Jesus als Therapeut -  Anselm Grün

Jesus als Therapeut (eBook)

Die heilende Kraft der Gleichnisse

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Vier-Türme-Verlag
978-3-7365-0248-2 (ISBN)
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Die Bibel überliefert uns heilende Worte in den Gleichnissen und Heilungsgeschichten. Sie wollen unsere Augen öffnen für einen neuen Blickwinkel auf unser Leben. Jesus zeigt uns einen Weg, schwere Erfahrungen des Lebens zu verarbeiten. Anselm Grün meditiert diese heilsamen Gleichnisse und beschreibt wirksame Bilder, die unsere Seele berühren und unsere inneren Wunden wandeln können. Die Worte der Bibel helfen dabei, sich von krankmachenden Selbstbildnissen zu befreien und sich selbst besser kennenzulernen.

P. Dr. theol. Anselm Grün OSB | ist der wohl bekannteste Mönch Deutschlands. Seine Bücher begleiten Menschen unabhängig ihrer Konfession durch das Leben. In Kursen sucht Anselm Grün immer den Kontakt zu seinen Lesern und findet so Inspiration für neue Bücher.

Bildworte

Jesus spricht in einer bildreichen Sprache. Bilder sind wie ein Fenster, durch das wir hindurchschauen auf das Geheimnis Gottes und das Geheimnis unseres Lebens. Bilder legen nicht fest, sondern öffnen. Die bildhafte Sprache ist immer modern. Denn unsere Seele denkt in Bildern.

In den Bildworten spricht Jesus – so versteht es C. G. Jung –
die archetypischen Bilder unserer Seele an. Die archetypischen Bilder bringen uns in Berührung mit unserem wahren Selbst. Sie führen uns an die innere Quelle, die in uns sprudelt. Über Bilder soll man nicht zu viel nachdenken und sie deuten. Bilder wollen sich in unser Herz einbilden. Sie wollen uns mit dem ursprünglichen Bild in Berührung bringen, das Gott sich von uns gemacht hat.

Gebildet ist nach Platon, dem größten griechischen Philosophen, nicht der, der viel weiß, sondern der, der sich gute Bilder eingebildet hat, der sich letztlich das göttliche Bild in sich einbildet. So wollen uns die Bildworte Jesu mit dem göttlichen Bild in uns in Berührung bringen, damit wir frei werden von den Bildern, die andere uns übergestülpt haben, und frei werden von den Bildern unserer Selbstüberschätzung oder Selbstentwertung.

Die Bilder, die Jesus uns vor Augen hält, sind heilende und ermutigende Bilder. Sie sprechen die inneren Ahnungen unserer Seele nach gelingendem Leben an:

»Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor, und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen.«
Markus 11,23

Viele Menschen haben den Eindruck, dass sie vor einem Berg von Problemen stehen. Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen, sie aufzuarbeiten. In diese Situation hinein sagt Jesus das Wort vom Glauben, das den Berg voller Probleme auflöst. Wenn wir die Aufforderung Jesu wörtlich nehmen würden, dann könnten wir ja zu jedem Berg sagen, er solle sich ins Meer stürzen. Jesus will uns aber nicht zu Zauberkunststücken anleiten, sondern zum Glauben.

Der Berg ist im Traum oft ein Bild für ein unüberwindbares Hindernis. In den Märchen muss oft erst ein Berg abgetragen werden, um die königliche Braut heimführen zu können. (Vgl. Drewermann 680)

Wir sprechen ja auch von einem »Berg von Arbeit«, die zu bewältigen ist, von einem »Postberg« auf unserem Schreibtisch, von einem »Berg von Schwierigkeiten«, die wir lösen sollten. Das Bild des Berges erinnert uns an die Unmöglichkeit, alles zu lösen, was uns zugemutet wird.

Doch wir sollen nicht vor dem Berg resignieren. Jesus verweist uns vielmehr auf den Glauben, der den Berg ins Meer stürzen lässt. Der Glaube ist wie ein Wunder. Auf einmal ist der Berg nicht mehr da, er ist gleichsam ins Meer gestürzt. Wir haben jetzt freie Sicht und freie Bahn, um unseren Weg weiterzugehen.

Der Glaube ist eine neue Sichtweise. Manche bleiben vor dem Berg stehen, sie sind auf die vielen Probleme fixiert und blockieren sich so selbst. Im Glauben übersteige ich die Ebene, auf der sich die Probleme auftürmen. Ich sehe sie von einer höheren Warte aus an, ich sehe sie von Gott her. Und da erscheinen die Probleme auf einmal klein. Sie stürzen zusammen wie ein Berg. So bleibe ich nicht vor dem Berg stehen, sondern kann voll Vertrauen meinen Weg weitergehen.

Die Probleme, die sich in den Weg stellen, erschrecken mich nicht. Der Glaube hilft mir, sie zu relativieren. Ich gehe voll Vertrauen auf die Probleme zu. Dann werden sie oft von alleine kleiner. Sie hindern mich nicht am Leben, sondern sie wecken meinen Glauben.

»Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.«
Matthäus 7,13–14

Das enge Tor, durch das wir gehen, meint, dass wir unsere ganz persönliche Tür finden sollen, durch die wir gehen müssen, um unsere eigene Lebensspur in diese Welt einzugraben. Der breite Weg ist der Weg, den alle gehen. Der enge Weg ist der Weg, den Gott uns zugedacht hat: der Weg, auf dem wir das einmalige Bild leben, das Gott sich von uns gemacht hat.

