Mit Matthäus "... bin ich noch nicht fertig" -  Joachim Nötzig

Mit Matthäus "... bin ich noch nicht fertig" (eBook)

Theologische Existenz mit dem Mattäusevangelium - Ein Kommentar Bd.1, Kap 1-14
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2024 | 1. Auflage
442 Seiten
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978-3-7583-5303-1 (ISBN)
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Dieser kleine Kommentar zu den ersten 14 Kapiteln des Matthäusevangeliums entstand aus gewecktem Interesse im Studium, eigenen Arbeiten mit den Texten und der Neugier, da weiter zu suchen, wo andere aufhören. Gespräche mit Schülerinnen und Schülern über die Bergpredigt, Schriftsteller wie Franz Alt und Ernesto Cardenal, aber auch Theologen und eigenes "predigen müssen" standen an seiner Wiege. Aber auch die Begeisterung für einen Schriftsteller, der die Jesusgeschichte neu erzählt und dabei auch für sich und andere gliedert und formt. Für die 2. Auflage wurde einge Fehler der ersten Auflage korrigiert.

Joachim Nötzig, geb. 1967, ist seit fünfundzwanzig Jahren als Pfarrer der bayerischen Landeskirche tätig. Die Idee für diesen Kommentar ist im Grunde genommen schon im Studium entstanden und hat ihn über die Jahre nicht losgelassen. "... und er ist noch nicht fertig." Nach Stationen in Büchenbach und Nürnberg-Katzwang ist er seit Dezember 2023 als erster Pfarrer in Wassertrüdingen tätig.

Kapitel 4,23-25; Jesus als Heiler – ein erstes Summarium


23 Und er durchzog das ganze Galiläa lehrend in deren Synagogen und verkündend das Evangelium der Königsherrschaft und heilend alle Krankheiten und Schwächen im Volk.

24 Und die Rede von ihm durchzog ganz Syrien und sie brachten zu ihm alle, die unterschiedliche Krankheiten hatten und von Leiden gedrückt wurden und besessen und mondsüchtig oder gelähmt waren und er heilte sie. 25 Und eine große Menge aus Galiläa und der Dekapolis und Jerusalem und Judäa und dem Gebiet am Jordan folgte ihm nach.

Analyse


4,23-25 ist als Summarium gestaltet. Solche Texte dienen zunächst als allgemeine Zusammenfassung des Geschehens. Häufig gestalten sie Übergänge von Unterabschnitten und raffen so auch erzählte Zeit. Inhaltlich aber fassen sie Wesentliches komprimiert und prägnant zusammen und schildern Wirkungen. Im Blick auf die Übergänge bereiten sie Kommendes vor.

V 23 entspricht Mk 1,39. Mt weitet aber die Heilungstätigkeit Jesu aus.

In V 25 knüpft Mt an Mk 3,7.8 an, streicht aber Idumäa, Tyrus und Sidon und ergänzt die Dekapolis. Damit würde das Gebiet in etwa das einstige jüdisch Kernland umfassen181.

24f hat seine Entsprechung in Mk 3,7.8. Im Blick auf die Gesamtkomposition des Mt zeigt sich, dass 4,23 in 9,35 fast wörtlich wieder kommt. Dadurch schafft der Evangelist eine Inklusion. Schniewind hat darüber hinaus gezeigt, dass der Aufbau von Kap 5-9 dem in 4,23-25 erzähltem entspricht182.

Diese Inklusion gilt mir als Hinweis darauf, dass hier der erste Hauptteil des Evangeliums beginnt.

Auslegung


V23 Jesu Tätigkeit wird hier als weitgehend mobil dargestellt. Kapernaum soll also wohl nur so eine Art „Stützpunkt“ sein. Jesus durchzieht Galiläa, sein Wirken aber strahlt in den ganzen syrischen Raum aus. Die Erwähnung der Synagogen zeigt eindeutig, dass Jesus sich dem Volk Israel zuwendet. Zugleich zeigt das distanzierte (ihren), dass Mt und seine Leser nicht mehr zu diesen Synagogen gehören.

Neben die Predigt und die Lehre stellt Matthäus das Heilen von Krankheiten. Matthäus betont, dass Jesus alle Krankheiten und alle Kranken, die zu ihm kommen, heilt. Er übersteigert damit die einzelnen Heilungen zu einer Art Dauerzustand183. Neben (Krankheit) gebraucht Mt das LXX-Wort das möglicherweise so viel wie „Schwäche“ bedeuten soll184.

V24 Hier schildert Matthäus die Außenwirkung des Evangeliums. Dass er explizit Syrien, also ein außerisraelitisches Gebiet, in den Mittelpunkt stellt, mag ein Hinweis darauf sein, dass sein eigener historischer Ort hier zu finden ist185.

Die drei Krankheiten bzw. Leiden Besessenheit, Mondsucht und Gelähmtsein wird der Evangelist später exemplarisch bearbeiten. Zu jedem Leiden gibt es eine besondere Wundergeschichte186.

V25 Mt gebraucht hier den Begriff (nachfolgen) mit dem er die Nachfolge der Gemeinde beschreibt. Dass dieser Begriff hier konsequent auf die Masse angewandt wird, erweist das Evangelium von vorneherein als eine Botschaft, die sich an eine breite Öffentlichkeit wendet und die viele erreichen will. Matthäus sieht es nicht als das esoterische Wissen oder den Glauben eines beschränkten Zirkels an. Die Botschaft Jesu ist generell offen für viele Nachfolger. Damit bereitet er indirekt ein weiteres Mal seine Zuwendung zu den Heiden vor.

Kompositorisch bereitet die Masse die folgende Bergpredigt, die ja eine Hörerschaft braucht, vor.

