Schneverdingen - Aspekte der Ortsgeschichte

1930 bis 1950
Buch | Softcover
336 Seiten
2024 | 1. Erstausgabe
ecrivir-die textmacher (Verlag)
978-3-938769-35-5 (ISBN)
23,90 inkl. MwSt
Das Buch „Schneverdingen – Aspekte der Ortsgeschichte 1930 bis 1950“ thematisiert die Zeit des Nationalsozialismus. Es versucht, die Frage zu beantworten, wie das Alltagsleben in den Jahren zwischen 1930 und 1950 in einem kleinen Ort in der Lüneburger Heide aussah. Im Kontext der allgemeinen Geschichte spürt es den lokalen Auswirkungen der Zeitumstände nach. Wie etablierte sich der Nationalsozialismus in der Heideregion, wer machte unter der Ägide der NSDAP Karriere, wer wandte sich gegen das faschistische Regime und welche Konsequenzen hatte der Widerstand? In welchem Ausmaß wirkte sich die NS-Ideologie aus, wie weit durchdrangen die Organisationen der Partei das Leben? Welche Auswirkungen hatte der Zweite Weltkrieg, hatten die Verbrechen der Nationalsozialisten in der Region, im Ort? Wie erlebten die Einwohner das Ende des Krieges und wie gestaltete sich der Neubeginn unter britischer Besatzung? Viele Fragen, die dieses Buch nicht alle erschöpfend beantworten kann. Wo die Basis einschlägiger Unterlagen, seien es Primär- oder Sekundärquellen, nicht ausreicht, um gesicherte Erkenntnisse vorzulegen, unterbleibt besser jede Aussage.
Viele wissenschaftliche Publikationen haben die NSDAP, ihren Aufbau und ihre Anhängerschaft, den Nationalsozialismus und seine fatalen Folgen zum Thema und die Reihe der Veröffentlichungen reißt nicht ab. Noch immer gibt es Kontroversen über die Zeit des Nationalsozialismus, was sicher auch damit zu tun hat, dass die Leitlinien und Parameter der Geschichtsforschung sich wandeln. Lange Zeit standen beispielsweise Großstädte und zentrale Orte im Mittelpunkt, wenn es darum ging, die Entwicklung der NS-Bewegung und ihre Auswirkungen zu untersuchen, schienen doch dort die politischen und sozialen Verhältnisse auf den ersten Blick interessanter und aussagefähiger zu sein. Diese Reduzierung auf bestimmte Regionen des Deutschen Reiches wird allerdings der historischen Realität nicht gerecht. Dies belegen schon Ende der 1970er Jahre erschienene Untersuchungen zur NS-Bewegung in Bayern, die deutlich machen, dass der Nationalsozialismus sich auch in der Provinz, in den Kleinstädten und Dörfern, rasch verbreitete, teilweise sogar noch vor der sogenannten Machtergreifung am 30. Januar 1933. Die Befassung mit der Provinz, dem ländlichen Raum, zeigt, dass die Kleinstadt oder das Dorf nicht nur Objekte nationalsozialistischer Politik waren, sondern dass auch dort Akteure die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne der ‚NS-Ideologie‘ vorantrieben. Gewalt und Verbrechen, Diskriminierung, Verfolgung und Vertreibung, Rassismus und Antisemitismus bestimmten vor allem die Provinz.
Diese Erkenntnis hat sich aber bis heute noch nicht allgemein durchgesetzt. Ihr steht die Auffassung entgegen, die Provinz sei mental immobil und politisch reaktionär gewesen. Im Gegensatz dazu lässt sich eine Radikalisierung nationalsozialistischer Politik für ländliche und überwiegend protestantische Gegenden schon für die Zeit ab Beginn der 1920er Jahre konstatieren. Belegt ist dies für Niedersachsen, auf dessen Gebiet die Gaue Osthannover, Südhannover-Braunschweig und Weser-Ems bestanden. Schon 1921 gründete sich in Hannover-Nordstadt die erste NSDAP-Ortsgruppe außerhalb Bayerns, reichsweit war sie die fünfundzwanzigste. Bei den Reichstagswahlen 1932 erreichte die NSDAP in Niedersachsen große Mobilisierungserfolge, nur im Emsland, dem Oldenburger Münsterland und in der katholischen Exklave um Hildesheim blieb der Zustrom geringer. Im Gau Osthannover, deckungsgleich mit dem Reichstagswahlkreis Nr. 15, zu dem auch Schneverdingen gehörte, erzielte die NSDAP bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 einen Stimmenanteil von 49,5 Prozent und lag damit erheblich über dem Reichsdurchschnitt. Dieser Gau gehörte zu denjenigen, die schon 1929 eine ausgebildete nationalsozialistische Struktur aufwiesen und zu den ‚NS-Hochburgen‘ des Reiches zählten. Diese waren besonders als Schauplätze für die Inszenierungen der ‚Blut- und Boden-Ideologie‘ Hitlers prädestiniert. So ist es kein Zufall, dass die ‚Reichsbauernstadt‘ Goslar und der Schauplatz der Reichserntedankfeste, der Bückeberg bei Hameln, im Gau Südhannover-Braunschweig lagen. In diesem Gau wurde im Jahr 1938 bei Fallersleben die ‚Stadt des KdF-Wagens‘ gegründet, um dort eines der wirtschaftlichen Vorzeigeprojekte des NS-Staates zu realisieren. Der Gau Osthannover, gering bevölkert und sehr stark ländlich geprägt, rühmte sich der Lüneburger Heide und der dort lebenden bodenständigen, arbeit- und genügsamen Heidebauern.

Martina Grohmann, geboren 1960, studierte Geschichte, Anglistik, Germanistik und Pädagogik an der Universität Hannover. In Hannover absolvierte sie auch ihre Ausbildung zur Gymnasiallehrerin und legte das zweite Staatsexamen ab. Seit 1991 arbeitet Martina Grohmann als Geschichtswissenschaftlerin. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Agrargeschichte, der Stadtgeschichtsforschung sowie der ländlichen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Dr. Olaf Grohmann, geboren 1960, studierte Geschichte, Anglistik und Pädagogik an der Universität Hannover. Den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien schloss er mit dem zweiten Staatsexamen in Braunschweig ab. Seit 1988 arbeitet er als Geschichtswissenschaftler in den Bereichen Umwelt- und Technikgeschichte sowie niedersächsische Regional- und Lokalgeschichte.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Fotografien und Dokumente
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 965 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Heideregion • Nationalsozialismuns • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-938769-35-1 / 3938769351
ISBN-13 978-3-938769-35-5 / 9783938769355
Zustand Neuware
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