Der enge Weg ist auch der bewusste Weg. Bewusst zu leben scheint auf den ersten Blick anstrengend zu sein. Aber in Wirklichkeit führt der enge Weg in die Weite. Wir kommen auf ihm in Einklang mit uns selbst. Wer nur den anderen nachläuft, der lebt nicht wirklich. Unsere Menschwerdung gelingt nur, wenn wir unseren ganz persönlichen Weg finden und ihn auch gehen.

Das verlangt ein bewusstes Nachdenken darüber, wer ich denn eigentlich bin, was meine Sendung ist und welche Lebensspur ich in diese Welt eingraben möchte. Wir sollen uns nicht nach den anderen Menschen richten und uns mit ihnen vergleichen, sondern die Tür finden, die für uns reserviert ist, die Tür, die uns zum Leben führt.

Diese Tür ist nicht eng, weil sie uns überfordert, sondern weil wir bewusst in uns hineinspüren sollen, was für uns stimmt und welchen Weg wir von Gott her gehen sollen. Ich soll das einmalige Bild leben, das Gott sich von mir gemacht hat. Das erkenne ich nur durch bewusstes Nachdenken und Nachspüren. Wenn ich das einmalige Bild Gottes in mir lebe, werde ich zum Segen für andere.

Der anglikanische Geistliche John A. Sanford, ein Schüler von C. G. Jung, schreibt über den breiten und engen Weg: »Der breite Weg ist derjenige Lebensweg, den wir unbewusst gehen, der Weg des geringsten Widerstandes und der Identifikation mit der Masse. Der schmale Weg erfordert Bewusstheit, wache Aufmerksamkeit, wenn wir nicht vom Pfade abkommen wollen.« (Sanford 42f)

Was Jesus in diesem Wort meint, bestätigen uns unsere Träume. Da träumen wir oft von schmalen Wegen und von engen Öffnungen, durch die wir hindurchmüssen, oder von Scheidewegen, an denen wir stehen.

Tief in unserem Herzen wissen wir, dass unser Leben durch diese enge Pforte muss, damit wir wirklich unseren eigenen Weg gehen. Mit der Masse zu gehen, sich an ihre Maßstäbe anzupassen, das ist der breite Weg. Aber er lässt uns im Unbewussten. Wenn wir entdecken wollen, wer wir sind und was das Geheimnis unserer Seele ist, dann müssen wir gegen den Strom schwimmen, dann erleiden wir »die Qual und Mühsal, die es bedeutet, ein bewusster Mensch zu werden, der seine Ängste nicht mehr hinter einer Massen-Identität verstecken kann« (ebd. 42).

Der Jude Franz Kafka hat die Botschaft dieses Jesuswortes in seiner Erzählung vom Schloss aufgegriffen. Da erzählt er von einem Juden, der zum Schloss nach Prag geht, um dort einen Auftrag zu erfüllen. Aber der Türhüter hindert ihn da­ran einzutreten. Der Jude wird über das lange Warten alt und schwach. Kurz bevor der Jude stirbt, sagt der Türhüter zu ihm: Jetzt kann ich die Tür ja schließen. Denn die war nur für dich bestimmt. Es gibt eine Tür, die nur für uns bestimmt ist. Diese müssen wir finden.

»Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid.«
Lukas 13,25

Wir kennen das Bild von der verschlossenen Tür aus unseren Träumen. Wenn wir von der verschlossenen Tür träumen, dann bedeutet das immer, dass wir die Beziehung zu unserem Inneren, zu unserem Herzen, zu unserer Seele verloren haben. Wir leben nur im Äußeren. Die Leute, von denen der Herr des Hauses sagt, dass er sie nicht kennt, leben nur äußerlich. Sie leben nicht schlecht. Aber alles, was sie tun, spielt sich nur in der äußeren Welt ab und ist ohne Beziehung zu ihrem Herzen. Selbst ihren Glauben leben sie rein äußerlich. Sie gehen in die Kirche und halten die Rituale ein. Aber sie kommen dadurch nicht mit ihrem Herzen in Berührung. Sie befassen sich sogar mit Jesus, sagen, dass sie mit ihm gegessen und getrunken und dass sie seine Lehre gehört haben. Aber sie haben ihr Herz verschlossen. Zu ihrem Herzen konnte Jesus nicht vorstoßen.

Jesus will uns einladen, von außen wieder nach innen zu gehen, mit unserem Herzen in Berührung zu kommen. Nur dann gelingt unser Leben. Mit dem eindringlichen Wort will
Jesus uns einladen, den Schlüssel zu suchen und zu finden, um die Tür zum Haus der eigenen Seele aufzuschließen, in Berührung zu kommen mit unserem Herzen und mit unserer inneren Welt, mit der Welt des Unbewussten und mit der Welt der inneren Ahnung vom erfüllten Leben. Es genügt nicht, nur nach außen hin etwas zu lernen. Wer nicht in Berührung kommt mit seiner Seele, der ist letztlich vom Leben, »vom Reich Gottes«, wie Jesus im Lukasevangelium sagt, ausgeschlossen.

»Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir, Du kommst von dort nicht he­raus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.«
Matthäus 5,25–26

Dieses Wort müssen wir auf der inneren Ebene verstehen. Beim äußeren Gegner gibt es keinen Grund, immer die Schuld auf uns zu nehmen. Aber beim inneren Gegner sind wir dafür verantwortlich, wenn wir uns nicht einigen können. Wir müssen uns mit unserem Schatten auseinandersetzen und uns mit dem inneren Feind versöhnen, den wir ablehnen.

Wenn wir uns mit dem Gegner in unserer Seele nicht einigen, dann wird er sich in uns zu einem Tyrannen entwickeln, der uns beherrscht. Der innere Richter wird uns dann ständig verurteilen und uns ins Gefängnis...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7365-0248-6 / 3736502486
ISBN-13 978-3-7365-0248-2 / 9783736502482
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