Zusammenfassung


Mit einem Summarium beginnt Matthäus die eigentliche Beschreibung des Wirkens Jesu. Hier setzt sein Evangelium als „Gute Nachricht“ ein, in dem er die Wirkung dieser guten Nachricht beschreibt. Er beschreibt sie in räumlicher Hinsicht, indem er die Außenwirkung der Botschaft schildert. Er beschreibt sie aber auch im Blick auf ihre Folgen für die Menschen: Die Masse ist zur Nachfolge gerufen. Vor allem aber beschreibt er sie inhaltlich, indem er ihren Inhalt als Lehre und Heilung zeichnet.

Die Bergpredigt


Mt fasst die Lehre Jesu in mehreren Redekomplexen zusammen. Die erste größere Rede ist die so genannte Bergpredigt in den Kapiteln 5-7187. In ihrem Zentrum steht das Vater Unser188.

Was das bedeutet, soll dort analysiert werden. Der Aufbau der Rede zieht sich symmetrisch um dieses Gebet herum, was eine umso größere literarische Leistung ist, wenn man bedenkt, dass Mt diese Rede aus verschiedenen Stoffen zusammenträgt.

Mit der so genannten Feldrede des Lk (Lk 6,20-49) hat er zwar einen Grundstock189 gemeinsam, den er aber extensiv ausdehnt und mit anderen Q-Stoffen und Sondergut auffüllt, bzw. grundlegend neu konzipiert. Den Hauptteil der Bergpredigt bilden 5,177,12. Mt rahmt diesen Hauptteil mit zwei Aussagen über Gesetz und Propheten190.

Eine vieldiskutierte Frage ist, ob es sich bei der Bergpredigt um eine gezielte Belehrung für die Jünger handelt oder ob Mt sie als grundsätzliche Konzeption einer Ethik gebraucht. Mt selbst lässt in der Einleitung offen, ob sie sich speziell an die Jünger oder an die ganze Menge richtet. Ich denke, er spielt bewusst mit dieser Offenheit. Sein Evangelium betont die Offenheit der Gemeinde für die Menge. Ich sehe daher keine echte Alternative zwischen einer rein „internen“ Ethik und einer „Ethik für alle“. Mt will diese Ethik, diese Lehre als attraktiv und diskussionsfähig für die Welt darstellen. Daher soll „eure Gerechtigkeit“ besser sein, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer. Darum gleicht „der, der diese Rede tut“, einem klugen Mann. Sie weist die Welt auf die Lehre Jesu hin. Sie zeigt, dass diese Weisheit konkurrenzfähig ist und sie lädt zum „Königreich der Himmel“ ein. Insofern ist sie Evangelium und nicht Gesetz, um auf eine klassische Unterscheidung hinzuweisen. Sie ist auch keine „Interimsethik“, sondern für ihn schlicht Teil der Verkündigung Jesu.

Ein Zentralbegriff ist das Wort (Gerechtigkeit)191. Siebenmal gebraucht Mt dieses Wort in seinem Evangelium, fünfmal davon taucht es in der Bergpredigt auf192. Der Begriff erscheint dabei immer an Schlüsselstellen. Da für Mt ein Beziehungsbegriff und keine Norm ist, stellt die Bergpredigt kein neues Gesetz dar, sondern einen Entwurf zur Neugestaltung der Beziehungen zwischen Menschen und Menschen und Menschen und Gott. Sie ist geprägt von einer unbegrenzten Zuversicht, dass sich das Zusammenleben der Menschen von der (Königreich der Himmel) her neugestaltet. Joachim Jeremias meint, zu jedem Satz der Bergpredigt sei vorher „die Predigt von der Königsherrschaft Gottes“ zu hören193. Vor jedem Satz sei als „Vorsatz“ zu ergänzen: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Die Bergpredigt eröffnet uns also nicht nur den Blick für eine Situation, sondern auch für das, was vor allem schon für uns gilt. Erst die Seligpreisungen, dann die Folgen!

Der Aufbau der Bergpredigt


Mt beginnt die Rede nach zwei überleitenden Versen (5,1f) mit einer Art Prolog, den „Seligpreisungen“ (5,3-12); in 5,13-20 folgt eine weitere programmatische Eröffnung. Der erste Hauptteil umfasst die sechs so genannten „Antithesen“, (5,21-48) denen dann drei Weisungen zu Grundanliegen der Frömmigkeitspraxis (6,1-18) und verschiedene Einzelanweisungen (6,19-7,12) folgen. Vier antithetisch geformte Abschnitte in 7,13-27 formen den „eschatologisch ausgerichteten“194 Schluss.

Kapitel 5,1-12; Die Seligpreisungen


1 Aber die Menge sehend stieg er auf den Berg und setzte sich und seine Jünger kamen zu ihm! 2 Und er öffnete seinen Mund und lehrte sie:

3 Selig die Armen im Geist,
denn ihrer ist das Königreich der Himmel.

4 Selig die Trauernden,
denn sie werden getröstet werden.

5 Selig die Sanftmütigen,
denn sie werden erben die Erde.

6 Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit,
denn sie werden satt werden.

7 Selig die Barmherzigen,
denn ihrer wird sich erbarmt werden.

8 Selig die reinen Herzens sind,
denn sie werden Gott sehen.

9 Selig die Friedensstifter,
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

10 Selig die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen,
denn ihrer ist das Königreich der Himmel.

11 Selig seid ihr,

wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch lügend alles Böse nachsagen, wegen mir. 12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn wird groß sein in den Himmeln. Denn so haben sie auch die Propheten verfolgt vor euch.

Den Begriff habe ich traditionell mit „selig“ wiedergegeben. Das...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7583-5303-3 / 3758353033
ISBN-13 978-3-7583-5303-1 / 9783758353031
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