem überdauert. So zieht sich eine ideengeschichtliche Linie, bestehend aus der Überwindung von Fremdherrschaft und Unterdrückung sowie der Schaffung von Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit, vom Tod Mustafa Schoqais 1941 bis in die Gegenwart. Auf der Wegstrecke liegen die Scheltoksan-Unruhen im Dezember 1986 sowie die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Kasachstans 1991, bei der eine Verfassung in deutlicher Anlehnung an die Weimarer Verfassung eingeführt wurde. Die sich anschließende Nationenbildung führte viele Ideen bis heute weiter. Es ist daher gut, dass auch in Deutschland in dem folgenden Werk an Mustafa Schoqai erinnert wird. Thomas Helm Vorsitzender der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft

Erscheinungsdatum
Mitarbeit Anpassung von: Peter Franke
Übersetzer Britta Wollenweber
Zusatzinfo schwarz-weiße Abbildungen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 155 x 215 mm
Gewicht 560 g
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Alasch Orda • Alaschordiner • Basmatschi • Boschewiki • Çokay • Dschadiden • Ehrengefangene • Emigration • Enver Pascha • Februarrevolution • Gouvernement Turkestan • Jasch Turkestan • Kasachische SSR • Kasachstan • Kokander Autonomie • Moslemische Kriegsgefangene • Nationale Befreiungsbewegung • Oktoberrevolution • Provisorische Regierung • rsfsr • Russisches Kaiserreich • Schokai • Shokay • Şoqai • Sowjets • Sowjetuniion • Tschokai • Tschokajew • Turkestanische Autonomie • Turkestanische Legion • Turkestanischer Nationaler Sowjet • Ulemisten • Volksfeinde • Zarenreich
ISBN-10 3-932916-82-4 / 3932916824
ISBN-13 978-3-932916-82-3 / 9783932916823
Zustand Neuware
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